Admiral General Aladeen könnte wohl kaum ein besseres Leben führen. Er ist der Diktator des fernen nahöstlichen Staates Wadiya, der direkt rechts neben dem Sudan liegt. Mit seinen alleinherrschenden Fähigkeiten unterdrückt er somit seit vielen Jahren seine Bevölkerung und kann über Reichtum, Meinungen und Entwicklungen frei entscheiden. Jeder, der ihm dabei im Weg steht wird gnadenlos hingerichtet und seit einziges Ziel gilt seit je her dem Bau einer Atomrakete zur Bombardierung Israels. Kein Wunder, schließlich ist er doch eng mit Osama Bin Laden befreundet und gilt als Verbündeter des Iran. Dumm nur, dass er plötzlich gezwungen ist, ausgerechnet in jenes Land zu reisen, das zu seinen größten Erzfeinden gehört: Die Vereinigten Staaten von Amerika. Gerade erst dort angekommen, nutzt sein engster Vertrauter prompt die Gelegenheit, den Diktator durch einen Doppelgänger zu ersetzen und plant, eine Demokratie in seinem Heimatland einzusetzen. Um dies zu verhindern gibt es nur noch eine Chance: Er muss fortan völlig ohne Macht und Privilegien in einem Bio-Laden arbeiten, um so Zugang zur Unterkunft des Doppelgängers zu erhalten. Letztendlich läuft aber alles nicht ganz so, wie geplant…
Kritik:
Die recht einzigartigen und von besonderem Humor geprägten Filme mit Sacha Baron Cohen gelten als die wohl umstrittensten Komödien unserer Zeit. Das mochte bisher sicherlich daran liegen, dass der recht makabre und oftmals unterhalb der Gürtellinie liegende Humor in der deutschen Synchronisation selten gut bei den Zuschauern ankam – ganz im Gegensatz zur überaus witzigen Originalversion. Doch auch dieser gestaltete sich oftmals dermaßen provokant, dass so manchem das Lachen im Halse stecken blieb. Die Vorgänger „Borat“ und „Brüno“ stießen daher nicht bei jedem Heimkinofan auf Gefallen. Mit „Der Diktator“ versucht sich Cohen nun tatsächlich einmal an einer ernstzunehmenden politischen Satire – ob und wie ihm das gelingt, mag letztendlich aber jeder für sich beurteilen, denn auch sein neuester Streifen lässt sich humoristisch nur schwer in bekannte Schubladen einordnen.
Politische Satire mit Provokation
Eines muss man seinem neuesten Titel allerdings lassen: Während sich „Borat“ noch an politischem und systemkritischem Humor versuchte, dabei allerdings an sexistischem Fäkalhumor zu Grunde ging, kann man „Der Diktator“ nun tatsächlich erstmals auch als echte Politsatire bezeichnen. Sicherlich haben der Bezug auf aktuelle weltpolitische Ereignisse, die Kritik am übertriebenen Sicherheitsbedürfnis der Amerikaner, als auch die etwas andere Sicht auf Diktaturen ihren Teil dazu beigetragen. Zu den größten Gags des Films zählen also eindeutig die provokanten Anspielungen auf den 11. September 2001 und dem Anti-Terror-Wahn der USA, wie auch die schrägen Situationen im fiktiven Land Wadiya. Optisch macht Sacha Baron Cohen dabei übrigens einen erstklassigen Eindruck, erinnert er uns wohl so manches Mal an den Diktator aus dem PC-Spiel „Tropico 4“ und nimmt sich selbst auch dementsprechend nicht immer ganz ernst. Umso erstaunlicher, dass wir als Zuschauer ihn dabei zum ersten Mal sogar tatsächlich ernst nehmen können und der Film ohne weiteres tatsächlich als witzig empfunden werden kann. Da kommen dann vor allem Gags über Völker- und Politikerklischees verdammt gut rüber. Das ist endlich echte Satire!
Rassismus, Sexismus und Demokratiefeindlichkeit
Leider schafft es aber auch „Der Diktator“ nicht auf schäbigen Humor unterhalb der Gürtellinie zu verzichten. Offensichtlich, so scheint es zumindest immer wieder, kann Sacha Baron Cohen wegen seiner wohl vermutlich exhibitionistischen Veranlagung einfach nicht darauf verzichten, seine Genitalien vor die Kamera zu halten und stumpfe sexistische Gags von sich zu geben. Da fällt schnell so mancher politisch unkorrekte Witz gegenüber dem anderen Geschlecht, oder auch andersfarbigen Menschen. Nimmt man dabei die üblichen Klischees auf die Schippe und spricht lediglich das aus, was sich viele Menschen nicht zu sagen wagen, so kann „Der Diktator“ auch hierbei seine Zuschauer sicherlich desöfteren zum Lachen bringen. Das ist eine Tatsache, die Sacha Baron Cohen bei seinen früheren Filmen meist leider nicht gelang. Doch vereinzelte Gags verkommen auch in dämlichem Fäkalhumor, wenn es gegenüber einer Schwangeren heißt „Wird es ein Junge, oder eine Abtreibung?“ und Cohen gelegentlich einen Vergewaltigungsgag hinlegt, bei dem er dann auch noch gleich eine schwangere Frau während des Geburtsprozesses missbrauchen will. Das wiederum sind bei all der gelungenen Satire und dem oftmals einzigartigen witzigen Humor dann wiederum Szenen, die alles andere als lustig rüberkommen. Eines muss man den Machern aber lassen: Im Gegensatz zu „Borat“ halten sich derartige Szenen nun etwas mehr zurück und „Der Diktator“ bekommt eine echte Story mit süßer Liebesgeschichte und toller Politsatire. Cohen ist also auf dem richtigen Weg.
Fazit:
Wer hätte das gedacht? Sacha Baron Cohen gelingt zum ersten Mal eine echte Politsatire mit einzigartigen witzigen Gags und einer wirklich süßen Lovestory, die auf provokante Art mit allen Feminismus- und Geschlechterklischees aufräumen will. Als politisch unkorrekter Diktator, der sich selbst nur allzu gern auf die Schippe nimmt, macht er zudem eine gute Figur. Lediglich kurze sexistische Einlagen mit Fäkalhumor unterhalb der Gürtellinie trüben ein wenig den Spaß. Nichtsdestotrotz der bisher beste Cohen-Film.