Sam Childers hatte es in seinem Leben nie gerade einfach, seitdem er wegen Drogenhandels mehrere Jahre im Gefängnis gesessen hat. Kurz nach seiner Entlassung hat er somit zunächst Probleme, sich in der normalen Gesellschaft wieder zu recht zu finden und droht, schnell wieder in die alten Verhaltensmuster zurückzufallen. Eine Tatsache, die seine Frau und die Kinder nicht mehr weiter hinnehmen wollen und ihn dazu drängt, sein Leben endlich grundlegend zu ändern. Nachdem auch seine Frau offensichtlich den Weg zu Gott gefunden hat, sieht er seine neue Bestimmung fortan darin, unschuldigen Kindern in Afrika zu helfen und sich sein eigenes Bild von den wahren Problemen der Erde zu machen. Als selbsternannter Priester und Kämpfer für die Gerechtigkeit legt er sich fortan mit skrupellosen Soldaten an – dumm nur, dass Gott im Kriegsgebiet selten eine echte Hilfe ist…
Kritik:
Es ist wahrlich keine Seltenheit, dass Menschen mit einer schlechten Vergangenheit alles daran setzen, ihr Leben grundlegend zum Positiven zu ändern. Ebenso ist es keine Seltenheit, dass eben solche Menschen regelrecht auf der Suche nach den negativen Dingen auf der Welt sind. So auch Sam Childers, der tatsächlich nach seinem Gefängnisaufenthalt auch im realen Leben die Erkenntnis gefunden hat, endlich große Dinge bewegen zu wollen. Lediglich die Beweggründe mögen für manchen etwas zweifelhaft sein.
Die Suche nach Gott
Das mag daran liegen, dass „Machine Gun Preacher“ zu Beginn ein wenig klassisch amerikanische Klischees ausbaut. Wir wissen: Die Amerikaner sind oftmals streng gläubig und übertreiben es gern einmal mit der christlichen Religion, was oft dazu führt, dass Verbrecher in Filmen nur allein mit Hilfe von Gott zu einem besseren Menschen werden. Auf den ersten Blick mag das auch in diesem Actionstreifen der Fall sein, denn Sam Childers, ehemals Drogendealer und Biker wird von seiner eigenen Frau missioniert, konvertiert zum christlichen Glauben und findet fortan Erkenntnis und Erleuchtung. Es scheint, als hätte Gott sein Leben grundlegend verändert und nur er allein gäbe ihm Kraft, all die vielen Dinge zu schaffen. Da macht es sich „Machine Gun Preacher“ zunächst etwas zu einfach und mutiert zum religiösen Missionierungsfilm, denn auf längerfristige charakterliche Entwicklungen wird kaum eingegangen. Die Entwicklung vom Gangster zum vermeintlich Heiligen geht hier ein wenig zu abrupt, sodass Gott als Erklärung für Alles schnell herhalten muss, ohne die Psyche des Mannes tatsächlich zu begutachten.
Gott verhindert keinen Krieg
Im späteren Verlauf allerdings kommt die große Wendung: „Machine Gun Preacher“ wird deutlich kritischer und erhält Tiefgang bei den Charakterzeichnungen. Die Erfahrungen, Erinnerungen und Geschehnisse im Kriegsgebiet von Sudan haben Auswirkungen auf den knallharten, aber eben auch innerlich weichen Kerl, der die Glaube an einen Gott, der all das tatsächlich zulassen kann, allmählich aufgibt. Die heile Welt der Religiösen steht in krassem Kontrast zur brutalen Realität des Krieges, die einen liebevollen und gütigen Gott kaum mehr wahrscheinlich macht. Das wird dem Protagonisten klar – und dem Zuschauer knallhart vors Gesicht gehalten. Allerdings muss man auch positiv anrechnen, dass „Machine Gun Preacher“ eben kein Blatt vor den Mund nimmt und ebenso harte, wie gesellschaftskritische Themen anspricht. Seien es Kindersoldaten im fernen Afrika, oder die Luxusprobleme der ersten Welt. Schnell wird uns klar, dass dieser Streifen nicht immer zimperlich mit den Themen umgeht.
Harter Kerl mit weichem Kern
Herausragend sind unterdessen die schauspielerischen Leistungen von Gerard Butler, der hier den einerseits harten Biker, andererseits aber auch den liebevollen Familienvater zeigt. Trotz erster Gewaltausbrüche und innere Konflikte, zeigt er schnell auf vielfältige Weise seine liebevolle und einfühlsame Seite als Mann, der sich für die Schwächeren auf der Welt einsetzt. Es ist ein psychologischer Tiefgang eines Mannes, der trotz all seiner oberflächlich schlechten Eigenschaften eigentlich auf der Suche nach dem wahren Sinn des Lebens ist und endlich einer höheren Bestimmung nachkommen möchte. Er will etwas bewegen und zwar da, wo es wirklich nötig ist. Dazu zeigt „Machine Gun Preacher“ auch oft und gerne die direkten Kontraste zwischen normalen modernen amerikanischen Leben und den krassen Problemen der dritten Welt durch einen Mann, der quasi ein Doppelleben führt, zwischen beiden Gegenden hin und her gerissen. Doch der Film entlarvt zugleich trotz einiger missionarischer Ansätze die Dummheit der Menschen, die doch nur wie Schäfchen einem Redner folgen, der ihnen Lügen über Gott und die Welt auftischt. Erstklassig!
Fazit:
Trotz christlich missionarischer Ansätze zur Erfüllung amerikanischer Klischees überzeugt „Machine Gun Preacher“ basierend auf einer wahren Geschichte mit einem herausragenden Gerard Butler als vielseitigen Hauptdarsteller und einer überaus spannenden, schockierenden Kriegsgeschichte.