1937: Im spanischen Bürgerkrieg geht es dem örtlichen Zirkus besonders an den Kragen. Ein Clown, der von den Milizen zwangsrekrutiert wird, soll fortan mit einer Machete bestückt den faschistischen Feinden Angst machen und landet nicht allzu viel später im selben Massengrab, wie die meisten anderen Spanier. Nun, einige Jahrzehnte später schlüpft sein Sohn Javier in die Fußstapfen seines Vaters und heuert ebenfalls als Clown in einem Zirkus an. Dort kann er zunächst kaum mit dem großen Star Sergio mithalten, der seit je her für enorme Einnahmen und große Begeisterung bei den Kindern sorgt. Doch der Clown, der äußerlich wie ein liebevoller witziger Mann wirkt, entpuppt sich hinter den Kulissen als grausamer und brutaler Sadist, unter dessen Gewaltausbrüchen vor allem Freundin Natalia zu leiden hat. Dumm nur, dass Javier sich auf den ersten Blick in die hübsche Frau verliebt und somit direkt aufs Verderben zurast…
Kritik:
Der Clown war schon immer eine recht zwiegespaltene Gestalt, die für verschiedenste Effekte verwendet wurde. Im Zirkus sollte er stets für die Belustigung der Gäste sorgen, konnte aber vor allem einigen Kindern wegen seines schrägen Aussehens durchaus auch Angst machen. Die Filmindustrie nutze dies bereits zu frühen Zeiten für Schockmomente und die Verkörperung brutaler Killer, sodass der Clown immer wieder eine Figur in gruseligen Horrorfilmen wurde. Nun, manchmal geht es dann auch eine Nummer tiefgründiger und künstlerischer, wenn der brutale Killer-Clown doch eigentlich auch nur ein netter gefühlvoller Mensch „von nebenan“ ist.
Clown mit Machete
Auf den ersten Blick scheint „Mad Circus“ mit seiner überaus brutalen Art eine Mischung aus „Machete“ und „Wasser für die Elefanten“ darzustellen, was sicherlich daran liegen mag, dass bereits die ersten Szenen mit extremer Gewalt und einer interessanten Form der Provokation auffallen. Die Milizen kämpfen mitten im Bürgerkrieg gegen Faschisten und zögern nicht lange, wenn es um die Ausübung grober Gewalt gehen mag. Menschen werden erschossen, Blut spritzt recht ansehnlich aus den Körpern der Opfer und vor allem vor Kindern wird nicht zwingend immer Halt gemacht. Doch das mögen nicht einmal die schlimmsten Szenen sein, denn insbesondere die teils frauenfeindliche sadistische Form der Gewalt seitens einer der Hauptdarsteller verpasst „Mad Circus“ eine gewisse Intensität und letztendlich auch den eigentlichen Schockfaktor. Dabei muss man zugeben: Psychologisch nachvollziehbar mag das sogar sein – ein Grund mehr also, warum der Film beim Zuschauer so viel bewirkt.
Die verbotene Liebe
Nun, dass insbesondere Menschen mit schlechter Kindheit und schrecklichen Erinnerungen zu extremen Gewalttaten, Amokläufen und einer insgesamt eher menschenverachtenden, melancholischen Grundhaltung neigen, mag sicherlich nichts Neues sein. Besonders Menschen, die in frühen Jahren ihre Eltern verloren, haben es da nicht allzu leicht, wenn sie andere Gewalttäter bei ihren Machenschaften beobachten. Umso schlimmer dann, wenn ein brutaler Sadist auf ein eben solches hasserfülltes Opfer stößt, dessen Erinnerungen schnell wieder zum Vorschein kommen. Javier, der hier als trauriger Clown – sehr künstlerisch übrigens – die Hauptrolle darstellt, mag eben ein solches Opfer sein, das passend zu seinem äußerlichen Stil eine innerlich bereits zerrissene Seele vorzuweisen hat. Als ruhiger, sympathischer und eher schüchterner Mensch brodelt in ihm somit der Hass gegen alles Schlechte auf der Welt, sodass die Rache nicht allzu lange auf sich warten lässt. „Mad Circus“ hat an dieser Stelle auf eine besonders gelungene Charakterzeichnung geachtet und scheut nicht davor, die psychologischen Abgründe der Menschheit unter die Lupe zu nehmen. Trotz heftigster Rachegelüste ist es dann am Ende doch der bösartige Sadist, der zum Bösewicht mutiert. Auf eine gewisse Weise mag man „Mad Cirus“ da durchaus etwas Gewaltverherrlichung zusprechen, auch wenn viele Szenen doch sehr künstlerisch überspitzt und surreal krank dargestellt werden.
Makabre Kunst
Ein großes Lob muss man unterdessen auch dem Maskenbildner zusprechen, immerhin ist es ihm doch auf eine sehr schräge, kranke und makabre Art gelungen, den Killer-Clown in einem total abgefahrenen Licht erscheinen zu lassen. Dass man „Mad Circus“ nicht immer ganz ernst nehmen kann und sich fast schon satirischer Mittel mit schwarzem Humor bedient, wird spätestens dann deutlich, wenn Javier im Priester-Look sich das Gesicht mittels Bügeleisen entstellt und sich als trauriger weißer Clown etliche Munition für seine zwei Maschinengewehre umhängt, um damit die halbe Stadt zu demolieren – alles zum Zwecke der Liebe und der Rache versteht sich. Das sieht dann nicht nur genial aus und verdient rein optisch schon eine Auszeichnung, sondern hat auch noch ein enormes Action-Tempo, das sicherlich keine Langeweile aufkommen lässt. Diesen Streifen sollte man sich also nicht entgehen lassen, denn sowas hat sicher noch niemand gesehen.
Fazit:
Total abgefahren: Als psychisch kranker, schräger Clown tritt Javier gegen einen brutalen Sadisten an, um mit schwarzem Humor, abgedrehter Action und einem schrägen künstlerischen Stil für eines der genialsten Actionspektakel des Jahres zu sorgen.