Mit seiner Karriere als Boxchampion mag es bei Micky Wards bisher nicht allzu gut laufen. Das mag wohl daran liegen, dass sein Halbbruder sich als drogensüchtiger Trainer versucht und die chaotische, durchgeknallte Mutter mit zahlreichen Kindern die Rolle des Managers übernommen hat. Da mangelt es dann nicht nur an herausragenden Kämpfen, sondern auch an Verhandlungsgeschick. Einziger Erfolg mag sich bei seinem Bruder einstellen, der im Fernsehen mit einer Dokumentation über Drogensucht überzeugen kann – wenn auch nicht unbedingt nur im positiven Sinne. Nach und nach entwickelt sich die Situation für Micky immer mehr zum Negativen und eine Auseinandersetzung mit dem Gesetz könnte das vorzeitige Aus bedeuten. Wie gut also, dass Freundin Charlene die letzte Chance erkennt…
Kritik:
Die meisten Menschen würden wohl keine Karriere als Boxer vorziehen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Denn selbst mit schlagkräftigen Fäusten mag man nicht gerade davor verschont bleiben, seinen Körper selbst zu zerstören und womöglich im nächsten Kampf zum Krüppel zu werden. Doch auch der finanzielle Erfolg hängt nicht nur von körperlichen Leistungen ab, sondern auch noch von einem guten Management und einem qualitativen Trainer. Dumm nur, dass die Unterstützung durch den Bruder nicht immer so vorteilhaft erscheint, wie bei den Klitschko-Brüdern.
Mit der Familie in den Ring
Im Mittelpunkt steht bei der Boxkarriere von Mark Wahlberg vor allem die Familie, die wichtige Jobs übernommen hat. Statt externes Management, das ihn lediglich zum Sprungbrett für andere Kämpfer machen würde, wird er direkt aus erster Hand vom Bruder trainiert und von der Mutter gemanagt – eine Konstellation, die zwar dank des Bruders ehemaliger Karriere genügend Erfahrung mit sich bringt, aber zwischenmenschlich nicht immer einfach ist. Die Familie scheint da nicht immer der optimale Verhandlungspartner zu sein und sieht nur allzu gerne dabei zu, wie Micky sich selbst beinahe zu Tode prügeln lässt. Bei all der Sucht nach Erfolg und dem Blick dafür, was das Beste für den eigenen Sohn sein mag, wird das Urteilsvermögen getrübt und großer Schaden angerichtet. Hier wird „The Fighter“ sehr emotional, denn neben dem Kampf steht die familiäre, teils sehr traurige Situation im Vordergrund, die zwischen Liebe zur Freundin und Rückhalt durch die Familie hin und her schwankt, auf der Suche nach dem eigenen Weg. Wahlberg brilliert in seiner Meisterleistung und spielt einen authentischen aufsteigenden Boxer.
Ein Teil des Geschehens
Doch durch diesen starken familiären Bezug erhält „The Fighter“ auch eine unglaubliche Nähe, die wir nicht einmal in „Million Dollar Baby“ seinerzeit zu sehen bekamen. Stets haben wir den Eindruck, voll und ganz ins Geschehen einbezogen zu werden und uns mittendrin zu befinden. Mark Wahlberg wirkt so natürlich und lebensecht, dass er beinahe neben uns stehen könnte und übt einen gewöhnlichen, nachvollziehbaren Umgang aus. Dass ein vermeintliches Kamerateam irgendwie immer dabei ist und als dritte Person einen Dokumentarfilm über Drogen zu drehen scheint, macht den Film sogar noch natürlicher, ohne dabei den Eindruck zu verleihen, wir würden selbst nur durch eine Kamera sehen. Das ist eindrucksvoll und verleiht „The Fighter“ eine noch nie da gewesen Atmosphäre. Doch auch neben dem ganzen Familiendrama und Boxkampf-Spektakel gibt es da noch die süße Lovestory um die sexy Charlene, gespielt von Amy Adams und um die Gesetzesübertritte von Halbbruder Dicky, die viel Polizeiaction mit sich bringt und auch die Arbeit der Ordnungshüter in Frage stellt, ohne dabei klar Pro- oder Contra-Stellung zu beziehen. Klasse, denn so kann „The Fighter“ über seine gesamte Laufzeit überzeugen und fesseln, bis wir in einem spektakulären Showdown-Finale fast außer Atem sind.
Fazit:
Mark Wahlberg brilliert als zweifelnder aufsteigender Boxchampion mit all seinen Familienproblemen und seinem authentischen, nachvollziehbaren und emotionalen Auftritt.