Für den jungen Mr. Wakefield kommt ein schrecklicher Schicksalsschlag auf den nächsten. Als wäre es nicht bereits schlimm genug, dass er einfach keine Arbeit finden kann, das Haus kurz vor der Zwangsversteigerung steht und seine Frau qualvoll Selbstmord begeht, muss er auch noch mit seinen drei Söhnen einen neuen Unterschlupf in einer fremden Stadt finden. Doch als sein behindertes Kind John plötzlich spurlos verschwindet, bricht für ihn endgültig eine Welt zusammen. Heute, etwa fünfzig Jahre später, findet Detective Tom Adkins die verweste Leiche des Jungen und macht es sich zur Aufgabe, sowohl Angehörige, als auch Täter ausfindig zu machen. Denn auch er hat vor einigen Jahren seinen Sohn verloren, weshalb er sich fortan, wie ein Besessener auf den Fall stürzt…
Kritik:
Zwei Männer, ein Schicksal: Das Leben eines jungen Kindes wurde ihnen genommen, sodass sie auf Lebenszeit miteinander vereint sind. Und doch liegen ganze 50 Jahre zwischen ihnen, was an der Problematik und der Dramatik nicht viel ändern. Der eine ist Opfer, der andere auch – doch gleichzeitig auch Gesetzeshüter, der gegen die Täter angeht. Da wartet womöglich ein spannendes Stück unbekannter Filmkunst auf uns.
Vergangenheit und Gegenwart
„Stolen Lives“ erzählt uns damit, wie der Titel bereits erahnen lässt, von verschwundenen Kindern, die ihren Eltern qualvoll genommen wurde. Niemand weiß, ob sie tatsächlich noch am Leben sind, oder womöglich bereits getötet wurden – bis eines der beiden endlich gefunden wurde. In der Gegenwart, fünfzig Jahre nach seinem Tod, erzählt uns ein Polizist von den Ermittlungen gegen den mutmaßlichen Täter und die Suche nach den Angehörigen des Opfers. Doch obwohl die eigentliche Handlung bereits verraten wurde und bereits klar ist, dass der junge Kind ermordet wurde, zeigt der Film parallel dazu auch die Vergangenheit. Er wechselt also zwischen beiden Zeiten hin und her und lässt dabei sogar die Vergangenheit vor fünfzig Jahren in den Mittelpunkt geraten, sodass diese die größte Zeit des Filmes in Anspruch nimmt. Dort erfahren wir auf emotionale Weise von einem Mann auf schwieriger Jobsuche, dessen Frau sich erhängt hat und der alles daran setzt, sein auch verschwundenes Kind wiederzufinden. Da ist kommen ungewöhnlich starke Gefühle auf, denn Josh Lucas gelingt es, seine Rolle höchstauthentisch zu spielen.
Verblüffende Ähnlichkeit
Bemerkenswert ist unterdessen, dass die beiden durch das Schicksal vereinten Männer, gespielt von Josh Lucas und Jon Hamm nicht nur durch ihren Leidensweg miteinander vereint sind, sondern sich sogar auf Grund ihrer schauspielerischen Leistungen und optischen Eindrücken sehr ähnlich ist. Würde der Film nicht ganz klar und eindeutig die jeweilige Zeitspanne wechseln, könnten wir die beiden Männer anhand ihres Gesichtes und ihrer Körpersprache wohl kaum auseinander halten. Eine solche Ähnlichkeit bei zwei Darstellern in nur einem Film hat es selten gegeben und gehört selbst bei Hollywood-Darstellern mit perfekten Masken nicht zum Standard. Umso besser also, dass Jon Hamm ebenso gute Leistungen abliefert, wie sein vergangenes Gegenstück und den Film weniger zu einem Ermittlungsthriller, denn zu einem Familiendrama macht. Immerhin ist die Verarbeitung der Erfahrungen nicht gerade einfach und erst einmal auf einen ähnlichen Fall gestoßen, wird man wegen persönlicher Betroffenheit prompt besessen von der jeweiligen Arbeit. Das hat es schon in sich, wenn gleich die Inszenierung selbst eben qualitativ ist, aber noch kein Meisterwerk geschaffen hat. Dennoch: Trotz geringer Erwartungen an einen solch unbekannten Film, kann man sich diesen soliden, mitreißenden Streifen bedenkenlos zulegen.
Fazit:
„Stolen Lives“ verbindet mit einer soliden Inszenierung gleich zwei parallele Zeitspannend und sorgt dank zwei herausragender Hauptdarsteller für ein spannendes und emotionales Erlebnis, das unsere Erwartungen übertrifft.