Das Leben in der normalen Gesellschaft ist nicht immer das, was sich die Menschen erhoffen. Für einige vor allem eher linke und spirituell veranlagte Bürger scheint es da eine regelrechte Qual, sich der spießbürgerlichen und konservativen bayrischen Gesellschaft anzupassen. Da scheint es viel verlockender, sich einer aufbauenden Hippie-Kommune anzuschließen und das Leben in völliger Freiheit und Liebe zu genießen. Erst einmal die passende Unterkunft in einem bayrischen Dorf gefunden, kann man auch schon die freie Liebe und die gegenseitige Meditation völlig abgeschottet von der Gesellschaft ausleben, während alle glücklich und zufrieden miteinander aufwachsen. Dumm nur, dass die Kinder weiterhin unbedingt zur Schule gehen müssen und mit dem Außenseiterdasein ihrer Familie und Freunde nicht gerade sonderlich gut umgehen könnten. Noch dazu, dass die Hippies in der Gemeinde auf zahlreiche Vorurteile und Abneigungen stoßen, was die Integration in die doch so verhasste Welt nicht gerade einfach gestaltet. Das Chaos nimmt also schnell seinen Lauf…
Kritik:
Respekt, Sehnsucht und Abneigung teilen sich in der Bevölkerung, wenn es um Aussteiger und Hippies geht. Vor allem in den frühen 80er Jahren war es da doch noch vergleichsweise neu, wenn sich Menschen lieber einem spirituellen Liebesleben widmeten, statt dem geregelten Alltag mit Arbeit und Gemeinde zu verbringen. Mit „Sommer in Orange“ ist nun ein recht unterhaltsamer Einblick in die Welt einer Kommune.
Ein Leben in Orange
Ganz ohne Vorurteile und Abneigungen wird uns hier also die Geschichte einiger junger Familien präsentiert, die gemeinsam in einer Kommune leben und sich mit der spirituellen Meditation beschäftigen, statt Arbeit nachzugehen, oder sich ernsthaft um die Kinder zu kümmern. Die sollen schließlich als Teil der Gemeinschaft völlig unabhängig, antiautoritär und auf sich allein gestellt aufwachsen, um ein Leben in völliger Harmonie zu erleben. Die normale Welt aus arbeitenden Dorfbewohnern wird da doch eher als äußerst spießig betrachtet, sodass die konservative Bevölkerung doch nur allzu gern in die rechte Ecke gestellt wird. Gleiche Vorurteile allerdings auch auf deren Seite, denn Hippies, die angeblich mit der RAF sympathisieren und ihre Kinder völlig vernachlässigen, stehen da schon per se unter Terrorismusverdacht und sollten sich aus der Gemeinde am besten gleich fernhalten. Doch wer da nun tatsächlich zu den eher schlechten Menschen gehört, ist doch fraglich, denn irgendwo scheinen sie doch alle die gleichen Probleme zu haben und auch die „freien“ Hippies nicht gerade von Spießertum und konservativen Gefühlen befreit zu sein.
Eifersucht in der freien Liebe
Dramatisch wird es unterdessen allerdings, weil die menschlichen Gefühle eben nicht der freien Liebe weichen können. Auch unter Hippies, die ineinander verliebt sind, kommt es nur allzu schnell zur Eifersucht und dass die Kinder scheinbar ohne Vater, oder gar gänzlich ohne Eltern aufwachsen sollen, sorgt auch bei denen für große Probleme, wenn die erwachsenen Kommunen-Mitglieder es nicht für nötig halten, den Kühlschrank zu füllen. Kein Wunder, denn ohne Arbeit auch kein Geld, denn das wächst schließlich nicht auf den Meditationssteinen. Da fragt sich recht schnell, ob die spießbürgerliche Normalleben nicht doch irgendwie besser wäre. Doch auf den Zuschauer wirken da beide Seiten nicht unbedingt optimal, denn weder übertriebener Spiritualismus, noch das extrem religiöse Klischee-Leben mag da sicher nicht den Vorstellungen unserer heutigen Zeit entsprechen. Gerade deshalb wird es aber ebenso unterhaltsam, wenn die beiden so völlig verschiedenen Gruppierungen aufeinander treffen und zahlreiche Konflikte, sowohl emotional, aber auch locker-flockig und mit viel Humor ausgetragen werden. „Sommer in Orange“ ist dabei nicht nur eine herausragende Sozialstudie aus dem „orangen“ Milieu, sondern eben in erster Linie auch eine herzerfrischende Komödie über das Anderssein. So kann sich deutsches Kino sehen lassen.
Fazit:
Das Leben von spirituellen Aussteigern ist so ungewöhnlich – aber auch unterhaltsam und dramatisch zugleich. Deshalb ist „Sommer in Orange“ zu einer gelungenen Mischung aus Drama und Komödie geworden, die sich in jeder Hinsicht sehr gut sehen lassen kann.