Im Liebesleben hatte es Dylan bisher nicht so leicht, denn nach zahlreichen Enttäuschungen ist die Lust auf Verpflichtungen und Liebeskummer allmählich abhanden gekommen. Da bemüht sich der erfolgreiche Mitarbeiter einer Werbeagentur auch gar nicht mehr, die passende Partnerin zu finden. Immerhin ist er aber nicht ganz so einsam in seinem Leben, denn mit der hübschen Jamie hat er eine richtig coole beste Freundin gefunden, die er noch dazu als Gleichgesinnte betrachten kann. Sie hat nämlich ebenso große Enttäuschungen hinter sich und will definitiv keine Verpflichtungen mehr eingehen. Kein Wunder also, dass ihnen da doch direkt die passende Idee kommt: Die beiden Freunde könnten auch einfach nur Sex haben – ganz ohne eine feste Beziehung und ohne die gefürchteten Verpflichtungen. Dumm nur, dass auch dabei irgendwann Gefühle entstehen könnten…
Kritik:
Das klassische Hollywood-Klischee einer typischen Liebeskomödie besteht meist aus einem traumhaft schönen Paar, das trotz aller Hindernisse unbedingt heiraten möchte. Meist mit stereotypischen Charakteren und übermäßigem Kitsch bietet sich uns da eine Story mit nur wenig Humor. Genau diesem Klischee will „Freunde mit gewissen Vorzügen“ allerdings gänzlich den Rücken kehren und die kitschige Geschichte um Traumprinzen und ihre Traumhochzeiten komplett über Bord werfen. Eine moderne Liebeskomödie beginnt…
Sex ohne Verpflichtungen
Bei dem Titel „Freunde mit gewissen Vorzügen“ sollte wohl schnell klar sein, was sich der moderne westliche Mensch darunter vorstellt: Zwei Menschen, die einfach nur beste Freunde sind und nicht davor zurückschrecken, ohne Verpflichtungen und ohne Gefühle in die Kiste zu springen. Im 21-Jahrhundert normalerweise kein allzu großes Problem, versucht die moderne und ungewöhnliche Liebeskomödie den heutigen Alltag mancher junger Menschen in Bilder zu fassen. Doch klar ist dabei: Gefühle und Probleme spielen dabei immer eine Rolle – egal, ob für Filmcharaktere, oder reale Menschen. Außergewöhnlich offen geht „Freunde mit gewissen Vorzügen“ allerdings mit diesem Thema um und zeigt sich – trotz amerikanischer Herkunft – alles andere als prüde. Da spielt auch Liebeskummer und Minderwertigkeitskomplexe kaum eine Rolle, denn die erfrischende Komödie präsentiert sich als waschechtes Feel-Good-Movie. Mit Erfolg, denn der äußerst witzige Umgang mit der Sexualität macht den Streifen zu einem Titel, der perfekt in die heutige Welt hineinpasst. Da kann sich der Zuschauer kaum mit Lachen zurückhalten, wenn die vermeintlich besten Freunde so ihre Probleme im Bett haben und auf besondere Weise mit ihren „Intimitätsproblemen“ umgehen. Diese Lockerheit muss man einfach loben – doch ist das auch wirklich zeitlos?
Mütter ändern sich
Aber wie sagt man so schön: „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“. Genau aus diesem Grund sind nicht nur Justin Timberlake und Mila Kunis absolut Gag-Garanten, sondern auch ihre jeweiligen Filmeltern, Patricia Clarkson und Richard Jenkins. Besonders erstere kann da als ebenso sexuell offene Mutter für einen der größten Highlights des Films sorgen und stört die beiden Turteltäubchen nur allzu gern bei ihrem Liebesakt. Als Überbleibsel der vermeintlichen 68er-Generation hat sie gleiches wohl längst selbst erlebt und wird ganz und gar nicht rot, wenn es um das Thema Sex geht. Damit bietet „Freunde mit gewissen Vorzügen“ auch gewisse Anekdoten an die heutige jugendliche Revolution und lässt wohl selbst erwachsene Zuschauer irgendwie schmunzeln. Ganz zu schweigen vom recht innovativen Umgang mit der Demenz, wenn Justin Timberlake sich plötzlich in Boxershort gemeinsam mit seinem Vater im Flughafen-Restaurant breit macht. Obendrein schafft es der Film dann auch noch, sich selbst ein wenig aufs Korn zu nehmen, als das Paar auf stilvolle und glaubwürdige Weise über Filmklischees herzieht – und anschließend doch nur zu gern bewusst in selbige Fußstapfen tritt. Daraus ergibt sich ein Humor mit Stil und Niveau, vielleicht sogar die erste wirklich zeitgerechte Liebeskomödie.
Fazit:
„Freunde mit gewissen Vorzügen“ beweist nicht nur einen offenen und witzig-lockeren Umgang mit der Sexualität ohne Verpflichtungen, sondern ist zu einer äußerst zeitgerechten und innovativen Liebeskomödie ohne Stereotypen und Klischees geworden.