Die Schüler einer wohlhabenden Elite-Highschool könnten wohl kaum ein besseres Leben führen. Mit links schaffen sie die wohl besten Noten des Landes und zuhause können sie regelmäßig ausgiebige Partys in den Luxusvillen feiern. Ein riesiger Swimmingpool und die neuesten Designer-Drogen dürfen da natürlich nicht fehlen, weshalb es schnell zu diversen Eskalationen kommen kann. Im Drogenrausch dauert es schließlich nicht lange, bis die hübsche blonde Xandrie auf brutale Weise misshandelt wird. Dumm nur, dass sie ausgerechnet die Freundin von Darren ist, dem Bruder des Partyveranstalters. Fast täglich muss der schüchterne gemobbte Junge in seinem Zimmer vor dem Computer ausharren, während die Freunde seines Bruders bei lauter Musik und extremem Alkoholkonsum die wildesten Partys feiern. Doch die Misshandlung seiner Freundin gibt ihm den Rest – und ist der Beginn für brutale Gewaltphantasien, die womöglich schon bald eskalieren.
Kritik:
Die Liebe zwischen Geschwistern ist oftmals nicht sehr groß und führt meist eher zu lauten Auseinandersetzungen. Doch in manchen Familien sollen die Probleme so sehr an die Spitze getrieben werden, dass es zwischen zwei Brüdern zu heftigen Gewalteskalationen und Mobbing kommt. So soll es auch Darren ergehen, der als schüchterner und zurückhaltender Junge irgendwie mit seinem Bruder zurecht kommen muss.
Der Beginn eines Amoklaufs
Darren hat es ganz schön heftig erwischt: Nahezu täglich wird er in der Schule von den Freunden seines Bruders gemobbt, muss desöfteren sogar Schläge und Prügel einstecken. Nur noch Hass kann der junge Mensch da für seine Umwelt empfinden, während er seine Freizeit lieber zurückgezogen mit Onlinespielen vor dem Computer verbringt. Doch nicht die sind schuld für seine Probleme, denn als eindeutiges Opfer hat er schlicht keine andere Beschäftigungsmöglichkeit. Lediglich andere Nerds bieten ihm die Möglichkeit, seinen Gedanken und seinem Frust freien Lauf zu lassen, während seine Mitmenschen jede Gelegenheit nutzen, ihm das Leben zur Hölle zu machen. Immerhin die hübsche Xandrie steht ihm als Freundin noch zur Seite – und wird schon bald ebenso schüchtern und zurückhaltend, kann die Misshandlungen einfach nicht mehr verarbeiten.
Sympathien für einen Killer
„Wasted on the young“ ist bei diesem Thema sehr mutig, denn trotz dem starken Konsum von Online-Rollenspielen wird Darren weder als süchtig, noch als krank dargestellt. Nicht die Spiele sind die Gründe für seine Gewaltphantasien, sondern die Taten seiner Mitmenschen. Gewalt trifft schon bald auf Gegengewalt und dank des Internets bietet sich ihm lediglich die Möglichkeit, seine Pläne tatsächlich zu vervollständigen. Insgeheim plant er schließlich seine Rache schon heimlich in seinem Zimmer, verschafft sich Anleitungen zum Bau von Tötungsinstrumenten. Seine Freunde, ebenso gemobbt, verabreden sich per Internet und wollen ihn tatkräftig unterstützen. Dazu seine Freundin, die seit der Misshandlung ebenso unter psychischen Problemen zu leiden hat und die Gewaltphantasien ihres Freundes noch unterstützt. Es gibt nur zwei Optionen: Mord oder Selbstmord – oder beides. Irrelevant scheint es da, ob sie selbst ihren Racheakt noch überleben werden, nur das Ende ist wichtig. Das Ende jeglichen Leids. Aus Sicht der Charakterzeichnungen gelingt „Wasted on the young“ dabei ein wahres Meisterwerk, indem der Film vielfältige und nachvollziehbare Charaktere präsentiert. Klassische „Gut und Böse“-Muster soll es nicht geben und die Sympathien für den potentiellen Amokläufer und die Befürwortung der Gewalt durch den Zuschauer machen den Streifen letztendlich so schockierend. Doch was bleibt einem übrig, wenn man ganz klar in die Perspektive des Mobbingopfers katapultiert wird?
Undurchsichtige Pläne
Ein wahres Meisterwerk entsteht dann, wenn die Ziele und die Ereignisse gar undurchsichtig erscheinen. Ein ganz normales Leben plätschert zunächst vor sich hin, bis der Zuschauer mit Gewaltphantasien konfrontiert wird. Äußerst wirr ist dabei zunächst die Inszenierung, bei der selten völlig klar ist, ob es sich um bereits geschehene Ereignisse handelt, ob es sich um Phantasien und Träume handelt, oder ob die Figuren tatsächlich gerade derartige Taten verüben. Einen sehr ruhigen Inszenierungsstil entwickelt „Wasted on the young“ dabei, um die Szenen einfach auf den Zuschauer wirken zu lassen. Wenige Worte benötigt es da, um die Emotionen auf den Zuschauer übergehen zu lassen und Verständnis zu entwickeln. Trotzdem ist der Film gerade deshalb zunächst für den Mainstream eher unzugänglich, da die Zusammenhänge einfach nicht von jedem richtig verstanden werden. Nachdenken ist also erforderlich – und wer das kann, erlebt einen einzigartigen, absolut und jederzeit unvorhersehbaren Thriller, der uns inhaltlich nicht mehr so schnell los lässt und dem es ausgesprochen gut und differenziert gelingt, mit dem Thema Amoklauf umzugehen.
Fazit:
Ungewöhnlich inszenierter Amoklauf- und Rachethriller, der sich auf nachdenklich-ruhige Weise mit dem Thema befasst und dank einer außergewöhnlichen Bildsprache stets unvorhersehbar bleibt. Wegen seiner Sympathien für den Amokläufer schockierend, aber wegen seiner teils wirren Inszenierung nicht für jeden leicht zugänglich.