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    Ex Drummer

    Ex Drummer


    Land/Jahr:
    Belgien 2007
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Koen Mortier
    Darsteller:
    Dries van Hegen
    Norman Baert
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    101 Minuten
    Kaufstart:
    27. Oktober 2011
    Label:
    Legend Films

    Manchmal bekommt der erfolgreiche Autor Dries sehr merkwürdigen Besuch. Erst gestern tauchten drei schräge Typen bei ihm auf, die unter allen Umständen einen neuen Drummer für ihre bisher unbekannte Rockband suchen. Nun ist er nur aus Spaß an der Dummheit und dem Elend zu einem festen Mitglied der Band geworden und begleitet sie bei all ihren Tätigkeiten. Sowohl bei der Bandprobe mit dem durch Selbstbefriedigung an einer Armbehinderung leidenden Gitarristen, auf dem Bauernhof von Jans Eltern, auf dem sein Vater ans Bett fixiert wurde, während Jan es mit seiner Mutter und treibt, als auch in Ivans Zuhause, in dem das Baby mit Haschisch ruhig gestellt wird und das Familienleben nur so dahinvegetiert. Nur Dries geht es in dieser Situation immer noch gut, denn er kann als einziger jederzeit in seine Designerwohnung zurückkehren, wo er regelmäßig den Geschlechtsverkehr mit gleich zwei Frauen auf einmal genießt, während in seiner Umgebung tagtäglich irgendein anderes Blutbad geschieht. Doch ihn lässt das völlig kalt…

    Kritik:
    Es gibt jene Filme, die der Zuschauer sicher nicht mehr aus dem Kopf bekommen werden und die aus gutem Grund als Skandalfilm gelten. Genau solche kontroversen Streifen will Legend Films nun endlich in seiner „Kino Kontrovers“-Reihe auf den Markt bringen und liefert uns mit „Ex Drummer“ gleich den ersten der zwölft knallharten und kranken Thriller. Damit bekommen wir erstmals einen gänzlich neuen Blick auf die Unterschicht.

    Kontroverse Sozialstudie – ekelhaft und doch entwaffnend ehrlich
    Wie wohl alle Filme dieser Reihe hat es auch bei „Ex Drummer“ einen sichtlichen Grund, warum dieser Streifen als so überaus kontrovers gilt. Da ist es einerseits die Bildsprache, die der ungewöhnliche Thriller verwendet, andererseits aber auch die Handlung mit der hier ein Blick auf die sozialen Missstände der Welt geworfen wird. Man könnte fast meinen, Regisseur Koen Mortier nutzt das Elend und die soziale Unterschicht aus, um damit seinen eigenen perversen Spaß zu erleben und zu verfilmen. Das zumindest werfen ihm diverse Kritiker berechtigterweise vor und spielen damit auf die launenhafte Inszenierung des Elends an. Mortier zeigt uns schließlich eine knallharte Szenerie, die er uns ohne Blatt vor dem Mund als potentielle Wahrheit vermitteln will und reiht dabei die wohl krassesten Szenen aneinander. Da mag der Inzest in Jans Familie noch nicht einmal so schockierend sein, wenn wir in der nächsten Szene auch schon eine heruntergekommene Familie von Drogenabhängigen sehen, die ihr schreiendes Baby mit Haschisch ruhigstellen, bis es wohl elendig an einer möglichen Überdosis ums Leben kommt. Und wenn das noch nicht reicht, gibt’s auch noch direkt Analsex mit einem perversen und alles andere als attraktiven Wohnwagenbewohner, der seinen überdimensionalen Penis auf der Toilette einem Schwulen präsentiert – auf überaus brutale Art und Weise. Doch Mortier will uns nicht schockieren, oder offensichtlich zum Nachdenken anregen. Er will auf diese Weise scheinbar tatsächlich unterhalten, was wir an seinem sarkastisch-schwarzen Humor und der turbulenten Darstellung schnell erkennen können. Schockmomente und die Abgründe des Lebens sollen hier zum Spaß werden – und damit kann „Ex Drummer“ am meisten schockieren.

    Abartige Bildsprache
    Es mag allerdings darüber hinaus auch die kontrastreiche Bildsprache sein, die bei diesem Streifen so schockieren mag. Bei all den heftigen und perversen Szenen, die uns eigentlich schockiert oder traurig stimmen sollten, liefert uns der Film treibende Gitarrensounds, abgedrehte Schnitte und ein schwarzer Humor, der definitiv äußerst böse daher kommt. Da werden uns die heftigsten Szenen schließlich mit einem krachenden Metalsound präsentiert, mit der all die Szenen beinahe cool und verharmlost wirken, während wir uns gleichzeitig über Behinderungen, Schwule, oder auch einfach nur das Leben der sozialen Unterschicht lustig machen können. Bei einer frechen Komik, die uns durch Selbstbefriedigung steif gewordene Arme präsentiert, oder die Blödheit eines Skinheads vor die Nase hält, müssen wir einfach unweigerlich ein wenig schmunzeln – selbst wenn die darauffolgenden Szenen blutig, abartig und pervers ausfallen. Diese Kombination schockiert dann wohl selbst den abgehärteten Zuschauer. Dazu kommt, dass Mortier durchaus auch gerne auf kunstvolle Inszenierungen setzt, in dem gewisse Szenen einfach rückwärts ablaufen, oder die Welt des Frauen misshandelnden Koen sprichwörtlich mal auf dem Kopf steht. Da wandelt der brutale Geselle dann gerne einmal an der Decke herum, weil seine Gedanken dermaßen verdreht sind, dass er im wahrsten Sinne den Boden unter den Füßen verliert. Mit dieser Kunstform hat „Ex Drummer“ aber auch etwas sehr geniales geschaffen. Eine besondere Art der Emotionsübermittlung. Klar ist: Man sollte sich auf diesen Film und seine pervers-schräge Art einlassen können. Kann man das, erlebt man einen schockierenden, aber auch genialen Film, der uns nicht mehr so schnell loslässt.

    Fazit:
    Koen Mortier hat mit „Ex Drummer“ einen kontroversen Skandalfilm geschaffen, der mit seiner perversen Kunst-Inszenierung schockiert und mit unglaublichen Kontrasten zwischen abartig-brutaler Sozialkritik und schwarzem sarkastischen Humor eine äußerst heftige Wirkung entfaltet.