Jack ist eigentlich ein liebenswerter und immer hilfsbereiter Mensch, der seine Freunde niemals im Stich lässt. Das soll schließlich auch sein bester Freund Clyde und seine Frau Lucy feststellen, die ihn regelmäßig zu sich einladen und ihm die schlimmsten Probleme beichten. Leider hat Jack allerdings auch ein eigenes Problem, denn er ist noch völlig unerfahren was das andere Geschlecht angeht und hatte noch nie eine richtige Beziehung – und das, obwohl er bereits um die 40 Jahre alt ist. Umso besser also, dass das befreundete Paar ausgerechnet eine junge Frau kennt, der es wegen ihrer Probleme wohl ziemlich genauso geht, weshalb sie prompt beschließen, Jack mit ihr Verkuppeln zu wollen. Doch während Jack für ihr sogar schwimmen und kochen lernt, scheinen Clyde und Lucy noch viel größere Beziehungsprobleme zu haben…
Kritik:
Die Liebe ist schon kompliziert, vor allem wenn man sich einfach nicht traut, dem anderen Geschlecht gegenüber zu treten. Während viele Jugendliche bereits im jungen Alter von 12 – 15 Jahren ihre ersten Erfahrungen machen, gibt es auch noch jene schüchternen Gesellen, die selbst mit 30 oder 40 Jahren noch nie eine ernsthafte Beziehung hatten. Für solche Menschen ist es dann umso wichtiger, die passenden Freunde zu haben, die ihnen den nötigen Halt geben und ihrem Liebesleben vielleicht ein wenig auf die Sprünge helfen. Zum Glück hat Jack genau diese Menschen.
Jungfrau (40), männlich, sucht…
Jack steht hier nämlich im Mittelpunkt und lässt beim Zuschauer zunächst einige Verwunderung aufkommen, warum er denn nun tatsächlich noch nie eine Beziehung hatte. Er ist doch eigentlich ein knuffiger, liebenswerter und netter Mann, der sich alle Zeit der Welt nimmt, um seine Freunde und Liebsten zufrieden zu stellen. Nie lässt er jemanden im Stich und drängt sich auch niemals den Frauen auf. Er ist eigentlich eher ein schüchterner und zurückhaltender Mensch, der sogar deshalb umso sympathischer wird, weil er seine Nervosität nur allzu offen zeigt. Obwohl viele Menschen einen solch unerfahrenen Mann wohl eher verächtlich ansehen würden, erzählt „Jack in Love“ seine Probleme nur sehr beiläufig. Es scheint normal, dass er keine Erfahrungen haben muss und dem Zuschauer wird dies auch nicht gerade vor Augen geführt. Seine Vergangenheit wird stets außer Acht gelassen, ebenso die Gründe für sein Problem. Der Film zeigt den Mann so, wie er einfach ist – und damit kann man ihn ziemlich schnell ins Herz schließen. Einen negativen Blick auf die Person kommt damit nie zustande, obwohl in seinem Leben sicherlich nicht alles in Ordnung ist. Doch um das wirklich festzustellen, muss man das Verhalten schon einmal genauer beobachten, denn als Zuschauer bekommt man eben nicht jede Kleinigkeit direkt vor die Nase gelegt.
Single sein ist scheiße – Beziehung für manche auch
Eines allerdings legt „Jack in Love“ dem Zuschauer sehr wohl vor die Nase, nämlich der Kontrast zwischen glücklichem ewigen Single und zerstörter Beziehung. Denn im Fokus der ganzen Geschichte befinden sich oft auch Clyde und Lucy, die bereits seit vielen Jahren scheinbar glücklich sind – zumindest für Außenstehende. Während Jack nämlich noch nie eine Beziehung hatte, wünschen sich die beiden manchmal, sie hätten gar keine. Dank der Untreue von Lucy und dem manchmal draufgängerischen Verhalten von Clyde haben die nämlich bereits so große Probleme, dass ihre Ehe kurz vor dem Ende steht. Mal fressen sie ihre Probleme in sich hinein, mal lästern sie gegenüber Jack, ein anderes Mal zerfleischen sie sich beinahe gegenseitig. So ist es nicht der unerfahrene Jack, der wegen seiner mangelnden sexuellen Kontakte verurteilt wird, sondern eher das „verliebte“ Paar, das hier die Rolle der Bösen einnehmen darf. Damit zeigt „Jack in Love“ aber auch einen sehr sensiblen und einfühlsamen Blick auf sexuell unerfahrene Menschen – und wird damit irgendwie sanft und stilvoll.
Charakterdarsteller in Perfektion
Damit das alles allerdings auch gut funktioniert und mit der ruhigen, verklemmten Art nicht gerade in Langeweile ausartet, hat sich Regisseur Philip Seymour Hoffman doch einfach gleich selbst die Hauptrolle verpasst. Kenner des Qualitätskinos wissen da natürlich spätestens seit „Capote“ und „Synecdoche New York“, dass er ein wahrer Charakterdarsteller sein kann, dem keine Rolle zu kompliziert ist. Mit stets der perfekten Mimik schafft er es selbst die sensibelsten und schwierigsten Figuren auf einfühlsame und glaubwürdige Weise darzustellen – und Jack ist in diesem Film wahrlich keine einfache Figur. Doch Hoffman schafft es, auch ihn perfekt zu meistern. Das ändert allerdings nichts daran, dass die anbahnende Beziehung zwischen Jack und Conny etwas merkwürdig erscheint. Auf den Zuschauer könnte es da sicherlich etwas befremdlich wirken, dass zwei Menschen um die 40 völlig verklemmt miteinander umgehen und sich kaum an den Geschlechtsverkehr heran wagen. Man mag sich manches Mal fragen, ob sich zwei so unerfahrene Menschen wirklich auf diese Weise verhalten würden, wenn es darauf ankommt. Aber das wissen wohl nur diejenigen, denen es ebenso geht.
Fazit:
In seinem Regiedebüt schlüpft Philip Seymour Hoffman auch gleich in die Hauptrolle und zeigt uns einmal mehr, dass er mit viel Sensibilität und Einfühlsamkeit eine schwierige Figur spielen kann. Freunde des zurückhaltenden Qualitätskinos sind hier gut aufgehoben.