Mahmud Nasir ist ein ganz normaler, gläubiger Mann von nebenan. Schon immer galt er als liebenswerter und hilfsbereiter Geselle, der stets aufopferungsbereit für seine Kinder war und noch dazu als überzeugter Muslim galt. Nun jedoch, nach dem Tod seiner Mutter, macht er eine Entdeckung, die ihm den größten Schock seines Lebens bereitet: Er findet heraus, dass er eigentlich adoptiert wurde und zu allem Überfluss auch noch von jüdischen Eltern abstammt. Da lässt die Identitätskrise nicht lange auf sich warten und Mahmud schwankt hin und her zwischen muslimischen und jüdischen Glauben. Um jedoch seinen leiblichen Vater im Altenheim besuchen zu können, beschließt er, sich in jüdischer Kultur belehren zu lassen und setzt alles daran, ihm als wahrer Jude zu begegnen – ganz zum Missfallen seiner näheren Umgebung.
Kritik:
Beim Thema Religion scheiden sich die Geister. Da treffen in der Gesellschaft die Christen, Muslime, Juden und viele andere Gläubige aufeinander und halten allesamt ihren „eigenen“ Gott für den einzig wahren. Eine abweichende Sichtweise auf die Welt ist da kaum möglich, sodass sich die Kulturen oftmals eher ausgrenzen, denn tatsächlich integrieren. Doch was passiert, wenn der durch Vererbung zum Moslem geborene Mann plötzlich feststellt, dass er eigentlich Jude ist? Diese Frage will uns nun Mahmud Nasir in „Alles koscher!“ beantworten.
Ein Moslem ist auch nur ein Jude
Es gibt sicherlich viele Menschen, die von ihrer eigenen Religion absolut überzeugt sind. Nicht jedoch, weil sie sich aus freiem Willen für diese entschieden haben, sondern weil sie von der Kindheit an, selbige indoktriniert bekamen. So ist es nicht nur beim Islam, sondern auch beim christlichen Glauben durch die sogenannte „Taufe“ – durch welche schließlich, nach Auffassung einiger Christen, ein Kind quasi durch seine Geburt bereits zum gläubigen Christen wird. Nun, auch Muslime glauben bekanntlich daran, ihre Religion sei tatsächlich angeboren. Da ist es nur naheliegend, dass die Feststellung, von Muslimen adoptiert worden zu sein und eigentlich von jüdischen Eltern zu stammen, für schwerwiegende Identitätskrisen sorgen kann. Mahmud Nasir ist ein solcher Betroffener und nimmt es da etwas lockerer mit der Glaubensfrage und der Integration. Er will plötzlich vom Muslim zum Juden werden und braucht dringend Nachhilfe in jüdischer Kultur. Das sorgt natürlich für witzige Situationen und einen recht eigenartigen Blick auf die Religion. Die eigentlichen Religionsklischees werden dabei völlig auf die Schippe genommen, bis schließlich selbst der gläubigste Muslim einsehen muss, dass die Religion völlig irrelevant für das Zusammenleben der Menschen ist. Bis dahin kann uns der „eingedeutschte“ moderate Muslim Mahmud Nasir allerdings eine amüsante Zeit bescheren, in der wir den muslimischen Juden doch schnell ins Herz schließen können.
Atheistischer Grundgedanke?
„Alles koscher!“ hat dabei scheinbar einen humanistischen Grundgedanken, denn Mahmud ist durch die Erkenntnis, ein Jude zu sein, plötzlich ein vermeintlich anderer Mensch. Zumindest halten die Mitmenschen ihn ausgerechnet dafür und verachten ihn von heute auf morgen, nur auf Grund seiner Religion. Schwere Zeiten brechen also für den Mann mit der Glaubenskrise an, sodass bald die Frage aufkommt: Glauben wir nicht alle an den gleichen Gott? Da versucht der Streifen in jedem Fall möglichst pädagogisch wertvoll zu sein, wenn er die verschiedenen Religionen miteinander vergleicht und zum Entschluss kommt, dass jegliche Lehren doch auf derselben Geschichte basieren – scheißegal, ob wir nun den Koran, die Bibel, oder die jüdische Thora aufschlagen. Bei dieser Frage kann dann auch eine hohe Dramatik und Emotionalität aufkommen, wenn es darum geht, dem eigenen Sohn zur Hochzeit mit der geliebten Freundin zu verhelfen. Denn der streng muslimische Vater des Mädchens hält überhaupt nichts von einer Ehe mit dem Sohn eines jüdischen Vaters. Da bekommt „Alles koscher!“ neben dem vielen Humor, der witzigen Sprüche und der genialen Situationskomik auch eine Menge Tiefgang, der den Problemen der Kulturen ein gewisses Verständnis entgegen bringt. Trotz allem bleibt dies allerdings Mittel zum Zweck, um auf pädagogische und witzige Weise den Kulturenkonflikt zu reflektieren. Dabei entsteht ein kurzweiliger Spaß für die ganze Familie, egal welcher Religion sie angehört. Auffällig ist dabei der Mix aus dem muslimischen Fremden und der „verwestlichen“ Kultur, in der sich die Protagonisten doch befinden. Da dürfen dann auch mal bärtige Islamisten mit dem Smartphone posieren, während sich die Kopftuch-Tochter an westlichen Musikvideos erfreut. Alles eben inmitten von bekannten Bildern und mit der Optik eines klassisch-westlichen Unterhaltungsfilms. Ein gewisses „Etwas“ mag diese Kombination durchaus haben.
Fazit:
Regisseur Josh Appignanesi lässt den Islam mit seinen kulturellen Konflikten und Integrationsproblemen auf witzige Weise beim Mainstream ankommen und entführt uns mit humanistischen Hintergedanken in die Welt eines eingedeutschen Moslems mit Identitätskrise. Kurzweilig, aber auf subtile Weise äußerst komisch.