Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurden zahlreiche unschuldige Menschen in sibirischen Arbeitslagern untergebracht, in denen sie unter schlechtesten Bedingungen um ihr Überleben kämpfen mussten und oftmals in den Bergwerken verreckten. Doch sieben Männer aus dem tödlichen Gulag sehen ihre letzte Chance in der Flucht aus dem Lager und machen sich mitten im Winter auf den Weg durch die Wildnis. Völlig orientierungslos wandern sie dabei durch die tiefen Wälder von Sibirien, dringen in die Wüste der Mongolei vor und wollen mit allen Mitteln unbedingt das ferne Indien erreichen. Grundsätzlich zu Fuß und ohne Proviant sind sie dabei monatelang unter körperlichen Extrembedingungen unterwegs, um am Ende vielleicht doch nur festzustellen, dass die Kommunisten selbst an ihrem Ziel bereits angekommen sind…
Kritik:
Regisseur Peter Weir gilt inzwischen als einer der vielversprechensten und qualitativsten Filmemacher unserer Zeit. Mit einer 6-fachen Oscar-Nominierung und einer weiteren Nominierung für „The Way Back“ präsentiert er uns die Geschichte von sieben mutigen Männern, die aus einem sibirischen Arbeitslager flüchten und sich auf eine beeindruckende Reise in ein fremdes Land machen. Basierend auf wahren Begebenheiten dürfte es dem Zuschauer schwer fallen, die Belastungen der außergewöhnlichen Männer wirklich nachvollziehen zu können – denn alle waren sie zu Fuß unterwegs.
Odyssee in den Tod
Ungewöhnlich für einen Film, welcher im zweiten Weltkrieg angesiedelt wurde, ist da bereits die Thematik von Peter Weirs Film. Hier bleiben Nazis nämlich ebenso außen vor, wie die Situation in und um Deutschland. Stattdessen bekommen wir einen ungeschönten Einblick in die sibirischen Arbeitslager, in denen unschuldige Polen unter schwersten Bedingungen als Sklaven gehalten und für die Bergwerksarbeit verwendet wurden. Dabei kann sich der Zuschauer schnell in die Lage der Protagonisten versetzen, denn dank den Spielereien mit den Sprachen fühlt sich dieser unter den Russen ebenso schnell verirrt, wie die Figuren selbst. Das allerdings soll sich bei der spannenden Reise durch die Wildnis schnell ändern, denn wir werden atemberaubende Szenen voller Belastungen zu sehen bekommen.
Ob man es nämlich glaubt, oder nicht: Die sieben Männer legen eine Strecke von ganzen 6000 Kilometern zu Fuß zurück. Durch eisige Kälte im sibirischen Winter, bis zur heißen Sonne in der mongolischen Wüste müssen sie dabei streifen und verirren sich des Öfteren einmal in den schier endlosen Wäldern, in denen es scheinbar keine Anhaltspunkte gibt und in denen die Männer ohne Landkarte und ohne Kompass dennoch ihren Weg finden müssen. Mit all ihrer Kraft wollen sie den sowjetischen Truppen entkommen und die transsibirische Eisenbahn überqueren, bis sie endlich das Ausland erreicht haben.
Kampf ums nackte Überleben
Der Film schildert uns vor allem den Überlebenskampf in einer Welt ohne Erbarmen, ohne Nahrung und ohne sicheren Unterschlupf. Die sieben Männer werden plötzlich in die Steinzeit zurückversetzt. Sie müssen sich ihre Nahrung selbst jagen, müssen mit wenig Flüssigkeit auskommen und werden womöglich schon bald an ihrer eigenen Schwäche zu Grunde gehen. Denn kaum ein Körper wäre in der Lage, derartige Belastungen tatsächlich auszuhalten. Eindrucksvoll und emotional können wir miterleben, wie menschliche Körper unter der glühend heißen Sonne der Mongolei völlig austrocknen und wie Männer in den Schneestürmen von Sibirien plötzlich an Unterkühlung erfrieren. In jeder Minute können wir dabei packend mit ansehen, wie die Männer dem Tode nahe, ihre letzte Kraft schöpfen und dessen Überleben völlig unklar ist. Damit beweist Peter Weir, dass er bestens in der Lage ist, Hochspannung zu produzieren und uns einen fesselnden Überlebenskampf zu liefern.
Animalischer Zusammenhalt
Ganz nebensächlich widmet sich „The Way Back“ dann aber auch den gesellschaftlichen und sozialen Themen, die grundsätzlich auf Freundschaft, Zusammenhalt und niederen Instinkten bestehen. Ohne dabei aufdringlich zu werden, oder die Situation anprangern zu wollen, zeigt er uns sehr authentisch das Verhalten von Menschen, die trotz all ihrer Extremsituationen zueinander halten und gegenseitige Zuneigung empfinden können. Doch fraglich bleibt, ob der Mensch im größten Hunger noch immer menschlich und zuverlässig bleibt, denn niemand weiß, ob der eigene Freund ihn nicht womöglich bald verspeisen wird, um selbst überleben zu können. Kannibalismus wird dabei ebenso ein knapp angesprochenes, aber nicht ausführlich betrachtetes Thema, wie die Moral gegenüber den Verstorbenen und die Güte gegenüber hilflosen Menschen. Zweifel und Instinkte sorgen dafür, dass „The Way Back“ den Zuschauer bis zum Ende fesseln wird.
Fazit:
„The Way Back“ präsentiert uns einen packenden Überlebenskampf auf der Flucht aus einem sibirischen Gulag, bei dem sieben Männer unter extremer körperlicher Belastung einen enormen Fußweg zurücklegen wollen. Damit zeigt uns der Film eine Meisterleistung, die zu jeder Sekunde zu fesseln weiß.