Chatroom |
Land/Jahr: GB 2009 |
Genre: Thriller |
Regie: Hideo Nakata |
Darsteller: Aaron Johnson Imogen Poots Matthew Beard |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 93 Minuten |
Kaufstart: 24. Juni 2011 |
Label: Universum Film |
Die jungen Teenager Jim, Eva, Emily und Mo haben vor allem ein gemeinsames Hobby: Sie verbringen ihre Zeit gerne in gemeinsamen Chatrooms, um sich über ihre Interessen auszutauschen. Als sie dann jedoch auch noch den charismatischen William kennenlernen, sind sie sofort von seiner einfühlsamen und hilfsbereiten Art angetan. Doch noch ahnen sie gar nicht, welche wahren Interessen er hat, denn während er vermeintliche Pädophile aus den Chaträumen verjagt und sich um die Sicherheit des Raumes kümmert, geilt er sich an seinen perversen Todesfantasien auf. Schließlich hat er nur ein Ziel: Menschen vor der Webcam live dabei zu beobachten, wie sie Selbstmord begehen. Dumm nur, dass seine neuen Chatfreunde ebenfalls bereits in seine manipulativen Fänge geraten sind…
Kritik:
Die Gefahren im Internet sind schon lange ein heiß diskutiertes Thema, bei dem besonders die Gewaltphantasien und die Sucht im Vordergrund stehen. Bei „Chatroom“ soll es sich nun um einen gestörten Jugendlichen handeln, der nicht nur süchtig nach dem interaktiven Gedankenaustausch ist, sondern sich zugleich an Live-Selbsthinrichtungen aufgeilt und scheinbar völlig Gewaltbesessen erscheint. Mit einer recht überdrehten Darstellung platziert sich der Film dabei zudem noch recht einseitig. Dabei sind die ungewöhnlichen Ansätze durchaus erwähnenswert.
Die fließende Grenze
Während die Menschen sich doch allzu gerne in der vermeintlichen Anonymität des Internets verstecken, werden sie doch immer wieder darauf hingewiesen, dass es sich beim Gegenüber doch um reale und fühlende Personen handelt, weshalb eine gewisse „Nettiquette“ zu beachten sei. Doch gerne vergessen gewisse User dabei immer wieder, dass die Grenze zwischen virtueller Welt und Realität doch fließend ist und diverse Online-Handlungen auch Auswirkungen im realen Leben haben können. Sogenanntes „Cyber-Mobbing“ kann da beim einen ebenso zu Selbstmord führen, wie sich andere zu gewissen Aktivitäten auch im realen Leben treffen. Ein ähnliches Szenario bietet uns auch die Hauptfigur in „Chatroom“: Er manipuliert Menschen im Internet, damit sie selbst in ein psychisches Loch fallen und sich in den Selbstmord stürzen. Das sind schließlich seine Phantasien und nur durch diese kann er sich befriedigen. Aus sozialer Sicht hat der Film also durchaus Qualitäten, die natürlich auch auf „Ring 2“-Regisseur Hideo Nakata zurückzuführen sind.
Der reale Raum
Doch obwohl der Film inhaltlich stets eine glaubwürdige Grundhandlung zu bieten hat, wirkt die Inszenierung dieser allerdings umso befremdlicher. Immerhin versucht der Regisseur die Geschehnisse im virtuellen Chatroom durch reale Darsteller in einem realen Raum zu verdeutlichen und präsentiert uns dabei fünf Jugendliche, die auf Stühlen in einem Raum sitzen und ihre Gedanken austauschen. Natürlich nur dann, wenn sie sich nicht in speziell eingerichteten Räumen vergnügen und dem Zuschauer wohl verdeutlichen, wie sich Männer fühlen, wenn die weiblichen Gesprächspartner ihren Text stets in pink schreiben. Spätestens allerdings, wenn ein zurückgezogener „Chatraumbewohner“ plötzlich allein zitternd und ängstlich im Raum sitzt, während er im „Idle“-Status auf die virtuellen Freunde wartet, mag so mancher klassischer IRC-Nutzer ein wenig am Verstand der Filmemacher zweifeln. Wenn dann zudem auch noch in einem Nebenraum diverse Gewaltspiele ablaufen, um dem Film darüber hinaus eine reißerische Action zu verpassen, weiß der Nerd wohl, worauf „Chatroom“ eigentlich hinaus will. Dabei hätte der Film doch durchaus so viel Potential gehabt, welches allzu oft verbraten wurde. Schade, denn gute inhaltliche Ansätze sind jederzeit vorhanden.
Fazit:
Kontroverser und inhaltsstarker Film über Onlinesucht und Gewaltphantasien, der jedoch mit seiner ungewöhnlichen Inszenierung eher befremdlich wirkt.