Als Sohn von König George V. ist es kaum verwunderlich, dass Bertie hin und wieder dazu beauftragt wird, öffentliche Reden zu halten. Besonders dann, wenn sein älterer Bruder Edward als Thronfolger es nicht für nötig hält, seinen Pflichten ausreichend nach zu kommen. Dumm nur, dass Bertie ein kleines Handicap in Form eines Sprachfehlers hat, durch den er immer wieder zu stottern beginnt. Jede noch so gut eingeprägte öffentliche Rede ist damit schnell zunichte gemacht und niemand mag ihn wirklich ernst nehmen. Als dann jedoch auch noch sein Vater verstirbt und seinen Bruder zum neuen König ernennt, wird es ernst für den jungen Mann. Edward nämlich ist nicht nur unzuverlässig, sondern plant auch noch eine geschiedene Frau zu heiraten. Als Oberhaupt der englischen Kirche bedeutet das natürlich das Ende seiner Karriere. Jetzt hängt alles an Bertie, der es sich gemeinsam mit seinem exzentrischen und eigenartigen Sprachtherapeuten Lionel Logue zum Ziel macht, die königliche Familienehre zu retten. Keine leichte Aufgabe, angesichts des störrischen Charakters von Bertie…
Kritik:
Die englische königliche Familie war schon immer sehr eigenartig und stand wegen den verschiedensten Problemen in den Medien. Meistens geht es dabei um familieninterne oder rein politische Auseinandersetzungen, die oftmals in einem Skandal endeten. Dass sich ein Film jedoch ausschließlich um das Stottern eines Königs kümmert, dürfte sicherlich neu sein. „The King’s Speech“ jedoch wagt diesen ungewöhnlichen Schritt und präsentiert uns anhand einer wahren historischen Geschichte die Sprachprobleme von König George VI. Da ist Humor sicherlich garantiert…
Die Sprachtherapie eines Königs
Ungewöhnlich an diesem Film sind bereits von Beginn an die Familienverhältnisse, denn „The King’s Speech“ zeigt uns nicht etwa den König höchstpersönlich, sondern schlicht seinen Sohn, der gar nicht für den Thron vorgesehen ist. Entsprechend den wahren historischen Fakten bekommen wir die Psychose und Sprachprobleme des jüngeren Sohnes Bertie zu sehen und die Entwicklung seines Bruders Eduard. Von der Hochzeit mit einer mehrfach geschiedenen Frau, über den Tod von König George V., bis hin zum endgültigen Aufstieg von Bertie, hält sich der Film dabei pingelig genau an die realen Details. Ob dies jedoch im Falle seiner Therapie ebenso war, bleibt fraglich, denn die ist nicht nur offen, sondern auch recht humorvoll inszeniert worden. Speziell die ungewöhnlichen Maßnahmen des Sprachtherapeuten sorgen für Lachgarantie und können uns jederzeit begeistern, wenn Bertie plötzlich Murmeln in den Mund stecken, oder schräge Mundbewegungen vollzieht. Aus einem großen Problem werden da plötzlich witzige und harmlose Symptome eines sympathischen Mannes – allein schon deshalb, ist „The King’s Speech“ absolut sehenswert.
Mit Auszeichnungen überschüttet
Sicherlich mag „The King’s Speech“ nicht für jeden Zuschauer gleichermaßen geeignet sein, zumal besonders der Mainstream vielleicht auf Grund der mangelnden Action und des eher langsamen Tempos abgeschreckt wird. Dennoch hat es einen Grund, weshalb der Film mit derartig vielen Auszeichnungen, darunter mehreren Oscars, ausgezeichnet wurde: Die Darsteller. Allen voran brilliert nämlich Colin Firth als Bertie mit seiner sturen und störrischen Art immer dann, wenn er seinem Gegenüber äußerst gereizt reagiert und sich dementsprechend verhält. Gleichzeitig gelingt ihm jedoch eine Vielfalt von Charakterzügen, da er sich auf jede Situation perfekt einstellen kann und jegliche Emotionen perfekt darzustellen weiß. An seiner Seite punktet dann jedoch auch Geoffrey Rush als exzentrischer Sprachtherapeut, der sich nicht nur etwas eigenartig verhält, sondern auch noch die schrägsten Therapiemethoden anwendet, um dem Film sein eigentliches Highlight zu verleihen. Rush ist dabei für jeden Spaß zu haben und wertet den Film mit seinem Knautschgesicht gewaltig auf. Aus Sicht der Charakterzeichnungen und –darstellungen macht „The King’s Speech“ also alles richtig und hat seine Auszeichnungen vollends verdient.
Fazit:
Ein majestätisches Drama, das sowohl mit seinem originellen Humor punkten, als auch dank Colin Firth und Geoffrey Rush mit ausgezeichneten Charakterdarstellungen brillieren kann. Lediglich das Erzähltempo schwächelt ein wenig.