22 Bullets |
Land/Jahr: F 2010 |
Genre: Actionthriller |
Regie: Richard Berry |
Darsteller: Jean Reno Kad Merad Richard Berry |
FSK: ab 18 Jahren |
Dauer: 112 Minuten |
Kaufstart: 20. Mai 2011 |
Label: Sony Pictures |
Mafia-Pate Charly hat seine Vergangenheit eigentlich längst hinter sich gelassen und sich aus dem Drogengeschäft zugunsten seiner Familie verabschiedet. Dumm nur, dass seine alten Feinde es immer noch auf ihn abgesehen haben und er eines Tages bei einer Autofahrt mit seinem jungen Sohn durch 22 Pistolenschüsse niedergeschossen wird. Entgegen den Erwartungen aller, schafft er es jedoch, die extremen Verletzungen zu überleben und lebt seither mit körperlichen Einschränkungen, die ihm nicht einmal mehr ermöglichen, seinen rechten Arm vollständig zu benutzen. Dennoch wird Charly von einem Plan angetrieben: Er will sich denjenigen entgegen stellen, die seinen Tod wollen. Koste es, was es wolle…
Kritik:
Der französische Actionstar Jean Reno zählt zu den wohl begehrtesten Schauspielern unseres Nachbarlandes und dürfte gerade deshalb für gelungene Charakterrollen umso besser geeignet sein. Ganz im Stile eines „Leon – Der Profi“ nutzt er jedoch einmal mehr die Gelegenheit, eine Rolle in einem Actionthriller zu ergattern und verkörpert damit einen ganz besonders zähen Mann: Mit 22 Schüssen niedergestreckt, hat Charly alias Jean Reno überlebt und will nun einfach nur noch Rache. Ein ehrwürdiges Ziel, angesichts seiner Hintergrundsituation.
Ein ruhiger Rächer
Reno spielt nämlich in diesem Fall ganz typisch den liebenswerten Mafiosi, der den krummen Geschäften längst abgeschworen hat und von nun an einfach nur noch ein friedliches Familienleben leben möchte. Wie seine Fans von ihm erwarten, schafft er es dabei auch, mit einer ganz besonderen Charakterdarstellung zu punkten und den perfekten, vielseitigen Anti-Helden zu verkörpern. Ganz im Vordergrund steht natürlich auch in diesem Fall sein ruhiger und gelassener Stil, durch den er niemals aus der Ruhe kommt. Mit absoluter Diskretion und exakter Zielgenauigkeit tötet er nicht wahllos seine Gegner, sondern geht sehr gezielt vor und kann trotz vermeintlich skrupelloser Handlungen stets Gefühle zeigen. Dies geht natürlich speziell in seiner Familien- und Hintergrundgeschichte hervor, in der er sichtlich nur für seine Kinder kämpft. Voller Emotionen und einer Mimik, die bereits allein für sich spricht, braucht er praktisch nicht mehr viele Worte, um dem Zuschauer seine knallharte Vorgehensweise vor Augen zu führen. Leider hält er sich mit Worten allerdings nicht immer zurück.
Luc Besson lässt grüßen
Hervorstechen kann dabei natürlich auch die gekonnte stilvolle und intensive Inszenierung, die immer wieder durchscheinen lässt, dass Meisterregisseur Luc Besson seine Finger hier im Spiel hatte. Dieses Mal hat er zwar lediglich die Produktion übernommen, scheint seinem Regisseur Richard Berry jedoch bestens zeigen zu können, wie man perfekte Actionszenen und Verfolgungsjagden an den Tag legt. Mit rasanten Rasereien auf dem Motorrad und perfekt abgestimmten, weichen und schnellen Schnitten bringt er einen wahren Augenschmaus für den Action- und Thriller-Fan auf den Bildschirm, die jeden Reno-Fan bestens begeistern dürfte. Dank dem Hauptdarsteller hält sich „22 Bullets“ allerdings mit Stunt- und Effekthascherei zurück und kann dabei sogar ein wenig mehr Stil als Bessons Produktion „Transporter“ beweisen. An den harten und blutigen Szenen soll es aber dennoch nicht mangeln, sodass wir auch in diesem Fall heftige Massenschießereien auf offener Straße und brutale Nahkämpfe zu sehen bekommen. Doch anders, als in vergleichbaren Filmen, ist Jean Reno nicht der unbesiegbare Held, sondern ein rachsüchtiger Kerl voller Narben und Wunden – sowohl aus körperlicher, als auch aus seelischer Sicht.
Die nervende Oper
Kleiner Schwachpunkt der Darstellung ist lediglich die Inkonsequenz der Verletzungen, die Jean Reno immer wieder von sich trägt. Aus einem fast unbrauchbaren Arm, dessen Nerven völlig durchtrennt wurden und dessen Beweglichkeit erst wieder angelernt werden muss, wird plötzlich eine fauststarke Waffe, die kein Problem damit hat, seine Gegner zu besiegen und explosionsbereite Granaten zu umfassen. Kleine Logikfehler mögen an dieser Stelle natürlich auftreten, die wir allerdings angesichts der ansonsten großen Qualitäten schnell verschmerzen können. Umso schlimmer mag dagegen die gelegentlich aus Opern bestehende Filmmusik sein, die bei manchem Zuschauer sogar starke Nerven erfordern kann. Statt treibender elektronischer Musik, gibt es also männliche Operngesänge, die von Reno gern auch einmal mitgesungen werden. Das mag vielleicht Stil haben, ist aber manches Mal nur schwer erträglich. Doch auch diesen Punkt können Thriller-Fans früher oder später verschmerzen, speziell dann, wenn „22 Bullets“ eine enorme Spannung aufweisen kann.
Fazit:
Jean Reno wird seinen alten Qualitäten aus den 90er Jahren endlich wieder gerecht und präsentiert uns eine harte, aber lässige Charakterrolle im Stile eines „Léon – Der Profi“. Voller Stil und mit einer perfekten Inszenierung dürfte „22 Bullets“ also jedem Thriller-Fan einen hohen Unterhaltungswert bescheren.