Nach einem atomaren Krieg im Jahre 1965 ist die gesamte Welt in drei mächtige Regierungen unterteilt, die sich in einem seitdem anhaltenden Krieg befinden. In Ozeanien herrscht nun ein totalitärer Staat, in dem die Menschen vollständig überwacht und kontrolliert werden, während sie ihre Freiheit völlig abgegeben haben. Gänzlich nach vorgegebenem Tagesablauf lebend, werden sie dafür eingesetzt, die Geschichte zu revidieren, völlig ohne jegliche Zuneigung aufzuwachsen und ausschließlich der Partei zu dienen. Während das Auge des „Big Brother“ mittels Kamera jeden Bürger selbst in seinem Schlafzimmer überwacht, dient körperliche Annäherung ausschließlich dem Fortbestehen der Partei. Dumm nur, dass Winston Smith längst ganz andere Pläne hat und als Mitarbeiter des „Wahrheitsministeriums“ alte geschichtliche Zeitungsartikel nach den Interessen der Partei umschreibend, die Legitimation der Regierung, sowie die Unfreiheit in Frage stellt. Als er sich ausgerechnet in Julia verliebt, setzt er alles daran, für seine Freiheit zu kämpfen – und wird fortan gnadenlos von der Gedankenpolizei des Staates gejagt…
Kritik:
In der realen Welt jagt ein Überwachungsskandal den nächsten: Prism, Tempora und die Bestandsdatenauskunft haben es nur darauf abgesehen, den Bürger – vor allem auch den deutschen Bürger – möglichst umfangreich zu überwachen und auszuspionieren. Selbst Regierungsgebäude wurden verwanzt, während die EU eigentlich noch weitere Überwachungsmaßnahmen umsetzen will. Die einen haben es schließlich schon lange gewusst, während die anderen doch „nichts zu verbergen“ haben. George Orwell, Autor des immer wieder zitierten Erfolgsromans, dürfte wohl zu jenen gehören, die diese Ereignisse vorhergesehen haben – auch wenn er deutlich früher mit dessen Eintreffen gerechnet hätte.
Klassiker der Filmgeschichte
Die meisten Zuschauer kennen „1984“ vermutlich nur aus Erzählungen. Immer wieder berichten Netz- und Freiheitsaktivisten von der totalen Überwachung aus George Orwells Roman und sind davon überzeugt, dass derartige Zustände längst eingetroffen sind. Für jene, die aber bereits eine Verfilmung des Buches gesehen haben, dürfte vor allem der gleichnamige Streifen aus den 80er Jahren bekannt sein, der vor nicht allzu langer Zeit noch im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Die alte schwarz-weiße Erstfassung einer Kinoversion, welche wir hiermit endlich sichten können und die bereits aus dem Jahre 1956 stammt, gehörte dagegen lange Zeit eher zu einer Rarität, die kaum bis gar nicht ausgestrahlt wurde. Dementsprechend „eingerostet“ wirkt natürlich auch das 4:3-Format der DVD mit seinen zahlreichen weißen Punkten, die offensichtlich der uralten Filmrolle entstammen. Trotzdem ist die Qualität für eine ungestörte Sichtung immer noch ausreichend, sodass wir endlich ein Stück Filmgeschichte auch für das Heimkino geboten bekommen.
Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei
Natürlich muss jedem Zuschauer klar sein, dass die technischen Errungenschaften seinerzeit noch nicht so ausgereift waren, um vor allem heutige Überwachungsmethoden realistisch darzustellen. Man griff also insgesamt eher auf künstlich wirkende Kulissen zurück und zeigt uns eine Vorstellung von Propagandabildschirmen, wachenden Augen und uralt wirkenden Kameras. An die heutige Dauerüberwachung im öffentlichen Raum lässt sich da kaum denken und über das Internet verfügte schließlich auch niemand. Dennoch ist es interessant zu sehen, welch erschreckende Vorstellungen die Menschen offensichtlich bereits im Jahre 1956 hatten. Der Hintergedanke ist schließlich vollkommen korrekt: Krieg wird als „Friedensmission“ deklariert, um das Volk bei Laune zu halten, während ein Verbots- und Überwachungswahn das Volk so im Griff behalten soll, dass niemand gegen das Regime aufmuckt. Spannend, aber gleichzeitig beklemmend.
Wer die Freiheit aufgibt…
Sehr überzeugend konnten bereits die heutzutage eher unbekannten Darsteller Edmond O’Brien und Jan Sterling ihre Rollen spielen. Mit guter Mimik und tollen Dialogen bringen sie die Probleme und das Unglück der Unfreiheit sehr gut zur Geltung. Inhaltlich unterscheiden sich dabei die Filme aus dem Jahre 1984 und 1956 nicht sehr. Auch hier sehen wir einen Mann im Wahrheitsministerium, der Lügenpropaganda verbreiten soll, sich verliebt und heimlich seine Gefühle ausleben möchte. Selbst die Kulissen halten sich bei beiden Titeln an möglichst originalgetreue Orte, wenngleich vor allem die sogenannte „Hass-Woche“ im neueren Film besser inszeniert wurde und wir in diesem älteren Streifen mehr Szenen auf offener Straße begegnen. Doch auch da kommen Ängste, ständige Rechtfertigungen, Kontrolle und Unfreiheit schnell zur Geltung – alles zu unserer angeblichen Sicherheit. Erschreckend umso mehr, wie viel mehr Überwachungstechnologien heute bereits umgesetzt wurden und dass so manche Menschen sich diese sogar freiwillig in ihr Wohnzimmer stellen würden. Fehlt nur noch das passende Staatsregime…
Fazit:
Ein gelungenes Stück Filmgeschichte präsentiert uns die erschreckende Vorstellung von einem totalitären Überwachungsstaat aus der Sicht von Menschen in den 50er Jahren. Erschreckend und überaus spannend.