13 Hours |
Land/Jahr: USA 2015 |
Genre: Action |
Regie: Michael Bay |
Darsteller: John Krasinski James Badge Dale Pablo Schreiber David Denman Dominic Fumusa Max Martini |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 144 Minuten |
Kaufstart: 28. Juli 2016 |
Label: Paramount Home Entertainment |
Nach dem lybischen Bürgerkrieg im Jahre 2011 und der Stürzung des Diktators Gaddafi haben sich die US-amerikanischen Streitkräfte größtenteils aus dem fernen Land zurückgezogen. Lediglich eine kleine paramilitärische Truppe unter dem Kommando der CIA befindet sich noch vor Ort, um die ehemaligen Waffen Gaddafis aufzukaufen und zu verhindern, dass diese den örtlichen Schwarzmarkt überrennen. Zu diesem Zweck wird eine provisorische diplomatische Unterkunft betrieben, in welcher der Botschafter einen vermeintlich sicheren Unterschlupf gefunden hat. Doch als es zu einem islamistischen Anschlag auf den Stützpunkt kommt, bei dem sie gemeinsam mit einer befreundeten lybischen Einheit gegen die überzähligen Feinde kämpfen müssen, ist ihnen schon bald nicht mehr klar, welcher Seite sie eigentlich vertrauen können…
Kritik:
Im September 2012 kam es zu einem schwerwiegenden, realen Anschlag auf ein US-Konsulat in Bengasi. Mit „13 Hours“ wurde dieses Ereignis nun erstmals in einem Spielfilm verarbeitet – und das ausgerechnet von einem Regisseur, der spätestens seit „Transformers“ nicht unbedingt für politischen Tiefgang bekannt ist. Und dennoch hätte es womöglich ausgereicht, um Hillary Clinton beim diesjährigen Wahlkampf gegen Donald Trump zu schaden. Doch reicht es dafür?
Realpolitische Relevanz
Immerhin hatte die heutige Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton eine gewisse Mitschuld an den damaligen Ereignissen in Bengali und den diversen Todesfällen unter der Streitkraft. Trotz Anforderung von Unterstützung war die Einheit einst völlig auf sich allein gestellt und einer Überzahl von feindlichen Angreifern ausgesetzt. Auf Luftunterstützung warteten die Männer vergeblich – auch deshalb, weil die durch Clinton eingerichteten Sicherheitsmaßnahmen absolut unzureichend waren. Und doch kommt an dieser Stelle ein Problem, denn wenn „13 Hours“ eines ganz sicher nicht kann, dann ist es dem Wahlkampf von Hillary Clinton zu schaden. Das ist schade, denn verdeutlicht es gleichzeitig die Oberflächlichkeit des Films. Auf die Hintergründe und die politischen Zusammenhänge geht der Actionstreifen nämlich zu keiner Zeit ein. Um überhaupt irgendwelche Rückschlüsse auf Hillary Clinton schließen zu können, ist schon politisches Hintergrundwissen oder Eigenrecherche erforderlich. Es ist eben ein typischer Michael Bay-Streifen geworfen: Dünn, oberflächlich und enttäuschend unpolitisch.
Nicht ganz mitten im Leben
Schade ist diese Oberflächlichkeit allerdings in zweierlei Hinsicht. Denn anders als man im Blockbuster „Sicario“ noch mitfühlen konnte, wie das gefährliche Leben in der mexikanischen Stadt so ablaufen dürfte, berührt „13 Hours“ emotional eher wenig. Die tatsächlich ständig präsente Gefahr, der nicht nur die amerikanischen Soldaten in Bengasi ausgesetzt sind, sondern zugleich auch die einheimische Bevölkerung, kommt zu keiner Zeit wirklich rüber. Man inszeniert den Actionstreifen viel mehr als generisches Actionspektakel, das so austauschbar ist, wie jeder beliebige B-Film. Das Drehbuch könnte dabei gut und gerne auch einem Ego-Shooter entsprechen, bei dem eine kleine Gruppe von Soldaten auf immer größer werdende Wellen von namenlosen und gesichtslosen Gegnern trifft, dessen Angriffe sie überleben müssen. Daneben wird zwar angemerkt, dass der Terror so normal ist, dass die Nachbarn kaum darauf reagieren – doch mehr als das Beobachten von Fußballspielen im Fernsehen haben wir bei den Einheimischen nicht zu erwarten. Selbst Kinder, die auf zurückgelassenen Panzern spielen, spielen nur nebensächlich eine Rolle und sorgen nicht dafür, dass „13 Hours“ emotional zündet.
Ästhetik des Krieges
Da überrascht es dann umso mehr, dass Regisseur Michael Bay offenbar auf die richtig großen Effekte verzichtet. Auf ein ganz so großes Spektakel, wie einst in „Transformers“ dürfen wir hier also nicht hoffen. Stattdessen konzentriert man sich voll und ganz auf die Ästhetik des Krieges und die Einsätze der Soldaten. Wir sind somit stets mitten im Kampfgeschehen, wenn sich die Einheiten gegenseitig beschießen und bekommen dabei durchaus Daueraction mit nur wenigen Verschnaufpausen geboten. Freut man sich vor allem darauf und schaut gerne den Kämpfern zu, wie sie mit ihren Nachtsichtgeräten auf Islamisten feuern, dürfte „13 Hours“ also tatsächlich gut unterhalten und auch die Auswahl der Darsteller ist tatsächlich gelungen. Die größtenteils noch einigermaßen unverbrauchten Gesichter sind immerhin eine angenehme Abwechslung zu den sonst ständig vertretenen großen Stars, die geradezu wie Platzhirsche das Actiongenre besetzen. Das eigentlich so große Potential, welches vor allem wegen der politischen Hintergrundgeschichte hinter „13 Hours“ gesteckt hätte, wird allerdings auf ganzer Linie über Bord geworfen. Neben einem „Sicario“ oder „Zero Dark Thirty“ hat dieser Streifen hier kaum eine Chance.
Fazit:
Obwohl der Actionstreifen gerade im Wahlkampfjahr von Hillary Clinton für reichlich politischen Sprengstoff hätte sorgen können, entpuppt sich „13 Hours“ – geradezu typisch für Michael Bay – als generisches Actionfeuerwerk, das in seiner Oberflächlichkeit weit hinter der Genrekonkurrenz zurückbleibt.