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    Fall 39

    Fall 39

    Land/Jahr:
    USA 2009
    Genre:
    Horror
    Regie:
    Christian Alvart
    Darsteller:
    Renée Zellweger
    Jodelle Ferland
    Ian McShane
    Bradley Cooper
    FSK:
    tba
    Dauer:
    109 Minuten
    Kinostart:
    11. März 2010
    Label:
    Paramount Pictures

    Emily Jenkins ist Mitarbeiterin des örtlichen Jugendamtes und hat ein Gespür dafür, wenn Kinder in Not sind. Bisher ist auch alles mehr oder weniger glimpflich verlaufen und sie konnte ihre Arbeit immer zur vollsten Zufriedenheit ausüben. Wie dumm also, dass der nächste Fall ein wenig komplizierter werden dürfte. Denn schon beim Besuch der Familie von “Fall 39″ hat sie ein ungutes Gefühl, als Lily sie völlig verängstigt ansieht und ihre Eltern sie regelrecht anstarren. Noch dazu flüstert Lily der gestressten Sozialarbeiterin ins Ohr, dass ihre Eltern sie “in die Hölle schicken” wollen. Zu diesem Zeitpunkt ahnt Emily allerdings noch nicht, dass sie genau das wörtlich nehmen darf und die Eltern, Lily beinahe im Ofen verbrennen – würde Emily dies nicht rechtzeitig verhindern. Glücklicherweise hört Emily nämlich einmal mehr auf ihr Bauchgefühl und verschafft Lily so ein besseres Leben. Und für gewöhnlich ist der Fall für sie damit abgeschlossen. Nicht jedoch “Fall 39″. Lily fleht sie nämlich regelrecht an, dass sie doch bei ihr einziehen dürfe und voller Mitleid tut sie ihr schließlich auch noch den Gefallen. Womit sie jedoch nicht rechnet: Schon bald wird sie erfahren, wieso die Eltern ihre Tochter in die Hölle schicken wollten, denn Lily entpuppt sich als der Teufel in Person…

    Familienpädagogik, Jugendamtsatmosphäre und ein kleines Mädchen in Gefahr. Klingt zunächst nach einem Drama mit ernstzunehmendem Stoff, ist aber im Nachhinein eher ein gut inszenierter “Omen”-Abklatsch. Doch beginnen wir bei der geschätzten ersten halben Stunde, bestehend aus einer seriös ausschauenden Renee Zellweger und ihrer Jugendamtstätigkeit. Im “Fall 39″ nämlich, wird sie damit beauftragt, nach dem Wohlbefinden des jungen Mädchens Lily zu sehen und zu ihr nach Hause zu fahren. Alles wirkt erstmal relativ normal, abgesehen davon, dass das Jugendamtstreiben für deutsche Verhältnisse viel zu belebt und aufgemuntert daherkommt. Hier finden doch allen ernstes Gruppengespräche mit und zwischen Kindern statt und kleine Mädchen spielen auf den Gängen. Man kann zwar nur vermuten, ob dies in US-Jugendämtern nun tatsächlich so ablaufen mag, wer allerdings deutsche Ämter kennt, wird dem Film dies erst einmal nicht abkaufen. Das allerdings soll nebensächlich sein, viel interessanter ist dagegen der Hausbesuch bei der Familie. Hier trifft Emily auf eine kreidebleiche Mutter, einen aggressiv-starrenden Vater und eine schüterne, völlig verängstige Lily, die sich kaum traut, die Treppe herabzusteigen. An dieser Stelle kommt erstmals eine beklemmende, bedrohliche Atmosphäre auf, die Regisseur Christian Alvart auch gekonnt umzusetzen weiß. Leider allerdings bekommen wir die nötige Wende hier immernoch nicht hin. Denn das, was nach dem Hausbesuch kommt, versucht an allen Ecken und Kanten, maßlos zu übertreiben. Urplötzlich läuft hier nämlich alles völlig anders ab, denn die Eltern halten ihre Tochter für einen Dämon und wollen sie im Ofen verbrennen. Und seien wir ehrlich: Welche Eltern würden sich in der Realität schon so verhalten? Das Problem ist hier, dass der Film den Eindruck macht, als wolle er ernstgenommen werden, ist aber an vielen Punkten so unrealistisch, dass man ihn nicht ernstnehmen kann. Das liegt auch daran, dass er zu Beginn eher den Eindruck macht, ein Drama sein zu wollen. Die richtige Wende kommt erst danach, nachdem Lily bereits bei Emily eingezogen ist. Spätestens, wenn Lily ihre Opfer per Telefon anruft, damit diese daraufhin sterben, wird klar: Das hier wird ein Mystery-Horrorfilm a là “Omen” – und “Fall 39″ erhebt von hier auf jetzt nicht mehr den Anspruch, ernst zu sein. Von nun an fällt der Film nämlich ganz auf die unterhaltsame Horrorschiene und das ist auch gut so, wenn man bedenkt, wie mangelhaft der Beginn doch war. Ein Drama wäre in diesem Stil nämlich ordentlich in die Hose gegangen. Als Horrorfilm wirkt er aber dank gezielter Stilmittel richtig gut, wenngleich auch “Fall 39″ an Genreklassiker, wie “Das Omen” nicht annähernd rankommt. Dennoch versteht Alvart allerdings sein Handwerk und zeigt schon beim Casting der Jungdarstellerin ein geschicktes Händchen. Jordelle Ferland passt nämlich sehr gut in die Rolle der Lily, ganz nach dem Motto klassischer J-Horrorstreifen: Das Mädchen sieht so süß aus, wie es nur irgendwie geht, in ihr steckt aber ein bösartiges Monster. Aus japanischen Horrorfilmen kennen wir diesen Grundgedanken ja bereits in Form von kleinen langhaarigen Geistermädchen, die Jagd auf die “Bösewichte” macht. Einen Unterschied gibt es aber dennoch: Der Bösewicht ist in diesem Fall das Mädchen selbst, Motive wie Rache oder eine schlechte Kindheit wird man hier vermutlich nicht finden, auch wenn der Beginn zunächst den Anschein macht. Ferland passt im Übrigen nicht nur wegen ihrer recht guten schauspielerischen Leistungen in die Rolle, sondern vor allem wegen ihrer Stimme – zumindest im englischen Original. Die wirkt nämlich richtig mädchenhaft-kindlich und gerade deshalb so unscheinbar und zugleich bedrohlich. Fraglich mag an dieser Stelle allerdings sein, ob dies auch in der deutschen Fassung so klingen wird. Ansonsten allerdings hat das Mädchen im Grunde auch keine allzu schweren Aufgaben, denn wenn die Horroreinlagen kommen, setzt Alvart einfach auf tolle Effekte. Und hier kommen vor allem die psychologischen Elemente richtig gut. So beispielsweise das Hämmern des Mädchens gegen die verschlossene Tür, während Emily völlig verängstigt dahinter in ihrem Schlafzimmer sitzt. Da hören wir in dem einen Moment noch die süße Stimme der kleinen Lily, die Emily bittet, sie doch reinzulassen oder heulend so tut, als wäre sie verängstigt und traurig, im nächsten Moment kommt dann aber schon die Wucht gegen die Tür, bei der diese beinahe aus ihrer Verankerung gerissen wird. Durch perfekte Mischung aus Soundkulisse und Kameraführung hat dies eine geniale Wirkung. Schlechter dagegen sind die optischen etwas anspruchsvolleren Szenen. So beispielsweise eine Szene, in der einem der Opfer plötzlich Wespen aus den Ohren kommen, nachdem er von Lily angerufen wurde. Das mag allein schon deshalb unglaubwürdig aussehen, weil im Körper des Mannes nicht einmal genügend Platz für derartig viele Wespen wäre – das Nachdenken über diese Szene ist daher wenig empfehlenswert. Außerdem ist hier fraglich, warum Emily nichts ähnliches passiert, nachdem sie von Lily angerufen wurde. Diese Frage bleibt im Film auch völlig offen. Noch schlechter kommt dann außerdem eine Szene, in der Lily sich in eine junge Frau mit weggeätztem oder verbranntem Gesicht verwandelt und Emily aus dem Haus jagt. Da haben wir optisch schon deutlich besseres gesehen und vor allem reißt es den Film völlig aus der Atmsphäre, da die Verbildlichung der Teufelsfigur hier die dümmste Idee war, die wir wohl in diesem Film finden werden. Schlauer dagegen waren nämlich die Machtspiele von Lily, frei nach dem Motto “du tust, was ich dir sage, oder ich mache dir das Leben zur Hölle”, nachdem sie bereits bewiesen hat, welche Kräfte sie hat. Hätte man dies weiter ausgebaut, hätte “Fall 39″ vermutlich eine weitaus intensivere subjektive Wirkung gehabt. Denn ein Mädchen, dass sich in ein “Monster” verwandelt, wird wohl kaum noch jemanden sonderlich erschrecken. So hat man leider viel Potential vertan, denn aus psychologischer Sicht, hatte der Film reichlich gute Ansätze, die im Endeffekt nicht beibehalten, oder nicht tiefgehend genug umgesetzt wurden.

    Fazit:
    Unterhaltsamer “Omen”-Abklatsch mit guten Ansätzen, aber stellenweise verspieltem Potential.

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