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    Judy

    Judy


    Land/Jahr:
    USA / GB 2019
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Rupert Goold
    Darsteller:
    Renee Zellweger
    Finn Wittrock
    Jessie Buckley
    Darci Shaw
    FSK:
    ab 0 Jahren
    Dauer:
    118 Minuten
    Kaufstart:
    14. Mai 2020
    Label:
    Entertainment One

    Judy Garland stand schon als kleines Kind vor der Kamera. Schon mit gerade einmal 16 Jahren hatte sie immerhin 13 Filme gedreht und von einer normalen Kindheit konnte niemals die Rede sein. Für das Filmbusiness aufgezogen, stand sie stets unter großem Druck mit wenig Freiheiten und strenger Kontrolle ihres Freizeitverhaltens. Das allerdings ging nicht spurlos an ihr vorbei. 30 Jahre später ist sie am Ende ihrer Kräfte. Die Ehe mit Sidney Luft ging in die Brüche, ein verheerender Sorgerechtsstreit bahnt sich an und auch die Karriere läuft längst nicht mehr rund. Mit Auftritten in einem Londoner Club kann sie sich fortan noch über Wasser halten und versucht, ihre katastrophale emotionale Situation zu unterdrücken. Doch ohne ihre Kinder ist sie längst ein psychisches und körperliches Wrack…

    Kritik:
    Zum amerikanischen Star getrimmt und als Kinderstar in Hollywood verheitzt. Was in den großen Studios einst nicht unbedingt eine Seltenheit war, stand viele Jahrzehnte später stark in der Kritik. Und während heute die jungen Stars gegen Kinderarbeit geschützt werden, war Judy Garland, die durch das Original von „Der Zauberer von Oz“ einst berühmt wurde, der Inbegriff eines für die Filmindustrie missbrauchten Kinderstars. Renee Zellweger wagt sich nun an eine Biografie ihrer späteren Jahre.

    Die Fassade des Glamours
    Für den außenstehenden normalen Fan ist es dabei oftmals nur schwer begreiflich, warum so viele Stars in Drogenprobleme verwickelt sind, sich der Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit hergeben und offenbar mit dem Ruhm „so schlecht umgehen können“, dass sie von einem Skandal in den nächsten schlittern. Gerade deshalb, weil praktisch jedes Business, in dem Stars im Rampenlicht stehen, Kunstfiguren schaffen, die dem Geschmack des Mainstreams entsprechen. Gespielte Idole, die im Stil des klassischen „All-American-Girl“ das perfekte Mädchen von nebenan darstellen, mit dem wirklich jeder liebendgern befreundet sein möchte. Mit der Realität oder den wahren Charakteren der Darsteller hat das oft nur wenig zu tun. „Judy“ nimmt sich die Biografie von Judy Garland daher als Beispiel, um mit der ungeschönten Wahrheit hinter die Fassaden des Glamours zu schauen und einen leidenden Star von seiner vermeintlich wahren Seite zu zeigen.

    Ein psychisches Wrack
    Dafür immerhin gab es in diesem Jahr auch eine Auszeichnung mit dem Oscar. Den nämlich bekam Renee Zellweger als beste Hauptdarstellerin in der Hauptrolle als Judy Garland. Es fällt auf den ersten Blick schwer, die normalerweise recht hübsch und glamourös erscheinende Zellweger auf dem heimischen Bildschirm wiederzuerkennen. Die Maske leistet dabei so hervorragende Arbeit, dass sie ihrer Figur als Judy Garland deutlich ähnlicher sieht, als ihrer eigenen Person. Faltig, untergewichtig, blass und psychisch ein Wrack ist die Judy Garland, die wir hier sehen auch optisch bemerkenswert. Aus darstellerischer Sicht kann man unterdessen behaupten, dass Zellweger ihren Oscar ohne Zweifel zurecht bekam: Ihr gelingt es, den vom Business geformten Profistar so perfekt darzustellen, dass wir selbst die unterdrückte Persönlichkeit eines solch fürs Rampenlicht hochgezüchteten Stars erfühlen können. Zellweger präsentiert uns eine Judy, die hin und hergerissen ist zwischen emotionalem Zusammenbruch und antrainierter Professionalität, die auch ihr Privatleben, durch die Kindheit getrimmt, zu einem reinen Schauspiel verkommen lässt.

    Nebenfiguren als Schlüssel
    Mit dieser hervorragenden, den Film in Gänze tragenden Rolle, ist Renee Zellweger auch die perfekte Besetzung, um hinter die Kulissen des Showbusiness zu schauen. Mit hohem Kontrast hält „Judy“ die Dramatik dabei auch aufrecht: Durch hohe Abwechslung zwischen erstklassigen Auftritten vor Scheinwerferlicht und schwerer Depression im privaten Bereich lockert der Streifen seine Dynamik dabei angenehm auf, ohne trotz der realen Gegebenheiten jemals trocken daher zu kommen. Dafür sorgen auch die gelungenen Nebendarsteller Finn Wittrock und Jessie Buckley, die eine entscheidende Rolle in Judys Privatleben darstellen und dem Publikum als bemühte Helfer eine Identifikationsfigur liefern, in dem sie sich in eine vergleichbare Beobachterposition begeben, in der sich auch der Zuschauer befindet, der dem angehimmelten Star doch am liebsten selbst eine Stütze wäre.

    Hollywood – Industrie des Missbrauchs
    Doch auch ihre Rollen als Liebhaber Mickey Deans und Rosalyn Wilder vermochten es nie, sie von ihrer Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit zu befreien. Ganz im Gegenteil gibt sich „Judy“ viel mehr alle Mühe, Garlands Sucht nachvollziehbar und verständlich zu machen. Oder anders gesagt: Die Drogenabhängigkeit womöglich aller großen Hollywood-Stars. Schon als Kind darauf getrimmt, bei den kleinsten Problemen doch lieber Schlafmittel zu nehmen, statt die Sorgen zu bewältigen und wichtige Nahrungsmittel durch Vitaminpillen zu ersetzen, um das perfekte Gewicht für die Leinwand zu halten, macht „Judy“ einfühlsam und ohne Verurteilung verständlich, wie ein solcher Star mit 47 Jahren an einer Überdosis sterben konnte. Dezente, aber dennoch intensive Rückblenden in die Kindheit, von Darci Shaw mindestens ebenso souverän gespielt, wie die erwachsene Judy von Zellweger, sorgen für die perfekt eingesetzten Emotionen. Danach hat wahrscheinlich jeder Zuschauer einen etwas anderen Blick auf alkoholabhängige Hollywood-Stars, denn „Judy“ ist auch eine schonungslose Selbstkritik der seit #MeToo oftmals angeprangerten Filmindustrie Hollywoods.

    Fazit:
    Renee Zellweger verkörpert die letzten Jahre des einstigen Hollywood-Stars Judy Garland mit einer solchen Perfektion, dass sie zweifellos zurecht den Oscar als beste Hauptdarstellerin erhielt. Mit ihrer Rolle liefert sie einen ungeschönten, einfühlsamen Blick hinter die glamoröse Fassade Hollywoods und begleitet einen früheren Kinderstar auf dem Weg in den seelischen Abgrund. Schonungslos ehrlich.

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