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    Every Day

    Every Day


    Land/Jahr:
    USA 2009
    Genre:
    Tragikomödie
    Regie:
    Richard Levine
    Darsteller:
    Liev Schreiber
    Helen Hunt
    Carla Gugino
    Eddie Izzard
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    90 Minuten
    Kaufstart:
    15. April 2011
    Label:
    S.A.D.

    Das Leben von Ned steht gerade völlig auf dem Kopf: Als wäre es nicht bereits schlimm genug, dass sein Schwiegervater gerade angereist ist, um sich bei ihm einzunisten, macht ihm auch noch die Erziehung seines schwulen Sohnes zu schaffen, der gerade ganz offen seine Vorliebe für das eigene Geschlecht entdeckt hat. Noch dazu scheint die Beziehung zu seiner Frau geradewegs in die Brüche zu gehen, da sie längst in einem langweiligen und frustrierenden Loch gelandet ist. Da scheint eine Affäre mit der süßen Arbeitskollegin der einzige Ausweg zu sein…

    Kritik:
    Die Zeiten, in denen uns Filme immer wieder begeisterten, die das Dramatische mit dem Witzigen geschickt verbanden, dürften längst gezählt sein. Nur noch sehr selten können wir uns daher über gelungene und ausgereifte Tragikomödien erfreuen, die es auf eigensinnige Weise schaffen, das Leben eines Menschen perfekt darzustellen. Nun jedoch will „Every Day“ uns mit Liev Schreiber in der Hauptrolle zeigen, dass es diese seltenen Filmperlen doch noch gibt.

    Leben, das perfekte Chaos
    Dafür bietet uns der Film einen interessanten Handlungsrahmen, in dem scheinbar alles irgendwie schief zu gehen scheint. Die Arbeit überfordert den Hauptprotagonisten längst, die Familie macht ihm auch zu schaffen und sein Schwiegervater raubt ihm dann auch noch den letzten Nerv. Im Grunde genommen präsentiert sich uns eine ganz normale Familie, die kurz davor steht, in die Brüche zu gehen und gerade deshalb besonders realitätsnah erscheint. Durch diese glaubhafte Handlung bietet sich dem Zuschauer schnell die Möglichkeit, sich mit der Hauptfigur zu identifizieren und sich in die Situation einzufühlen. Kurz gesagt: Der perfekte Rahmen für einen perfekten Einstieg in den Film.

    Kontrastreiche Charakterzeichnungen
    Um die Geschehnisse allerdings auch mitreißend und unterhaltsam zu gestalten, verpasst „Every Day“ den einzelnen Figuren überaus gelungene Charakterzeichnungen, die jeweils sehr interessante Kernpunkte mitliefern und den Hauptprotagonisten in eine schwierige Lage bringen. Da wäre natürlich einerseits der Hauptcharakter selbst, der ein besonders großes Problem mit der Homosexualität seines jungen Sohnes zu haben scheint. Ihm läuft in der Tat sprichwörtlich ein kalter Schauer über den Rücken, wenn er sich vorstellt, wie der Sohn mit einem anderen Kerl in die Kiste springt, erst recht wenn der auch noch einige Jahre älter ist. Sein Arbeitgeber jedoch – ebenfalls schwul – schafft es, die Lage zuzuspitzen, in dem er regelmäßig von seinen wilden Eskapaden mit jüngeren Männern berichtet, die ihm ein scheinbar völlig verfälschtes Bild von der Welt der Schwulen mit auf den Weg geben. Denn ganz anders, als erwartet, geht der Sohn völlig offen mit seiner Sexualität um und outet sich völlig unbefangen, womit er ebenfalls charakterlich völlig aus der Rolle fällt.

    Absolute Bestqualitäten kann außerdem der Schwiegervater mitbringen, der auch gleich den gelungensten und unterhaltsamsten Charakter abliefert. Als gebrochener Mann, der sich regelrecht nach dem eigenen Tod sehnt und immer wieder mit Selbstmordversuchen beschäftigt ist, sieht er im Leben nur noch das Negative, was den Mitmenschen ganz schön auf die Nerven geht. Mit seiner grimmigen und nörgelnden Art verschafft er dem Film zahlreiche emotionale Szenen und kann zugleich auch einige Lacher erzeugen, die ihn schnell sympathisch machen. Mit dieser gelungenen Mischung aus den verschiedensten Charakteren, schafft es „Every Day“ also zu einem höchst interessanten, aber auch tiefgründigen Film zu werden.

    Bissiger Sarkasmus
    Besonderes Highlight ist außerdem der bissige Sarkasmus, mit dem die Medienwelt gelegentlich einiges an Fett wegbekommt. So zögert „Every Day“ auch nicht damit, die Sensationsgeilheit typischer Privatsender zu kritisieren und mit den entsprechenden Dialogen auf die Schippe zu nehmen. Neds Arbeitgeber, der TV-Produzent dient dazu eigentlich schon als Steilvorlage, um seine Besessenheit von Gewalt und Sex auf die Spitze zu treiben und damit die übliche TV-Welt, die wir von RTL & Co. kennen, gewaltig aufs Korn zu nehmen. Wenn dann auch noch in Dialogen mit dem schwulen Sohn, auf die Pädophilie unter Priestern angespielt wird, wird „Every Day“ außerdem auch noch ganz schön frech gegenüber der Kirche, was ihren Feinden sicherlich gefallen wird. Alles in allem haben wir es hier also mit einer Tragikomödie zu tun, die in nahezu jedem Punkt alles richtig macht.

    Fazit:
    Gelungene Tragikomödie mit interessanten, kontrastreichen Charakteren, einem bissigen Sarkasmus und viel unterhaltsamen Humor. Ein Muss für jeden Cineasten.