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    Der Junge und die Wildgänse

    Der Junge und die Wildgänse


    Land/Jahr:
    F 2019
    Genre:
    Abenteuer
    Regie:
    Nicolas Vanier
    Darsteller:
    Jean-Paul Rouve
    Mélanie Doutey
    Louis Vazquez
    FSK:
    ab 0 Jahren
    Dauer:
    113 Minuten
    Kaufstart:
    Amazon Prime Video:
    9. April 2020

    DVD/BluRay:
    24. April 2020
    Label:
    Capelight

    Der junge Thomas hatte eigentlich vor, seine Ferien überwiegend mit Computerspielen zu verbringen und so wenig wie möglich aus dem Haus zu gehen. Da aber hat er die Rechnung offenbar ganz ohne seine Mutter gemacht, die ihn prompt dazu verdonnert, die nächsten Wochen bei seinem Vater Christian in der Provence zu verbringen. Der nämlich könnte abgelegener kaum leben: Mitten in der Wildnis in einer Hütte am See ist an funktionierendes WLAN ebenso wenig zu denken, wie an ein gut ausgebautes Mobilfunknetz – die Onlinegames kann Thomas also vergessen und ein wenig begeisternder Alltag in der Natur wartet auf den Jungen. Sein Vater nämlich hat es sich als Wissenschaftler zur Aufgabe gemacht, eine vom Aussterben bedrohte Wildgänseart aufzuziehen und ihnen mit einem Leichtflugzeug den Weg in den Norden zu zeigen. Und damit beginnt auch für Thomas ein Abenteuer, das er nicht mehr so schnell wieder vergessen wird…

    Kritik:
    Die aktuelle Corona-Krise fordert von vielen Filmverleihern mehr Flexibilität und ein Umdenken. Eigentlich sollte der kindgerechte Abenteuerfilm „Der Junge und die Wildgänse“ nämlich in den deutschen Kinos starten. Daraus allerdings wird so schnell nichts – und aus einem Kinostart wurde kurzerhand eine Veröffentlichung bei Amazon Prime Video. Womöglich eine gute Entscheidung, denn der Film ist vor allem ein unterhaltsames Ferienprogramm für Familien mit Kindern.

    Liebevolle Holzhammerpädagogik
    Eigentlich ein bisschen klischeehaft ist die zugrundeliegende Story von „Der Junge und die Wildgänse“ natürlich schon. Gefühlt die Hälfte aller Kinderfilme beginnen schließlich mit einem Kind, das von den vermeintlich langweiligen Ferien in der Natur zunächst alles andere als begeistert ist. Der übliche kritische Blick auf die ausschweifende Nutzung digitaler Medien im jungen Alter und der starken Entfernung von Umwelt und Natur ist auch bei diesem Abenteuer nicht zu übersehen und kommt schon in den ersten Minuten geradezu mit dem Holzhammer daher. Dabei zeigen sich allerdings die Stärken von „Der Junge und die Wildgänse“ bereits recht früh durch eine atmosphärische Auswahl des Settings und ungewöhnlichen Charakteren. Insbesondere zwei eigensinnige Nebencharaktere mit ausgefallenem Erscheinungsbild und absonderlichen Charaktereigenschaften wecken schnell das Interesse des Zuschauers.

    Hochspannendes Abenteuer
    Dabei ist „Der Junge und die Wildgänse“ auf den zweiten Blick gar kein so übertrieben auf pädagogische Werte ausgelegter Film, wie er zunächst den Eindruck macht – zumindest, wenn man sich auf das folgende Abenteuer schließlich einlässt. Im Mittelpunkt steht nämlich tatsächlich eine faszinierende Abenteuergeschichte um die Auswilderung von Gänsen, die mit einer Reise durch halb Europa verbunden ist. Ähnlich, wie andere weltberühmte Jugendliche sich allein auf einen Segeltrip um den gesamten Globus machen, so treibt der junge Thomas die Spannung gewaltig in die Höhe, wenn er mit dem Leichtflugzeug allein quer durch Europa fliegt, die Wildgänse natürlich im Schlepptau. Stets mit Herausforderungen und Hindernissen konfrontiert, schwierige Witterungsbedingungen, ausgehendes Benzin und der drohende Hunger im Nacken, wird „Der Junge und die Wildgänse“ zu einem waschechten Abenteuerfilm, bei dem die eingangs erwähnte Holzhammerpädagogik schnell wieder vergessen ist und zahlreichen Anspielungen an Nils Holgersson weicht.

    Deutschland – das Land der Gefahren
    Schon allein die dabei gezeigten Bilder sind ein wahrer Augenschmaus und haben spektakuläre Szenen in der Natur zu bieten. Wenn Thomas über die wunderschönen Berge und Seen Norwegens fliegt, bekommt das Publikum unausweichlich Lust auf den nächsten Urlaubstrip. Aus Perspektive deutscher Zuschauer könnte „Der Junge und die Wildgänse“ allerdings auch als „grüne Warnung“ betrachtet werden: Denn wenn den Wildgänsen ein Weg gezeigt wird, der Städte und Industriegebiete großräumig meidet, meidet der Abenteuerfilm dabei vor allem auch ein Land: Das unsere. Mit einer Message, der zurfolge die Niederlande und Dänemark weitaus weniger Gefahren für Zugvögel bieten sollen, als das dicht besiedelte Deutschland, regt „Der Junge und Wildgänse“ auf subtile Weise zum Nachdenken an, sofern das Publikum entsprechende Hinweise nicht großzügig ignoriert. Damit ist das Abenteuer auch ein aus Sicht des Umweltschutzes interessanter Film, der allerdings ohne allzu offensichtlichen Aktivismus auskommt – was angesichts der wahren Begebenheiten um den Tierschützer Christian Moullec, dessen Experiment hier verfilmt wurde, positiv überrascht.

    Eine kleine Realitätserweiterung
    Der nämlich kam tatsächlich einst auf die waghalsige Idee, Wildgänse wieder auswildern zu können, in dem er sich als Mutterfigur ausgibt und den Gänsen den Weg durch Europa zeigt. Seiner Ansicht nach standen die Wildgänse nämlich deshalb vor dem Aussterben, weil sie auf dem direkten Flugweg ständigen von den Menschen verursachten Gefahren ausgesetzt seien – und Moullec glaubte daran, ihnen einen alternativen, besseren Weg einprägen zu können. Grund genug für den Tierschützer schließlich, sich am Drehbuch von „Der Junge und die Wildgänse“ zu beteiligen. Dieses allerdings wurde aus dramaturgischen Gründen ein wenig erweitert: Den jungen Thomas nämlich hat es im echten Leben nie gegeben, sondern dient aus dramaturgischen Gründen eher dem „Niedlichkeitsfaktor“, der hier als Identifikationsfigur dient und die Emotionen aufbauen soll. Ein Kind, das sich für Natur und Tiere begeistern kann und viele süße kleine Gänseküken – das ist bekanntlich ein Rezept, das aus unterhalterischer Sicht noch heute hervorragend funktioniert.

    Fazit:
    Auf Grund seiner anfänglich etwas zu offensichtlichen pädagogischen Werte punktet „Der Junge und die Wildgänse“ zwar nicht immer mit den originellsten Ideen, entwickelt sich aber recht schnell zu einem hochspannenden Abenteuerfilm für die ganze Familie, der mit wunderschönen Landschaftsaufnahmen und eigensinnigen Charakteren begeistert.

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