Stephen Hawking hatte kein einfaches Leben. Zunächst aufgewachsen als ganz gewöhnlicher Junge, erhielt er schon bald eine erschreckende Diagnose, die sein gesamtes Leben verändern sollte. Mit der Krankheit Amyotrophe Lateralsklerose versagte sein Nervensystem nach einigen Jahren immer mehr, bis er schließlich vollkommen gelähmt im Rollstuhl landete. Stets in der Befürchtung nur noch wenige Jahre leben zu können, sorgte gerade das dafür, dass er dennoch ein vielfältiges und interessantes Leben hatte. Obwohl er heute lediglich über einen Sprachcomputer kommunizieren kann, war er nach der Diagnose gleich zwei Mal verheiratet und hat mehrere Kinder. Bis heute gilt er als einer der besten und intelligentesten Astrophysiker der Welt, der es selbst mit Legenden wie Albert Einstein aufnehmen könnte. Nun erzählt er seine Lebensgeschichte…
Kritik:
Der erfolgreiche Physiker Stephen Hawking dürfte weltweit bekannt sein. Mit seinen Theorien über schwarze Löcher und seiner unglaublichen Krankheitsgeschichte werden ihn selbst Menschen wiedererkennen, die sonst mit Wissenschaft eher wenig am Hut haben. Doch während sich die Medien gern auf seine Arbeit und seine Krankheit stürzen, ist sein Privatleben doch eher wenig bekannt.
Ein ganz normaler Mensch
Der nach seinem Nachnamen benannte Dokumentationsfilm will genau diese Hintergründe nun endlich lüften. Angefangen bei seiner Schulzeit, in der seine Brillanz und Intelligenz bereits früh herausstach, wird dem Zuschauer der Werdegang von Stephen Hawking nachvollziehbar nahegelegt. Ein ganz gewöhnlicher Mensch scheint er da gewesen zu sein, der in der Schule schnell als Streber verschrien war, seine Studienzeit gern mit Parties verbrachte und sich, wie alle anderen auch, in ein Mädchen verliebte. Doch eine erschreckende Diagnose änderte sein Leben vollständig. „Hawking“ begleitet den Physiker bei der Bewältigung seiner alltäglichen Aufgaben, der Schwierigkeiten mit der Kommunikation, den schwerwiegenden Eheproblemen und dem üblichen Alltag. Da wird es schnell ersichtlicher, wie er seine schwieriges Leben, stets abhängig von anderen Menschen und neuen Technologien, doch letztendlich irgendwie meisterte.
Jagd nach Auszeichnungen
Gleichzeitig entfaltet Hawking eine gewisse Faszination auf jeden Zuschauer, der seine Leistungen zu würdigen weiß. Die Erlebnisse sind vielfältig, wird er doch durch seine Berühmtheit zu zahlreichen Veranstaltungen eingeladen. Ein Leben in Prominenz wartet auf ihn, bei dem selbst der Präsident es sich nicht nehmen lässt, den Physiker höchstpersönlich zu begrüßen. Schließlich stößt er auch auf zahlreiche Menschen, die den begehrenswerten Mann von ihrer ganz eigenen Seite beschreiben. Insbesondere seine erste Ehefrau Jane Hawking kommt dabei zu Wort und schildert ihren Stolz und ihre großen Gefühle, aber zugleich auch die schwere Belastung und die unüberwindbaren Herausforderungen, vor denen ihre Ehe am Ende stand. Gleichzeitig dürfen aber auch prominente Gäste, wie etwa Jim Carrey und Benedict Cumberbatch ihre Sicht der Dinge schildern und ziehen den Zuschauer ein bisschen mit in der Faszination, können aber auch zum Nachdenken anregen. Letztendlich hinterlässt aber vor allem eines ein Grübeln beim Zuschauer: Gefangen in seinem Körper, berichtet Hawking doch sehr ungern über seine Emotionen.
Unerreichbare Distanz
Da liegt zugleich auch das Hauptmanko des Films, in dem man zwar seine Leistungen anerkennen und seinen Lebenslauf begutachten kann, der aber wenig über Stephen Hawkings Charakter aussagt. Obwohl er stets gefangen in seinem Körper und auf Hilfe anderer Menschen angewiesen ist, spricht er kaum über seine emotionale Situation. Er schildert nicht aus persönlicher Sicht, wie beängstigend die eigene Diagnose einst gewesen sein mag. Das muss sich der Zuschauer denken und dem dürfte es sichtlich schwerfallen, sich in seinen Körper hinein zu fühlen. Es ist schwierig zu erahnen, welche innere Depression womöglich in dem anerkannten Mann steckt, der zwar einerseits die Freude am Leben nicht verloren hat, andererseits aber sichtlich frustriert wegen seiner Einschränkungen ist. Am Ende bleiben wir mit einer Frage zurück: Wird Hawking womöglich nur deshalb als schwer behinderter Mensch akzeptiert, weil er für seine Mitmenschen doch so nützlich ist. All das Mitgefühl und die Hilfsbereitschaft scheint unterschwellig dann doch auf den Eigennutz der Mitmenschen zurückzuführen sein. Ein deprimierender Beigeschmack, den die Dokumentation dann – realistischerweise – doch hinterlässt.
Fazit:
Spannende Dokumentation über einen der faszinierendsten Menschen der Welt, die einen interessanten Einblick in das Leben mit einer Behinderung bietet. Leider an manchen Stellen zu distanziert.