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    Ein Herz und eine Seele 1 – 3

    Ein Herz und eine Seele 1 – 3


    Land/Jahr:
    D 1973 - 1976
    Genre:
    Serie / Comedy
    Regie:
    Joachim Preen
    Darsteller:
    Heinz Schubert
    Elisabeth Wiedemann
    Hildegard Krekel
    Diether Krebs
    FSK:
    ab 0 Jahren
    Dauer:
    135 Minuten
    Kaufstart:
    1. November 2013
    Label:
    Studio Hamburg


    Alfred Tetzlaff gehört nun nicht gerade zu jenen Menschen, mit denen andere gern ihre Zeit verbringen. Mit seinem nervigen und andauernd herumnörgelnden Charakter stößt er doch den meisten Mitmenschen und vor allem seiner eigenen Familie immer wieder vor den Kopf. Selbst der Schwiegersohn ist längst genervt von seinen erzkonservativen Ansichten, die er in politischen Diskussionen nur allzu gerne zum Ausdruck bringt. Da wird über Sozialdemokraten hergezogen, ausländisches Essen mit rassistischen Vorwürfen niedergemacht und – wie sollte es anders sein – tagtäglich die Bild-Zeitung gelesen. Dumm nur, dass Ekel-Alfred überhaupt nicht merkt, dass er sich dabei selbst immer wieder am meisten daneben benimmt…

    Kritik:
    Der berühmte Ekel-Alfred, der zu jeder Gelegenheit ironisch und überzeichnet über seine Frau herzieht, gehört nun mehr seit vierzig Jahren zur deutschen Fernsehgeschichte. Noch damals lief die Serie regelmäßig im öffentlich-rechtlichen Fernsehen und begeistert noch heute zahlreiche Fans. Doch kann „Ein Herz und eine Seele“ auch nach heutigen Maßstäben noch für gute Unterhaltung sorgen?

    Theater fürs Fernsehen
    Bereits aus technischer Sicht hat es die deutsche Sitcom da sicherlich nicht gerade einfach. Die ersten drei Folgen, die vor einigen Jahren in einer Komplettbox zunächst teilweise fehlten, liegen hier immerhin noch in eher hässlichem und teils verzerrtem Schwarz-Weiß vor und können auch mit ihrer Mono-Tonspur nun nicht gerade überzeugen. Studio Hamburg Enterprises hat sich dabei jedenfalls keinerlei Mühe gemacht, das Material auch nur ansatzweise zu restaurieren, was nicht nur die Bildqualität vergleichsweise schlecht macht, sondern auch den Ton in so mancher Szene leicht übersteuert und verzerrt klingen lässt. Die eher günstigen und minimalistischen Theater-Kulissen, die durch einen Kameraschwenk ins Publikum vor dem Beginn einer jeden Folge zunächst vollständig gezeigt werden, sprechen zudem nicht für ein hohes Budget der Serie. Im Grunde handelt es sich um ein historisches Kammerspiel zu DDR-Zeiten im Ruhrgebiet, in dem die erzkonservativen elterlichen Ansichten auf die modernen liberalen Meinungen der 68er Bewegung stoßen mögen. Dementsprechend steht Politik auch im Mittelpunkt der Handlung.

    Kleinbürger-Klischee
    Ekel-Alfred spricht daher in den Dialogen nur allzu gerne über die damalige Politik und greift immer wieder – zur damaligen Zeit – aktuelle Themen auf. Mit viel Satire und überaus überspitztem Humor geht er dabei seinen Mitmenschen gehörig auf den Wecker und punktet nicht gerade mit besonders viel Einfühlungsvermögen. Doch eigentlich verkörpert er eine Klischee-Rolle, die es teilweise auch heute noch gibt: Erzkonservativer Bildzeitungsleser spinnt sich Verschwörungstheorien zusammen und zieht über alles her, was er nicht kennt und ihm fremd ist. Also eben genau jenes Menschenbild, das die Bildzeitung bereits seit Jahrzehnten vermittelt und durch Hetze gegen Andersdenkende immer wieder verstärkt. Die Charakterzeichnungen sind dabei durchaus gelungen, denn Ekel-Alfred stellt dabei ein wirklich umfangreiches Feindbild dar, das keinerlei positive Eigenschaften erkennen lässt. Insofern ist man sogar mutig, wenn man über DDR und Außenpolitik herzieht. Mit dem Schwiegersohn bekommt der Zuschauer zugleich einen Leidensgenossen, der ebenfalls nachvollziehbar vom Unwissen des Mannes genervt ist. Leider funktioniert das Konzept zur heutigen Zeit kaum noch, denn ohne Aktualität der Themen und umfangreiches Vorwissen in Sachen Politik der 70er Jahre, fällt es tatsächlich schwer, sich auf den etwas groben Humor tatsächlich einzulassen.

    Frauenbild von Vorgestern
    Lässt man den politischen Hintergrund außen vor oder hat tatsächlich keinerlei Kenntnisse über die damaligen Geschehnisse bleibt letztendlich nur ein unlustiger und unsympathischer Tyrann zurück, der in jeder Sekunde über seine Frau herzieht und diese als „dumme Kuh“ oder „dumme Gans“ beschimpft. Genau diese negative und überzogene Charaktereigenschaft soll dann nämlich den Humor der Serie ausmachen, was auf ganzer Linie misslingt. Anders formuliert: „Ein Herz und eine Seele“ versucht lustig zu sein, schafft es aber nach heutigen Maßstäben überhaupt nicht mehr. Das mag auch an dem überaus veralteten Frauenbild liegen, in dem Frauen wohl offensichtlich tatsächlich noch in die Küche gehören und dem Mann den Hintern hinterher tragen zu haben. Die junge Rita sorgt mit ihrem modernen Auftreten zwar für einen angenehmen Kontrast, doch durch den mangelnden Widerstand von Ehefrau Else, die nach erster Unzufriedenheit dann resigniert mit den Worten „Ja, dann mach ich dir eben was“ nachgibt, bleibt einem das Lachen dann irgendwie im Halse stecken. Was bleibt, ist ein Feindbild und ein grauenhafter Mensch, der uns eher nervt, als wirklich unterhält. Damit ist die Serie bereits seit Jahren weit überholt.

    Fazit:
    Deutscher Fernseh-Kult sorgt mit einem satirisch überzeichneten Charakter, aber einem enorm veralteten Frauenbild und einem unsympathischen Tyrannen eher für einen nervigen, denn unterhaltsamen Serienabend. Diese Serie hat ihre besten Zeiten eindeutig hinter sich gebracht.