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    Sleeper Cell – Season 2

    Sleeper Cell – Season 2


    Land/Jahr:
    USA 2006
    Genre:
    Serie
    Regie:

    Darsteller:
    Michael Ealy
    Melissa Sagemiller
    Omid Abtahi
    Henri Lubatti
    Oded Fehr
    FSK:
    ab 18 Jahren
    Dauer:
    371 Minuten
    Kaufstart:
    8. April 2010
    Label:
    Paramount Pictures

    Nachdem Undercover-Agent Darwyn Al-Sayeed erfolgreich einen Terroranschlag auf amerikanischem Boden verhinderte, scheint das Leben allmählich ruhiger zu werden. Das FBI will ihn als Lehrer gewinnen, um zukünftige Agenten in der Terrorbekämpfung zu schulen. So steht also endlich ein ganz normaler, ruhiger Job mit festen Arbeitszeiten bevor. Dumm nur, dass nicht alle Terroristen damals starben und längst eine neue Terrorzelle in der Entstehung ist. Da muss der neue Job also erst einmal warten und Darwyn erneut als Undercover-Agent einspringen. Dieses Mal soll er dabei seine alten Kameraden beschatten, findet sich aber plötzlich als Anführer der neuen Zelle wieder. Allerdings steht er dabei auch vor völligen neuen Herausforderungen, die sicher nicht leicht zu meistern sind, denn mit jedem Tag der verstreicht, verliert er bei seinen heiligen Kriegern immer mehr an Glaubwürdigkeit und auch sein Kollege, der ihm den Rücken frei halten soll, spielt nicht immer mit offenen Karten. Zu allem Überfluss kommt dann allerdings noch hinzu, dass seine Freundin Gayle auf einmal in die Sache hineingezogen wird, als eine seiner Mudschaheddin von ihrer Existenz erfährt…

    Kritik:
    Nachdem am Ende von Staffel 1 ein Terroranschlag in einem Stadion erfolgreich verhindert wurde und Darwyn sich von der Gruppe absetzte, darf er nun erneut an einen solchen Fall heran. Inzwischen würde er sich viel lieber auf seine neue Familie konzentrieren und seinen neuen Kollegen kann er ganz und gar nicht leiden. Der nämlich hindert ihn immer wieder daran, seinen Job zu machen und bringt sogar seine Freundin Gayle in Gefahr. Doch zurück zum Anfang: Staffel 2 setzt nun offensichtlich direkt an die erste Staffel an.

    American Terror
    Sie beginnt kurz nachdem der Anschlag in der ersten Staffel verhindert wurde. Der damalige Anführer sitzt inzwischen hinter Gittern und wird verhört. Unterdessen macht sich einer der überlebenden Mudschaheddin auf den Weg nach Kanada, um endlich ein neues Leben zu beginnen. Gleichzeitig spielt Darwyn nun den Anführer der neuen Terrorzelle und versucht, die Drahtzieher des Terrornetzwerkes ausfindig zu machen und sie zu bekämpfen. Auf den ersten Blick hat sich, von der Story abgesehen auch nicht viel verändert, auch wenn sich „Sleeper Cell“ nun ein wenig anders aufbaut. Denn die Rolle als Anführer bringt letztendlich neue Handlungsstränge mit sich, durch die Darwyn nicht mehr ganz so guten Kontakt zu seinen Kollegen aufbauen kann. Auch heftige Szenen, wie die damalige Steinigung aus Staffel 1 und der Ehrenmord an einem jungen Mädchen, wurden völlig entfernt. Statt sich allerdings auf so extreme Szenen zu konzentrieren, liegt das Hauptaugenmerk nun bei der Story. Die nämlich bringt neue Möglichkeiten mit sich und ändert auch ein wenig die Perspektiven. Plötzlich ist „Sleeper Cell“ auch – in Bezug auf die amerikanische Gesellschaft – ein wenig selbstkritischer geworden. Die Existenz des Terrorismus wird – obwohl die Serie von einer Terrorzelle handelt – nicht mehr so einfach hingenommen.

    Krieg gegen den Terror? – oder doch nur Sicherheitswahn?
    Plötzlich ist vereinzelt auch eine Kritik am Sicherheits- und Anti-Terror-Wahn deutlich und sogar der Anti-Terrorkampf ansich wird gelegentlich in Frage gestellt. Das mag auch an den größeren persönlichen Bezug zu Darwyn liegen. Denn Darwyn ist Moslem und nicht jeder in seinem Umfeld ist begeistert von seinem Beruf beim FBI. Selbst mit seinem Vater, den wir nun erstmals kennenlernen, kriegt er sich regelrecht in die Haare, weil Darwyn aus seiner Sicht für den Feind arbeitet. Dass die USA nämlich einfach Länder im Nahen Osten mit Militärgewalt bedrohen und bombardieren, will „Sleeper Cell“ nicht mehr so einfach hinnehmen. Zumindest was dieses Thema angeht, hat die Serie also erneut große Fortschritte gemacht. Hinzu kommen allerdings andere, wirklich interessante Themen. Denn auch der Islam selbst wird von zwei Seiten aus betrachtet. Zum einen haben wir zwar die islamistischen Terroristen, die völlig falsche Wertvorstellungen haben und unbedingt den Märtyrer-Tod sterben wollen, auf der anderen Seite gibt es aber auch zahlreiche andere Muslime, die friedlich leben und sich den westlichen Werten angepasst haben. Dazu gehört nun nicht mehr nur Darwyn selbst, sondern auch diverse Menschen im Umfeld seines Berufs und seiner Familie. Selbst die Frau des ehemaligen Zellenanführers kommt gemischt weg, sodass „Sleeper Cell“ auch die Frage aufstellt, ob die Familienangehörigen von Terroristen in Schutz zu nehmen sind. Ganz zu schweigen vom Unterwanderungsversuch einer Terrororganisation in Schulen.

    Entscheidungen und Indoktrination – Islam vs. westliche Werte
    Denn „Sleeper Cell“ zeigt nun auch, wie im Nahen Osten verhindert wird, dass muslimische Werte, wie Frauenunterdrückung verdrängt werden und die Kinder mit westlichen Meinungen und Technologien in Kontakt kommen. Schade ist dabei allerdings, dass „Sleeper Cell“ sich letztendlich auf den Konflikt zwischen westlicher Kultur und Islam beschränkt, dabei aber generelle Religionskritik aus Seiten von Atheisten völlig außer Acht lässt. Man bekommt manchmal den Eindruck, es ginge nur um den Kampf zwischen Christentum und Islam, auch wenn ersteres nicht direkt erwähnt wird. Doch man merkt einfach heraus, dass das Christentum hier mit westlichen Werten gleichgesetzt wird, was nicht gänzlich gelungen ist. Dennoch bleibt „Sleeper Cell“ trotzdem interessant, insbesondere was die Charaktere betrifft. Denn während sich einer der ehemaligen Mudschaheddin auf den Weg nach Kanada macht, entdeckt ein Charakter aus der neuen Terrorzelle plötzlich seine alten, unterdrückten Triebe. Denn dieses Mal bekommen wir es mit einem schwulen Moslem zu tun. Das mag sogar für „Sleeper Cell“ ein neues und zugleich mutiges Thema sein, das verdeutlicht, wie sehr der Islam doch die Menschen hindert, ihre eigene Identität auszuleben. Denn hier wird auch verdeutlicht, welche starken Gewissenskonflikte ein schwuler Muslim plötzlich hat, wenn er wegen seiner Triebe denkt, eine schwere Sünde begangen zu haben. Da kommt dann auch gleich eine Schlüsselszene mit ins Spiel, in der ein junges Mädchen vor die Frage gestellt wird, ob sie den muslimischen Glauben, oder stattdessen die Wissenschaft, bzw. die Kunst verbrennen soll. Es steht hierbei vor einem Kamin, während der Vater verlangt, dass sie ihre sehr gelungenen Zeichnungen verbrennen soll. Sie kann sich nur schwer davon trennen, doch falls sie es nicht tut, wird stattdessen der Koran verbrannt. Das Mädchen leidet dabei so sehr unter der indoktrinierten Religion, dass es aus Angst, vermutlich die falsche Entscheidung trifft. „Sleeper Cell“ macht in dieser Szene deutlich, wie sehr Religionen von Angst beherrscht werden. Das ist übrigens auch nicht verwunderlich, denn bereits Staffel 1 lebte regelrecht von der Islam- und Gesellschaftskritik. Das ist auch in Staffel 2 nicht anders, sodass es keine einzige Folge gibt, in der wir keine solche Kritik zu sehen bekommen. Eigentlich ist es schon erstaunlich, wie man es schaffen kann, in so kurzer Zeit, so viele gesellschaftliche Themen anzusprechen und zu kritisieren und dabei dieses Mal auch die Selbstkritik nicht auszulassen.

    “Sleeper Cell” auf neuen Pfaden: Mutig?
    Apropos Selbstkritik: Dieses Mal kommen auch die Amerikaner selbst alles andere, als gut weg. Denn während die Terroristen eine potentielle Gefahr darstellen, wird einer der Protagonisten plötzlich mit rechter Gewalt konfrontiert. Er trifft dabei auf eine Gruppe von glatzköpfigen Nazis, die folglich auf ihn eintreten. Auf Grund der Tatsache, dass es sich bei dem Opfer allerdings tatsächlich um einen Terroristen handelt, lässt diese Szene durchaus einigen Interpretationsspielraum, zeigt aber zugleich, wie Muslime ausgegrenzt und regelrecht in den Terrorismus getrieben werden – mangels Akzeptanz in der Gesellschaft. Manch andere Zuschauer, mit etwas rechteren politischen Ansichten, könnten darin allerdings auch eine Bestätigung sehen, dass rechte Gewalt richtig und notwendig sei, schließlich richtet sie sich in „Sleeper Cell“ ja tatsächlich gegen Terroristen, also kriminelle Ausländer – so gesehen dürfte diese Szene also auch zu den mutigsten der Serie zählen. Interessant wird dann später aber auch, dass sich Staffel 2 neben der Gesellschafts- und Islamkritik auch einmal auf ein anderes Terrain wagt, nämlich der Behördenkritik. Nun kommen nämlich Machtspielchen mit ins Spiel, bei denen es um das Sorgerecht eines kleinen Jungen geht. Springt die Mutter nach der Nase des FBI und spioniert Darwyn aus, sorgt das FBI dafür, dass die Mutter ihr Sorgerecht behalten darf – tut sie es nicht, wird sie es verlieren. Das macht deutlich, wie sehr Behörden inzwischen oftmals ihre Macht missbrauchen und Eltern mit Sorgerechtsentzug erpressen – eine Kritik, über die „Sleeper Cell“ sicherlich auch in Deutschland zum Nachdenken anregt.

    Wo bleiben Spannung und Action?
    Nun, bei all dem vielen Lob für die Serie, gibt es allerdings auch eine Kleinigkeit, die minimal schlechter ausgefallen ist. Das mag – zumindest zu Beginn – die Spannung sein. Durch die Tatsache, dass Darwyn nun nämlich den Anführer spielt, kommt das Gefühl einer verdeckten Ermittlung einfach nicht mehr so gut rüber. Darwyn wird nicht mehr so oft in die Enge getrieben, kann sich in brenzligen Situationen nun leichter rausreden und aus der Situation entkommen. Das nimmt der neuen Staffel natürlich ein klein wenig Spannung, die dann aber durchaus von dem persönlicheren Bezug zu den Charakteren wieder kompensiert werden kann. Insgesamt wirkt Staffel 2 so aber etwas anders, als sein Vorgänger, wenn auch nicht schlechter.

    Fazit:
    Auch die zweite Staffel der herausragenden und erfolgreichen Serie „Sleeper Cell“ ist wieder vollgestopft mit Gesellschafts- und Islamkritik und dürfte sowohl bei Actionfans, als auch bei politisch interessierten Zuschauern gleichermaßen gut ankommen.