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    Dreiviertelmond

    Dreiviertelmond


    Land/Jahr:
    D 2011
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Christian Zübert
    Darsteller:
    Elmar Wepper
    Katja Rupé
    Mercan Türkoglu
    FSK:
    ab 6 Jahren
    Dauer:
    91 Minuten
    Kaufstart:
    16. März 2012
    Label:
    Majestic


    Hartmut ist eigentlich ein ganz normaler mürrischer alter Mann aus der Nachbarschaft, der seine Brötchen mit dem Job als Taxifahrer verdient und seine Vorurteile in der spießbürgerlichen Kneipe verstärkt. Doch in einer Großstadt, wie Nürnberg, muss er sich wohl oder übel auch damit abfinden, eben Ausländer und Fremde durch die Stadt zu kutschieren. Nachdem er dann auch noch nach über dreißig Jahren von seiner Frau für einen anderen Mann verlassen wird und er sich doch am liebsten ganz in Ruhe hinter dem Blech seines alten Taxis verstecken würde, bringt auch noch die 6-jährige Hayat ein ziemliches Chaos in sein Leben. Die taucht nämlich ganz plötzlich allein in seinem Taxi auf und weiß fortan nicht mehr, wo sie noch unter kommen soll. Denn während die Mutter sich wegen ihres Berufs auf einem Kreuzfahrtschiff befindet und die Großmutter plötzlich ins Koma gefallen ist, heftet sie sich an Hartmut – und der ist mit der jungen Türkin, die überhaupt kein deutsch spricht und dessen Familie nicht erreichbar ist, völlig überfordert…

    Kritik:
    Mit der Integration scheint es bei vielen Türken bekanntlich nicht so ganz zu klappen, besonders nicht, wenn ihnen durch Vorurteile bei den deutschen Bürgern eher Steine in den Weg gelegt werden. Doch besonders die Paarung einer türkischen Frau mit einem deutschen Mann sorgt für große Konflikte in der jeweiligen türkischen Familie – natürlich immer zu Lasten des Kindes. Macht sich der Mann dann auch noch vom Acker, ist das Chaos umso größer.

    Fremd im eigenen Land
    In „Dreiviertelmond“ bekommen wir genau so einen Fall zu sehen, allerdings eher aus der Perspektive des Kindes – ist die Mutter schließlich gerade beruflich unterwegs. Da haben wir dann ein junges 6-jähriges Mädchen aus der Türkei, das sich fortan bei der Großmutter aufhält und dessen einziger deutscher Wortschatz aus dem Begriff „Nazi“ besteht. Doch kann man einem solchen Mädchen diese Situation tatsächlich übel nehmen, wenn es selbst ebenso entsprechende Vorurteile vorab eingeprägt bekommt? Der Taxifahrer Hartmut, hervorragend gespielt von Elmar Wepper, kann das offensichtlich nicht. So nimmt er die Herausforderung an, sich um ein türkisches Mädchen ohne Deutschkenntnisse zu kümmern – und stellt dabei erstaunt fest, wie aufgeschlossen dieses Mädchen doch ist. Ganz ohne die religiöse Indoktrination, die ihr lediglich die Oma auf eher befremdliche Art und Weise beibringen will. Denn wo keine Eltern sind, da kann auch keine Erziehung stattfinden. Hin und hergerissen zwischen deutscher und türkischer Gesellschaft ist das alltägliche Gebet eines Muslim dem Mädchen also ebenso fremd, wie die normalen Umgangsformen gegenüber den Deutschen.

    Miesepeter entdeckt das Leben
    Dass „Dreiviertelmond“ aber tatsächlich mit solch großen Qualitäten aufwarten kann und über seine gesamte Laufzeit begeistert, liegt insbesondere an besagtem Elmar Wepper, der seine Rolle als mürrischer Taxifahrer ganz besonders gut spielt. Er hat einfach ein wenig die Lust an seinem Leben verloren, stürzt sich von einer Krise in die nächste. Da will er sich eigentlich hinter verschlossenen Scheiben verkriechen, muss er doch irgendwie mit dem Verlust seiner Frau klar kommen und den Kontakt zu seiner erwachsenen Tochter verbessern. Dabei hilft ihm die junge Hayat sogar erstaunlich gut, denn gegenüber ihr kann er nicht nur deutlich freundlicher sein, als zu seiner Familie, sondern hat endlich einmal mehr die Möglichkeit, große Verantwortung zu übernehmen – also genau das, was er sich in seinem Alltagstrott schon lange so sehr wünscht.

    Vielfalt in kleinem Rahmen
    Doch auch die junge Mercan Türkoglu, die hier die kleine Hayat verkörpert, kann mit ihrer aufgeschlossenen, liebenswerten und zugleich fröhlichen Art überzeugen. Noch einmal wünscht sich mancher Zuschauer da die kindliche Naivität, wenn ihre Oma ins Koma fällt, oder sie ganz auf sich allein gestellt ist – und das weitaus lockerer nimmt, als die Erwachsenen. Dabei hat Hartmut ja eigentlich die größeren, vielfältigeren Probleme und verschafft uns dabei eine umfangreiche, aber doch kompakte Geschichte. „Dreiviertelmond“ beschränkt sich schließlich ganz auf das Leben von Hartmut und seine aufregenden Erlebnisse, kann aber gerade da auf dramatische Weise mit einer so großen Vielfalt überzeugen, dass wir uns bei der Sichtung ganz wie mitten im Leben fühlen. Das Leben dreht sich eben nicht nur um eine Kleinigkeit, sondern ist so komplex und kompliziert, wie es nur sein kann. Für den Zuschauer ist das dank genialer Situationskomik, dank eines Mädchens, das krampfartig Dinge festhalten muss und den Zuschauer in den verrücktesten Situationen begeistert, sehr unterhaltsam.

    Fazit:
    Kompaktes, aber zugleich vielfältiges Drama um die Herausforderung eins alten Mannes und die verlockende, aufgeschlossene Fremdartigkeit einer kulturellen Kollision. Unterhaltsam bis ins letzte Detail.