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    Blutsfreundschaft

    Blutsfreundschaft


    Land/Jahr:
    A 2009
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Peter Kern
    Darsteller:
    Helmut Berger
    Harry Lampl
    Melanie Kretschmann
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    95 Minuten
    Kaufstart:
    20. Januar 2012
    Label:
    Filmgalerie 451

    Genauso wie viele andere Jugendliche, sieht das Leben für den 16-jährigen Axel aus Österreich eher perspektivlos und langweilig aus. Kein Wunder also, dass er sich von der Neonazi-Clique in seiner unmittelbaren Umgebung direkt angezogen fühlt und dort die Kameradschaft und den Zusammenhalt sucht, den er bei seinem saufenden und gewalttätigen Vater einfach nicht findet. Schon bald steigert er sich ebenso in den Hass gegen Ausländer und Homosexuelle hinein, dass die Gewaltexzesse schnell in einem Mord am Mitarbeiter einer sozialen Einrichtung enden. Hin und her gerissen zwischen Flucht und Kameradschaft, findet er Unterschlupf beim ausgerechnet homosexuellen Wäschereibesitzer Gustav, den er fortan an seine alte Jugendliebe aus der NS-Zeit erinnert. Dumm nur, dass die Konflikte mit den Nazi-Kameraden da nicht lange auf sich warten lassen und die Eskalation im Homosexuellen-Milieu schon längst vor der Tür steht…

    Kritik:
    In Europa ist das braune Gesocks längst wieder auf dem Vormarsch. Überall scheinen rechte Parteien hier und da mehr Stimmen für sich gewinnen zu können und die Neonazi-Mordserie in Deutschland macht es deutlich, dass die Nazis allgegenwärtig sind. Doch viele fragen sich, was junge Menschen wohl dazu treibt, sich derartigen hasserfüllten und rassistischen Schlägern anzuschließen. Ist es tatsächlich der Hass gegen Ausländer, oder doch eher die Suche nach der Lücke im eigenen Leben? Für viele vor allem wohl letzteres…

    Auf die schiefe Bahn…
    Eine schwierige Lebenssituation mag es da für junge Menschen sein, wenn die beruflichen Perspektiven nicht gerade rosig aussehen und der Vater noch dazu ein gewalttätiger Trinker ist, der die eigene Mutter verprügelt. Anstand und Respekt wurde einem solchen Menschen nie beigebracht und der innere Hass steigert sich ins Unerträgliche. Da ist es nur naheliegend, den Halt bei Menschen zu suchen, die ihn anerkennen und als Teil der Gruppe sehen – nur manchmal sucht man sich wohl die falschen „Freunde“ aus. So geht es schließlich auch dem jungen Axel, der lediglich Kameradschaft sucht und sich von den groben Umgangsformen eher verängstigt und genötigt fühlt. Er findet sich gar nicht zurecht, weiß sich aber scheinbar auch nicht wirklich zu wehren, hat er doch keinerlei Rückzugsmöglichkeit. Perfekte Leistungen liefert Harry Lampl als junger Neonazi, der seine Rolle als unerfahrener und Perspektiven suchender Jugendlicher authentisch und glaubwürdig verkörpert.

    Ein Nazi bei den Homos
    „Blutsfreundschaft“ zeigt dabei eine recht interessante Konstellation, denn gleich mehrere Protagonisten sind hin und her gerissen zwischen Gefühlen und Verstand. Da sucht Axel schließlich nach einem ungewollten Mord ausgerechnet bei einem vermeintlich gehassten Homosexuellen den nötigen Unterschlupf, der ihm trotz schlechter Manieren und mangelnder Dankbarkeit bedingungslos und barmherzig bei ihm aufnimmt. Es entsteht ein Spagat zwischen linker Regenbogen-Gesellschaft und brauner Gewalt, bei der ein junger Nazi überraschend menschlich dargestellt wird. Würden wir diesem Streifen glauben, müsste nahezu jeder Nazi von der Falschheit seiner Gruppe überzeugt werden können. Gleichzeitig ist aber auch der schwule Gustav, gespielt von Helmut Berger, ein äußerst menschlicher, aber ebenso hin und hergerissener Charakter. Nach rein logischen Entscheidungen müsste er den Rechtsextremen doch glatt vor die Tür setzen und ausliefert, doch seine Erinnerung an die Jugendliebe als Nazi-Soldat hindert ihm da, die nötige Härte aufzubringen. Immer wieder wird in seiner Körpersprache und Mimik deutlich, dass er einfach nicht die Mentalität zur Kälte und Gewalt hat – doch gleichzeitig wirkt das im Zusammenhang mit der Homosexuellen-Szene sogar befremdlich. Das „tuntige“ Auftreten gepaart mit all der Herzensliebe entspricht nicht unbedingt dem, was der Normalbürger gewohnt ist, kann aber dennoch überzeugen.

    Die Mordserie geht weiter
    Regisseur Peter Kern gelingt es dabei allerdings, dem Film eine besondere Realitätsnähe zu verpassen. Insbesondere die minder intelligente Naziszene wird dabei so authentisch dargestellt, wie nur möglich. Da sehen wir die hohlen Glatzköpfe im örtlichen Parteibüro sitzen, ihr Hakenkreuz bewundernd und antisemitische Songs gröhlend, während der Vorstand in Anzügen die Bande kontrolliert und koordiniert, während die eigentliche Truppe sich lieber auf die Straße begibt, um Ausländer zu schikanieren und Homosexuelle zu töten. An Härte soll es bei dem groben Umgang natürlich nicht fehlen, denn von Vergewaltigung, über Einschüchterung, bis hin zum Mord ist da alles dabei. Da mag „Blutsfreundschaft“ zwar nicht der blutigste und brutalste Film sein, aber die recht krassen Umgangsformen haben es durchaus in sich. Dazu kommt eine musikalische Nähe zum Alltag, denn die rassistischen Songs, welche da auf den Straßen gegröhlt werden, erinnern rhythmisch nur allzu gerne an die typischen Fußballsongs der deutschen Bundesliga-Fans – lediglich der Inhalt unterscheidet sich da, doch die Nähe unter anderem zur Hooligan-Szene wird damit indirekt, aber nur allzu deutlich angedeutet. Das macht den Film aber auch so erschreckend, denn die gesehenen Szenen könnten jederzeit auch in unserer Nachbarschaft geschehen. Damit ist der Streifen zwar vielleicht nicht oscar-reif, aber dennoch sehr empfehlenswert.

    Fazit:
    Realitätsnahes, aber auch erschreckend menschliches Drama über die Neonazi-Szene und ihrem Schwulen- und Ausländerhass.