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    Sleep Dealer

    Sleep Dealer


    Land/Jahr:
    USA / MEX 2008
    Genre:
    Science-Fiction
    Regie:
    Alex Rivera
    Darsteller:
    Leonor Varela
    Luis Fernando Pena
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    87 Minuten
    Kaufstart:
    15. Juli 2011
    Label:
    donau film


    Memo und seine Familie leben in einer nicht allzu weit entfernten Zukunft, in der sich die Welt längst verändert hat. Der gesamte Planet ist bereits dem Kapitalismus verfallen und aus jeder noch so unbedeutenden Kleinigkeit wird finanzieller Profit geschlagen. Das Wasser eines Dammes, das für die Bewohner eines mexikanischen Dorfes von hoher Bedeutung ist, wird nur noch unter Einsatz von bewaffneten Soldaten für viel Geld verkauft und selbst die Erinnerungen von Menschen werden mittels einer Art von Brain-Computer-Interfaces an den Meistbietenden versteigert, sobald der Betroffene in finanzielle Nöte gerät. Unterdessen ist der Krieg längst zu einem Unterhaltungsmedium geworden, bei dem unbemannte Drohnen von Soldaten in Form eines Videospiels gesteuert und die Einsätze unter Jubelrufen im Fernsehen ausgestrahlt werden. Dumm nur, dass Memo ausgerechnet in dieser Welt versucht, eine neue Zukunft zu finden und endlich aus seinem kleinen Dorf zu entkommen. Die vernetzten Fabriken, die ihre Arbeiter nur noch mit entfernten Robotern vernetzen, machen es ihm dabei nicht gerade leicht, zumal die Lebensbedingungen längst katastrophal sind…

    Kritik:
    Viele Menschen auf unserer Welt haben Angst vor der Zukunft. Unbemannte Kriegsdrohnen und Arbeitsroboter sind längst keine Science-Fiction-Theorie mehr und bei der schwindenden Privatsphäre werden die Sorgen des Menschen immer größer. „Sleepdealer“ will uns nun zeigen, wohin uns das Leben führen könnte, wenn sie der Planet vollständig dem Kapitalismus ergeben hat. Eine sehr erschreckende Zukunftsvision.

    Der Krieg wird zur Unterhaltung
    Insofern ist der Film natürlich klar antikapitalistisch ausgerichtet, was sich darin äußert, dass die Zukunftsvision fast ausschließlich negativ ausgerichtet ist. Was zunächst wie eine oberflächliche Systemkritik wirkt, wenn Menschen sich das Trinkwasser teuer erkaufen müssen und Anschlussbuchsen für den Computer dafür sorgen, dass Erinnerungen via Auktionsplattformen verkauft werden, entwickelt sich schnell zu einer tiefgehenden Kapitalismus- und Gesellschaftskritik, die letztendlich ein großes Ganzes formen wird. In diesem Fall wurde nämlich jedes noch so kleines Detail dieser futuristischen Welt durchdacht, sodass sich eine komplett neue Gesellschaft herausbildet, die sowohl politisch, als auch gesellschaftlich, aber auch in Bezug auf den Arbeitsmarkt und das Militär nahezu am Abgrund steht. In Fabriken müssen die Menschen längst zu Steuerungseinheiten für Roboter werden, die in 12-Stunden-Schichten aktiv sind, bis ihr Steuermann plötzlich kollabiert. Und die Doku Soaps haben sich längst zu reinen Kriegs-Unterhaltungssensationen entwickelt, in denen Kriegseinsätze live übertragen werden und der Tod von angeblichen Terroristen von einer hohen Zuschauerzahl bejubelt werden, während in Mexiko unschuldige Menschen erschossen werden. Wer also komplett in eine erschreckende Zukunft eintauchen will, ist hier definitiv richtig, denn „Sleepdealer“ richtet sich stark auf die Story aus, statt uns Effekthascherei und übertriebene Action zu liefern. Zwar mag das auftauchende Mensch-Computer-Interface noch reine Science-Fiction-Theorie sein, doch alles in allem ist der Film gesellschaftlich sehr realistisch.

    Der Widerstand des Einzelnen
    Spannend wird die Geschichte außerdem durch die intelligenten Charakterzeichnungen des Hauptdarstellers. Hier geht es also nicht etwa um die gelegentlich auftauchenden „Aqua-Terroristen“, die das Wasser aus der Macht des Kapitalismus befreien wollen, sondern um einen unschuldigen Jungen aus Mexiko, der sich in der neuen Welt erst noch zurecht finden muss. Ein Dorfjunge trifft dabei also auf die schwierigen Arbeits- und Lebensbedingungen der modernen kapitalistischen Welt und stellt schon bald die Verlogenheit seiner Umgebung fest, als er sich den Menschen anvertraut. So überraschend, wie dieses Neuland aber für ihn sein mag, so überraschend sind auch die Entwicklungen und Wendungen der Story für den Zuschauer. Dinge, die zunächst offensichtlich scheinen, wenden sich dank der positiven Seite der Menschen und der durchaus vereinzelt vorkommenden Gutmütigkeit in eine völlig unerwartete Richtung. Das macht „Sleepdealer“ äußerst interessant und verhindert, dass wir ein Ende bereits erahnen können. Natürlich muss man dabei bedenken, dass sich der Film mangels Brachialaction unter Umständen eher an Genrefans und Kapitalismusgegner richtet. Das ändert allerdings nicht daran, dass die spannende Entdeckungsreise von Momo jederzeit mitreißen kann.

    Fazit:
    Antikapitalistisches Zukunftsszenario voller Gesellschafts- und Systemkritik. Eine äußerst erschreckende Vision.