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Amphi Festival kündigt neue Bandwelle an, Lord of the Lost als Headliner
Hell Nights: Das Halloween-Konzert mit Horrorpunk in Köln
Suzi Quatro: Rocklegende der 70er mit mehreren Terminen in NRW
Einstürzende Neubauten: Musik auf dem Einkaufswagen
Rock trifft Klassik: The Dark Tenor kommt nach Bochum
Kulttempel Oberhausen: NDH aus der Schweiz mit Stoneman
Bochum: Tarja Turunen und Marko Hietala kommen in die Matrix
MUK.E Dortmund: Elektronisch anders von Noise bis Ambient

Archiv fürSeptember, 2024


17
Sep

Amphi Festival kündigt neue Bandwelle an, Lord of the Lost als Headliner

Noch rund 10 Monate dauert es, bis eines der wichtigsten Festivals der schwarzen Szene im Sommer 2025 wieder seine Tore öffnet: Das Amphi Festival am Tanzbrunnen Köln wird auf drei Bühnen bei hoffentlich sommerlichem Wetter wieder dafür sorgen, dass rund 12.000 Besucher ihre besten Outfits aus dem Schrank holen und in hübscher Gothic-Gewandung ihre Lieblingsbands hören. Auf drei Bühnen, davon eine auf einem Schiff, werden dabei wieder die angesagtesten Bands der Szene spielen und einige Acts hatte das Amphi Festival bereits in diesem Jahr gleich vor Ort angekündigt. Nun gab es mit der zweiten Bandwelle die nächsten großen Highlights.

Lord of the Lost
Lord of the Lost bei Unter schwarzer Flagge im Herbst 2023

Spätestens seit dem Eurovision Song Contest 2023, bei dem sie mit dem Song “Blood & Glitter” für Deutschland antraten, hat die Band um Sänger Chris Harms nicht nur innerhalb der Gothic-Szene zahlreiche Fans. Die Headliner-Position auf dem Festivalplakat für das kommende Jahr haben sie sich daher also redlich verdient: Lord of the Lost, die etwas szeneuntypisch und nach eigener Aussage “dunkelbunt” auch mal schrille Outfits tragen, werden als wohl wichtigste Band des kommenden Jahres wohl die Open Air-Mainstage befeuern dürfen. Tausende Fans werden es kaum erwarten können, die Dark Rock Band aus Hamburg endlich wieder live zu sehen.

Für die Fans der härteren elektronischen Musik ist allerdings auch für Nachschub gesorgt: So werden Suicide Commando und X-RX dafür sorgen, dass bei den Cybergoth und Electro-Fans kein Bein still stehen bleibt. Erstere gehören ohnehin bereits seit zahlreichen Jahren zu den Größen der Szene, ziemlich tanzt so ziemlich jeder in der schwarzen Szene zu Hits wie “God is in the Rain” oder “Bind, Torture, Kill”. In den Gothic-Discotheken des Landes sind die Tracks schon lange nicht mehr wegzudenken.

Suicide Commando
Suicide Commando beim E-Tropolis Festival 2024 – ein weiteres Event des Amphi Festival Veranstalters

Zusätzlich ist aber auch für weitere musikalische Abwechslung gesorgt. Zu den weiteren Ankündigungen gehören Rome, Klangstabil, Qual, The Nosferatu, Wisborg, Ductape, Abu Nein, Blood, Dead and Sexy, sowie Alien Vampires. Bei einem solchen Line Up dürfte nahezu jeder Fan der schwarzen Szene auf seine Kosten kommen – egal, ob er Rock, Electro oder andere Genres des Gothic bevorzugt.

Dabei konnte sich das Line Up des Amphi Festival ja ohnehin bereits vorher sehen lassen: Mit der legendären Anne Clark, der Kult-Band Oomph! mit neuer Besetzung des Sängers und [:SITD:] hatte das Festivals bereits zuvor einige Hochkaräter der Szene angekündigt. Ihr wollt nun dabei sein? Tickets gibt es für 110 Euro unter amphi-shop.de.

Fotos: Rene Daners


15
Sep

Hell Nights: Das Halloween-Konzert mit Horrorpunk in Köln

Die einen ziehen aufwändige Gruselkostüme an und ziehen damit durch die Straßen. Andere besuchen die angesagtesten Partys ihrer Stadt. Doch warum nicht einfach mal Halloween auf einem Konzert verbringen? In Köln ist auch das kein Problem und hat längst jahrelange Tradition: Die Horrorpunk-Band The Other veranstaltet nämlich jedes Jahr an Halloween, dem 31. Oktober die sogenannten Hell Nights. Also einen Konzert-Abend mit düsterem Horrorpunk, aufregenden Kostümen und schlagkräftiger Bandbegleitung. Wie in jedem Jahr geht es am diesjährigen Halloweenabend 2024 ins Carlswerk Victoria in Köln – und da ist passende Halloween-Kostümierung natürlich gerne gesehen.

Unterstützung gibt es unter anderem aus dem Dark Rock / Gothic-Rock Genre mit 69 Eyes, die als zweiter Headliner mit ihren Gitarren gewaltig einheizen werden. Als weitere befreundete Band ist Nekromantix am Start, die für Halloween sogar einen recht passenden Namen haben. Da gibt’s Psychobilly im thematisch passenden Halloween-Gewand – also ein Sound, der den typischen Rockabilly mit fetzigem Punk kombiniert und dabei über Zombies, Untote und allerlei andere gruselige Gestalten singt. Und nicht zuletzt die Thrash Metal-Band Zombeast, die ebenfalls für Begeisterung zu Halloween sorgen wollen.

Neugierig geworden und nun ebenfalls Lust, Halloween einmal auf einem Konzert zu verbringen? Tickets für Köln gibt es für rund 51 Euro bei Eventim. Obendrauf gibt es natürlich auch gruselige Walking Acts und einen Photobooth für Erinnerungsfotos im Kostüm.

The Other


15
Sep

Suzi Quatro: Rocklegende der 70er mit mehreren Terminen in NRW

Sie war eine der ganz großen Rockmusikerinnen der 1970er Jahre – mit besonders großer Beliebtheit in Europa. Mit Hits wie “Can The Can” und “Stumblin In” eroberte sie einst die Herzen einer ganzen Nation. Doch im Alter von inzwischen 74 Jahren ist längst noch nicht Schluss. Im Sommer spielte Suzi Quatro noch einen der großen Auftritte auf dem Wacken Open Air, nun geht sie nochmal auf große Deutschlandtournee. Und dabei macht sie auch in einigen großen Städten in NRW Halt. Sie möchte dabei keine großen Arenen spielen, in denen die Fans ihr Idol nur aus weiter Entfernung sehen können. Stattdessen geht es in die kleinen Hallen des Bundeslandes, mit zahlreichen Konzerten bestehend aus maximal einigen tausend Besuchern. Nah dran sollen ihre Fans sein, auch jene, die sie schon seit den ersten Tagen begleiten. Manche Auftritte, wie etwa in der Lichtburg Essen, dürften daher sogar bestuhlt sein, um auch den ältesten Fans noch einen angenehmen Konzertgenuss zu bescheren.

Das bedeutet aber keineswegs, dass die US-Legende nicht auch heute noch die Bühne rocken würde. Von ihren Fans wird sie schließlich aus gutem Grund gerne als “weibliche Elvis Presley-Kopie” bezeichnet – nicht zuletzt, weil sie mit den Backgroundsängern von Presley die Single “Singing With Angels” aufnahm. Selbst hat sie auf ihrer Tour aber auch eine Band am Start: Begleitet von Gitarre, Schlagzeug, Keyboard und Blasinstrumenten will sie im Dezember noch einmal zeigen, dass sie auf der Bühne auch nach 50 Jahren immer noch abliefert. Für ca. 55 bis 65 Euro (je nach Location) können wir die legendäre Suzi Quatro noch in diesem Jahr in folgenden Locations in NRW erleben:

09.12.2024 Bonn · Brückenforum Bonn-Beuel
10.12.2024 Köln · Theater am Tanzbrunnen
11.12.2024 Essen · Lichtburg
13.12.2024 Bielefeld · Stadthalle Bielefeld
14.12.2024 Münster · Messe + Congress Centrum Halle Münsterland

Suzi Quatro in NRW


15
Sep

Einstürzende Neubauten: Musik auf dem Einkaufswagen

Wenn die Einstürzenden Neubauten ein Konzert geben, ist das für Alt-Punks aus den 80ern quasi ein Pflichttermin. Optisch hat sich das Publikum seit damals aber ein wenig verändert: Hier ein paar Goths, da ein paar Punks, dazwischen inzwischen aber auch reichlich älteres Publikum, das irgendwie nach Mainstream aussieht, aber trotzdem keinen hört. Dafür ein Altersdurchschnitt, dem man durchaus ansieht, dass die Band bereits seit über 40 Jahren auf der Bühne steht. Und eines hat sich in all diesen Jahrzehnten nicht geändert: Der Sound der “Einstürzenden Neubauten” ist einzigartig und speziell, oftmals sogar experimentell und weit entfernt von den üblichen Hörgewohnheiten der Charts-Musik – sowohl damals als auch heute. Musikalisch befinden sie sich irgendwo zwischen echtem Industrial, handgemachtem langsameren Noise und Dark Ambient. Und kein einziger Song klingt, wie der vorherige, wie die Fans am 14. September 2024 im E-Werk Köln feststellen durften

Schon das Bühnenbild der 6-köpfigen Band rund um Sänger Blixa Bargeld macht einen sehr komplexen Eindruck. Vor der weißen, unspektakulären Leinwand, lässt sich nicht bei jedem Objekt wirklich erkennen, um welches Instrument es sich hier handeln soll. Manche davon sind auch gar keines, werden aber dazu zweckentfremdet. Und dabei ist es faszinierend, welche Gebrauchsgegenstände die Band bei jedem Song neu auf die Bühne schleppt und das Publikum verwundert zurücklässt, dass man darauf wirklich Musik spielen kann. Ein Einkaufswagen aus den 80ern wurde etwa inzwischen durch ein moderneres Gefährt ersetzt, wird aber nach wie vor auf die Bühne geschoben, um dieses tatsächlich als Instrument zu verwenden. Echter handgemachter Industrial eben, gespielt auf zahlreichen Metallgegenständen.

Einstürzende Neubauten
Auch ein handelsüblicher Einkaufswagen gehört zu den Instrumenten der Band

Bei anderen Songs schaffen es zum Teil gar noch absurdere Objekte in das Konzert. Manche ursprünglich eingebaut, weil die Musiker auf der Bühne einst improvisiert haben. Eine Regentonne darf da auch mal das Schlagzeug ersetzen, ein Plastikkanister wird auf verschiedenen anderen Dingen platziert, um unterschiedliche Töne damit zu erzeugen und selbst ein drehendes, kupferfarbenes Gerät darf dafür herhalten, darauf zu musizieren. Manchmal wird es gar ganz klassisch und die Einstürzenden Neubauten spielen Musik sogar auf zusammengebasteltem Abfall, wie einst in der Anfangszeit der Band. Dass all diese Dinge in ihren abwechslungsreichen Arrangements perfekt zusammenpassen, macht das Konzert umso faszinierender.

Dieses ganze außergewöhnliche Klangkonstrukt würde aber nicht so perfekt funktionieren, wenn nicht auch die Stimme von Blixa Bargeld so hervorragend zu den Songs passen würde. Bei manchen Songs scheint er sich in die Fußstapfen von Herbert Grönemeyer zu begeben und mit einer ähnlich tiefen Stimme, minimalistische Texte zu singen. Bei anderen wiederum beweist er auch ein großes Talent als Erzähler, in dem er in die langsamen Industrial-Balladen einen Sprechgesang einbaut, als hätte er eine professionelle Ausbildung als Synchronsprecher hinter sich. Und wenn es ihm dann auch noch gelingt, einige der verrücktesten Industrial-Geräusche einfach mit seinem Mund durch schräges Geschrei zu produzieren, wird ein Konzert von den Einstürzenden Neubauten zu einem Erlebnis, das man so wohl noch bei keiner anderen Band gehört hat.

Dabei bringt die Band auch immer eine gesunde Portion Selbstironie mit, basierend auf den vielen Erlebnissen, an die sie sich in 44 Jahren Bandgeschichte freudig erinnern. Beim ihrem ersten Auftritt in Köln musste die Band in der Konzert-Location übernachten, erinnert sich Sänger Blixa, weil er eine Regenbogenflagge mit schwarzer Farbe übersprühte und damit die Wut der Punkrocker weckte. “Das Leben ist nicht bunt”, war er einst der Meinung, als die Farben des Regenbogens in den 80ern noch eine andere Konnotation hatten. Ganz ernst nimmt sich die Band, deren Mitglieder größtenteils über 60 sein dürften, aber sowieso nicht. Deswegen gab es auch in der Zugabe nach mehr als 90 Minuten noch einen Breakup-Song, den sie für die französische Chanson-Sängerin Patricia Kaas geschrieben haben. “Besser isses” sorgt für einen von mehreren würdigen Abschlusssongs. Minimalistisch, einzigartig, faszinierend – wie schon der gesamte Rest des Auftritts.


14
Sep

Rock trifft Klassik: The Dark Tenor kommt nach Bochum

Die einen Konzerte werden abgesagt, andere wiederum müssen sogar hochverlegt werden, weil die Location zu klein geworden ist: Auf The Dark Tenor alias Billy Andrews trifft in diesem Jahr letzteres zu. Die ursprünglich geplante Christuskirche in Bochum war bereits im April ausverkauft. Von 900 Besuchern geht es nun hoch auf Platz für 3000 Gäste: Seine “Symphony of Light”-Tour wurde hochverlegt in den Ruhrcongress Bochum. Und da gilt: Wer zuerst kommt, erwischt die besten Plätze. In einer komplett bestuhlten Halle mit freier Sitzplatzwahl kann sich jeder den für ihn besten Platz aussuchen, denn obwohl im Gothic-Rock berühmt und beliebt, bringt “The Dark Tenor” dieses Mal sogar ein ganzes Orchester mit. Hier nämlich trifft Klassik auf Rock, denn gemeinsam mit einem Sinfonieorchester möchte Billy Andrews klassische Meloden mit modernen Songs kombinieren und so ein einzigartiges Crossover erschaffen.

Dabei bringt er nicht nur zusätzlich auch seine eigene Rockband mit, sondern spielt auch die eigene Musik auf außergewöhnliche Weise: “The Dark Tenor” macht seine Instrumente nämlich inzwischen selbst und druckt diese mit einem 3D-Drucker. Sein leuchtendes Cello aus dem 3D Druck gehört also zum Konzert ebenfalls dazu und sorgt für ein außergewöhnliches Klangerlebnis, das man so womöglich noch nie zu hören bekam. Die daran montierten Nano LEDs machen das Instrument aber zugleich auch zum Teil seiner Lightshow. Nur eine von vielen Arten, Klassik und Moderne zu verbinden und dies auch optisch mit den klassischen Instrumenten zu kombinieren.

The Dark Tenor
Foto: Alexandra Maria Sira / Universal Music

Ihr wollt euch davon selbst ein Bild machen? The Dark Tenor kommt am 16. Oktober 2024 in den Ruhrcongress Bochum. Der Einlass ist um 19 Uhr, wobei die teureren Ticketkategorien Gold und VIP die Möglichkeit haben, die Location früher zu betreten und sich dadurch bessere Sitzplätze zu schnappen. Tickets gibt es ab 57,50 Euro bei Eventim.


12
Sep

Kulttempel Oberhausen: NDH aus der Schweiz mit Stoneman

Ob Rammstein, Eisbrecher oder Oomph! Die Neue Deutsche Härte ist längst kein neues Phänomen mehr und erfreut sich einer breiten Beliebtheit unter den Fans der härteren Gitarren. Es müssen aber nicht immer die großen Vertreter des Genres sein. Auch kleinere Bands bedienen sich dieses Genres und erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Und manche davon kommen sogar aus der Schweiz. So zum Beispiel Stoneman, die gemeinsam mit ihren beiden Support-Acts Maschinist und Wisborg am 6. September 2024 im Kulttempel Oberhausen das Publikum von ihrer Musik überzeugen wollten. Die meisten der wenigen hundert Besucher, die an diesem Abend in den Kulttempel kamen, mussten aber längst nicht mehr überzeugt werden. Manche der Besucher feiern die Band bereits seit ihrer Gründung im Jahre 2004.

Stoneman @ Kulttempel Oberhausen

20-jähriges Jubiläum feierten sie also. Eine Zeit, in der sich die Band mitunter auch stark gewandelt hat. Große Stadien, wie etwa Rammstein, bespielen sie zwar immer noch nicht. Dafür aber ist ihre Musik deutlich härter geworden. Was einst mit englischsprachigem Dark Rock begann, siedelt sich heute tatsächlich in der härteren Gangart an. Anders als etwa auf Festivals ließen sie es sich auf dem Tourkonzert allerdings nicht nehmen, auch einige ältere Stücke zu präsentieren. Selbst ältere, aber bereits deutschsprachige Songs wirken da manchmal ein bisschen wie eine Art “Rock-Schlager” – etwa, wenn der Party-Hit “Wer ficken will, muss freundlich sein” gespielt wird, oder die 10 Jahre alte “Goldmarie” mal wieder performt wird.

Neuere Songs wie “Was Eva will” oder “Ferrari Pferd” klingen da inzwischen schon deutlich härter. Stoneman erfinden sich eben immer wieder neu – so lautet schließlich auch das Motto ihres neuesten Albums, das sie passenderweise schlicht “Neu!” getauft haben und mit ihrer Tour auch promoten. Selbst patriotische Züge präsentiert die Band dabei, wenn sie ihren etwas kontroversen Song “Heimatdiebe” ebenfalls ins Bühnenprogramm einbauen. Obwohl immer wieder weltoffen positioniert, hat Sänger Mikki Chixx offenbar das Bedürfnis, sich anschließend zu erklären. “Bei uns ist jeder Willkommen” betont er nochmal. Aber vielleicht funktioniert ein Song auch nicht ganz so wie gewollt, wenn man ihn erst erklären muss. Aber die Fans an diesem Abend wissen schon, wie der Sänger mit dem roten eisernen Kreuz an seiner Halskette das meint. Hoffentlich.

Eine Zugabe jedenfalls wollten sie. Und so kommt die 4-köpfige Band, die ihren Schlagzeuger Rico aktuell ersetzen lassen muss, noch einmal für ein paar Songs auf die Bühne. Ein paar Funken natürlich inklusive – bevor das Publikum dann in die obligatorische Aftershow-Party auf zwei Floors des Kulttempel entlassen wird.

Stoneman @ Kulttempel Oberhausen

Fotos: Rene Daners


12
Sep

Bochum: Tarja Turunen und Marko Hietala kommen in die Matrix

Es gibt wahrlich nur wenige Künstlerinnen, denen man nachsagt, zu den ganz großen Stimmen des weiblichen Gesangs zu gehören. Auf die Ausnahmekünstlerin Tarja Turunen. die sich vor allem im Metal einen Namen gemacht hat, mag das zweifelsohne zutreffen. Bis zum Jahre 2005 war sie bekannt als Frontfrau der erfolgreichen Symphonic-Metal-Band “Nightwish” und prägte sich mit Songs wie “Nemo” in die Köpfe der Metal-Fans ein. Heute ist die finnische Sängerin überwiegend als Solo-Künstlerin auf Tour und beeindruckte zuletzt auch bei der “Rock meets Classic”-Tournee, auf der sie ihre Songs begleitet von einem klassischen Orchester performte – und dabei mindestens genauso brillant meisterte. Sie gemeinsam in einem Duett zu sehen, bleibt für Tarja außergewöhnlich. Doch alte Freunde sehen sich eben stets zwei Mal im Leben.

Tarja Turunen
Tarja Turunen begeistert mit ihrer außergewöhnlichen Stimme / Foto: Rene Daners”

Und so findet Tarja also auch wieder mit alten Bandmitgliedern von “Nightwish” zusammen. Auch Marko Hietala stieg im Jahre 2021 als Bassist bei der Symphonic-Metal-Band aus und zog sich seither einigermaßen aus der Öffentlichkeit zurück. Am 18. September 2024 findet aber nun zusammen, was schlussendlich wohl zusammenfinden musste: Tarja und Marko begeben sich als Duo in die Matrix Bochum und wollen noch einmal vor ihren Fans zeigen, was sie musikalisch alles drauf haben. Die Konzertbesucher erwartet dabei ein recht außergewöhnlicher Mix: Tarja Turunen wird ihre Greatest Hits auch aus ihrer “Nightwish”-Zeit präsentieren, Marko Hietala steuert unterdessen eigene Kompositionen bei. Und da beide über großes Gesangstalent verfügen, werden wir die Songs wohl auf eine Weise hören, wie sie selbst “Nightwish”-Fans bisher noch nicht kannten.

Los geht es um 19 Uhr und mit der Nu-Metal-Band “Chaoseum” haben sich die Finnen auch noch starke Unterstützung als Support mitgebracht. Tickets gibt es für rund 53 Euro bei Eventim und allen bekannten Vorverkaufsstellen.


11
Sep

MUK.E Dortmund: Elektronisch anders von Noise bis Ambient

Domicil Dortmund, gar nicht so weit vom Hauptbahnhof entfernt: “Wo geht es denn hier zum MUK.E Festival”, fragen einige der natürlich in schwarz gekleideten Besucher verwundert den Kellner an der Bar. Für ein kleines Indoor-Festival der schwarzen Szene ist das Domicil nämlich eine ungewöhnliche Location. Im Erdgeschoss erwartete den Besucher zunächst eine noble Bar in der gehobeneren Preisklasse. Eigentlich ist die Lounge eher ein Jazz-Club für ein gänzlich anderes Publikum. “Einfach hinten durch und die Treppe hoch”, verrät der Barkeeper aber den Goths, die sich auf harte elektronische Klänge eingestellt haben. Ebenso irritiert, wie die etwas “Schickimicki” gekleideten Besucher der Bar, die gemütlich ihren Cocktail schlürfen, stampfen die Goths also quer durch die Nobel-Bar und werden das für die ein oder andere Raucherpause vor der Tür auch noch häufiger an diesem Abend tun.

Frett @ MUK.E 24
Electro und weiblicher Gesang: Frett erfinden eine Art “elektronische Todeskunst”

Oben angekommen, wussten die Konzertgänger am 31. August 2024 dann aber auch schnell, dass sie hier richtig sind: Schon am Stand der Abendkasse war ein wummernder Bass durch die verschlossenen Türen der oberen Halle zu hören. Hier gab es nach eigener Aussage “Aspects of electronic music”. Und das heißt so viel wie: Bei MUK.E läuft so ziemlich jene elektronische Musik, die es auf Mainstream-Festivals wie das Parookaville doch eher seltener schafft. Für Außenstehende mögen das gewöhnungsbedürftige Klänge sein: Zu hören gab es von Noise über Experimentelles bis hin zu Dark Ambient so einiges, was nicht unbedingt den Hörgewohnheiten des Massengeschmacks entspricht. Die wenigen hundert Besucher, die das Domicil fasst, kamen jedoch her, um abseits des Mainstreams auf ihren Geschmack zu kommen.

Den Anfang machte eine Band aus purer Frauenpower, die aus dem fast benachbarten Essen angereist war: 2XNI eröffneten den Abend mit hartem Industrial und brachten die Halle zum Beben. Danach hatten es Heimstatt Yipotash, obwohl in der Szene etwas bekannter, fast schon ein bisschen schwerer. Die Härte der Essener konnten sie nicht halten, stattdessen wurde ihr Sound deutlich experimenteller. Zu hören gab es außergewöhnlichen Rhythm’n’Noise – also Musik, mehr oder weniger aus Geräuschen generiert, die rhythmisch zu einem einzigartigen und experimentellen Sound aufbereitet werden. Dazu ordentlicher Bass auf den E-Drums und fertig ist ein erstaunlich tanzbarer, manchmal gar trance-artiger Sound, der in dieser Form einzigartig ist.

Years of Denial @ MUK.E 24
Suicide Disco: “Years of Denial” begeistern mit ihrem speziellen Electronic Dark Ambient-Sound

Beim MUK.E gab es allerdings nicht nur “Krach”, wie es böse Zungen beschreiben würden, sondern auch manchmal etwas gesangslastigere Musik. Mit Frett betrat schließlich ein Electro-Duo die Bühne, das vor allem mit einer leicht psychedelischen Frauenstimme begeistern konnte. Musikalisch irgendwo zwischen “Rue Oberkampf” oder “Oberer Totpunkt” angesiedelt, begründet die Band um den Polen Maciek Frett vielleicht eine innovative Form der “elektronischen Todeskunst”, die der aus den 1980ern bekannten Neuen Deutschen Todeskunst ein modernes Gewand verpasst. Einem ähnlichen musikalischen Trend wollte sich dann offenbar auch Years of Denial anschließen, die ihre Musik selbst als “Suicide Disco” bezeichnen – wie passend. Das Prinzip vergleichbar: Rhythmische Dark Ambient Electrosounds werden kombiniert mit einer faszinierend lasziven weiblichen Gesangsstimme. Beide Acts gewannen damit schnell neue Fans.

Ganz so, als wollte das MUK.E 24 stets musikalische Zweierblöcke abliefern, ging es anschließend ein paar Nummern härter weiter. Mono No Aware schien es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, harten Electro, technoide Klänge und elektronischen Krach so sehr auf die Spitze zu treiben, wie es nur geht. Im Publikum blieb dabei kein Bein still stehen, für die Fotografen war das Lichtgewitter aus Stroboskopscheinwerfern und dichtem Dauernebel unterdessen eine wahre Herausforderung. Sich selbst und seine Umgebung kaum mehr klar wahrnehmen könnend, tanzten die Noise-Fans wie in Trance zu den teils monotonen Beats. Das kanadische Duo Orphx setzte diesen Stil als Headliner dann sogar ein wenig fort. In seiner Härte ließ der Sound keineswegs nach, eine Verschnaufpause sollte es für das begeisterte Publikum nicht so schnell geben. Dass es bei diesem Soundgemisch, bei dem sich das Duo hinter einem Pult aus unendlichem Kabelsalat versteckt, sogar Songs gibt, die das Publikum offenbar wiedererkennt – erstaunlich. Gegen eine Zugabe hatte in dieser Nacht aber niemand etwas einzuwenden.

Orphx @ MUK.E 24
Harter Noise mit zierlichen Bandmitgliedern hinter Kabelsalat: “Orphx” aus Kanada brachten die Halle zum Beben

Fotos: Rene Daners