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Fate Gear in Düsseldorf: Japanischer Metal in “Little Tokyo”
Bonn: Laura Cox bringt jungen Classic Rock in die Harmonie
Rod Stewart: Eine Musik-Legende bringt seine Welt-Hits nach Mönchengladbach
Samsas Traum in Bochum: Metal kann auch Poesie
Rock meets Classic: Ultravox, Supertramp und Tarja Turunen auf einer Bühne
Go_A: Aus der Ukraine in die Zeche Bochum

Archiv fürMai, 2024


31
Mai

Fate Gear in Düsseldorf: Japanischer Metal in “Little Tokyo”

Japan in Düsseldorf: Das ist weit mehr als nur der Japantag, der am 1. Juni wieder die Altstadt füllt. Die Stadt am Rhein hat nämlich die wahrscheinlich größte japanische Community Deutschlands, liebevoll gern auch “Little Tokyo” genannt. Neben tollen Geschäften und leckerem Essen führt das auch abseits des japanischen Viertels immer wieder dazu, dass spannende kulturelle Highlights in die Hauptstadt NRWs kommen. Konzerte japanischer Bands etwa sind gar keine Seltenheit. Und wer dachte, japanischer Metal bestünde nur aus “Babymetal”, hatte sich am 15. Mai 2024 gewaltig getäuscht: Die japanische Metal-Band Fate Gear gastierte in der kleinen Location Der Hof auf der Brauhaus-Meile Ratinger Straße und sorgte für ordentliche Gitarrenriffs. Ihre Besonderheit: Die Band brachte reichlich Frauenpower mit, denn die Band besteht ausschließlich aus weiblichen Mitgliedern.

FATE GEAR im Der Hof Düsseldorf
FATE GEAR genießen die Nähe zu ihren Fans

So richtig typischer “Kawaii-Metal” sollte das Konzert an diesem Abend dann aber auch nicht werden. “Fate Gear” bezeichnen ihre Musik nämlich gerne als “Steampunk Metal”, was sich auch an ihren ausgefallenen Outfits bemerkbar macht. Mit ihren schwarzen Gothic-Outfits, typischen Accessoires aus Schweißerbrillen (Goggles) und spannenden Leder-Korsetts nahm die “All-female Metal Band” ihre Ausrichtung jedenfalls sehr Ernst. Ob die Musikerinnen allerdings wirklich auch textlich über Steampunk singen? Das wussten an diesem Abend vermutlich die wenigsten. Im Publikum jedenfalls fanden sich überwiegend deutsche Metal-Fans, die auch auf Konzerten der schwarzen Szene anzutreffen sein können und dass die Sängerin überwiegend auf japanisch mit dem Publikum sprach, störte diese dann auch nicht weiter. Süß klingen japanische Frauenstimmen ja – aber um wirklich verstanden zu werden, musste “Fate Gear” dann doch hin und wieder ins Englische wechseln.

Aber sei’s drum: Auf harte Gitarrenriffs wird geheadbangt und die Pommesgabel in die Höhe gestreckt. Ganz egal, ob die Texte dazu verstanden werden. Das Growling im Metal ist sowieso nicht immer ganz so einfach zu verstehen – und das beherrschte die Sängerin auch hervorragend. Ordentlich Gas gaben die Frauen jedenfalls sowieso: “Fate Gear” müssen sich etwa vor Babymetal und vergleichbaren Bands keineswegs verstecken, auch wenn die Konzerte noch erheblich kleiner sein mögen. Und das Publikum mitreißen geht sowieso am Besten, wenn man eigentlich mittendrin steht: Im “Der Hof” gibt es keinen Sicherheitsabstand und keinen Graben. Die Zuschauer stehen hier so nah an der Band, dass die Musikerinnen beim Headbangen vermutlich den Schweiß ihrer Fans abbekommen. Und sie werden Düsseldorf sicher nicht zum letzten Mal besucht haben.

FATE GEAR im Der Hof Düsseldorf

Fotos: Rene Daners


13
Mai

Bonn: Laura Cox bringt jungen Classic Rock in die Harmonie

Denkt man an zünftigen Classic Rock, kommen vor allem die “guten alten” Bands der 70er und 80er Jahre in den Sinn. Ausgestorben ist das Genre aber keineswegs: Eine junge Sängerin und Gitarristin aus Frankreich steht mit gerade einmal 33 Jahren auf der Bühne und zeigt dem Publikum, dass auch die jüngeren Generationen noch mitreißenden Rock drauf haben. Am Abend des 12. Mai 2024 war Laura Cox in der gut gefüllten Harmonie Bonn und begeisterte dort Zuschauer aller Altersklassen. Das Gitarrenspiel beherrscht die Sängerin dabei ebenso gut, wie ihren Gesang: Zu jedem Song wird das Instrument gewechselt, sogar eine Lap-Steel-Gitarre, die in liegender Position gespielt wird, hat die Französin dabei. In erstklassiger Begleitung klingt das mitunter schon wie ein weiblicher Joa Bonamassa in jungen Jahren und es verwundert gar ein wenig, dass Laura Cox noch in einer solch kleinen Halle spielt.

Laura Cox in der Harmonie Bonn

Insgesamt hätte der Auftritt, der gänzlich ohne einen Support auskam, auch noch etwas länger sein können. Während der knapp 90 Minuten spielte Laura Cox einen ihrer Hits nach dem anderen. Ganz so viele sind es aber doch noch nicht: Seit dem Jahre 2017 sind bisher erst drei Alben erschienen, mehr als knapp 30 existierende Songs gibt’s bei der jungen Künstlerin also noch gar nicht. Die Fans hindert das nicht daran, die Sängerin von der ersten Minute an zu feiern. Für Laura Cox mag sich das immer noch besonders anfühlen: Als sie 2020 zum ersten Mal in die Harmonie nach Bonn kam, musste sie für die Aufzeichnung des WDR Rockpalast sogar noch ohne Publikum spielen. Erst 2023 konnten sie dann endlich die Bonner Fans begrüßen, die nun zum zweiten Mal begeistert wieder kamen.

Dazu gesellte sich mit Florian Robin auch ein Keyboarder, der angesichts einer solch jungen Band wohl seines gleichen sucht. Auch hier durchaus das Potential, in zehn Jahren einmal so großartig zu spielen, wie ein Reese Wynans, der aktuell Bonamassa auf einer großen Tour begleitet. Immerhin: Gleich zwei Keyboards gleichzeitig beherrscht er schon jetzt hervorragend und ist damit überaus gut auf Laura Cox eingespielt. Und das wurde dann gar nicht so soft, wie sich anfangs vermuten ließe: Laura Cox und Band spielen zwar längst keinen Metal, aber die Härte der Gitarrenriffs lassen sich schon am ehesten mit “John Diva and the Rockets of Love” und ähnlichen Künstlern vergleichen. Fest steht: Die Besucher in der Harmonie Bonn werden wohl definitiv wieder kommen. Und vielleicht haben sie Laura Cox sogar trinkbar mitgenommen, denn die Sängerin verkaufte am Merchandise-Stand sogar ein eigenes Starkbier.

Laura Cox in der Harmonie Bonn

Fotos: Rene Daners


06
Mai

Rod Stewart: Eine Musik-Legende bringt seine Welt-Hits nach Mönchengladbach

Star Trek-Fans kennen ihn alle: Wenn der Intro-Song von “Star Trek: Enterprise” ertönt, ist der Gedanke an Rod Stewart nicht allzu weit. Sein Song “Faith of the heart” wurde einst eigentlich für den Film “Patch Adams” geschrieben, war inzwischen aber schon einige Male auf den heimischen Fernsehern zu hören. In seiner gesamten Musik-Karriere hatte er aber schon weitaus mehr zu bieten. Laut dem Rolling Stone Magazin zählt er gar zu den 100 größten Sängern aller Zeiten. Weltbekannte Hits wie “Maggie May“, „Da Ya Think I‘m Sexy“ oder „Baby Jane“ dürfte wohl mit großer Sicherheit jeder kennen. Dazu gab es Grammys, einen Stern auf dem Walk of Fame und unzählige andere Auszeichnungen. Dass ein solcher Welt-Star nun tatsächlich nach Mönchengladbach kommt, dürfte für die Stadt am Niederrhein zweifelsfrei eine große Ehre sein. Am 28. Mai 2024 kommen Fans im Sparkassenpark in den Genuss, sich selbst ein Bild von der Stimme dieses Ausnahmetalents zu machen.

„Ich freue mich auf tolle, energiegeladene Shows mit meinen wunderbaren Fans in Deutschland. Ich werde meine größten Hits performen – und natürlich wird es wieder viele Überraschungen geben”, heißt es von Rod Stewart selbst. Zumal das Konzert in Mönchengladbach wahrlich eine Besonderheit sein wird: Der Sparkassenpark Mönchengladbach bietet nämlich das einzige Open-Air-Konzert des Sängers innerhalb Deutschlands. Bei hoffentlich sonnigem Sommerwetter sind die Strandkörbe vergangener Zeiten inzwischen aus dem Hockeystadion verschwunden und es darf dort wieder bei normalen Konzerten gefeiert, getanzt und mitgesungen werden.

Rod Stewart mit seinem Wolfie's Whisky

Pünktlich zu seiner Deutschland-Tournee liefert er aber auch das passende Produkt für seine zweite Leidenschaft neben der Musik: Rod Stewart ist schließlich bekennender Whisky-Fan. Und da darf ein eigener Whisky unter seinem eigenen Namen natürlich nicht fehlen. Bei Kirsch Import erscheint deshalb “Wolfie’s Whisky”, der erste originale Blended Scotch Whisky von Rod Stewart. Der fruchtig-rauchige Blended Scotch ist eine Hommage an ihn als Person und sein Lebenswerk. Und falls ihr nicht nur seine Tour genießen wollt, sondern auch noch Lust habt, diesen edlen Tropfen selbst zu probieren, haben wir genau das Richtige für euch: Wir verlosen 3 Flaschen von Rod Stewarts “Wolfie’s Whisky”. Ihr wollt teilnehmen? Dann schickt eine E-Mail mit dem Betreff “Rod Stewart” und eurem Lieblingssong des grandiosen Sängers an gewinnspiel@dvd-magazine.eu. Teilnahmeschluss ist der 22. Mai 2024. Teilnahme ab 18 Jahren!

Ihr habt noch keine Tickets für das Konzert in Mönchengladbach? Die bekommt ihr u.a. bei Eventim und den üblichen Vorverkaufsstellen.

Foto: © Wolfies Drinks Ltd.


06
Mai

Samsas Traum in Bochum: Metal kann auch Poesie

Ein wenig hat es gedauert, bis die Fans aus der schwarzen Szene endlich eine ihrer Kult-Bands in der Matrix Bochum sehen konnten: Noch im November 2023 mussten Samsas Traum ihre “Kalk”-Tour verschieben, weil sich Schlagzeuger Michael Beck einer Operation unterziehen musste. Nun war es am 28. April 2024 endlich so weit: Die Dark Metal-Band rund um Sänger Alexander Kaschte sorgte für headbangende Besucher in der “Tube” der ehemaligen Brauerei. Bei Konzerten dieser außergewöhnlichen Band kann es aber auch schon einmal poetisch werden. Ihre Alben sind dafür bekannt, spannende Geschichten zu erzählen und einen inhaltlichen roten Faden zu bieten. Natürlich spielen Samsas Traum bei ihren Live-Auftritten auch eine Art “Best of”, aber trotzdem sollen Geschichten aus dem Leben der Band natürlich nicht fehlen.

Samsas Traum in der Matrix Bochum

Wie es so ist, aus dem Norden in den Ruhrpott zu reisen, dabei ausgerechnet eine Unterkunft in Gelsenkirchen zu beziehen und anschließend sogar Bochum für das Paradies zu halten, konnte Kaschte, sicher etwas ironisch gemeint, nicht für sich behalten. Passende Songs dazu, wie “Parasitenfotze” oder “Stromausfall im Herzspital” hatte die Band dafür natürlich auch im Gepäck – denn Samsas Traum haben fast für jede Lebenslage einen passenden Hit auf Lager. Generell machte sich Kaschte aber an diesem Abend auch einen Spaß daraus, zwischen den Songs viel mit dem Publikum zu interagieren. Auf politische Statements verzichteten Samsas Traum dabei. Stattdessen fielen dem Sänger immer wieder alte Shirts und Merchandise-Artikel der vergangenen Jahrzehnte auf, die Fans noch heute tragen und von Kaschte anerkennend gelobt wurden. Auch in diesem Fall natürlich, um einen passenden Song des entsprechenden Albums oder der entsprechenden Zeit zu spielen. Wie ein roter Faden eben, für den auch die Fans sorgen.

Am Ende darf eine Zugabe bei Samsas Traum aber natürlich nicht fehlen. Denn: Die Fans “gehen ohne Kugel nicht ins Bett”, wie sie anstelle der üblichen “Zugabe”-Rufe fordernd in Richtung Backstage schreien. Gemeint ist damit der Song “Kugel im Gesicht”, der wohl zu den beliebtesten Hits der Band gehört und grundsätzlich zum Abschluss gespielt wird. Dabei bliebt es in der Zugabe dieses Mal allerdings nicht: Die passenden Songs für Circle Pit und Crowdsurfing gab es mit “Die Zärtlichkeit der Verdammten” und “Ein Fötus wie du” ebenfalls, um die Fans zum großen Finale nochmal so richtig einzuheizen. Selbst die Fans bekamen dabei ihren persönlichen Einsatz und durften “Ich wünsch’ mir, dass das Zebra schweigt” a capella singen, während sich die Band einfach mal auf die Bühne setzt und den Gesängen lauscht. Und wenn Fans einer Band einen kompletten Song so auswendig kennen, dass sie ihn gänzlich allein singen können (und zwar ohne dass der Auftritt ausverkauft gewesen wäre), kann man das wohl zweifelsfrei als Erfolg werten. Samsas Traum sind ein besonderes Erlebnis.

Samsas Traum in der Matrix Bochum

Fotos: Rene Daners


03
Mai

Rock meets Classic: Ultravox, Supertramp und Tarja Turunen auf einer Bühne

Es ist jedes Jahr ein kleines Highlight und eine echte Besonderheit für Fans des 70s und 80s Classic Rock. Rock meets Classic ging auf Tournee und machte dabei auch Halt in Oberhausen. Das Konzept: Legenden der Rockmusik spielen als Front-Sänger oder -Sängerin gemeinsam mit einem klassischen Orchester ihre alten Songs. Und wie in jedem Jahr hatte das Event dabei auch einige hochkarätige Stars am Start. Auf die Ohren gibt es dabei aber keine reinen Klassik-Versionen der Songs, sondern die originalen Rock-Varianten – unterstützt mit zusätzlichen klassischen Instrumenten. Eine Musikerfahrung, die so auch für manchen Besucher gänzlich neu ist. Und wenn auch nicht mehr jeder Name der Stars geläufig ist, vor allem nicht ohne seine damalige dazugehörige Band, so erkennt man doch zahlreiche der Songs schnell wieder. Das wurde auch schnell klar, als Paul Shortino von der Kult-Band Quiet Riot den Anfang machte. Selbst, wer bei Shortino zunächst Fragezeichen über dem Kopf hatte, hat seinen größten Hit “Cum on feel the noize” sofort mit einem “Ahh-Effekt” wiedererkannt.

Deutlich mehr Fans hatte da schon Midge Ure, der als Legende des New Wave gilt und damit sogar in der schwarzen Szene einen Namen hat. Als Sänger von “Ultravox” und “Visage” sind seine Songs wohl zweifelsohne jedem Zuhörer bekannt. Der Klassiker “Dancing with tears in my eyes” begeistert nicht nur die Menge, sondern bringt das Publikum auch erstmals dazu, lautstark mitzusingen. Auch der gleichfalls bekannte Song “Hymn” darf an diesem Abend nicht fehlen – und man sieht dem 70-jährigen Glatzkopf seine Spielfreude geradezu an. Trotz seines Alters ist der Weltstar noch absolut fit auf der Bühne und hat kein bisschen seines Talents verloren.

Midge Ure bei Rock meets Classic
Midge Ure (Ultravox) begeistert mit Hits wie “Dancing with tears in my eyes” / Foto: Rene Daners

Das gilt direkt danach auch für Russ Ballard, der gar nicht so sehr als Sänger, sondern vor allem als Songwriter und Produzent bekannt ist. Zu den Songs, die er geschrieben hat, gehören unter anderem “Since you’ve been gone” und sogar der KISS-Song “God gave Rock’n’Roll to you”. Die Songs allerdings mit seiner Gesangsstimme zu hören, ist da schon eher ungewöhnlich. Dass das funktioniert und er durchaus in der Lage ist, mit außerordentlich großem Talent die von ihm für andere geschriebenen Songs auch selbst auf der Bühne zu performen, hat er an diesem Abend brillant unter Beweis gestellt. Schnell wurde klar: Hier gibt ein Superstar dem nächsten das Mikrofon in die Hand.

So natürlich auch Robert Hart, der mit seinen 65 Jahren vor allem als Frontmann der “Manfred Mann’s Earth Band” berühmt wurde. Seine Welt-Hits wie “Davey´s On The Road Again” und “Mighty Quinn” dürfen da natürlich nicht fehlen. Das erstklassige Orchester im Hintergrund bereichert die Songs um ganz neue Eigenschaften und sorgt für einen außergewöhnlichen und intensiveren Klang. Besonders intensiv dann aber auch, wenn John Helliwell und Bob Siebenberg von “Supertramp” noch ein paar zusätzliche Instrumente mit auf die Bühne nehmen. Dann nämlich gibt’s ein Keyboard und ein Live-Saxophon oben drauf, mit dem sie dann Hits wie “Breakfast in America” performen. Dazu dann noch Helliwells legendäres Saxophon-Solo und der Abend scheint gerade für Fans der alten Hits perfekt.

Tarja Turunen bei Rock meets Classic
Die einzige Frau als Headliner: Ex-Nightwish Tarja Turunen mit brillanter Gesangsstimme / Foto: Rene Daners

Aber das soll längst nicht alles gewesen sein. Der Headliner des Abends ist dann zugleich auch die einzige Frau bei Rock meets Classic. Niemand geringeres als Ex-Nightwish-Frontfrau Tarja Turunen darf mit ihrer außergewöhnlichen Gesangsstimme den Abend vollenden. “I walk alone” und “Until my last breath” entpuppen sich als echte Highlights für Nightwish-Fans. Danach allerdings erhält Tarja Unterstützung, wie sie Fans wohl so schnell nicht mehr sehen werden: Die beiden Herren von Supertramp kommen zurück auf die Bühne und singen gemeinsam mit Tarja Turunen ihren Hit “The Logical Song”. Und als wäre das nicht schon Highlight genug, stehen zum großen Finale plötzlich sogar alle Künstler dieses Abends gemeinsam auf der Bühne. Auf einmal dürfen Tarja, Midge Ure, Supertramp und viele mehr gemeinsam einen kompletten Song performen – und allein für diese außergewöhnliche Konstellation ist Rock meets Classic jedes Jahr ein Besuch wert.


02
Mai

Go_A: Aus der Ukraine in die Zeche Bochum

Die ukrainische Band Go_A hatte es nicht immer ganz so einfach. Eigentlich sollte sie bereits im Jahre 2020 als ukrainischer Teilnehmer zum Eurovision Song Contest nach Rotterdam fahren – doch dann kam plötzlich die Corona-Pandemie in die Quere. Ein Jahr später war es dann soweit und sie konnten mit ihrem Hit “Shum” an den Start gehen und belegten prompt Platz 5 des Wettbewerbs. Der internationale Erfolg in Reichweite, kam gleich das nächste Hindernis: Seitdem Russland die Ukraine im Jahre 2022 angriff, befindet sich ihr Heimatland im Kriegszustand. Ans Aufhören denkt die Band rund um Sängerin Kateryna Pawlenko trotzdem nicht. Aktuell befinden sie sich auf Europa-Tour, bei der sie auch einige Stopps in Deutschland einlegen. So auch am 15. April 2024 in der Zeche Bochum, wo sich einige hunderte Fans, viele davon ukrainischer Abstammung, auf die Band freuten.

Go_A in der Zeche Bochum

Und auch wenn politischer Aktivismus auf Konzerten mitunter etwas nerven kann: Dass Go_A auf der Bühne sehr präsent die ukrainische Flagge ausbreitet, kann man ihnen angesichts ihrer Herkunft kaum verübeln. Ein Statement gegen Putin und seinen “Terror-Staat” sollte an diesem Abend natürlich auch nicht fehlen. Trotzdem ist die Band eigentlich gekommen, um mit ihren Fans zu feiern. Mit einem ihrer beliebtesten Hits ging es gleich zu Beginn auf die Bühne, um für tanzbare Stimmung im Publikum zu sorgen. Ein paar Neugierige aus Bochum hatten sich ebenso in die Zeche Bochum verirrt, wie ein paar Goths, die “Shum” schon ein paar Mal in der schwarzen Disco gehört haben. Insgesamt aber wird schnell klar, dass etwa 90% des Publikums durchaus der ukrainischen Sprache mächtig sind. Dass Kateryna Pawlenko dann auch mal auf ukrainisch mit ihrem Publikum spricht, verwundert daher wenig.

Dieses macht unterdessen wirklich alles mit und geht unerwartet heftig zur außergewöhnlichen Musik von Go_A ab. So mancher Besucher brauchte gar einen Umkreis von 3 Metern um sich herum, um das Tanzbein zu schwingen, so ausgelassen feierten die Fans der Band. Eine solch tanzfreudige Stimmung sieht man selten und das lag auch an der Musik der Ukrainer. Die nämlich würde das deutsche Ohr wohl als “experimentell” bezeichnen. “Folktronica” nennt sich schließlich das Genre von Go_A, also eine Mischung als Folk und elektronischer Musik. Insgesamt mag das zumeist auch zutreffen: Es gibt eine operntaugliche Engelsstimme zu fetten elektronischen Beats. Dazwischen aber auch mal die Sopilka, eine traditionelle ukrainische Flöte und irgendeine Art Mix aus Synthpop der schwarzen Szene und Dubstep. Spätestens, wenn man dann statt eines Schlagzeugsolos, dann plötzlich ein Flötensolo geboten bekommt und angesichts der Geschwindigkeit dieses Spiels kaum seinen Augen traut, hat man wohl in puncto experimentellem Sound alles gesehen. Das alles ist so ungewöhnlich und abwechslungsreich, dass dieser Konzertabend nie langweilig wurde. Und definitiv eine Empfehlung für Fans der tanzbaren Musik, die Lust auf einen ganz neuartigen Sound haben.

Go_A in der Zeche Bochum

Zum großen Finale gab es den Opener dann gleich nochmal: Ihren größten Hit “Shum” spielten sie dann auch nochmal im ukrainischen Originaltext – während es sich das Publikum nicht nehmen ließ, dazu auch ukrainischen Tanz aufzuführen. Es wurden Kreise gebildet, ganze Gruppen fremder Leute hielten sich an den Händen und die komplette Halle bestand aus kreiselnden ukrainischen Tanzbewegungen. Die wenigen deutsche Goths am Rande des Geschehens wussten da vielleicht noch nicht so ganz, wie ihnen geschah. Spaß hatten die aber wohl auch recht schnell. Und sicher ist: Wahrscheinlich jeder, der an diesem Abend hier im Publikum stand, wird wiederkommen. Und wenn nicht jetzt schon, dann beim nächsten Mal ein Teil dieser Tanzgruppen sein. Wer das einmal selbst erleben möchte, hat noch die Gelegenheit dazu. Ein paar Auftritte in Deutschland stehen im Mai noch an: So geht es in diesem Monat in die Großstädte München, Frankfurt, Berlin, Hannover und Hamburg.

Fotos: Rene Daners