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The Walking Dead: Michonne
From Motown to Off the Wall: Michael Jacksons Durchbruch mit Doku von Spike Lee
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Archiv fürFebruar, 2016


28
Feb

The Walking Dead: Michonne

The Walking Dead: Michonne

Gezeichnet vom Leben und den vielen tragischen Ereignissen, ist Michonne längst zu einer der härtesten Überlebenden in einer Welt voller Zombies geworden. Es scheint, als würde sie Angst nicht kennen und wäre für jede noch so schwierige Situation gewappnet. Doch längst holt sie ihre Vergangenheit wieder ein. Dass sie ihre eigenen beiden Töchter zurücklassen musste, verfolgt sie noch heute und verschafft ihr regelmäßig schreckliche Alpträume. Selbst einen Selbstmordversuch hat sie längst hinter sich. Doch während sie sich von Rick und seiner Gruppe getrennt hat, macht sie sich mit Pete und einigen anderen Überlebenden erneut auf die Suche nach Nahrung, Proviant und neuer Ausstattung. Immer wieder derselbe Kreislauf in einer neuen Gruppe und mit neuen Menschen um sich herum. Dumm nur, dass die Menschen dabei offenbar schon bald gefährlicher sein könnten, als es die Zombies je gewesen sind…

Kritik:
Die ersten beiden Staffeln von „The Walking Dead“ gelten als zwei der besten Abenteuer der vergangenen Jahre und konnten vor allem erzählerisch verdammt gut überzeugen. Nun hat sich Telltale Games allerdings ein bisschen von der alten Story rund um Clementine entfernt und schickt uns mit Michonne auf die Reise, die wir auch schon auf der gleichnamigen Fernsehserie kennen.

The Walking Dead: Michonne

Comic, statt Serie
Generell sei dabei allerdings erwähnt, dass sich das Spinoff „Michonne“ nicht ganz an der TV-Serie orientieren mag. Stattdessen ist das Spiel weit näher an den Comics und spielt daher genau zwischen den Heften 126 und 139, also in der Zeit, in der sie sich von Rick und ihrer Gruppe entfernte und wie sie anschließend wieder zu ihr zurück gelangte. Doch charakterlich dürfte sie sich zwischen Serie und Comic nur relativ wenig unterscheiden: Auch hier zeigt sie sich von ihrer unnahbaren und harten Seite. Stetiges Misstrauen gegenüber allen Menschen sind ihr ständiger Begleiter. Das macht sie vor allem hinsichtlich der Charakterzeichnung interessant, zumal es Telltale bereits in der ersten Episode gelingt, sie auch von ihrer sanften und liebevollen Seite zu zeigen. Auch, wenn sie durch ihre Lebensgeschichte gezeichnet, nicht immer leicht im Umgang mit anderen Menschen ist.

The Walking Dead: Michonne

Sehnsucht nach Clementine
Es mag dabei sogar den ein oder anderen Spieler enttäuschen, dass wir uns nicht mehr um die Geschichte von Clementine kümmern. Einen echten inhaltlichen Zusammenhang zwischen Michonne und Clementine konnten wir bei der ersten Episode jedenfalls nicht finden, sodass „The Walking Dead: Michonne“ eine völlig alleinstehende Geschichte erzählt. Und die wirkt auf den ersten Blick sogar um einiges kleiner, befinden wir uns doch mit einer recht überschaubaren Gruppe auf einem kleinen Segelboot und werden uns abgesehen von den ersten paar Szenen, fast ausschließlich an drei Locations aufhalten. Der Einstieg ist also zunächst nicht ganz so einfach und emotional, weil uns hier eine echte Vorgeschichte fehlt, wie sie wohl in ihre jetzige Situation gekommen sein mag. Trotzdem kann das neue Spinoff allerdings schnell durchaus unterhalten.

Harte Entscheidungen
Da wir bisher noch keinerlei emotionale Bindung zu den übrigen Figuren haben, wirken die Entscheidungen, die wir im Spinoff treffen können, auch nicht immer so emotional und tiefgehend. Selbst dann, wenn es um Leben und Tod zu gehen scheint. Dafür berühren uns die Charaktere einfach noch zu wenig, als dass die Entscheidung über den Tod tatsächlich für uns von Relevanz zu sein scheint. Ein bisschen spektakulärer wird deshalb ein Verhör, auf das wir uns in „Michonne“ einlassen müssen. Die Entscheidung, ob wir lediglich uns selbst schützen wollen oder uns für Menschen einsetzen, die wir gerade eben erst getroffen haben, ist nicht unbedingt eine leichte und lässt den Spieler schnell sich selbst reflektieren. Wird uns die mangelnde Bindung davon abhalten, diesen scheinbar liebenswerten Mitmenschen zu helfen, obwohl uns die gegenseitige Unterstützung sinnvoll erscheinen mag? Eine durchaus interessante Frage.

The Walking Dead: Michonne

Kompaktes Spinoff
Insgesamt wirkt „The Walking Dead: Michonne“ aber inhaltlich noch recht kompakt und scheint auf den ersten Blick keine allzu große und weitreichende Story zu erzählen. Mit weniger als neunzig Minuten Spielzeit und einer fast ausschließlich auf die Hauptfigur konzentrierte Storyline scheint die Komplexität ein bisschen zu fehlen. Obwohl Michonne auch dieses Mal wieder einen sehr coolen Eindruck macht, denn das obligatorische Katana und ihre geliebte Machete dürften einmal mehr nicht fehlen. Das führt allerdings auch dazu, dass das Spiel auf den ersten Blick ein wenig den Eindruck erweckt, sogar einen kleinen Tick brutaler zu sein, als die beiden Staffeln mit Clementine. Hier werden also prompt Schädel gespalten, Köpfe brutal abgehackt und anderlei blutige Gräueltaten gegenüber Zombies begangen. Und auch die Menschen sind hier alles andere als nette Gesellen.

The Walking Dead: Michonne

Dieselbe Prozedur…
Davon abgesehen handelt es sich bei dem Spinoff aber spielerisch um praktisch dasselbe, was wir auch schon bei den anderen beiden „The Walking Dead“-Spielen von Telltale gewohnt sind. Ein bisschen Quicktime-Events, ein bisschen Multiple Choice auf Zeit und dazwischen erkunden wir relativ linear die nähere Umgebung nach Gegenständen und Hinweisen. Immerhin: Dieses Mal dürfen wir auch eine Kombo aus Quicktime-Events durchführen und damit ein bisschen komplexer kämpfen, was sich aber als nicht besonders anspruchsvoll herausstellen dürfte. Ansonsten kann man zumindest grafisch ein paar Verbesserungen feststellen, obwohl es natürlich wie gewohnt beim üblichen Comic Look bleiben mag. Allerdings scheinen die Umgebung, die Flora und die Charaktere ein wenig detaillierter und plastischer zu erscheinen.

Fazit:
Während man spielerisch praktisch dasselbe bietet, wie in den ersten beiden Staffeln, kann das Spinoff durch gute Charakterzeichnung und eine spannende Story bereits in der ersten Episode überzeugen. Wer also an der Geschichte um Clementine bereits Gefallen gefunden hat, wird auch hier seinen Spaß haben.

The Walking Dead: Michonne Wertung


24
Feb

From Motown to Off the Wall: Michael Jacksons Durchbruch mit Doku von Spike Lee

Michael Jackson: Off the Wall

Michael Jackson gilt noch heute, fast sieben Jahre nach seinem Tod, als einer der einflussreichsten Popmusiker der Geschichte. Liebevoll „The King of Pop“ genannt, hat er einst Musik geschaffen, die geradezu zeitlos war und noch heute viele Fans findet. Trotz seiner schwerwiegenden Probleme und den Missbrauchsvorwürfen in seiner späteren Zeit, standen viele Produzenten, Familienmitglieder und auch Fans stets hinter ihm und bewunderten sein großartiges Gesangs- und Tanztalent. Ihm zu Ehren hat Regisseur Spike Lee eine Dokumentation geschaffen, die sein Werk und seine Leistung den Menschen ein stückweit näher bringen soll. Allerdings befasst er sich dabei auch nicht unbedingt auch die Themen, die wir sonst so gewohnt sind.

Die guten Erinnerungen
Auf die vielen Skandale, die in den Medien und Reportagen lange Zeit geradezu totdiskutiert wurden und bis heute vor allem der jüngeren Generation hängen geblieben sind, hat Spike Lee nämlich ganz bewusst verzichtet. Er versucht mit „From Motown to Off the Wall“, einer Dokumentation, die zum Teil nach Michael Jacksons erstem Soloalbum benannt wurde, zu ergründen, wodurch er tatsächlich zu dem legendären und einflussreichen Musiker wurde, als der er heute gilt und dabei vor allem eine positive Erinnerung an den großen Sänger zu schaffen. Obwohl der Streifen damit insgesamt etwas unkritisch gegenüber der Person Michael Jackson erscheint und insofern ziemlich einseitig berichtet, ist er dennoch interessant: Immerhin beschäftigt sich Spike Lee vor allem mit der Anfangsgeschichte von MJ in den 70er Jahren. Seinen ersten Auftritten mit den Jackson 5, an denen auch seine Geschwister beteiligt waren, bis hin zum großen Durchbruch als Solomusiker.

Michaels Durchbruch
Es gelingt ihm dabei auch, die Faszination für sein Können einzufangen. Was letztendlich das Besondere daran war, wieso Michael Jackson diese einzigartigen und innovativen Tanzperformances auf der Bühne hinbekam, die er sich stets selbst einfallen ließ und die offenbar bereits während den Aufnahmen im Studio zustande kamen. Oder den großen Emotionen, die er in seinen ruhigeren und emotionaleren Songs zeigte, die er kaum singen konnte, ohne dabei eine Träne zu vergießen. Um diese Momente einzufangen, hat sich Spike Lee einige interessante Interviewpartner geholt. So kommen in „From Motown to Off the Wall“ auch seine damaligen Produzenten und sogar seine Mutter zu Wort, die ihn aus erster Hand kannten und einen ganz eigenen persönlichen Eindruck von ihm hatten, den sie exklusiv für diese Dokumentation wiedergeben. Damit ist die Doku vor allem ein interessantes Werk für Fans, die noch einmal in ihren positiven Erinnerungen schwelgen wollen.

Michael Jackson: Off the Wall

Ein musikalischer Bonus
Bei der neuen Veröffentlichung von „Off the Wall“ soll es allerdings nicht nur bei einer BluRay oder DVD der Dokumentation bleiben. Damit die Fans und auch Neulinge einen Eindruck davon bekommen können, ob die Aussagen über das Talent von Michael Jackson speziell bei der Aufnahme des ersten Solo-Albums auch zutreffen, hat man schließlich ein Rerelease des 1979 erschienen Albums „Off the Wall“ gleich als CD mit dazu gelegt. Und die punktet derweil mit einer ausgesprochen guten Dynamik, die wir angesichts des seit Jahren anhaltenden Loudness Wars in der Musikindustrie so gar nicht mehr erwartet hätten. Bereits beim ersten Song „Don’t Stop til you get enough“ kommt also der ganz spezielle Rhythmus von Michael Jackson, der einst gegen jegliche Konventionen verstieß, hervorragend zur Geltung. Und spätestens in „She’s Out of my Life“ dürfte auch niemand mehr einen Zweifel daran haben, dass Michael schon damals über eine außergewöhnliche Stimme verfügte. Selbst wenn die Songs in seinem ersten Album also noch nicht seine Besten sein mögen, so sind sie doch die bedeutsamsten, die ihm letztendlich erst zum Erfolg verhalfen. Interessant ist „Off the Wall“ somit auch für all jene, die Michaels frühe Jahre nicht mehr miterlebt haben und ihn einmal jenseits von „Thriller“ & Co. erleben möchten. Auch heute, nach mehr als dreißig Jahren, noch immer ein Genuss.

Fazit:
Neben dem ohnehin grandiosen und zeitlosen ersten Solo-Albums von Michael Jackson, liefert uns Spike Lee eine interessante Dokumentation über die Anfangszeiten und den großen Durchbruch des legendären Musikers. Damit können Fans noch einmal in den positiven Erinnerungen an ihren großen Star schwelgen.

Die Neuauflage von “Off the Wall” mit Spike Lees Dokumentation erscheint am 26.02.2016 bei Sony Music und kann hier erworben werden


19
Feb

Firewatch

Firewatch

Henry hat wirklich eine sehr schwierige Zeit hinter sich. Jahrelang hat er sich persönlich um seine früh an Demenz erkrankte Frau gekümmert, die ihn mittlerweile fast gar nicht mehr erkennen kann. Sogar ein Pflegeheim kam für ihn niemals infrage, ist sie doch seine große Liebe. Doch seitdem ihre Eltern die geliebte Ehefrau zu sich geholt haben und keinerlei Interesse daran haben, von Henry besucht zu werden, versinkt er immer tiefer in einem nicht enden wollenden Loch. Der neue Job, den er in der Zeitung findet, soll für ihn ein neuer Anfang sein. Eine Flucht vor der grausamen Realität, abgeschottet in einem Wald ohne ernsthafte menschliche Kontakte. Stationiert auf einem Wachposten inmitten der Wildnis von Wyoming hält er Ausschau nach Waldbränen und kümmert sich um campende Teenager, die illegale Lagerfeuer machen. Sein einziger Kontakt zur Außenwelt: Delilah vom anderen Wachturm einige Kilometer entfernt, die per Walkie Talkie mit ihm den Kontakt hält. Dumm nur, dass er schon bald auf ein mysteriöses Abenteuer stößt, während er allein in den dunklen Tiefen des Waldes unterwegs ist…

Kritik:
Ein Abenteuerspiel mit geschichtlichem Kontext findet man sicherlich nicht allzu häufig, noch dazu bei solch innovativen Ideen. Bei „Firewatch“ übernehmen wir den Job auf dem Feuerwachturm allerdings nicht ganz ohne Grund: Im Jahre 1988 kam es im Yellowstone-Nationalpark zu verheerenden Waldbränden. Kurz darauf hat man einige der Wachtürme eingerichtet, die heute in den Wäldern von Wyoming stehen und als Frühwarnsystem für erneute Waldbrände dienen. Allerdings möchte das auf seine eigene Weise geniale „Firewatch“ keineswegs eine Lehrstunde in Sachen amerikanischer Waldbrandgeschichte sein. Hier erleben wir viel mehr ein kleines Mystery-Adventure, das uns ganz allein in die tiefen Wälder schickt und ein bisschen Job-Simulator und Sozialstudie zugleich sein möchte.

Firewatch

Simulierte Isolation
Dabei geht das Spiel nämlich möglichst realistisch vor und verzichtet auf vereinfachende Hilfsmittel, wie wir sie aus üblichen First Person Shootern kennen. Erst einmal die interessante und tiefgründige Vorgeschichte in Form eines Textes hinter uns gebracht und den ersten Tag im Feuerwachturm angetreten, müssen wir nämlich mit dem Rucksack in die Wildnis ziehen, um uns um scheinbar banale Dinge wie campende Jugendliche kümmern. Und das ist gar nicht so einfach, denn alles was wir dabei haben, ist eine klassische Landkarte, ein Kompass und ein paar Seile, um die steilen Abhänge hinunterzuklettern. Mit nur wenigen Informationen auf der Karte, die wir erst im späteren Verlauf durch Entdeckungen weiter füllen können, ist die erste Orientierung gar nicht so einfach und soll uns vermitteln, wie schwierig es ist, in einem fremden Wald alleine zurecht zu kommen. Wer es obendrein noch ein wenig realistischer mag, kann sogar die Anzeige der eigenen Position auf dieser Karte abschalten. Dann geht es wirklich zu, wie im realen Leben und wir müssen uns an Merkmalen in der Umgebung orientieren. Spannend.

Firewatch

Flucht vor der Realität
Damit wir uns allerdings nicht ganz so alleine fühlen, sind wir außerdem mit einem kleinen Funkgerät ausgestattet, um den Kontakt zu unserer Supervisorin Delilah zu halten. Die schickt uns nicht nur regelmäßig in den Wald, um uns um die kleinen Alltagsproblemchen zu kümmern, sondern stellt zugleich den wirklich einzigen Kontakt zur Außenwelt dar. Echten physischen Kontakt zu anderen Menschen von draußen gibt es so gut wie gar nicht. Und hier kann „Firewatch“ auch mit seiner großartigen Atmosphäre punkten, denn das Abenteuer vermittelt uns ständig das Gefühl der völligen sozialen Isolation mit dem kleinen greifbaren Element, das uns in ängstlichen Situationen das Gefühl erlaubt, nicht ganz allein in dem dunklen Wald unterwegs zu sein. Durch die Beziehung, die wir zu Delilah aufbauen und die mit zum Kern der Geschichte und Erzählweise gehört, wird das schon bald sehr intensiv und verschafft dem Spieler in möglicherweise aussichtslosen Lagen eine kleine Bindung nach außen. Und das fühlt sich mit den verschiedenen Antwortmöglichkeiten, die wir stets frei wählen können, um möglichst realistische Gespräche zu führen, auch ganz schön echt an.

Firewatch

In den Fußstapfen von Mulder
Dazwischen hat „Firewatch“ obendrein auch erzählerisch seine großen Stärken. So mancher Abschnitt des Spiels erinnert nämlich ganz extrem an Mysteryserien wie „Akte X“, in denen wir geheimen Regierungsmachenschaften und mysteriösen Einrichtungen auf die Schlichte kommen. An dieser Stelle möchten wir allerdings nicht zu sehr spoilern, zumal das Spiel mit gerade einmal vier Stunden Spielzeit ohnehin recht kurz ist. Eines sei aber sicher: Dieses Abenteuer hält uns vor allem deshalb so lange am Ball, weil es ihm gelingt, ständig unseren Entdeckertrieb zu wecken. Obwohl wir spielerisch keine allzu spektakulären Dinge zu tun haben und auch keine richtigen Rätsel lösen müssen, können wir nie wissen, was uns auf unserem Weg in den Tiefen des Waldes wohl erwarten wird und platzen beinahe vor Neugierde, das doch endlich herauszufinden. Und außerdem ist da noch die Sehnsucht und kleine Hoffnung, bei all dem vielleicht doch eine bedeutungsvollere Beziehung zu Delilah aufbauen zu können. Obwohl wir wohl nie wissen, ob sie selbst überhaupt mit offenen Karten spielt. Emotional und spannend zugleich.

Firewatch

Fesselnde Melodien
Unterstützt wird diese durchweg gelungene und starke Atmosphäre außerdem von einem erstklassigen Soundtrack, für den niemand geringeres als Chris Remo verantwortlich ist, der bereits bei „Gone Home“ und „Spacebase DF-9“ am Werk war. In den sicheren und eher handlungsarmen Momenten verzichtet man praktisch komplett auf Musikuntermalung, während vor allem die Aufdeckung von Geheimnissen mit mysteriösen, melodischen Tönen begleitet wird und die etwas gehetzteren, actionreicheren Momente mit spannungsaufbauenden, treibenden Stücken aufgepeppt werden. Eine gelungene Mischung, die in praktisch jedem Moment den passenden Sound zu bieten hat und das atmosphärische Gesamterlebnis noch weiter abrundet. Trotzdem: Wer hier einen actionreichen Shooter mit viel Eigeninitiative erwartet, liegt falsch. Spielerisch handelt es sich eher um eine Art „Walking Simulator“ in einer offenen Welt, der uns durch eine spannende und Neugierde weckende Story allerdings schnell vergessen lässt, dass wir die meiste Zeit nur rumlaufen und insgeheim doch eher einem linearen Handlungsverlauf folgen. Auch das ist wohl ein sehr gelungener Kniff, mit dem die Entwickler wohl den Spieler ganz bewusst ein wenig manipulieren. In jedem Fall aber eine geniale Erzählweise.

Firewatch

Künstlerische Natur
Auf dieses „besondere Etwas“ setzen die Macher allerdings auch bei der Grafik. Erwartet man also die neueste und spektakulärste Referenzgrafik, dürfte man wohl enttäuscht werden. Stattdessen gibt es durchaus hübsche, aber nicht ganz realistisch aussehende Kunstgrafik, die eher einem Comic oder Gemälde ähnelt. Das ist für das Spielprinzip aber letztendlich nur vorteilhaft und schont obendrein die Ressourcen der Hardware. Außerdem hat man so einige interessantere künstlerische Möglichkeiten, die sich vor allem in den Abendstunden bemerkbar machen, wenn wir einen wahrlich beeindruckenden Sonnenuntergang beobachten können oder die Lichteffekte zwischen den malerischen Waldlandschaften gut zur Geltung kommen. Übrigens: „Firewatch“ ist zugleich eines der wenigen Spiele aus der First-Person-Perspektive, in denen der Spieler tatsächlich zu jeder Zeit seine eigenen Beine sehen kann.

Fazit:
Ein atmosphärisch extrem dichtes Mystery-Abenteuer mit innovativer Erzählweise, glaubhafter Abschottung von der Außenwelt und einer Geschichte, die nahezu ununterbrochen unsere Neugierde wecken kann. Lediglich die sehr kurze Spielzeit ist ein wenig schade.

Firewatch Wertung


19
Feb

American Truck Simulator

American Truck Simulator

Die Industrie an der Westküste Kaliforniens gehört womöglich zu den wichtigsten der gesamten Vereinigten Staaten. Riesige Häfen, großen Eisenbahn-Umschlagplätze und eine florierende Öl- und Nahrungsmittelindustrie warten nur darauf, gut ausgebildete Fernkraftfahrer zu finden, die ihre Kunden im Norden, Süden und im abgelegenen Nevada beliefert. Überall dort, wo Kleinstädte auf ihre wichtigen Lieferungen warten, die Farmen ihre landwirtschaftlichen Gerätschaften brauchen und Tankstellen auf neuen Treibstoff warten, haben Lastwagenfahrer mehr als reichlich zu tun. Hunderte von Meilen wollen mit dem Lastwagen erschlossen werden und führen durch Küstengebiete, Großstädte, Wälder, Wüsten und reichlich anderen herausfordernden Gebieten. Und wir haben nun die Chance, als aufsteigender Fahrer schon bald unsere eigene Firma zu gründen und sie stetig wachsen zu lassen…

Kritik:
Es gibt nicht viele Simulatoren, denen es tatsächlich gelingt von einem Großteil der Spieler tatsächlich Ernst genommen zu werden. Vor allem zahlreiche Veröffentlichungen der Publisher Astragon und Rondomedia sind bei sogenannten „Core-Gamern“ verpönt und gelten gemeinhin als „Simulatorschrott“. Da hat es selbiger, mittlerweile fusionierter Publisher durchaus etwas schwer, bei den potentiell misstrauischen Kunden zu punkten. Dem vorangegangenen „Euro Truck Simulator“ ist das allerdings gelungen. Kein Wunder also, dass sich die Macher nun auch auf amerikanischen Boden wagen.

American Truck Simulator

Im Kern gleich
Der American Truck Simulator ist dabei im Wesentlichen – zumindest auf den ersten Blick – dasselbe Spiel, wie bereits zuvor der „Euro Truck Simulator. Bis hin zum Menü wurde die Spielbasis daher völlig identisch übernommen und sogar der Job- und Wirtschaftspart bleibt der Gleiche. In den ersten Spielminuten mag es daher wohl etwas frustrierend erscheinen, dass Fans der Spielereihe hier dasselbe noch einmal von vorne beginnen müssen. Erst ein paar Aufträge für wenig Geld bei anderen Firmen, anschließend der erste eigene Truck mit Jobs auf dem Frachtmarkt, bis wir dann schließlich unsere Garage erweitern und zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Hat man womöglich schon hunderte Stunden beim Euro Truck Simulator hinter sich, ist die Motivation zunächst einmal gering, diesen identischen Vorgang noch einmal bei Null zu beginnen – immerhin hat man sich den Erfolg hart erarbeitet.

American Truck Simulator

Kleinere Welt, größere Wirkung
Wenn man es genau nimmt, wäre es vermutlich sogar problemlos technisch machbar gewesen, den American Truck Simulator einfach als DLC für seinen Vorgänger zu veröffentlichen und damit die europäische Karte um Flüge nach Amerika zu erweitern. Hat man aber nicht getan und liefert stattdessen eine deutlich kleinere Karte mit den Bundesstaaten Kalifornien und Nevada (Arizona wird kostenlos nachgereicht). Obwohl „kleiner“ zunächst einmal negativ klingen mag, ist es das auf den zweiten Blick allerdings keineswegs: Der American Truck Simulator macht dieses Mal nämlich einiges besser, was wir beim Vorgänger noch zu bemängeln hatten. Die kleinere Karte hat zugleich nämlich auch zur Folge, dass man diese insgesamt detaillierter und abwechslungsreicher gestalten konnte. Hatten wir noch beim Euro Truck Simulator den Eindruck, jede Straße, jedes Feld und jede Autobahnausfahrt würde gleich aussehen, sieht hier nun keine Ecke wie die andere aus. Sogar einige der großen Städten wurden an gewissen Punkten gut nachgebaut.

American Truck Simulator

Verbesserungen im Detail
Diese Detailverliebtheit setzt man übrigens überall fort, sodass wir doch an so manchen Stellen auf einige Überraschungen stoßen. So sind Fußgänger und Arbeitskräfte in den Firmenniederlassungen nun keine Seltenheit mehr, wie noch beim Euro Truck Simulator. Selbst Spielplätze, Supermarktparkplätze und andere öffentliche Plätze sind nun endlich belebt – mit Kunden, spielenden Skatern und Kindern, sowie Menschen, die sich auf dem Parkplatz von ihren Autos entfernen. Ja sogar Paketboten können wir inzwischen hier antreffen. Das sind Verbesserungen, mit denen man zunächst überhaupt nicht gerechnet hat. Und auch spielerisch gibt es Neuheiten, denn man hat sowohl das Finanz- und Bußgeldsystem ein wenig überarbeitet, als auch gänzlich neue Spielelemente eingeführt. Nun müssen wir uns also mit stichprobenartigen Kontrollen anfreunden, bei denen unser Lastwagen an einem Rastplatz gewogen wird und dürfen uns bei der Anlieferung nun aussuchen, wohin wir den Auflieger parken wollen. Je schwieriger, desto mehr Erfahrungspunkte gibt es bei erfolgreichem Einparken – und dürfen gleichzeitig auf Frust verzichten, wenn wir darauf einmal keine Lust haben.

American Truck Simulator

Polizei, dein nerviger Ordnungshüter
Ganz neu ist unterdessen außerdem auch das Vorhandensein von Polizisten und Streifenwagen. So verzichtet man also auf fest stationierte Radarkontrollen, die wir im Euro Truck Simulator noch geschickt umfahren konnten und muss nun mit fahrenden Streifen rechnen, die uns bei jeder Gelegenheit erwischen können, wenn wir etwas zu fest auf das Gaspedal treten. Besonders zu Beginn ist das allerdings ganz schön nervig, da die Polizeipräsenz in Kalifornien weitaus höher liegt, als in Nevada – fast schon unrealistisch hoch. Dass wir nämlich praktisch an jeder Ecke sowohl fahrende, als auch stehende Streifenwagen antreffen, manchmal sogar mehrere gleichzeitig, ist doch etwas übertrieben. Wenn also anfänglich unsere Auftragsvergütungen noch im niedrigen 4-stelligen Bereich liegen, sind Bußgelder für zu schnelles Fahren, die durchaus über 1000 Dollar liegen können, anfänglich frustrierend. Zumal das ja längst nicht die einzigen Strafen sind: Einen Meter über die Linie einer roten Ampel oder versehentlich ein kleiner Unfall und die Liste an Bußgeldern wird immer länger.

American Truck Simulator

Fingerakrobatik
Unfälle können übrigens recht schnell passieren, wenn wir uns an die Bremsen des Fahrzeuges noch nicht ganz gewöhnt haben. Allerdings auch dann, wenn wir den American Truck Simulator mit der Tastatur steuern und die Tastenbelegungen nicht geändert haben. Die voreingestellten Tasten sind derweil nämlich nicht immer ganz optimal, sodass für den Blinker bei Standardeinstellung fast schon Akrobatik nötig ist. Hier ist es also tatsächlich sinnvoll, die Tasten nach Bedarf zu ändern und zum Beispiel die Blinker auf die Tasten E und Q zu verlegen, um sie bei der Steuerung direkt zur Hand zu haben. Ist das erledigt, lässt sich der American Truck Simulator übrigens mit der Tastatur überraschend gut steuern, denn durch entsprechendes Gedrückthalten der Tasten können wir den genauen Lenkwinkel einstellen. Lassen wir los, stellt sich das Lenkrad automatisch langsam in die Mitte zurück und schaltet bei Bedarf auch gleich den Blinker ab, während wir uns mit der Maus umsehen, um die Kurven einsehen zu können. Besser kann man die Fahrsteuerung kaum simulieren, sodass es durchaus möglich ist, sich an die Verkehrsregeln zu halten. Noch perfekter geht es eigentlich nur mit dem Lenkrad, wobei wir die ebenfalls unterstütze Steuerung per Gamepad nur bedingt empfehlen können.

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Entspannung am Steuer
Ein solcher Lastwagen-Simulator gehört übrigens auch zu den wenigen Spielen, die man – anders als die typischen Shooter – durchaus als entspannend bezeichnen kann. Das mag sicherlich an den Funktionen liegen, die wir finden, wenn wir uns einmal etwas tiefergehend mit dem Spiel befassen. Wer einfach nur mal zwischendurch aus Langeweile eine Runde mit dem Lastwagen plant, hat daher sogar die Möglichkeit, seine MP3-Dateien in einen Ordner zu packen und sie über das Autoradio während der Fahrt zu genießen. Wir stellen uns also unser ganz individuelles Radioprogramm zusammen. Und wer es noch bequemer mag, kann sogar auf den Tempomat zurückgreifen, der unsere festgelegte Geschwindigkeit automatisch hält. Das macht umso einfacher, die Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten und ermöglicht es, dass wir praktisch nur noch Lenken und auf die Straße achten müssen. Das ist mitunter sogar empfohlen, wenn wir nicht ständig abwechselnd unseren „Fuß“ aufs und vom Gas nehmen wollen.

American Truck Simulator

Der Mangel an Lizenzen
Insgesamt dürften wir uns allerdings wohl recht schnell an unseren individuellen Lastwagen gewöhnen, zumal wir dazu auch bei den Angestellen-Jobs bereits die Gelegenheit haben. Das liegt nämlich daran, dass der American Truck Simulator bisher leider nur zwei LKW-Hersteller zu bieten hat und beim Fuhrpark daher noch etwas mager aussieht. Die sind zwar gleich mit mehreren Fahrzeugen vertreten, fahren sich aber insgesamt dann doch etwas zu ähnlich. Wer an dieser Stelle gern mehr Lastwagen fahren möchte, ist mit dem Euro Truck Simulator 2 wohl etwas besser bedient und bekommt dort etwas mehr Abwechslung bei den fahrbaren Untersätzen geboten. Allerdings: Damit wir nicht ständig die gleichen Fahrzeuge auf den Straßen sehen, hat man sich beim KI-Verkehr etwas mehr Mühe gegeben. Von zahlreichen Automarken, über Krankenwagen, Busse und reichlich anderen Verkehrsmitteln bekommen wir hier einiges geboten. Schade ist nur, dass hier mitunter der Eindruck aufkommt, die Amerikaner hätten ein bisschen zu viele Oldtimer, kommen die nämlich wohl etwas zu häufig vor.

American Truck Simulator

Keine neue Engine
Dass man hier allerdings technisch auf dieselbe Basis setzt, wie beim Euro Truck Simulator hat unterdessen aber auch Auswirkungen auf die grafische Qualität. So setzt auch der American Truck Simulator auf ein und dieselbe Grafikengine und bietet sogar ausschließlich dieselben Optionen. Erst wenn wir die Skalierung auf den maximalen Wert von 400% setzen und damit praktisch 4-faches Supersampling betreiben (also die Grafik in vier Mal höherer Auflösung rendern), wird der Simulator wirklich schick. Mit den grafische Referenzen kann dieser dann zwar immer noch nicht mithalten, aber vor allem die Aliasing-Effekte werden drastisch reduziert und der Detailgrad deutlich erhöht. Auf der aktuellen Grafikkartengeneration lässt sich das Spiel dabei sogar mit den maximalen Einstellungen spielen, da der American Truck Simulator insgesamt recht ressourcenschonend daher kommt. Auch Spieler mit einem etwas älteren Rechner müssen sich also keine Gedanken machen: Wo der Euro Truck Simulator lief, wird auch die amerikanische Variante problemlos lauffähig sein.

American Truck Simulator

Die kleine Alternative
Etwas interessanter ist unterdessen allerdings ein anderer Punkt: Kann man auf die beste Grafikqualität verzichten und sich auch mit einigen Abstrichen zufrieden geben, so bietet sich mit OpenGL auch ein alternativer Grafikmodus zum optisch besser aussehenden DirectX. Dieses Mal verzichtet man dabei zwar auf eine 32-Bit Version und macht 64-Bit zur Pflicht, allerdings eröffnet dies eine eher ungewohnte Kompatibilität zu anderen Betriebssystemen. Nicht nur auf Windows und Mac kann man also in den Genuss des American Truck Simulator kommen, sondern auch auf den unter Spielern nicht ganz so verbreiteten Betriebssystem Linux. Hier kommen also auch die Nerds und sicherheitsbewussten Anwender auf ihre Kosten und sind nicht auf die Vorherrschaft von Windows angewiesen. Sehr lobenswert.

American Truck Simulator

Fehlende Features
Am Ende bleibt wohl nur eines fraglich: Kann der American Truck Simulator tatsächlich auf lange Sicht motivieren? Hat man nämlich erst einmal ein großes Unternehmen aufgebaut und zahlreiche Mitarbeiter eingestellt, fließt das Geld nämlich praktisch automatisch. Nach zahlreichen Spielstunden wird man also zwangsläufig an jenen Punkt kommen, an dem Geld definitiv keine Motivation zum Weiterspielen mehr sein kann. Und dann bleibt die Frage, ob das alleinige Fahren von A nach B und das Expandieren der Firma tatsächlich noch interessant genug bleibt. Denn auch dieses Mal gibt es bei dem Simulator keinerlei Konkurrenzunternehmen, die den späteren Wirtschaftspart langfristig interessant machen oder den Spieler in einen Wettstreit treten lässt. Über ein solches Feature sollte man also dringend für zukünftige Spiele einmal nachdenken. Was wir übrigens auch erneut vermissen: Ein Multiplayer-Modus, für den nun erneut die Fans und Modder herhalten müssen. Das ist besonders schade, dass jene Modder bereits beim Euro Truck Simulator 2 bewiesen haben, dass ein Bedarf und Interesse daran vorhanden ist und offenbar relativ leicht umgesetzt werden kann. Auch diesen sollten die Entwickler endlich nachliefern – den Fans zuliebe.

Fazit:
Obwohl die amerikanische Variante des Truck Simulators mit einer kleineren Map und dem gleichen Basisspiel, wie der „Euro Truck Simulator“ daher kommt, punktet er vor allem mit größerer Detailverliebtheit, einigen innovativen Features und einer abwechslungsreicheren Spielwelt. Insgesamt macht der „American Truck Simulator“ also sogar mehr Spaß als sein Vorgänger.

American Truck Simulator Wertung