27
Apr
Game-Review: Batman – Arkham City
Kritik:
Bereits der Vorgänger „Arkham Asylum“ begeisterte mit seinem besonderen, einzigartigen Spielkonzept zahlreiche Fans und konnte über viele Stunden Spielspaß garantieren. Nun hat sich Warner Bros. Entertainment daran gewagt, das Gefängnis auf eine komplette Gefängnisstadt auszubauen, die von hohen Mauern umgeben sind und aus der es fast kein Entkommen mehr gibt. Dennoch laufen die Insassen, bestehend aus Superhelden-Bösewichten aus den Batman-Comics, frei in der Stadt herum und nehmen Gefängniswächter als Geiseln oder bringen sie auf brutale Weise um. Wir schlüpfen in die Rolle von Batman und dürfen ihn auf eine ganz persönliche Weise erleben.
Bis zu den Mauern
Klar ist: Die Welt von „Arkham City“ ist schon um ein vielfaches Größer, als sein Vorgänger und bietet demnach auch deutlich mehr Möglichkeiten. Auch dieses Mal können wir die Oberfläche der Stadt frei begehen, befliegen und behängen und in rasantem Tempo mittels „Batclaw“ von Dach zu Dach schwingen. Immer die Gegner im Auge und wahlweise auf Konfrontationskurs, oder mit den passenden Ausweichmanövern. Zahlreiche kleine Verstecke, Riddler-Trophäen und alternative Wege finden sich da, auch wenn die eigentlichen Missionen innerhalb von Gebäuden doch relativ linear ausgefallen sind. Doch auch hier haben wir genügend Abwechslung, um stets Neues zu erleben und die Gegend auf lange Zeit auszukundschaften. Letztendlich sollten Fans von „Arkham Asylum“ allerdings bereits wissen, was sie hier erwartet – nur einen Tick größer.
Ein ganzes Batman-Universum
Doch auch in solch begrenzen Gebieten werden wir wohl genügend Erzählstoff finden, um damit ganze Comics füllen zu können – die übrigens auch im Spiel einen Rückblick auf die bisherige Geschichte geben. Bei jedem Ladevorgang erscheint also ein Rückblick in Comic-Look auf unserem Bildschirm, der uns die nicht allzu langen Ladezeiten etwas versüßt. Bei all der Story stehen natürlich die Charaktere sehr im Vordergrund, die stets abwechslungsreich, abgedreht und sehr skurril in Erscheinung treten. Insbesondere finden wir neben Batman auch den Erzfeind Joker mit seiner hübschen Begleiterin Harley Quinn, die nicht nur ein völlig durchgeknalltes optisches Erscheinungsbild haben, sondern auch noch die wahnwitzigsten Charaktere bieten. Joker ist immer für eine Überraschung gut und steht mit seinem Joker-Virus auch im Mittelpunkt der Geschichte. Denn einmal mehr will er die ganze Welt vernichten. Daneben finden wir aber auch eine sexy Catwoman, die selbst in animierter 3D-Grafik einen optischen Reiz hat, aber auch zahlreiche stärkere Gegner aus den Comics und Serien, die uns allesamt bekannt vor kommen dürften.
Kein echter Superheld
Doch auch Batman selbst bekommt interessantere Charakterzüge. Wir erfahren interessante Dinge aus seinem Privatleben, können einen Einblick in seine echte Person als Bruce Wayne ergattern und sehen ihn nicht nur aus dem Blickwinkel des Superhelden. Denn auch die stärksten Helden können einmal schlapp machen und erst einmal am Joker-Virus erkrankt, muss sich Batman ganz schön durchkämpfen, um gegen seine Widersacher noch anzukommen. Das sehen wir auch optisch, denn Batman bekommt starke blutende Wunden ab und auch sein muskulöser Anzug erhält sichtbare Makel und Risse. Da können wir uns also umso besser hineinversetzen und Batman erhält einen wesentlich menschlicheren Charakter, wenngleich seine Kräfte immerhin doch noch eine Coolness ausstrahlen können. Doch spätestens der Blick unter Batmans Maske mag für tolle Momente sorgen, ganz zu schweigen von seiner Arroganz gegenüber Wächtern und Zivilisten, die er stets in Dialogen zu Tage bringt. Daneben gibt es dann einzelne kurze Spielmomente als Catwoman, in der wir die Fähigkeiten der flexiblen Katzenfrau einmal voll auskosten können. Leider sind diese Abschnitte aber recht knapp ausgefallen, ganz zum Missfallen mancher männlicher Spieler. Das Zusammentreffen mit dem alten Kameraden Robin mag aber ebenfalls ein tolles Highlight sein.
Muskelprotz gegen noch mehr Muskeln
Es mag allerdings auch Charaktere geben, die nicht ganz so beim Spieler punkten können. Dazu zählen insbesondere die zahlreichen Bossgegner, die lediglich als willenlose Handlanger für irgendwelche Bösewichte eingesetzt werden. Bereits zu Beginn müssen wir da gegen echte Kolosse antreten, die mit Hammer oder anderen schweren Gegenständen auf uns eindreschen und dabei eine echte Herausforderung darstellen. Obwohl die meisten davon recht einfach zu meistern sind, stören sie gelegentlich den Spielfluss und tauchen einfach viel zu häufig auf. In fast jeder Hauptmission treffen wir daher einen Bossgegner an, der uns erst einmal kurzweilig aufhält. Doch spätestens beim Kampf gegen mehrere Bossgegner gleichzeitig, stößt auch der Spieler an seine Grenzen und „Arkham City“ kann zu einer echten Herausforderung werden – doch bis dahin ist bereits die Hälfte des Spieles vergangen. Damit bleibt es allerdings bei fast dem einzigen Makel, denn selbst einige Bossgegner wie der Pinguin oder Mr. Freeze können charakterlichen Tiefgang beweisen. Insbesondere letzterer bietet dann sogar noch taktische Möglichkeiten und viel Handlungsfreiheit – so wünschen wir uns das ganze Spiel.
Batman, der Meuchelmörder
Apropos Taktik: Diese ist auch gleich eine der größten Stärken des Spiels, bietet sie stets viel Spannung, abwechslungsreiche Möglichkeiten und sogar ein wenig Stealth-Action. Gelegentlich müssen wir also möglichst unentdeckt in einem Raum mehrere bewaffnete Gegner ausschalten. Dafür können wir uns dann auf Vorsprünge setzen und uns zwischen diesen hin und her hangeln. Dabei bleibt es uns überlassen, ob wir den Gegner im Gleittritt, unerkannt von hinten oder etwas auffälliger, aber effektiver über Kopf hängend erledigen. Zudem bietet sich auch die Möglichkeit, Verstecke und Luftröhren zu benutzen, um sie dann aus dem Fußboden heraus fertig zu machen, oder wir lassen neben ihnen einfach das Sprenggel hochgehen. Herausfordernd wird das vor allem dann, wenn wir nicht entdeckt werden wollen – denn ist das einmal geschehen, reagiert die intelligente KI sofort auf uns und macht sich mit Wärmesichtgeräten auf die Suche nach uns. Dumm nur, dass die irgendwann auch noch Geiseln nehmen und Annäherungsminen verteilen – und dann wird es umso schwieriger.
Mit Technik gegen Bösewichte
Spannend sind aber auch die technischen Spielereien, zu denen wir jederzeit greifen können. Zwar können wir nicht mit dem klassischen und kultigen Batmobil durch die Gefängnisstadt fahren, aber trotzdem haben wir stets die passende Ausrüstung dabei. Im Detektivmodus erspähen wir unsere Gegner also bereits aus der Ferne, können durch Wände hindurch sehen und die Situation bereits vorab analysieren, um einen taktischen Vorteil zu haben. Mit dem Batclaw können wir an Häuserfassaden schwingen, oder uns einfach einmal mit einem Eisblock über Wasser ziehen. Rauchbomben dienen zur taktischen Ablenkung und Freeze-Geschosse können unsere Gegner kurzzeitig erstarren lassen. Mit dem Sprenggel machen wir uns den Weg frei und wenn ein Gegner mal nicht aufgeben will, ziehen wir ihm einfach mit dem „Batarang“-Boomberang einen über. Da bietet sich also in jeder Gelegenheit das passende Mittel, sodass für jeden Spielertyp auch eine passende Vorgehensweise möglich ist. Egal, ob Draufgänger, oder unerkannter Meuchelmörder – „Batman: Arkham City“ bietet Abwechslung, wie sonst nur „Deus Ex“. Dafür müssen wir im Kampf allerdings mit unseren Fäusten auskommen, denn Waffen können wir grundsätzlich nicht in die Hand nehmen. Lediglich Stromschläge können wir den Gegnern verpassen. Das macht aber auch nichts, sehen Batmans Attacken schließlich so cool aus.
Kugelsichere Weste
Motivierend kann unterdessen aber auch das Upgrade-System wirken. Hier haben wir anhand der Erfahrungspunkte, die wir im Nahkampf erhalten, die Möglichkeit unsere technischen Fähigkeiten zu verbessern und dabei insbesondere den Panzer zu verstärken und Spielereien hinzuzufügen. Schade ist da nur, dass dieses recht schmal ausgefallen ist, denn die meisten Fähigkeiten werden im Laufe des Spiels einfach automatisch hinzugefügt. Lediglich vier Auswahlmöglichkeiten haben wir bei der Erweiterung, dabei wäre es doch wesentlich interessanter gewesen, wenn wir die kompletten Fähigkeiten selbst auswählen könnten. So hätten wir uns dann unseren eigenen individuellen Superhelden schaffen können, doch nun bleibt einmal mehr alles vorgesehen. Das mag aber auch daran liegen, dass wir bestimmte Ausrüstungen zwingend benötigen und daher gar nicht die freie Wahl haben können. Diesen kleinen Punkt hätten die Entwickler durchaus überarbeiten können, auch wenn das den Spielspaß nicht sonderlich stören mag.
Intelligente Gegner
Ansonsten macht „Batman: Arkham City“ aber soweit alles richtig, was sich auch auf die intelligente KI auswirkt. Auf all unsere Handlungen reagieren wir und kommen wir erst einmal in Reichweite versuchen sie, uns zu umstellen, oder gar Schusswaffen auszukramen. Das ist alles zu Beginn noch recht einfach, da die Gegner zunächst keinerlei Waffen bei sich tragen, doch im späteren Verlauf wird das dank Scharfschützen und Schilden aber auch einen deutlichen Tick schwieriger. Hier haben wir zwar häufig noch die Möglichkeit, diese lautlos von hinten auszuschalten, doch sind sie erst einmal ungünstig aufgestellt, müssen wir darüber hinaus geschickt und schnell agieren. Zwar sind bei den Routen der Gegner auch gewisse Muster erkennbar, doch die autonomen Reaktionen sorgen dafür, dass wir unsere Handlung stets mit Bedacht auswählen müssen. Erst einmal die Gegner alarmiert, gibt es oft kein Zurück mehr – haben sie sich dann auch noch Waffen verschafft, wird das Actionspiel deutlich schwieriger.
Muskulös – nicht nur am Körper
So muskulös, wie hier übrigens Batman auftritt, ist nicht nur sein maßgeschneideter Körper, sondern auch die Technik mit der sich das Spiel auf unseren Rechnern präsentiert. Hier werden wir von den zahlreichen Grafikeinstellungen regelrecht überwältigt und staunen nicht schlecht, wenn wir uns das alles einmal im Detail ansehen. Neben enormen Auflösungen und DirectX 11-Effekten mit Tesselation können wir nämlich sogar wahnsinniges 32-faches Anti-Aliasing hinzu schalten. Das dürfte allerdings so manche Mittelklasse-Grafikkarte bereits stark in die Knie zwingen und unter Umständen gar zu einem Absturz führen, obwohl das Spiel auf niedrigeren Einstellungen absolut stabil läuft. Schalten wir dann auch noch die PhysX-Effekte auf „hoch“, sieht das Spiel nicht nur deutlich besser aus, sondern benötigt zwingend einen High-End-Rechner mit topaktueller schneller Grafikkarte. Dies fordert die Rechner nämlich enorm heraus und frisst viel Rechenleistung, bietet aber auch zahlreiche grafische und physikalische Details, die wir sonst gar nicht sehen würden. Nutzer von AMD-Grafikkarten gucken dabei natürlich in die Röhre, haben aber auch sonst soweit keine Probleme. Auf niedrigen Einstellungen ist „Arkham City“ außerdem auch auf langsameren Rechnern spielbar, aber eine brauchbare Mittelklasse-Grafikkarte sollte es schon sein. Wir würden da mindestens eine Karte der GTX200-Serie empfehlen, um halbwegs flüssig spielen zu können. Nichts desto trotz ist „Arkham City“ bereits auf mittleren Einstellungen bereits ein Augenschmaus und kann mit seinem Vorgänger mithalten. Maximale Grafik schafft es sogar diesen problemlos zu übertreffen. Besonders gelungen sind unterdessen nicht nur die Stadt, sondern vor allem die Charaktermodelle, sodass Batman stets sehr plastisch und muskulös erscheint, Catwoman mit ihrem zierlichen, megasüßen Outfit einfach Herzen schmelzen lässt und auch der Pinguin sofort wiedererkennbar ist. Da muss sich dieses Spiel also kaum vor Referenztiteln verstecken. Klasse!
Fazit:
Beeindruckend: „Batman: Arkham City“ schafft es mühelos seinen bereits herausragenden Vorgänger nochmals zu übertreffen und setzt neue Maßstäbe bei der Grafikdarstellung. Die häufigen Bosskämpfe nerven zwar gelegentlich, doch die einzigartigen skurillen Charaktere mit ihren brillanten Synchronstimmen überzeugen ebenso, wie die tollen taktischen Möglichkeiten und die grandiose coole Action. Batman-Fans: Zugreifen!