01
Sep
Wuppertal: Versengold beenden das letzte Feuertal Festival
Als Opener durfte dieses Mal eine Band auf die Bühne, die in den vergangenen Jahren zu einer der vielversprechendsten Bands der Mittelalterszene geworden ist: Kupfergold begeistern mit ihren deftig-unterhaltsamen Songs um den “Goldenen Rammler” und jüngst ihrem Album “Fasan Alarm”. An die etwas provokante, kölsche Art der Sängerin sollten sich auch die Wuppertaler an diesem Samstag schnell gewöhnen. Die nehmen es mit Humor – und das ist auch nötig: Bonnie Banks, mit bürgerlichem Namen Tina Drewek, durfte sich erstmals auch als Moderatorin des Feuertal Festivals versuchen. Freche Ansagen und schnippische Kommentare gehören da natürlich dazu.
Beim Feuertal Festival ist der Name Programm: Koenix aus der Schweiz heizen mit Pyrotechnik ordentlich ein
Gleich nach ihrem eigenen Auftritt durfte sie da auch schon eine Band ankündigen, die mit Musik auf die Bühne trat, die auf den ganz großen Mittelalterfestivals inzwischen etwas vermisst wird: Schelmish bezeichnen sich selbst zwar als “Mittelalter-Punks”, spielen in Wirklichkeit aber so traditionelle und klassische Mittelaltermusik, wie sie heute kaum noch auf den großen Events zu finden ist. Mit Trommeln und Dudelsäcken, aber oftmals ohne Gesang, fanden die mittelalterlichen Melodien der mit acht Bandmitgliedern doch beachtlichen Band schnell ihre Fans.
Dass das Feuertal Festival in diesem Jahr eine gewisse Vielfalt an den Tag legte, durfte dann sogleich Coppelius unter Beweis stellen. Zuschauer, die die Band zum ersten Mal erleben konnten, dürften zurecht ein wenig irritiert sein. Wir sehen ein Cello und einen Kontrabass, hören jedoch E-Gitarren. Wir sehen Bandmitglieder in einfallsreichen Steampunk-Outfits und doch spielt die Band typische Rockmusik. Irritationen gehören zum Konzept der Band dazu. Sie selbst nennen ihre Musik “Kammercore” – ein adaptierter Metal, der nach E-Gitarre klingt, aber tatsächlich mit klassischen Instrumenten gespielt wird. Faszinierend.
Älter als das Festival: Fiddler’s Green feiern mit ihrem Speedfolk inzwischen schon 35 Jahre Bandgeschichte
Faszinierend auch diverse übernatürliche Besucher aus der fernen Schweiz: Wenn Koenix die Bühne betreten, machen sie das für gewöhnlich nicht alleine. Sie bringen sogleich einige Fabelwesen aus der Schweizerischen Mythologie mit und visualisieren damit ihre Songs, die genau von diesen Themen handeln. Auch eine besondere Sprache ist dabei: “Koenix” bieten sogar einen Song, der vollständig auf altschweizerisch gesungen wird – was noch deutlich schwieriger zu verstehen ist, als normales Schweizerdeutsch. Selbst für die Schweizer. Das klingt fast ein bisschen, als wollten sie die bösen Geister der Fabelwesen von der Bühne vertreiben und ins brodelnde Feuer werfen, das da am Rande der Bühne in die Höhe schießt. Fotografen mussten während diesem Auftritt voller Pyrotechnik auf Grund des zugegeben recht kleinen Bühnengrabens aus dem Publikum heraus fotografieren, sonst wären sie wohl gegrillt worden. Der Name Feuertal ist eben bei manchen Bands auch Programm.
Die beiden Headliner allerdings sollten dann echte Urgesteine der Szene sein, die selbst die größten Festivals bespielen dürfen. Als quasi Erfinder des sogenannten Irish Speedfolk, also Irish Folk, der deutlich schneller gespielt wird, versammeln Fiddler’s Green ohnehin seit vielen Jahren eine große Fangemeinschaft hinter sich. Sie sind unterdessen älter, als das Feuertal selbst: Während das Festival seine 20 Jahre feiert, stehen “Fiddler’s Green” bereits seit 35 Jahren auf der Bühne. Das sieht man den Bandmitgliedern wahrlich nicht an.
Vielfältige Headliner: Versengold haben von Spaß-Hits bis melancholische Balladen alles dabei
Gleichzeitig hatte Sänger Ralf “Albi” Albers dann auch eine kleine Überraschung parat: Beim Auftritt von Versengold, die das wohl letzte Feuertal Festival beenden sollten, kam “Albi” mit Versengold-Sänger Malte Hoyer auf die Bühne, um einen gemeinsamen Song zu performen. Insgesamt waren bei dem Auftritt wieder die größten Hits der Band mit von der Partie: Vom “Thekenmädchen”, das viele sogar aus dem ZDF Fernsehgarten kennen, über Spaß-Songs wie “Kobold im Kopf”, bis hin zur melancholischen Ballade “Haut mir kein Stein” war da alles dabei, was auf keinem Versengold-Konzert fehlen darf. Als einzige Band des Abends wurden sie zudem ein wenig politisch: Mit Songs wie “Wir tanzen nicht nach braunen Pfeifen” und der jüngste Hit “Falscher Leuchtturm”, der von Politikern und Parteien handelt, die das Volk auf falsche Fährten locken wollen, waren da gleich mehrere klare Statements dabei. Musikalisch haben Versengold eben einiges an Vielfalt zu bieten.
Wie es mit dem Feuertal Festival nun weiter geht, ist unterdessen unklar. Fest steht: Im Jahre 2026 wird es definitiv keine weitere Ausgabe des Festivals geben. Ob das Event in der Zukunft eines Tages wiederkehrt, steht aktuell noch in den Sternen. Vielleicht einmal mit neuem Veranstalter, hieß es vor Ort auf der Bühne. Ob dieser Fall jemals eintritt? Wir halten euch auf dem Laufenden.