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The Franz Kafka Videogame
Fantasy Basel: Schweizer Comic Con mit starken Exklusivattraktionen

Archiv fürMai, 2017


03
Mai

The Franz Kafka Videogame

Der Protagonist K. ist Psychotherapeut und erst vor kurzem in der Nachbarschaft eingezogen. Mittels der Hypnose möchte er dort versuchen, den verschiedensten Menschen bei ihren Problemen zu helfen. Dumm nur, dass seine Arbeit auch einmal nach hinten los gehen kann, als er sich vermeintlich selbst hypnotisiert. Prompt findet er sich in einer absurden und skurrilen Welt wieder, in der zahlreiche Dinge auf den ersten Blick vollkommen zufällig geschehen. Seine finanziellen Probleme könnten dabei allerdings ebenfalls gelöst werden, als er ein dubioses Stellenangebot in Amerika erhält – nur ablehnen kann er aus mysteriösen Gründen leider ebenfalls nicht. So schlendert K. folglich also von einem Rätsel in das nächste und muss die verrückten Absurditäten seiner eigenen Psyche erkunden…

Kritik:
Dass man ein Videospiel ausgerechnet einem Autoren widmet, ist schon außergewöhnlich genug. Wenn es sich dabei allerdings auch noch um Franz Kafka handelt, kann man gerne einmal ins Staunen kommen. Immerhin war der Autor doch einst für seine undurchsichtigen und skurrilen Geschichten bekannt, die letztendlich auch den Begriff „kafkaesk“ etabliert haben. Umso spannender also, dass das „Franz Kafka Videogame“ selbst eine solche Richtung einschlagen möchte.

The Franz Kafka Videogame

Minimalistische Kunst
Das Spiel selbst ist dabei auf den ersten Blick recht minimalistisch ausgefallen, wie man es von Daedalic durchaus gewohnt ist. Mehr als das Spiel starten und beenden, sowie den Fenstermodus einstellen ist praktisch nicht möglich. Umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten suchen wir vergeblich. Die sind allerdings auch nicht nötig, wurde das Spiel nämlich komplett in einem 2D-Zeichentricklook gehalten, bei dem sich die jeweiligen Rätsel und Szenen in abstrakten Bildern oder skurrilen Kunstszenen abspielen. Da gäbe es also grafisch ohnehin nicht viel einzustellen. Eines macht der russische Entwickler Denis Galanin (das Spiel ist ein Ein-Mann-Projekt) damit allerdings schnell klar: Computerspiele haben tatsächlich das Zeug dazu, originelle Kunst sein zu können. Und Gewalt brauchen sie dafür wahrlich auch nicht immer.

The Franz Kafka Videogame

Psyche in Bildern
Interessant sind die Bilder dabei allemal, denn sie ergeben nicht immer gleich Sinn. So entspringen sie schließlich der Psyche des Hauptprotagonisten und zeigen daher desöfteren auch mal reine Fantasiegebilde. Dazu können Monster zählen, die den Kreaturen aus dem alten „Hamlet“-Spiel ähneln, aber auch Kreuzungen aus Insekten und Menschen oder Luftschiffe, die an Ballons in die Höhe gezogen werden und so ebenfalls kaum der Realität entsprechen könnten. Jedes einzelne dieser Bilder besteht dabei allerdings aus einem kreativen Rätsel, bei dem wir etwa (englische) Wörter finden müssen, Zahlenrätsel lösen oder auf skurrile Weise unseren Weg freimachen sollen. Die Lösungen der jeweiligen Aufgaben sind dabei stets innerhalb der Bilder und Szenen versteckt – allerdings in keinem der Fälle sofort offensichtlich erkennbar. Manches Mal kann man als Spieler dabei sogar ein wenig verzweifeln, wenn das aktuelle Rätsel mal wieder überhaupt keinen Sinn zu machen scheint.

The Franz Kafka Videogame

Mit Tipps zum Erfolg
Der Schwierigkeitsgrad unterscheidet sich dabei grundlegend. Bei dem einen Rätsel mag man auf Anhieb selbst auf die Lösung kommen, bei anderen benötigt man womöglich gleich mehrere Tipps, um endlich seinen Aha-Moment zu erleben. Zum Glück sind wir allerdings nicht auf uns allein gestellt, denn in jedem Rätsel erhalten wir tatsächlich bis zu zwei Tipps, die nach dem Ablauf einer bestimmten Zeit (meist weniger Minuten) eingeblendet werden können. Und spätestens beim zweiten Tipp gelang uns dann stets die Lösung, sodass wir während unseres Tests kein einziges Mal in eine Komplettlösung schauen mussten. Das ist grundsätzlich gut, denn nicht zwangsläufig Standard bei den Abenteuerspielen von Daedalic. Insgesamt hängt die Schnelligkeit bei der Lösungsfindung aber grundsätzlich auch von der Wahrnehmung und Denkweise des Spielers ab. Die Rätsel sind dabei nämlich so abwechslungsreich, dass sicherlich jeder Spieler unterschiedliche Aufgaben als einfach oder schwer empfinden wird. Spannend bleibt es so aber auf jeden Fall, selbst wenn die Gesamtspielzeit mit unter zwei Stunden leider ein wenig kurz ausgefallen ist.

Fazit:
Skurriles Rätselspiel mit faszinierend absurden Aufgaben und einer regelrecht „kafkaesken“ Darstellungsform. Spiele können also definitiv auch Kunst sein.

The Franz Kafka Videogame Wertung


01
Mai

Fantasy Basel: Schweizer Comic Con mit starken Exklusivattraktionen

Am vergangenen Wochenende wurde die Messe Basel einmal mehr zum Schauplatz faszinierender Kreaturen, aufregender Games und vielen anderen Attraktionen. Denn auch in diesem Jahr fand dort bereits zum dritten Mal die beliebte Fantasy Basel statt, die sich selbst als schweizerische Comic Con versteht und ganze 43.000 Besucher in die Stadt nahe der deutschen Grenze lockte. Anders als noch bei der Premierenveranstaltung wurden die Besucher dieses Mal sogar mit wunderbarem Wetter beglückt und durften sich auf ein enorm erweitertes Programm freuen. Vergleichbar etwa mit dem Konzept der Role Play Convention in Köln versuchte die Messe, möglichst jedes Interessengebiet abzudecken und verteilte die einzelnen Themenbereiche erstmals auf drei verschiedene Etagen. Für Kenner war dabei schnell ersichtlich: Die Fantasy Basel hat sich in den vergangenen Jahren enorm weiter entwickelt, den Aufbau der Veranstaltung weiter optimiert und Probleme aus den Vorjahren beseitigt.

Das wurde auch ersichtlich, wenn man etwa die besonderen Highlights der jeweiligen Abschnitte unter die Lupe genommen hat. Im Vergleich zu vielen anderen Conventions punktete die Fantasy Basel nämlich in fast jedem Themengebiet mit spannenden Exklusivinhalten, die es so noch auf keiner Convention zu sehen gab. Bereits im Erdgeschoss durften sich die Gamer somit im Gaming Bereich auf spannende Neuheiten, wie etwa einem beeindruckenden VR-Simulator von Hewlett-Packard freuen, die nebenbei die Leistung ihrer neuen Omen-Systeme zur Schau stellen wollten, während die Besucher am Stand von Sony Playstation die erste anspielbare Version des kommenden Sci-Fi-Abenteuers Farpoint VR genießen konnten – und das noch einige Monate vor der Gamescom. Und wem das noch nicht reichte, der hatte u.a. die Gelegenheit, das erst am Freitag erschienene Abenteuerspiel “Little Nightmares” von Bandai Namco ausführlich anzutesten, ohne sich auf stundenlange Wartezeiten einstellen zu müssen.

Fantasy Basel: Martin Klebba

Dass der Gaming-Bereich auf der Fantasy Basel generell eine besondere Rolle spielte, war sicherlich aber auch an der auf dem Gelände stattfindenden Swiss Gaming Challenge erkennbar, bei der E-Sportler in spannenden Wettkämpfen ihr Können unter Beweis stellen konnten. Und auch Indie-Games kamen nicht zu kurz, wobei hier vor allem regionale Entwickler ihre Chance bekommen sollten, ihre neuesten Spielekreationen vorzustellen. Der Fokus lag dabei speziell auf die Spiele von Schweizerischen Entwicklern und Publishern, sodass so mancher Gamer die Gelegenheit hatte, auch abseits der großen AAA-Titel einmal interessante neue Games zu entdecken. Damit beweist die Fantasy Basel übrigens ein interessantes Konzept, denn man möchte gezielt sowohl den großen Publishern, als auch lokalen Händlern und Herstellern eine Chance geben, ihre Neuheiten vorzustellen und damit gelungene Exklusivinhalte zu bieten – nicht nur im Gaming-Bereich.

Ein Stockwerk höher erkannte man dieses Konzept an den fantasievolleren Bereichen, wie etwa der gut platzierten Mittelalter- und Steampunk-Area, aber auch am Brettspiel- und Tabletop-Bereich. Denn wenn die kleine “Chillout-Zone”, bei der Besucher einige Brettspiele ausprobieren konnten, zufällig von einem kleinen Basler Brettspiel-Händler gestellt wird, dürfte klar sein, dass regionale Anbieter keineswegs schlechter platziert wurden, als etwa die großen budgetstarken Hersteller – klasse. Spätestens an dieser Stelle merkt man allerdings auch, dass die Einteilung der Bereiche mehr als gut durchdacht wurde: Der kleine Mittelaltermarkt war akustisch gut genug abgeschottet, um sich schnell in einer anderen Welt zu fühlen und auch in der obersten Etage wird sich der ein oder andere Buchautor darüber gefreut haben, ohne Lärm von den Bühnen aus ihren Büchern lesen zu können. Störfaktoren gab es somit also nahezu keine.

Fantasy Basel: Paul Warren

Bei den Stars hat sich die Fantasy Basel allerdings – im Vergleich zu deutschen oder amerikanischen Comic Cons – stark zurückgehalten. Einer der Headliner dürfte dabei wohl der kleinwüchsige Martin Klebba gewesen sein, der es sich als Darsteller aus “Fluch der Karibik” auf sehr lässige Weise auf der Bühne bequem machte und nicht nur den Fragen des Moderators Rede und Antwort stand, sondern auch dem neugierigen Publikum, das es sich nicht nehmen ließ, mit den Stars in Kontakt zu kommen. Doch auch die Creature Darsteller aus Star Wars und Doctor Who konnten von ihren speziellen Erfahrungen bei ihrer Arbeit berichten und spannende Geschichten über Kostüme und den Job am Set erzählen. Auf Grund der Vielfalt an Attraktionen waren die richtig großen Headliner und Hollywood-Stars aber nicht einmal nötig, um hier mehr als genug Spaß haben zu können.

Nicht zu vergessen natürlich die vielen Cosplayer, die sich an jedem Abend auf die Bühne wagten. Mit dabei auch ein recht freizügiges “Kostüm” aus dem japanischen Trash-Streifen “Hentai Kamen”, das schnell für Jubel beim Cosplay Contest sorgte. Ein Highlight neben den vielen selbstgemachten Kostümen der Besucher war allerdings auch eine Ausstellung der originalen “Wonder Woman”-Kostüme, die kurzfristig noch aus Amerika eingeflogen wurden und verschiedene Charaktere aus dem bald startenden Film präsentierten. Wonder Woman ist dabei allerdings kein Charakter der jüngsten Stunde, sondern war ihrerzeit die wohl erste weibliche Superheldin in den DC-Comics des Ehepaars Marston. Damit werden die Veranstalter aber auch dem seit einigen Jahren anhaltenden Comic-Hype rund um Marvel und DC gerecht, der weiterhin mit spannenden Verfilmungen aus den beiden Cinematic Universes aktuell bleibt.

Fantasy Basel: Cosplay

So eine riesige Programmvielfalt konnte aber natürlich auch hungrig machen und selbst in diesem Bereich konnte das Event bestens überzeugen. Mit einer internationalen kulinarischen Vielfalt, bei der selbst mexikanische Spezialitäten und ein Bereich mit Japan Food vertreten war, kam wohl jeder Geschmack auf seine Kosten. Ein bisschen hätte die Fantasy Basel damit sogar ein wenig Streetfood Festival-Charakter, bei dem selbst exotischere Speisen wie etwa Insekten nicht fehlen durften. Wären da doch bloß nicht die in der Schweiz üblichen hohen Preise, die das Probieren ausgefallener Nahrungsmittel mitunter etwas kostspielig machten. Mit leckeren Burgern, deftigen Würstchen oder Raclette blieb aber auch für den etwas kleineren Geldbeutel genügend Auswahl.

Damit entwickelt sich die Fantasy Basel im nun dritten Jahr in Folge zu einer ernsthaften Konkurrenz für die großen deutschen Comic Cons oder auch die Role Play Convention und beweist, dass ein alternatives Konzept qualitativ ganz vorne in der Liga mitspielen kann. Noch dazu ist es geradezu vorbildlich, dass sich die Veranstalter bereits jetzt Gedanken über Probleme und Verbesserungsmöglichkeiten machen, wenn sie beispielsweise für das kommende Jahr einen Wechsel in die neuere benachbarte Halle ankündigen, um eine Main Stage ohne störende Säulen realisieren zu können – hier gibt es also keineswegs einen Stillstand, bei dem Fehler jedes Jahr wiederholt werden, sondern ein sich stetig entwickelnder und verbessernder Prozess, der mit viel Liebe zum Detail den Aufenthalt für die Besucher so angenehm wie möglich machen soll.

Die nächste Fantasy Basel findet vom 10. – 12. Mai 2018 erneut in der Messe Basel statt. Tickets und Infos gibt es in Kürze unter fantasybasel.ch.

Fotos und Eindrücke von der diesjährigen Fantasy Basel findet ihr auf unserer Facebook-Seite unter facebook.com/dvdmagazine