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Archiv fürDezember, 2011


25
Dez

Game-Review: Anno 2070

Anno 2070-Cover

In einer nicht allzu weit entfernten Zukunft hat die Menschheit mit schwerwiegenden Problemen zu kämpfen. Trotz zahlreicher Warnungen ist der Klimawandel unwiderruflich eingetroffen und der Meeresspiegel dramatisch angestiegen. Was einst weitläufiges Festland auf riesigen Kontinenten war, sind heute verstreute kleine Inseln, auf denen die überlebenden Menschen ihre neue Heimat aufbauen wollen. Doch schwierige Umweltverhältnisse und mangelnde Fruchtbarkeit machen es den Bewohnern zu nicht gerade leichter, sich ein neues Zuhause zu schaffen, indem sich die Menschen endlich wieder wohlfühlen können. Gemeinsam mit industriellen Unternehmen, Umweltschutzaktivisten und Wissenschaftlern versuchen wir nun, die Welt im Gleichgewicht zu halten, um das herbeigesehnte Paradies zu erschaffen.

Kritik:
Nachdem die Macher bei Ubisoft Blue Byte verkündeten, das klassische Anno-Mittelalter-Szenario in die Zukunft zu verlegen, gab es viele skeptische Stimmen, die befürchteten, das Spiel könne damit seinen alten Charme verlieren. Doch mit „Anno 2070“ wollen sie nun beweisen, dass sie ihrem Spielprinzip treu geblieben sind und zudem noch einige innovative Neuerungen eingebaut haben. Denn in seiner neuesten Version hat die beliebte Anno-Reihe eine völlig neue Komplexität erlangen können.

Anno 2070 Screenshot

Im Kampf gegen Intelligenz und Natur
Die Menschheit muss mit schlechten Umweltbedingungen und neuen Herausforderungen umzugehen lernen, wenn sie in einer futuristischen Welt auf nie dagewesene Bedrohungen stößt. Neue, wie auch alte Spieler erhalten in der rund 25 Stunden langen Kampagne eine perfekte Einführung in das Spiel und dürfen eine Story erleben, die sowohl die Hintergründe des Klimawandels, als auch die neuen Bedrohungen erklärt. In Begleitung von mehreren Fraktionen müssen wir hier zunächst gegen eine künstliche Intelligenz ankämpfen, die eine komplette Insel lahmgelegt und uns den Krieg erklärt hat. Hier dürfen wir prompt gegen die Armeen eines Roboters kämpfen, während verseuchte Fische die Mägen unserer Bewohner angreifen und wir für Wirtschaftswachstum geschickt expandieren müssen, ehe der Bankrott unausweichlich auf uns zu rast.

Tutorial mit Story
Die ersten vier Missionen der umfangreichen Kampagne dienen hierbei quasi als Tutorial. Bei noch relativ leichten Missionszielen bekommen wir erste Neuerungen von „Anno 2070“ erklärt und erhalten auch als alter Veteran der Strategiespiel-Reihe eine nützliche Einleitung. Mit niedrigem Schwierigkeitsgrad, aber einer interessanten und glaubwürdigen Story, können wir so das Spiel erlernen, um es später in Einzelmissionen und Endlosspielen perfekt beherrschen zu können. Wirtschafszweige werden erkundet, eine Insel besiedelt und später auch Armeen kommandiert. Bereits im zweiten Kapitel der Kampagne ändert sich allerdings so einiges und „Anno 2070“ wird bereits zu einer großen Herausforderung, die wir trotz weitergehenden Erklärungen nicht mehr als Tutorial bezeichnen können. Nachdem wir mit „Willkommen in der realen Welt“ begrüßt werden, haben wir sofort katastrophale ökologische Bedinungen, müssen unter schwierigsten Voraussetzungen unsere Bewohner ernähren und trotz problematischer Einnahmen auf eine positive finanzielle Bilanz kommen, ehe wir uns in den Kampf mit dem Gegner begeben. Da kommt selbst für erfahrene Spieler schnell ein großer Brocken auf uns zu, an dem wir sicher so einige Stunden beschäftigt sind, ehe wir ihn meistern. Genial, aber gemein zugleich: In jeder der vier Missionen eines Kampagnenkapitels starten wir mit den Bedingungen, mit denen wir die vorangegangene Mission beendet haben. So ist zwar jede Mission sowohl von der Story, als auch von der erzeugten Welt zusammenhängend, doch wenn wir einmal negative Bedingungen geschaffen haben, werden wir die partout nicht mehr so einfach los. Sollten wir also aus der zweiten Mission mit negativer finanzieller Bilanz herausgehen, so können wir die nächste Mission gleich als gescheitert erklären und das Kapitel von vorn beginnen. Das zieht „Anno 2070“ natürlich stark in die Länge und macht die größte Herausforderung der Kampagne aus. Immerhin: Eine künstliche Intelligenz namens „E.V.E.“ steht uns jederzeit zur Seite und vergibt nützliche Ratschläge, die uns unter Umständen schnell vor dem Scheitern bewahren können.

Anno 2070 Screenshot

Umweltaktivisten gegen Industrielle
Eine besondere Neuerung bei „Anno 2070“ ist allerdings die Einführung mehrere gleichzeitig spielbarer Fraktionen. Gleich drei Gruppierungen mit unterschiedlichen Interessengebieten kämpfen dabei um die Gunst des Spielers und bieten allesamt neue Herausforderungen, aber auch politische Konflikte. Da käme einerseits die „Global Trust“ auf uns zu, eine Gruppierung von Industriellen, der rein gar nichts daran gelegen ist, die Umweltbedingungen auf den Inseln zu verbessern, jedoch mit hocheffizienter industrieller Technologie aufwarten kann. Daneben: Die „Eden Initiative“, die mit aller Macht für eine bessere Umwelt kämpft und sich die Industriellen gern als Feind erklärt, um dank grüner Technologie und einer verbesserten Ökobilanz eine wahres Paradies schaffen zu können. Dazwischen: Die „S.A.A.T.“, eine Organisation aus führenden Forschern, die für die Erschließung neuartiger Technologien unabdingbar ist und uns als einzige Fraktion die Fähigkeit geben kann, auch unterhalb des Meeresspiegels nach Bodenschätzen und neuen Nahrungsmitteln zu suchen. Jede unserer Handlungen kann dabei Auswirkungen auf den Einfluss auf verschiedene Fraktionen haben, die von treuer Ergebenheit bis Kriegserklärung reichen können und durch Missionserfolge, positives Handeln und Unterstützung entschieden werden. Spannend wird es also auf jeden Fall.

Inseln der multikulturellen Gesellschaft
Interessant mag dabei auch die Tatsache sein, dass jede der Fraktionen auch ihre eigene Bevölkerungsgruppe mitbringt, die wir gleichzeitig und parallel auf denselben Inseln ansiedeln können. So leben also die „Ecos“ der „Eden Initiative“, Seite an Seite mit den Forschern von „S.A.A.T.“ und den Tycoons von „Global Trust“. Das macht die Städte nicht nur bunter, sondern bietet ganz neue Herausforderungen, denn jede Gruppierung hat ganz individuelle Bedürfnisse. Da müssen wir nicht nur einfach Menschen mit Nahrungsmitteln und Konsumgütern zufrieden stellen, wie wir es aus früheren „Anno“-Teilen gewohnt waren, sondern auch noch drei verschiedene Varianten gleichzeitig zur Verfügung stellen. Denn während die Ecos sich mit Tee und Biogemüse zufrieden geben, haben es die Forscher eher auf funktionelle Nahrung abgesehen, für die wir zwingend die Unterwasserwelt erschließen müssen. Gleichzeitig wollen aber auch die Ecos im späteren Verlauf dermaßen vielfältige Naturnahrungsmittel, dass wir wegen schlechter Fruchtbarkeit auch gezwungen sind, weitere Inseln zu besiedeln, während die Forscher dann doch lieber speziellere industriell hergestellte Nahrungsmittel bevorzugen. Ganz zu schweigen von den Tycoons, die ebenso ganz eigene Vorstellungen von einem ausgewogenen Leben haben. Damit muss der Spieler einen Spagat meistern, der nicht ganz einfach ist und schon bald für Platzmangel auf den Inseln sorgen kann. Zudem häufen sich die verschiedenen Bedürfnisse bei höherer Bevölkerungsstufe auch noch, wodurch die Produktionsketten noch weiter verlängert und vergrößert werden müssen, während auch der Verbrach dermaßen ansteigt, dass wir mit einer Produktionsstätte nicht lange auskommen.

Anno 2070 Screenshot

Auf zu neuen Wegen
Ansonsten handelt es sich aber auch bei „Anno 2070“ um das klassische Spielprinzip aus besiedeln, produzieren, aufsteigen, weiter produzieren. Auch hier müssen wir unsere eigene Stadt auf einer ausgesuchten Insel aufbauen, Produktionsketten erschließen und unsere Bewohner mit allem zufrieden stellen, was diese benötigen. Die Industrie ist dabei natürlich insgesamt sehr komplex ausgefallen, da sich verschiedene Produktionen beim Rohstoffbedarf überschneiden und manche Produkte sogar eine Kette von 6 verschiedenen Einrichtungen benötigen. Da muss dann Kupfer und Sand zu Mikrochips verarbeitet werden, während Algen und Mais zu anderen Teilen produziert werden, um letztendlich aus beiden Endprodukten wiederum Servicebots zu produzieren. Ganze sieben Stationen sind dann nötig, um das endgültige Produkt an den Mann bringen zu können, während Sand, Kupfer und Algen durchaus auch für andere Produktionszweige verwendet werden müssen.

Insel unter Wasser
Ergänzend kommt hier erstmals die Besiedelung der Unterwasserwelt hinzu, sodass wir auf Unterwasserplateus ebenfalls Kontore errichten können, um Rohstoffe zu erschließen und Produkte herzustellen. Das ist allerdings auch zwingend nötig, da wir gewisse erforderliche Rohstoffe nur auf diese Weise tatsächlich erhalten können. Während Algen für die Nahrungsproduktion verwendet werden, ist es uns ebenfalls nur unter Wasser möglich, Öl zu fördern und Mangan abzubauen. Dies ergänzt die Komplexität des Wirtschafts- und Industriesystems von „Anno 2070“ ungemein und sorgt für weitere neue Herausforderungen. Jede Neuerung, welche sich die Macher ausgedacht haben, ist also eindeutig eine Verbesserung und positive Ergänzung des eigentlichen Spielprinzips. Kein einziges Objekt, keine einzige neue Funktion wirkt hier aufgesetzt, oder unnötig – alles hat seinen Sinn und auch seinen Nutzen. Doch auch beim Kampfsystem verbessert sich einiges, denn statt Bodentruppen, kommen nun auch U-Boote und Flugzeuge dazu, mit denen wir den Gegner bombardieren können.

Anno 2070 Screenshot

Kampf auf jeder Höhe
Natürlich sollte für jeden Spieler klar sein: „Anno 2070“ hat seinen Schwerpunkt nicht gerade bei den Kriegseinsätzen. Dementsprechend spielen bewaffnete Fahrzeuge nur weniger eine Rolle, wenngleich es diese doch auf umfangreiche Weise gibt. Neben bewaffneten Schiffen, die nur begrenzt einsatzfähig sind, dürfen wir den Gegner also auch mittels Flugzeug aus der Luft mit schweren Waffen bombardieren und seine Unterwasserplateus mit bewaffneten U-Booten belagern. Ersteres verwendet mit Kerosin zudem ebenfalls einen neuen Industriezweig, kann allerdings auch mitten auf der Insel auf Gebäude schießen und mit hoher Flexibilität eingesetzt werden. Dafür verzichtet das Spiel dann allerdings gänzlich auf Bodentruppen, denn Soldaten suchen wir in diesem Spiel tatsächlich vergeblich. Positiv daran: „Anno 2070“ erhält eine ausgesprochen hohe strategische Tiefe, dank der wir unsere Kampfeinsätze genauestens planen müssen und auch durch Schilde und Verteidigung brechen müssen. Leider gibt es da aber auch einige Schwächen, denn die Schussreichweite der verschiedenen Objekte und Fahrzeuge sind sehr unterschiedlich gehalten – solange wir uns also in ausreichender Entfernung von einem Abwehrturm befinden, können wir selbst bedenkenlos drauf los ballern, ohne auch nur den geringsten Schaden zu nehmen. Besonders im Kampf gegen eine künstliche Intelligenz macht dies das Kampfsystem schnell reizlos.

Anno 2070 Screenshot

Online-Features mit Verstand
Im Spiel gegen menschliche Gegner mag alles aber auch anders aussehen und „Anno 2070“ zu einem sehr realistischen Spiel werden. Die strategische Planung in einem Kriegseinsatz ist da schon wesentlich schwieriger, weil der Mitspieler einfach nicht so leicht vorhersehbar ist, wie es sonst die künstlichen Intelligenzen wären. Doch auch das Handels- und Diplomatiesystem nimmt dabei interessante Züge an – ganz zu schweigen davon, dass wir wohl zu jeder Tageszeit, selbst in der späten Nacht, noch genügend Spieler für eine Multiplayer-Partie finden. Interessant dabei: Die Online-Features des Spieles beschränken sich keineswegs auf den Multiplayer-Part, sondern setzen sich auch im Singleplayer-Modus fort. Das mag an einem ausgeklügelten Demokratiesystem liegen, bei dem alle Spieler weitreichende Entscheidungen für die Spielwelt treffen können. In regelmäßigen Abständen finden daher Wahlen statt, bei denen wir zwischen den drei Fraktionen wählen können und damit verschiedene Vorteile ergattern werden, die sich auf jeden Spieler – egal, ob Multiplayer oder Endlosspiel – auswirken. Ob das wohl die Basis für ein zukünftiges Anno Online sein mag? In jedem Fall kommt damit eine hohe Abwechslung in das Spiel, denn die Vorteile auf ökologischer oder industrieller Ebene variieren nach jeder Wahl und schaffen völlig neue Bedingungen auf den Inseln. Doch das soll noch nicht alles sein: Zusätzlich zu diesem Demokratiesystem erhalten wir täglich durch das „Tagesgeschehen“ einen Bonusauftrag, den wir innerhalb eines Endlosspiels, oder der Kampagne ausführen können und dort spannende, aber oft eintönige Missionen meistern können. Noch interessanter sieht es unterdessen beim „Weltgeschehen“ aus, das uns mit kostenlosen DLCs bereichert und in größeren Abständen ebenfalls neue Missionen liefert, die sich auch in der Story auf ein spannendes Ereignis beziehen. Darüber hinaus dürfen sich die Spieler ab Januar 2012 auch an einem neuen Multiplayer-Modus namens „Vorherrschaft“ erfreuen, der mittels Weltgeschehen in das Spiel eingefügt werden sollen – diesen konnten wir allerdings zum jetzigen Zeitpunkt leider noch nicht testen.

Anno 2070 Screenshot

Liebe zum Detail
Neuerungen gibt es allerdings auch bei der Grafik: Zwei Jahre nachdem der letzte Titel der „Anno“-Reihe auf den Markt kam, hat sich die Grafikengine schließlich deutlich verbessert und kommt mit einer herausragenden Qualität daher. Besonders die Wasseranimationen sind einfach hervorragend gelungen und auch die Insel selbst kann sich perfekt sehen lassen. Partikeleffekte halten sich zudem nicht gerade zurück, denn neben einer natürlichen Unschärfe und einigen Nebeleffekten darf auch Rauch und Luftfeuchtigkeit nicht fehlen. Die besondere Liebe zum Detail liegt aber in der Animation der Tierwelt. Obwohl die Tiervielfalt auf den Inseln ein wenig zurückhaltend ausgefallen ist, kommt die wahre Natur erst in der Tiefsee zur Geltung. Da schwimmen dann Delfine an unserer Küste entlang, während Haie zur potentiellen Gefahr für unsere Taucher werden und wunderschöne leuchtende Quallen tauchen neben den Unterwasserplateus auf. Eine solch große Artenvielfalt der Unterwasserwelt haben wir wohl in noch keinem Spiel bisher gesehen – besonders nicht in einem Strategiespiel. Unterdessen ist auch unsere Stadt sehr lebendig, da kleine Menschen ihrem geregelten Tagesablauf nachgehen und die Kontore tatkräftig die Waren hin- und her transportieren. Zudem können wir die Arbeitsvorgänge stets beobachten, da jedes Gebäude in „Anno 2070“ auf einzigartige Weise animiert wurde. Beeindruckend, zumal das Spiel keine allzu hohen Anforderungen an die Rechner stellt. Lediglich die Aktivierung des Bildschirmschoners während dem Spielbetreib kann gelegentlich nerven, wenn wir die Maus nicht bewegen. Bei diesem sollte man eine Abschaltung durchaus in Erwägung ziehen, ehe „Anno 2070“ gestartet wird.

Fazit:
„Anno 2070“ bleibt tatsächlich dem klassischen Spielprinzip treu und bietet dennoch innovative Neuerungen. Das Besondere: Jede dieser Neuerungen stellt tatsächlich eine Verbesserung des Spiels dar und kann dank drei gleichzeitig spielbarer Fraktionen sogar eine höhere Komplexität erlangen. Dank ausgeklügeltem Wirtschaftssystem, sinnvollen Online-Features und der großen Liebe zum Detail haben wir es hierbei mit dem wohl besten Strategiespiel des Jahres zu tun.


20
Dez

Game-Review: L.A. Noire

L.A. Noire-Cover

Das Leben als Mitarbeiter des Los Angeles Police Departments ist nicht immer einfach, vor allem wenn die Laufbahn noch sehr ungewiss ist. Das muss auch der Streifenpolizist und ehemalige Kriegsheld Cole Phelbs feststellen, der nach seinen erfolgreichen Einsätzen als gewöhnlicher Polizist prompt in die Mordkommission versetzt wird. Dort hat er es schließlich nicht nur mit zwielichtigen Partnern zu tun, sondern muss sich auch noch auf die Spur eines Serienkillers begeben, der regelmäßig unschuldige Frauen ermordet und ihre engsten Verwandten als potentielle Täter in Verdacht bringt. Ein Todesfall reiht sich nach dem anderen, bis Cole in den Fängen von organisiertem Verbrechen, großspurigem Drogenhandel und Korruption plötzlich auf eine Verschwörungen innerhalb der eigenen Reihen stößt. Für Detective Phelbs steht auf einmal viel auf dem Spiel und eine Jagd um Leben und Tod beginnt inmitten von Hollywood…

Kritik:
Noch lange wird es dauern, bis die Fans von brutalen Actionspielen sich endlich auf den neuesten Teil der „GTA“-Reihe freuen dürfen. Bis dahin allerdings bietet Rockstar Games uns nun die Möglichkeit, das Leben und die Abenteuer eines Detectives des Los Angeles Police Department mitzuerleben und nachzuspielen, während wir uns ganz im GTA-Stil auf die Straße wagen. Denn auch in „L.A. Noire“ sollen die Macher einmal mehr zeigen, dass sie die Meister der Open World-Spiele sind.

L.A. Noire Screenshot

Auf den Spuren von GTA
So verwundert es uns nicht gerade, dass auch „L.A. Noire“ in einem ähnlichen Stil daher kommt und uns glatt ein weiteres Open World-Spiel präsentiert, in dem wir uns durch ein umfangreiches und originalgetreu nachgebautes Los Angeles wagen dürfen. Stets können wir uns zu Fuß oder im Fahrzeug frei durch die vielen Straßen bewegen und orientieren uns klassisch an einer runden Minimap am Rande des Bildschirms. Hier jedoch spielt die Stadt selbst nur eine sehr untergeordnete Rolle, denn wir können weder irgendwelche Klamottenläden betreten, noch im nächstgelegenen Fast Food-Restaurant ein wenig Nahrung zu uns nehmen. Stattdessen läuft die Story in einzelnen Kapiteln ab – ganze 21 an der Zahl um genau zu sein – und führt uns damit in die einzelnen Fälle des Detectives, die von Mord, über Brandstiftung, bis hin zu Korruption führen. Nach und nach kommen wir so den eigentlichen Hintergründen auf die Schliche und dringen immer tiefer in die Story ein. Bei jedem Kapitel starten wir jedoch von einem neuen Ort und können uns auch nur in die storyrelevanten Gebäude begeben – alles andere hat zwar einen lebendigen und glaubwürdigen Tagesablauf, spielt für das Spielgeschehen aber kaum eine Rolle.

L.A. Noire Screenshot

Der Traum eines jeden Kindes
Irgendwie hat es aber auch etwas positives, dass wir uns damit gänzlich auf die Hauptgeschichte konzentrieren können, denn mit „L.A. Noire“ können wir endlich einmal das erleben, was sich viele Menschen bereits in ihrer Kindheit wünschten: Einmal in die Rolle eines Polizeibeamten schlüpfen. Da brauchen wir also keine Fahrzeuge mehr stehlen, sondern können uns einfach in das nächstgelegene Polizeiauto setzen, oder auf legitimierte Weise die fremden Fahrzeugbesitzer mittels Polizeimarke aus dem Fahrzeug entfernen. Einmal losgefahren, geht es dann richtig zur Sache, denn plötzlich kommt der große Unterschied zu „GTA“ richtig zum Vorschein. Gewalt spielt in diesem Titel nämlich eine eher untergeordnete Rolle. Stattdessen müssen wir uns auf die Suche nach Indizien machen, den Tatort untersuchen, Zeugen befragen und gegebenenfalls Täter festnehmen. Echte Polizeiarbeit eben, die sich ganz wie ein klassisches Adventure spielt – nur eben aus Verfolgerperspektive.

L.A. Noire Screenshot

Spannende Ermittlungsarbeit
Sehr detailliert kommen dabei die einzelnen Schauplätze zum Vorschein, die wir genauestens untersuchen müssen. Da nehmen wir die Leichen unter Begutachtung, durchsuchen die persönlichen Gegenstände und suchen die nähere Umgebung nach weiteren Hinweisen über mögliche Täter und Zeugen ab. Gelegentlich entpuppen sich dabei auch einige Rätsel, bei denen wir Aufenthaltsorte entschlüsseln, Papierstücke zusammensetzen, oder einfach Objekte genauer untersuchen müssen. Mitdenken ist also angesagt, auch dann wenn wir einmal selbst auf die möglichen Verdächtigen stoßen müssen und den bisherigen Ablauf der Ermittlungen für eine gute Abschlussbewertung auch mal länger im Kopf behalten müssen. Damit ist „L.A. Noire“ definitiv kein reines Actionspiel, sondern eher ein Detektiv-Adventure mit diversen Schießereien. Gemeinsam mit dem mürrischen Partner macht das auf jeden Fall sehr viel Spaß und sorgt für Abwechslung. Leider ist allerdings der Ablauf zu Beginn ein wenig eintönig, da auf Tatortdurchsuchung, stets der gleiche Ablauf aus Befragung, Verfolgungsjagd und Einbuchtung kommt. Erst im späteren Verlauf kommt da deutliche Auflockerung zustande.

L.A. Noire Screenshot

Niveauvolle Action
Action gibt es außerdem nur bei einzelnen Missionen. Sobald diese zustande kommt, müssen wir entweder dafür sorgen, dass ein feindliches Fahrzeug von der Straße geholt wird, oder dürfen uns mit bewaffneten Gangstern anlegen. Die schießen unterdessen gerne einmal mit Gewehren aus hoher Distanz, während wir mit unserer gewöhnlichen Pistole oft näher heran müssen, um den Gegner aus der Entfernung treffen zu können. Doch zwei richtige Treffer reichen dann meist aus, um den Gegner auf den Boden zu katapultieren. Der Schwierigkeitsgrad ist dabei stets recht einfach gehalten und die Gegneranzahl hält sich auch ein wenig in Grenzen. Geschossen wird dabei grundsätzlich aus Verfolgerperspektive durch Drücken der rechten Maustaste zum Zielen und dem anschließenden abfeuern mit der linken. Also ganz ähnlich, wie wir es aus „GTA“ gewohnt sind – und gelegentlich dürfen wir dann auch mal selbst zum Gewehr greifen.

Verräterische Mimik
Ein besonderes Merkmal des Spiels ist jedoch die Gestaltung der Charaktere, insbesondere jener, die wir als Zeugen oder Täter befragen und verhören müssen. Hier kommt schließlich die spezielle Animation der Gesichtsmimik in den Vordergrund, die durch Bewegung der Muskeln und besondere Gesichtsausdrücke den Wahrheitsgehalt der Aussagen und die Emotionen des Gegenübers verraten sollen. Jeden einzelnen müssen wir dann anhand unseres kleinen Notizbuches nach gewissen Punkten befragen und können ihm bei Verdacht auf Lüge die Beweislage entgegen schleudern. Die Gesichter sind dabei stets sehr detailliert ausgefallen, denn bereits eine einzelne Gesichtsfalte, oder ein ängstlicher Blick kann bereits ein Indiz dafür sein, dass der Zeuge uns ein Detail verschweigt, oder selbst irgendetwas zu befürchten hat. Auch die sonstige Körpersprache aus Kopf- und Augenbewegung, Oberkörperhaltung, oder unruhige Bewegungen des gesamten Körpers können uns verraten, ob unser Gegenüber lügt, oder die Wahrheit sagt. Bei jeder richtigen Einschätzung gibt es dann Erfahrungspunkte, die uns neue Intuitionspunkte bieten, mit der wir eine potentielle Einschätzung vorab aufdecken können, oder die Indizien am Tatort anzeigen lassen können. Spannender ist es aber natürlich, wenn wir uns auf unseren eigenen Instinkt verlassen und den Tatort lieber eigenhändig absuchen – so behält das Spiel seinen Realismus und auch einen gewissen Reiz.

Multi-Threaded-Rendering mit Problemen
Schade ist allerdings, dass die Grafik ansonsten nicht so perfekt ausgefallen ist. Denn was uns bei den Gesichtsanimationen sehr detailliert präsentiert wird, fehlt uns meist an allen anderen Stellen des Spiels. Verglichen mit „GTA4“ oder auch anderen aktuellen Titeln sieht „L.A. Noire“ schließlich sehr altbacken aus und kann mit heutigen Grafikengines einfach nicht mehr ganz mithalten. Trotz einer umfangreich nachgebauten Großstadt, sind die Texturen oft zu matschig und die Grafik auch nicht gerade fotorealistisch ausgefallen. Dafür kann allerdings das detaillierte Tagesleben der Stadt einen guten Eindruck hinterlassen, sodass Häuser von allen Seiten hübsch anzusehen sind, die Oberleitungen der Straßenbahn atmosphärisch im Sonnenuntergang schimmern und selbst die Busfahrer ihrem realen Tagesablauf nachgehen. Problematisch wird das Ganze aber vor allem aus technischer Sicht, denn das Spiel hat leider einige starke Performanceprobleme mit seiner Engine. So sorgt das standardmäßig eingestellte „Multi-Threaded-Rendering“ für extreme Ruckler bis hin zur Unspielbarkeit, obwohl entsprechende High-End-Rechner durchaus in der Lage sein sollten, eine derartige Grafik problemlos darzustellen. Trotz schlechterer Optik ist die Performance also noch weit schlechter, als seinerzeit bei „GTA4“. Doch immerhin gibt es auch eine Lösung: Durch das Hinzufügen des Kürzels „-str“ in den Optionen kann das Spiel auf Single-Threaded-Rendering umgestellt werden und prompt läuft „L.A. Noire“ auch auf langsameren Systemen ruckelfrei. Selbst die Grafik sieht mit dieser Einstellung nahezu identisch aus und der Spieler muss – abgesehen vom Anti-Aliasing – mit keinerlei Einschränkung leben. Lediglich die Verwendung eines speziellen Mausscripts muss dafür sorgen, dass der Mauszeiger während des Spiels nicht ständig zu sehen ist, da das Game bei Verwendung von Single-Threaded-Rendering mit einem Mausbug zu kämpfen hat.

Anmerkung der Redaktion: Seit kurzem erschien ein Patch, der die Performanceprobleme behebt. Die Option zur Verwendung des Single-Threaded-Renderers wurde hiermit zu den Einstellungen des Game Launchers hinzugefügt und auch der Mauszeiger-Bug wurde behoben. Der Patch kann ab sofort via Steam heruntergeladen werden.

L.A. Noire Screenshot

O-Ton erwünscht
Abstriche muss der Spieler unterdessen auch beim Sound machen, denn Rockstar Games hat sich nicht etwa die Mühe gemacht, das Spiel auch tatsächlich für den deutschen Markt zu synchronisieren. So müssen wir uns leider damit abfinden, dass sämtliche Protagonisten des Spiels jederzeit englisch sprechen und angesichts der Mimikerkennung auch zumindest gewisse Englischkenntnisse beim Spieler vorhanden sein sollten – schließlich gestaltet es sich etwas schwierig, die Figur anzuschauen und gleichzeitig die deutschen Untertitel zu lesen. Letztere gibt es übrigens immerhin, sodass es auch deutschen Spielern möglich sein sollte, dieses Spiel ohne Probleme zu spielen und zu verfolgen, zumal die Untertitel auch recht professionell und korrekt ausgefallen sind. Ein kleines Schmankerl außerdem: Die deutschstämmigen Protagonisten des Spiels lassen auch ohne Synchronisation in seltenen Fällen einmal einen deutschen Satz von sich. So macht es doch zumindest gute Laune, von einer deutschen Frau plötzlich in einem englischen Spiel „Auf Wiedersehen“ zu hören, wenn man am wenigsten damit rechnet. Von eigentlich englischen Sprechern gesprochen, birgt dies gewisse Sympathien beim Spieler und klingt obendrein auch noch richtig gut.

Job und Familie unter einen Hut kriegen
Schade ist unterdessen, dass wir von unserer Spielfigur Cole Phelbs zwar beruflich und charakterlich einiges erfahren, doch über sein Familienleben oft nur Rätsel raten können. Sein eigenes Zuhause können wir schließlich nie eigenständig betreten und auch Freizeitaktivitäten sehen wir lediglich in vereinzelten Zwischensequenzen. Da hat man sich also nicht an das große Vorbild gehalten und anders, als in „GTA“ keinerlei spielbare Freundschaften in das Spiel eingebaut. Dennoch wird ersichtlich, wie sich Phelbs mit seinen Kollegen anfreundet und im späteren Verlauf erfahren wir sogar brisante Details über sein Privat- und Familienleben. Denn aus dem überragenden Ermittler wird plötzlich ein verletzlicher Familienvater mit zwei Kindern und einer zum Scheitern verurteilten Ehe. Damit erhält „L.A. Noire“ viel Tiefgang und einen würdigen Showdown, der viel Emotionalität mitbringt und auch einen melancholischen Touch beinhaltet. Zudem erfahren wir einiges über Coles Militärvergangenheit und seinen Einsatz im Kriegsgebiet, womit Cole Phelbs wohl zu eine der interessantesten Spielfiguren des Spielgeschichte wird. Eines kann man also sagen: Von der Charakterzeichnung können sich manche Entwickler mit Spielen, bestehend aus namenlosen Protagonisten, noch eine große Scheibe abschneiden.

L.A. Noire Screenshot

Zurück in die Vergangenheit
Das alles verpackt im 40er Jahre-Stil hat natürlich auch einen gewissen Reiz und bietet viel Charme. Zu sehen, wie die alten amerikanischen Autos durch die düsteren Straßen von Los Angeles ziehen, während die Ermittler im klassischen Anzug mit Hut zum Tatort reisen und an der nächsten Straßenecke noch mit ganz alten Zapfsäulen die Cadillacs betankt werden, erzeugt schnell Sympathien und sorgt einmal für ein ganz außergewöhnlichen Open-World-Erlebnis. So haben wir eine offene, freie Welt schließlich noch nicht sehr oft gesehen und können auch einmal jenseits der Anti-Nazi-Kampagne von „The Saboteur“ in die Vergangenheit eindringen. Fans von Nostalgie werden hier also ihre Freude haben und dank Schwarz-Weiß-Zwischensequenzen sogar an die alten Filme erinnert. So macht das Erleben einer guten Story auch trotz technischer Probleme eine Menge Spaß.

Fazit:
Zwar kämpft „L.A. Noire“ mit einigen technischen Problemen und Performanceeinbrüchen, kann aber dennoch eine spannende Ermittlungsstory um einen jungen und sympathischen LAPD-Detective abliefern. Mit einer offenen Welt, gelungenen Charakterzeichnungen und einer herausragenden Gesichtsanimation wurde so ein realistisches Los Angeles geschaffen, in dem organisiertes Verbrechen und Korruption aufeinander treffen.


20
Dez

Trailer: Alpha und Omega

Die Wölfe sind los: Kurz nach der Weihnachtszeit, wenn die Kids bereits ihre geliebten Filme gesichtet haben, kommt direkt der nächste kindertaugliche Animationsstreifen in die deutschen Läden. Mit “Alpha und Omega” erleben wir dabei das Abenteuer zweier Wölfe, die aus dem Nationalpark flüchten wollen, um in ihre Heimat Kanada zurückzukommen. Ein turbulenter Spaß für die ganze Familie – ab 17. Januar 2012 auf DVD, BluRay und BluRay 3D.


07
Dez

Game-Review: Driver – San Francisco

Driver San Francisco-cover

John Tanner hat schon zahlreiche Straßen befahren und viele Verbrecher hinter Schloss und Riegel gebracht. Er gilt als der beste Cop von ganz San Francisco und ist obendrein auch noch der beste Fahrer. Nun jedoch macht ihm ein Bösewicht ganz besonders zu schaffen: Jericho. Gerade erst aus dem Gefängnis geflohen, versetzt er die Bewohner der Stadt in Angst und Schrecken. Nur Tanner scheint ihn da noch aufhalten zu können, doch ausgerechnet er zieht sich bei einer Verfolgungsjagd einige lebensgefährliche Verletzungen zu. Im Koma liegend bereitet er sich somit auf den finalen Kampf vor und reist mit seinem Geist durch San Francisco, um den Schwerverbrecher endgültig aufzuhalten.

Kritik:
Es gibt Spieleserien, die auch nach vielen Jahren noch allseits beliebt sind. „Driver“ hat nun seit seiner ersten Version bereits über zehn Jahre hinter sich und konnte seine Fans nicht immer überzeugen. Vor allem der dritte Teil der Reihe enttäuscht dabei sowohl Spieler, als auch Kritiker, da sich die Entwickler entschlossen, zu viele Elemente des Actionspiels „Grand Theft Auto“ einzubauen. Nun wollte man mit „Driver San Francisco“ endlich wieder zu den Wurzeln zurück – und das ist auch bestens gelungen.

Driver San Francisco Screenshot

Fast & Furious lässt grüßen
Inszeniert wurde schließlich auch dieses Spiel wieder sehr waghalsig. Ganz klassisch befinden wir uns dabei – von den Zwischensequenzen und der Missionsauswahl abgesehen – zu jeder Zeit in einem Fahrzeug und machen uns auf die Jagd nach Verbrechern, oder fliehen vor den Cops. Wir sind dabei dieses Mal selbst ein Cop und dürfen in den Hauptmissionen Jagd nach einem der meistgesuchten Verbrecher der Stadt machen, sofern wir nicht gerade mit uns selbst beschäftigt sind, oder auf der Suche nach Hinweisen zu Jerichos Plänen oder Aufenthaltsorten sind. Dabei fällt auf den ersten Blick eines besonders ins Auge: Die Ähnlichkeit zu Actionfilmen im „Fast & Furious“-Stil. Angefangen bei den coolen Sprüchen, über die genialen Synchronsprecher, bis hin zur Ähnlichkeit mit diversen Schauspielern fällt da schon auf, dass wir hier ein waschechtes Rennaction-Spiel vor uns haben. Der Verbrecher Jericho sieht da schließlich aus, wie ein Knacki aus einem Hollywood-Gefängnisthriller, die Synchronstimme erinnert stark an Vin Diesel und unser Beifahrer hat eine verblüffende Ähnlichkeit mit Michael Ealy aus „Sleeper Cell“ und „Flash Forward“. Da hat sich Ubisoft also besonders viel Mühe gegeben, was besonders auch den Filmfans sicherlich Freude bereiten wird.

Driver San Francisco Screenshot

Auf der Jagd nach Kleinkriminellen
Neben der spannenden Hauptmission dürfen – oder besser gesagt: müssen – wir uns auch um die Kleinkriminellen der Stadt kümmern, indem wir uns sogenannten „Stadtmissionen“ widmen. Nach jeder Hauptmission müssen wir nämlich zunächst zwei solcher Nebenquests erfüllen, um eine weitere Hauptmission erst freischalten zu können. Dabei dürfen wir in die Rolle von Polizisten schlüpfen, führen Kurierfahrten aus, oder steuern den Wagen eines Jugendlichen, der sich in illegale Straßenrennen verwickelt. Das wird dann auf jeden Fall abwechslungsreich und sehr rasant, da uns immer wieder neue Herausforderungen erwarten. Besonders gelungen sind dabei die filmreifen Actionszenen, die uns an bekannte Hollywoodstreifen erinnern. So dürfen wir in einer Mission von hinten in den Anhänger eine Sattelschleppers fahren, wie wir es bereits aus „Knight Rider“ kennen und dürfen ein anderes Mal mit einem Lastwagen unter keinen Umständen unter 95 km/h fahren, weil andernfalls eine Bombe hochgeht, wie seinerzeit im Film „Speed“. Da ist also Nervenkitzel garantiert und so mancher Spieler wird sicher auch mehrere Versuche benötigen, um derartige Missionen ordentlich zu meistern.

Driver San Francisco Screenshot

Der wandelnde Geist
Der erstaunliche und innovative Storykniff ist dabei jedoch, dass unsere Spielfigur sich eigentlich im Koma befindet. Da bietet sich für die Entwickler eine interessante Möglichkeit, neue Inhalte einzubauen, sodass uns glatt mit viel Sarkasmus ein Feature geboten wird, bei dem wir mit unserem Geist durch die gesamte Stadt wandern können. Mit dem sogenannten „Shift“-Modus können wir schließlich unseren Körper verlassen und diesen beliebig wechseln. So schlüpfen wir jederzeit in andere Autos und können uns außerhalb der Missionen auch frei über die Landkarte bewegen. Interessant wird dieses Feature beim Einsatz innerhalb der Missionen, da hierdurch interessante und spannende Möglichkeiten entstehen. Während einer Verfolgungsjagd können wir so beispielsweise in ein entgegen kommendes Auto „shiften“ und unseren Gegner von vorne rammen. Das macht unheimlich viel Spaß und sorgt auch auf lange Sicht für große Motivation. Kniffliger wird es dann, wenn der Gegner ebenfalls diese Möglichkeit erhält, oder wir durch den Shift-Modus einmal mehrere Fahrzeuge auf einmal steuern müssen. Da sitzen wir dann in einem hinterher fahrenden Auto und jeder Tastendruck wirkt sich auf dieses und das voran fahrende Auto gleichzeitig aus. Wir steuern also mehrere Personen zur gleichen Zeit, was sicherlich nicht gerade einfach sein wird, ohne dabei einen Unfall zu bauen.

Driver San Francisco Screenshot

Abwechslungsreiche Rennmodi
Diese Shift-Funktion können wir in den verschiedensten Missionen anwenden, sowohl innerhalb der Story, als auch bei den Stadtmissionen. Lediglich zu Beginn werden wir erst langsam an diese Möglichkeiten herangeführt und müssen uns zunächst auf unsere irdischen Kräfte verlassen. Die Stadtmissionen laufen unterdessen nicht nur mit innovativen Ideen ab, sondern gelegentlich auch mit klassischen Rennmodi. Gelegentlich müssen wir unser Können also auch einmal in Zeitrennen unter Beweis stellen, oder versuchen einem Kamerateam die perfekten Stunteinlagen zu präsentieren. Letzteres macht mindestens ebenso viel Spaß, wie die gelungenen Hauptmissionen, wobei insbesondere die Zeitrennen auch oftmals den Eindruck eines Lückenfüllers machen. Immerhin wäre das Spiel um einige Stunden kürzer, könnten wir die Story einfach an einem Stück abschließen. So wird die Spielzeit also auch künstlich verlängert, wodurch wir dann locker zehn bis zwölf Stunden mit diesem Spiel verbringen werden. Doch auch nicht ganz so erfahrene Spieler werden nur geringfügig länger benötigen, da der Schwierigkeitsgrad insgesamt moderat ausgefallen ist und nur vereinzelte Missionen den Spieler richtig fordern können. Besonders das Zeitfahren erweist sich da unter Umständen als kompliziert, während wir die meisten anderen Missionen oft bereits im ersten Durchgang meistern.

Driver San Francisco Screenshot

Engine mit schwachem Motor
Während allerdings die vierrädrigen Boliden mit den stärksten Motoren daher kommen und uns mit rasantem Tempo auf die Straße schicken, hinterlässt die Grafikengine wohl etwas gemischtere Gefühle. Das mag insbesondere an der Performance liegen, die im Vergleich zu anderen Titeln ein wenig schleppend ausgefallen ist. Während manch ein optisch anspruchsvollerer Shooter auf langsamen Systemen noch recht flüssig läuft, hat die Engine von „Driver: San Francisco“ mit nicht ganz so perfekter Grafik mit diversen Framerate-Einbrüchen zu kämpfen. Selbst auf Systemen, auf denen das Spiel auf den ersten Blick offensichtlich flüssig läuft, könnte sich das Tempo in Actionszenen deutlich verlangsamen. Das wirkt sich dann allerdings nicht in Rucklern aus, sondern beinhaltet eher einen Zeitlupen-Effekt mit verzögerter Steuerung. So können wir plötzlich nicht mehr so fein um die Kurven shiften und wundern uns doch plötzlich, wo denn unser geliebtes Geschwindigkeitsgefühl auf einmal hin ist. Insofern sollte ein starkes System durchaus vorhanden sein, bei dem auf Grund der offenen Welt auch der Prozessor nicht zu knapp bemessen sein sollte. Auf einem solchen System sieht „Driver: San Francisco“ unterdessen sehr schick aus, da sowohl die Gesichtsanimationen, als auch die Autos sehr liebevoll und qualitativ ausgefallen sind. Angesichts der Anforderungen finden wir es dann allerdings etwas schade, dass der Anti-Aliasing-Effekt keine so große Wirkung hat, wie wir ihn eigentlich erwarten würden. Selbst bei maximalen Einstellungen sind diverse Treppeneffekte durchaus noch zu erkennen und trüben die ansonsten schicke Grafik ein wenig. Das allerdings mag womöglich auf die geringfügigen Einstellmöglichkeiten zurückzuführen sein, die bei einer Konsolenportierung nicht ungewöhnlich sind.

Driver San Francisco Screenshot

Mitspieler vergebens gesucht
Nun, während das Spiel insbesondere beim Singleplayer-Modus seine Stärken hat, enttäuscht der Multiplayer doch auf ganzer Linie. Während zuletzt „Trackmania Canyon“ noch auf einem solchen aufbaute, dürften wir beim versuchten Spielen des Multiplayers von „Driver: San Francisco“ so unsere Probleme haben. Das liegt allerdings keineswegs an der Umsetzung des Multiplayer-Modus, der mit neu verschiedenen Modi daher kommt und damit durchaus einige Abwechslung bietet. Stattdessen scheiterten unsere Versuche, das Spiel ausgiebig im Multiplayer zu testen schlicht daran, dass wir häufig einfach keine Mitspieler fanden. Die Server schienen zu unserem Testzeitpunkt größtenteils leer zu sein und unser Versuch, ein Spiel zu starten endete meist nach kurzer Zeit wieder in der Spielauswahl-Lobby. Sollte es allerdings dennoch einmal gelingen, die passenden Spieler zu finden, so kann auch dieses Spiel mit echten Spielern ebenso eine Menge Spaß bereiten. Wir empfehlen es allerdings niemandem, dieses Spiel überwiegend für den Multiplayer-Spaß zuzulegen. Alle anderen, die nicht gerade zu den MP-Fetischisten gehören, dürfen sich aber bei mangelnden Mitspielern auch nach Vollendung der Kampagne noch an vielen weiteren abwechslungsreichen Stadtmissionen erfreuen, die auch nach Ende der Story noch spielbar sind.

Fazit:
„Driver: San Francisco“ ist endlich zu seinen Wurzeln zurückgekehrt und präsentiert uns ein spaßig-actionreiches Spielerlebnis mit innovativen Ideen und einer gelungenen Story im „Fast & Furious“-Stil. So macht Verbrecherjagd Spaß.