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11 Jahre Schwarze Nacht: Ein Geburtstag im Projekt 42
Schloss Burg Solingen: The Gregorian Voices mit gemütlichen Chorabenden

Archiv fürDezember, 2025


23
Dez

11 Jahre Schwarze Nacht: Ein Geburtstag im Projekt 42

Seinen Geburtstag ausgerechnet nach elf Jahren zu feiern, statt nach zehn, ist zwar etwas ungewöhnlich und “unrund”, Grund zum Feiern war das aber trotzdem: Als Veranstalterin Isabelle Jenneßen vor 11 Jahren das Kultube unweit der Mönchengladbacher Altstadt gründete und dort dann auch etwa einmal im Quartal die Schwarze Nacht veranstaltete, hatte sie etwas gewagt, das es in dieser Stadt so noch nicht gab. Die Schwarze Szene der Region war es gewohnt, in das Ruhrgebiet zu fahren, um zu feiern und Konzerte zu besuchen. Ob das Kultube von der Szene angenommen würde und noch dazu in einer Stadt mit eher finanzschwacher Bevölkerung funktionieren würde, konnte niemand so recht sagen. Während in der Zwischenzeit selbst etablierte Metal-Kneipen wie das Krümel ihre Tore schlossen, war die Schwarze Nacht ein mutiges Experiment. Eines, das sich gelohnt hat: Heute feiert die Schwarze Nacht im Kultube das 11-jährige Bestehen. Und weil man einen Geburtstag auch etwas größer feiern darf, ging es dafür ausnahmsweise ins Projekt 42 mitten in Gladbachs Altstadt auf der Waldhausener Straße.

Dem Konzept blieb die Schwarze Nacht treu, für die Geburtstagsfeier setzte man aber nochmal einen drauf: Bereits früher war es üblich, dass bei jeder Schwarzen Nacht – trotz der geringen Kapazitäten für nur 120 Besucher – gleich drei Bands der Szene spielten. So manch namhafter Act gab sich die Ehre, ein solch außergewöhnlich privates Konzert spielen zu dürfen, das man fast schon als “Wohnzimmerkonzert” hätte bezeichnen können. Beim 11-jährigen “Jubiläum” sollten es gleich fünf Bands sein, mit denen der Abend zelebriert wurde. Doch das war zugleich auch ein Kraftakt: Während die Heimat-Location Kultube unter einem Wasserschaden litt, mussten “Sea of Sins” aus gesundheitlichen Gründen ihren Auftritt absagen. Derartig kurzfristig einen Ersatz zu organisieren, glich einer Meisterleistung – und die “Schwarze Nacht” liefert gleich noch ein spannendes Extra mit.

Super Dragon Punch bei 11 Jahre Schwarze Nacht
Super Dragon Punch!! sprangen kurzfristig für Sea of Sins ein

Dass Sänger Erk Aicrag am späteren Abend mit Rabia Sorda spielen sollte, war dann doch ein ziemlicher Glückstreffer. Denn wie der Zufall es so wollte, veröffentlicht der Mexikaner aktuell sein erstes eigenes Buch unter dem Titel “Pingo”. Warum also auf einem Konzertabend nicht auch mal eine Lesung einlegen? Auf Festivals ist das ja schließlich auch üblich. Den Sänger, der sonst eher mit härterer Musik am Start ist, einmal mitsamt Lesebrille auf der Bühne zu sehen, während er (natürlich auf englisch) ein Buch liest, war dann doch ein seltener und außergewöhnlicher Anblick. Noch dazu ziemlich exklusiv: Regulär sind Lesungen von ihm nämlich nicht geplant.

Eine Ersatzband für Sea of Sins gab es trotzdem: Die Newcomer Super Dragon Punch!! sind schließlich kurzerhand eingesprungen und freuten sich sichtlich über ihren Auftritt. Als selbst in der Szene noch recht unbekannte Band hatte das Duo so die Möglichkeit, ihre Songs einem neuen Publikum vorzustellen, das ohnehin recht offen für kleinere Bands und Projekte ist. Ein bisschen härter wurde es auf der Bühne dann allerdings: Während Sea of Sins eher für melodischen Synthpop bekannt sind, gab es hier deutlich härtere elektronische Beats. Und wenn Keyboarderin Sabrina Zen auch noch ihre Engelsflügel auspackt, bekam das Publikum auch noch etwas für das Auge geboten.

Rabia Sorda bei 11 Jahre Schwarze Nacht
Rabia Sorda heizten mit mexikanischem Industrial Metal das Publikum ein

Um die Gesundheit stand es derweil bei einigen Bands nicht ganz so optimal, denn selbst beim zweiten Act kam es zu Einschränkungen: Die Synthpop-Band All the Ashes konnte ausnahmsweise nur zu zweit auftreten. Bandmitglied Carsten war zwar bei dem Event anwesend, konnte wegen einer Schulterverletzung aber auf keinen Fall ein Instrument spielen. Absagen wollten sie aber trotzdem nicht und so ging es eben zu zweit auf die Bühne des Projekt 42. Da konnten sie vor allem mit einem überragend klaren Gesang punkten und insbesondere mit ihrem Hit “Schwarz macht schlank” begeistern.

Nach dem eher softeren Synthpop schlugen System Noire eine deutlich härtere Gangart in Richtung Aggrotech ein. Längst keine Unbekannten in der Szene mehr, erinnert ihr recht derber Sound ein wenig an Szene-Größe “Combichrist”. Dass sie auf deren Tour auch mal als Support auftreten, verwundert da wenig. Bei 11 Jahre Schwarze Nacht stellten sie unter Beweis, dass sie längst auch ihre ganz eigene Fanbase haben. Nicht zuletzt auch wegen Songs wie “Lost Control”, bei denen das Zusammenspiel aus harten elektronischen Beats und E-Gitarre besonders zur Geltung kommt.

Das Ich bei 11 Jahre Schwarze Nacht
Gothic mit künstlerischem Anspruch: Das Ich wirft einen Blick in die inneren Abgründe

Genrewechsel dann, als Erk Aicrag nochmal auf die Bühne darf, dieses Mal mit seinem Industrial Metal-Projekt Rabia Sorda. Der Sänger, der sonst mit seinem Electro-Projekt “Hocico” bekannt ist, hatte es an diesem Abend wahrlich nicht leicht: Bei seinem Auftritt tropfte es im Projekt 42 plötzlich von der Decke und die Bühne wurde etwas rutschig – nicht gut für den Mexikaner, der wie ein “Duracell-Häschen” über die Bühne hüpft. Das muss er aber auch, denn der harte Sound von Rabia Sorda gibt ganz schön Gas und so ziemlich schnell auch das Publikum. Spätestens mit ihren großen Hits “King of the Wasteland” und “Deaf” konnte sich die feiernde Menge kaum noch halten. Ein bisschen Pech hatte Erk Aicrag dann trotzdem: Er verletzte sich nicht etwa auf der rutschigen Bühne, sondern später beim Verlassen der Halle. Offenbar hält ihn das aber nicht davon ab, trotz Knöchelschiene weiter auf der Bühne zu stehen – Rabia Sorda stoppt eben niemand so schnell.

Last but not least wurde es dann gar noch ein wenig künstlerisch anspruchsvoller, als Headliner Das Ich rund um Frontmann Bruno Kramm, die Bühne betrat. Schon die abgefahrenen Outfits sind ein Hingucker, der zeigt, dass es sich bei Das Ich mehr um ein vollumfängliches Kunstprojekt, als eine reine Band handelt. Da steckt auch ein Konzept hinter: Hinter den elektronischen Klängen der Neuen Deutschen Todeskunst steckt eine Auseinandersetzung mit den eigenen inneren Abgründen. Ihre großen Hits wie “Kannibale”, “Destillat” oder “Lazarus” haben schon fast Züge, die an Friedrich Nietzsche erinnern. Gothic kann eben auch Anspruch, Lyrik und Psychologie. Und das weckt schon seit den 90igern einige Faszination bei den Goths. Erst recht in diesem kleinen, intimen Rahmen, wie ihn das Projekt 42 schafft. Der Blick ins eigene Innere präsentiert sich auf der kleinen Bühne doch intensiver, als auf den großen Festivals.

Fotos: Rene Daners


22
Dez

Schloss Burg Solingen: The Gregorian Voices mit gemütlichen Chorabenden

Die farbig beleuchteten Fenster sorgen für eine romantische Stimmung, die wenigen hundert Sitzplätze lassen das Publikum teilhaben wie bei einem Wohnzimmerkonzert: Der frisch renovierte Rittersaal der Schloss Burg in Solingen ist bereit für aufregende Veranstaltungen. Und diese Gelegenheit lässt sich das hübsch beleuchtete Schloss schon in diesem Winter nicht nehmen: Bereits vor Weihnachten begeisterten am 21. und 22. Dezember 2025 zwei außergewöhnliche Konzerte die Besucher des Schlosses. Acht Mönche, bereits seit Jahrzehnten auch aus der Werbung bekannt, lassen Mittelalter auf Moderne treffen und beweisen, dass gregorianische Kirchenmusik alles andere als langweilig sein muss.

The Gregorian Voices im Schloss Burg Solingen

Sie präsentieren Konzerte für die gemütlichen Romantiker, die nicht immer Action auf der Bühne brauchen. Das Licht wird gedimmt, so möchte es die Band, die zum ersten Song mit Kerzen auf die Bühne spaziert. Das schwache Licht soll die entspannte Stimmung verstärken, die sie allein mit ihren Stimmen erzeugen. Bei The Gregorian Voices ist alles unverstärkt. A cappella und unplugged präsentiert der Chor aus acht Männern, dessen Stimmen ganz ohne Lautsprecher dann doch überraschend laut in dem Rittersaal der Schloss Burg erhallen, seine ganz eigenen Interpretationen bekannter Lieder. In der ersten Hälfte der rund 105 Minuten des Konzerts widmen sie sich jenen Songs, für die The Gregorian Voices bekannt sind: Klassische gregorianische Chorgesänge, größtenteils Kirchenmusik – so wie man es erwartet, seitdem man zum ersten Mal auf den Chor gestoßen ist.

Nach einer kleinen Pause, bei der die Besucher sich dann sogar im Nebensaal mit einer kleinen Stärkung versorgen konnten, wurde es hingegen deutlich spannender und überraschender: Die Kirchenmusik lassen The Gregorian Voices hinter sich, stattdessen erklingt eine aufregende Neuinterpretation von “You raise me up” – erstklassig als a cappella Chor vorgetragen. Es folgt ein Mix aus zahlreichen Popsongs aus den Charts und – passend zur Weihnachtszeit – einigen Weihnachtsklassikern. Sogar die ältere Generation wird an diesen außergewöhnlichen Versionen von “Stille Nacht” und anderen weihnachtlichen Songs aus der Kindheit ihre Freude haben. The Gregorian Voices zeigen, dass a cappella keineswegs langweilig sein muss.

The Gregorian Voices im Schloss Burg Solingen

Bei den Menschen in Solingen und Umgebung ist der Chor so beliebt, dass gleich vier Konzerte auf einmal stattfinden. Nach den ersten beiden Konzerten im Dezember, kehren The Gregorian Voices am 31. Januar 2026 und am 3. Februar 2026 noch einmal nach Solingen zurück – und spielen auch dann wieder im prachtvollen Rittersaal des Schloss Burg. Insbesondere für den Februar-Termin sind noch Tickets unter solingen-live.de, sowie bei Eventim erhältlich. Doch nicht zu lange warten: Drei der vier Konzerte sind bereits ausgebucht!

Fotos: Rene Daners