09
Okt
Abor & Tynna: Die ESC-Stars feiern eine Generationenparty in Köln
Ganz ausverkauft war das Konzert dort dann zwar nicht, gut gefüllt aber dennoch: Immerhin kam das Star-Duo vom ESC auf eine geschätzte Auslastung von rund 80 Prozent. Spannend zu beobachten dabei das Publikum: Abor & Tynna scheinen keine typische Zielgruppe zu haben. In Köln versammelten sich Zuschauer aller Altersklassen und Geschlechter, sogar Kinder kamen mit ihren Eltern. Musikalisch ist der Pop der beiden Österreicher dann schon eher typische Musik der Generation Z: Irgendwo angesiedelt zwischen Juli und Ikkimel, mit einem bisschen treibendem 90er Style Electropop a la Blümchen und soften Texten, die von Beziehungs- und Alltagsproblemen junger Menschen handeln.
Besonders beeindruckend: Die Gesangsstimme und Bühnenpräsenz von Sängerin Tynna. Wenn Tynna die Bühne betritt, wirkt das ein bisschen wie eine dieser seltenen jungen Lehrerinnen, die nicht einmal den Mund aufmachen müssen, um die volle Aufmerksamkeit auf ihrer Seite zu haben. Ihr Selbstbewusstsein strahlt beinahe wie eine Aura, plötzlich gibt es nicht anderes mehr in der riesigen Halle des Carlswerk Victoria. Dass sie dann auch noch mit einer bemerkenswert hohen und intensiven Live-Gesangsstimme das Publikum umhaut, damit hätte an diesem Abend wohl niemand gerechnet – war das auf dem heimischen TV beim ESC nämlich bei weitem nicht so überwältigend. Doch bei ihrer Tour zum Debütalbum “Bittersüß” beweisen die beiden, dass sie unser Land zurecht beim größten Song Contest Europas vertreten durften.
Und auch wenn es die Konkurrenz von Feuerschwanz ungern zugeben mag: Man muss doch eingestehen, dass der Frauenanteil bei einem Auftritt von Abor & Tynna sichtbar höher ist, als auf einem Metal-Konzert. Und das, obwohl es einen Moshpit trotzdem gibt (wenngleich das bei einem Pop-Konzert ein wenig befremdlich sein mag): Bei dem gleichnamigen, noch unveröffentlichen Song “Moshpit” bildete sich schnell ein Kreis in der Mitte, bei dem die Menge zu beinahe Eurodance-mäßigen Beats ganz schön steil ging. In einen solchen Song dann auch noch die Talente aus dem klassischen Musikunterricht einfließen zu lassen – ungewöhnlich. Doch Tynna zeigte den Fans gerne einmal, wie wandelbar sie ist und was sie derweil auf der Querflöte drauf hat. Abor durfte seine Fähigkeiten als Tempo-Cellist ja bereits bei einem früheren Song unter Beweis stellen.
Nach außerdem zwei Songs, die Tynna mitten in der Fan-Menge gesungen hat, war sie sichtlich berührt vom respektvollen Verhalten ihrer Fans. Einer herzlichen Dankesrede folgte sogleich eine Aufforderung, doch für immer so zu bleiben. Mit dieser Begeisterung setzt das Duo also nun ihre “Bittersüß”-Tour durch viele weitere Teile Deutschlands fort.
Fotos: Rene Daners