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Folkerdey in Ratingen: Internationaler Folk und Experimente
Düsseldorf: AC/DC kommen in die Stadt, eröffnen aber nicht das neue Gelände
Cavalluna: Die spektakuläre Pferdeshow gastierte in Düsseldorf
In Darkness Festival: Das familiäre Event für die schwarze Szene in Duisburg
Wave-Gotik-Treffen: Europas wichtigstes Event der schwarzen Szene
Sturm auf Zons: Ritter trotzen dem Regen

Archiv fürJuni, 2025


30
Jun

Folkerdey in Ratingen: Internationaler Folk und Experimente

Ein Festival für nur 20 Euro im Jahre 2025? Wo gibt es denn sowas noch? So mancher Besucher des Folkerdey Festival am 28. Juni 2025 in Ratingen staunte womöglich nicht schlecht, als er den geringen Eintrittspreis auf der Webseite der Veranstaltung las. Selbst kleinere Festivals mit wenigen hundert Besuchern leiden inzwischen oftmals so sehr unter der Inflation, dass der Preis dort bereits beim Doppelten liegt. Doch die Gemeinnützigkeit des Fördervereins, die Unterstützung der Stadt Ratingen und diverse Sponsoren machen es möglich, dass das Festival seine Preise halten kann und sicher in die Zukunft geht. Die Besucher, die seit fast 20 Jahren auf das Festival im Eisenzeitlichen Gehöft kommen, wird es freuen: Das Folkerdey ist in jedem Sommer so etwas wie eine Tradition und eines der wenigen Events, die sich der enormen Vielfalt der Folkmusic in allen Facetten widmen.

Wer bei Folk jetzt an Musik für alte Leute oder spießigen Country denkt, wurde beim Folkerdey aber auch schnell eines Besseren belehrt. Folk ist für die Ratinger so ziemlich alles – vom traditionellen Irish und Scottish Folk über schnelleren tanzbareren Speedfolk bis hin zu experimenteller Weltmusik. In den ersten Mittagsstunden durfte aber, wie in jedem Jahr, erst einmal der Nachwuchs auf die Bühne. Mit den Reel Talents und der DBG Big Band des
Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Ratingen durften sich Musikschüler bei einem ersten Auftritt auf der Bühne ausprobieren. Bekannte Songs verschiedener Generationen, von Pop bis Rock, wurden da gespielt. Gemeinnützigkeit bedeutet eben auch Nachwuchsförderung.

Folkerdey: Áit Ait
Folk geht auch dunkel-elektronisch: Áit Ait überraschen mit einzigartigem Sound

Danach dürfen dann die Großen ran: Sabrina Palm etwa begleitete ihre “Reel Talents” noch als Lehrerin, stand am Nachmittag dann mit ihrer eigenen Band auf der Bühne. Palm Bay Frost hieß es da, die Nachnamen der drei Musiker, die sich während der Corona-Pandemie kennenlernten und seither gemeinsam Musik produzieren. Ganz im Sinne der Traditionen des Folkerdey gab es da Fresh Folk im irischen und schottischen Stil – aber allesamt aus der eigenen Feder der Band. Sabrina Palm, Simon Bay und Hartmut Frost zeigten, dass handgemachter Folk noch immer lebendig ist und auch neue Stücke zu Tage bringt. Die Wanton String Band gleich danach setzte dort an – aber doch deutlich flotter gespielt, mit einem Hauch psychedelischer Klänge. Old-Time-Folk im jungen Gewand, auf das selbst die 20-jährigen Besucher abfahren.

Während unterdessen die preisgünstige handgemachte Paella des Spanischen Kulturvereins Ratingen für lange Schlangen sorgte, tanzte manche Band auch ein bisschen aus der Reihe. Áit Ait nahmen den weiten Weg aus Minneapolis in den USA auf sich, um in Ratingen dabei zu sein und bezeichnen ihre Musik selbst als “Experimental Folk”. Was dabei von Sängerin Aja McCullough und Patrick Maun geboten wurde, klang dann aber überraschend elektronisch. Tatsächlich hätte man das amerikanische Duo wohl eher auf dem Wave-Gotik-Treffen als auf dem Folkerdey erwartet: Der Electro-Folk klingt wie ein Mix aus Dark Wave, Dark Ambient und Pagan Folk-Gesang. Faszinierend ist das allemal – hoffentlich weiß die Band, wie sehr das Publikum eines Gothic-Festivals sie dafür feiern würde.

Folkerdey: Violons Barbares
Abgefahrener Sound: Dandarvaanchig Enkhjargal spielt mit Violons Barbares eine mongolische Pferdekopfgeige

Die experimentelle Vielfalt all dessen zu repräsentieren, was die Folk-Szene zu bieten hat, hat sich das Folkerdey Festival aber ohnehin schon seit Jahren zur Aufgabe gemacht. Neben gewohnten Klängen finden sich auf dem Event immer wieder Bands, die sich auf musikalische Experimente einlassen und die Hörgewohnheiten ein wenig herausfordern. Das wurde generell insbesondere auf der kleineren zweiten Bühne des Festivals deutlich. Auch die griechische Band Kadinelia machte das deutlich – und konnte mitten in der griechischen Festivalsaison wohl nur mit viel Glück gebucht werden. Der traditionelle griechische Folk traf auf eine beeindruckende Frauenstimme. Und auch hier durften ganz besondere Instrumente zum Einsatz kommen: Den kykladischen Dudelsack hört man in Deutschland doch eher selten, ist zugleich auch gewöhnungsbedürftig für den Zuhörer hierzulande.

Das alles sollte aber noch gar nichts sein im Vergleich zu der abgefahrenen Musik von Violons Barbares. Die drei Herren mit internationaler Herkunft entführten das Publikum in die Welt der Drachen und magischen Wesen – mit reichlich Kehlkopfgesang und Tiergeräuschen. Dazu noch eine mongolische Pferdekopfgeige, eine dreisaitige Gadulka aus Bulgarien und so ziemlich jeder Gegenstand bis hin zu Salatschüsseln, der als Trommel verwendet werden kann. Wird das dann auch noch in einem Tempo gespielt, bei dem selbst Speedfolk-Bands wie “Fiddlers Green” ins Staunen kommen könnten, ziehen die “Violons Barbares” auf ihre ganz eigene, sehr experimentelle Art völlig in ihren Bann – sofern man sich darauf einlassen kann.

Folkerdey: El Flecha Negra
Bunt und gute Laune: El Flecha Negra bringen mit südamerikanischem Sound die Menge zum Tanzen

Bei den etwas größeren Bands auf der Main Stage blieb es hingegen etwas massentauglicher. Bei den sommerlichen Temperaturen von knapp 30 Grad kam bei 100 Voltas dann auch sommerliche Stimmung auf. Die spanische Band um Verónica Codesal zeigte dem Publikum auf ihre ganz eigene Weise, wie sich eine spanische Fiesta in ihrer Heimat wohl anfühlen mag. Dass man sogar galizischen Blues spielen kann, also “Galiciblues”, wie die Band ihn nennt, war zugleich eine Überraschung. Eine ähnliche Stimmung setzte dann auch El Flecha Negra fort, die im wahrsten Sinne des Wortes das Publikum mit Pauken und Trompeten zum Feiern brachte. Südamerikanische Sounds kombiniert mit ein bisschen Freiburger Flair erwartete den Zuhörer, der sich hier voll und ganz auf tanzbare Rhythmen einlassen konnte.

Bevor es dann zu Mitternacht noch eine offene Jam Session gab, bei der sich Musiker der einzelnen Bands jedes Jahr am Lagerfeuer mit ihren Fans treffen, um gemeinsam noch ein paar Songs unplugged zu spielen, durften echte Lokalmatadore das Festival abschließen. Die Düsseldorfer Band Drowsy Maggie sind schon so etwas wie Stammgäste, die nahezu jedes Jahr auf dem Folkerdey spielen. Als Headliner standen sie aber auch völlig zurecht auf dem Plan: Die Düsseldorfer spielen genau den mitreißenden tanzbaren Irish Folk, den man auf einem Folk-Festival erwartet. Und dass da nahezu niemand das Festival vorzeitig verlässt, ist da natürlich selbstverständlich.

Folkerdey: Drowsy Maggie
Lokalmatadore: Drowsy Maggie heizen als Headliner aus Düsseldorf ein

Eines ist jedenfalls sicher: Die Vorfreude auf das nächste Jahr ist bei den meisten Besuchern sicherlich schon vorhanden. Und der Termin steht auch schon: Am 30. Mai 2026 geht das Folkerdey Festival in Ratingen in die nächste Runde. Infos und Tickets gibt es demnächst unter folkerdey.de.

Fotos: Rene Daners


25
Jun

Düsseldorf: AC/DC kommen in die Stadt, eröffnen aber nicht das neue Gelände

Eigentlich sollte das Spektakel perfekt sein: Seit Jahren plant die Stadt Düsseldorf ein neues riesiges Konzertgelände auf dem Parkplatz der Messe, auf dem bis zu 80.000 Menschen Platz finden. Und ausgerechnet die legendäre Band AC/DC sollte die neue Location eröffnen und damit ein echter Kracher werden. Daraus wird allerdings nun nichts. Grund dafür sind einige bauliche Probleme, die dazu führen, dass das Open Air-Gelände doch noch nicht bereit steht. Ein zusätzliches Problem besteht in der Tatsache, dass der Karten-Vorverkauf bereits begonnen hatte, bevor überhaupt eine Genehmigung für die Nutzung des Geländes vorlag. Nun also muss eine neue Location her, die ebenfalls in Düsseldorf liegt.

Die gute Nachricht: Das geplante Konzert findet tatsächlich trotzdem statt. Für AC/DC und ihre PWR UP Tour geht es nun in die Merkur-Spiel-Arena, dem großen Stadion der Fortuna Düsseldorf. Dort findet das Konzert wie geplant am 8. Juli 2025 statt. Damit kommt eine der größten Rock-Legenden der Welt endlich nach Düsseldorf. Bei den Fans gab es trotzdem etwas Unmut: Die Kapazität der neuen Location ist natürlich kleiner – und die Tickets wurden daher teilweise auch für Tribünenplätze umgetauscht, die nicht immer genau die Sicht bieten, die sich Fans wünschen. Der Stimmung wird das sicherlich keinen Abbruch tun: Ihre größten Hits wie “Highway to Hell” oder “T.N.T.” werden auch in der Merkur-Spiel-Arena ihren Platz finden. Tickets gibt es ab 124 Euro bei Eventim und den üblichen Vorverkaufsstellen.

ACDC kommen nach Düsseldorf
Foto: Christi Goodwin / Concertteam NRW


25
Jun

Cavalluna: Die spektakuläre Pferdeshow gastierte in Düsseldorf

Die Show wurde bereits mehrfach mit dem “Sold Out Award” ausgezeichnet, denn mit über 400.000 Besuchern pro Jahr gehört sie zu den meistbesuchten Artistikshows des Landes. Und neben dem stationären Cavalluna Park in München, der nahezu ganzjährig besuchbar ist, begeistert das Programm auch auf einer wandernden Tour Familien und Kinder in ganz Deutschland. So gastierte das Spin Off-Event Cavalluna: Grand Moments erst vor kurzem im PSD Bank Dome in Düsseldorf und konnte auch dort die Arena gut füllen. Im Mittelpunkt des knapp 2-stündigen Events stehen dabei allerlei Akrobatik und Stunts auf dem Pferd – natürlich eingebunden in eine liebevoll erzählte Geschichte. Dass draußen vor dem Beginn sogar die Tierschützer von Peta demonstrierten, hielt die tausenden Besucher, die Cavalluna zu einem Familienausflug machten, nicht davon ab, die Veranstaltung freudig zu besuchen.

Cavalluna: Grand Moments im PSD Bank Dome Düsseldorf

Ein bisschen erinnert “Cavalluna: Grand Moments” dabei an eine Zirkusshow. Den Storyrahmen liefert dabei der traurige Clown Trol, der seit seiner letzten Show mit der Einsamkeit und Depressionen zu kämpfen hat. Bei einer Reise durch seine Vergangenheit ist er auf der Suche nach neuer Lebenslust und einem inneren Frieden und begegnet dabei all seinen Freunden aus seiner bisherigen Showzeit. Dabei kann der Clown noch einmal seine zahlreichen “Grand Moments” seines Lebens Revue passieren lassen – und zeigt dem Publikum aufregende Showelemente zu Pferd. Erfreulich dabei: Jegliche Pferde-Stunts, egal wie spektakulär sie auch sein mögen, wurden bei “Cavalluna” völlig gewaltfrei durchgeführt. Die Showelemente der Pferde sitzen dermaßen gut, dass die Tiere viele der Aktionen gänzlich berührungsfrei von alleine durchführen. Manche davon sind gar so aufwändig, dass die Selbstständigkeit der Showeinlagen zum Staunen einladen.

Besonders eindrucksvoll ist dabei etwa eine Nummer, bei der einer der Artisten auf zwei Pferden stehend reitet, während er insgesamt sechs Pferde zugleich über Hindernisse springen lässt, ohne den restlichen Pferden dabei irgendwelche Anweisungen geben zu müssen. Auch die Feuershow zeigt unterdessen, warum der Eintrittspreis sein Geld wert ist: Anstelle der Standard-Showeinlagen, die das Publikum vermutlich bereits von Mittelaltermärkten kennt, bietet “Cavalluna: Grand Moments” eine Show, bei der zwei Reiter mit einem brennenden Seil hantieren – ganz ohne dass dies die Pferde in geringster Weise beunruhigen würde. Und auch eine visuelle Showeinlage, bei der die Pferde komplett in farbigen LEDs eingekleidet sind, sorgt für einen hübschen Augenschmaus während der Show. Das alles ist aber längst nicht alles: “Cavalluna: Grand Moments” entpuppte sich nicht nur als deutlich beeindruckender, als gewöhnliche Zirkusshow, sondern bietet vor allem für Fans einer beeindruckenden Optik noch zahlreiche weitere spektakuläre Showeinlagen – sogar ein Esel darf dabei nicht fehlen.

Weitere Termine und Tickets finden sich auf der Webseite des Veranstalters unter cavalluna.com.

Cavalluna: Grand Moments im PSD Bank Dome Düsseldorf

Fotos: Rene Daners


22
Jun

In Darkness Festival: Das familiäre Event für die schwarze Szene in Duisburg

Es ist der womöglich unwahrscheinlichste Ort für ein Festival: Mitten im Duisburger Stadtteil Meiderich, unmittelbar in der Nähe des Stadtparks, trifft sich ein Mal im Jahr die schwarze Szene, um in einem Jugendtreff ein Festival zu besuchen. Jugendlich ist an diesem Abend zwar wahrscheinlich niemand mehr, dafür handelt es sich um ein unabhängiges Festival von der Szene für die Szene. Organisiert von Musikern, die teils selbst auf der Bühne stehen, bringt das familiäre In Darkness Festival mehrere hundert Besucher zusammen, um fernab des Kommerzgedanken der Großevents die schwarze Szene zusammenzubringen. In diesem Jahr hat es das kleine Festival sogar geschafft, bereits einige Zeit vor dem Event-Abend am 14. Juni 2025 ausverkauft zu sein.

In Darkness Festival - Quand
Eine Bühnenpremiere: Quand spielen zum ersten Mal live

Raum für Experimente
Das In Darkness Festival bietet dabei vor allem kleineren Bands einen Rahmen, sich zu präsentieren. Da braucht es keine großen Headliner, wie sie auf den großen Mainstream-Festivals spielen, sondern einige kleinere Synthpop-Bands reichen völlig aus, um das Publikum zu begeistern. Gleichzeitig ist das Event aber auch ein Raum, um neue Ideen und Experimente vor dem “Kern der Szene” ein erstes Mal auszuprobieren. So begann das Festival in diesem Jahr sogar bereits mit einem Debüt: Tim Schulschenk, den meisten Besuchern bekannt als Sänger der Band “Alienare”, hat nämlich auch das Nebenprojekt Quand. Auf Youtube und den Streaminganbietern konnte man da bereits reinhören, eine Bühnenperformance gab es mit “Quand” jedoch noch nie. Mit der Unterstützung von Panist Simon Zlotos, der auch bereits mit Mono Inc. Symphonic und Florian Grey auf der Bühne stand, gab es da eher ruhigere Balladen und dunkelromantische Töne zu hören. All jene Songs eben, die nicht so ganz zu Alienare passen.

Eine Bühne für Bands aus der Region
Die Synthpop-Band The Saint Paul waren gleich danach schon fast sowas wie Lokalmatadore. In der schwarzen Szene schon seit Jahren keine Unbekannten mehr, ist die 3-köpfige Band aus Velbert bekannt für ihren düster-melodischen Electro, der für ein wenig Partystimmung im Parkhaus Meiderich sorgte. Ungewöhnlich dabei: Statt nur mit Sänger und Synthesizer aufzutreten, wie es viele kleine Synthpop-Bands tun, gehört Hendrik Strehl als Live-Drummer fest zur Band dazu. Von den Events im Ruhrgebiet sind “The Saint Paul” also auf keinen Fall mehr wegzudenken.

In Darkness Festival - Dunkelsucht
Gothic geht auch in bunt und mit weißem Hemd: Dunkelsucht aus der Schweiz begeistern

Dunkelsucht – mit buntem Licht und dunklen Texten
Während die Besucher in der Umbaupause bei sommerlichen Temperaturen von über 30 Grad im dazugehörigen Garten etwas frische Luft schnappten und dabei auch mit den Bands ins Gespräch kommen konnten, wurde vor der Tür des Parkhaus Meiderich bereits klar, dass es bei der nächsten Show ein wenig mehr Licht zu sehen geben wird: Die Band Dunkelsucht reiste extra aus der Schweiz nach Duisburg an und brachte auch ein Gestell aus Leuchtstoffröhren mit. Die sollten für ein wenig buntes Extralicht auf der Bühne sorgen, während sich ihre Texte eher tiefgründig und düster zeigten: Songs wie “Tanznacht” etwa handeln von Pessimismus, Alkoholmissbrauch und psychischen Problemen. Umso ungewöhnlicher, dass ausgerechnet “Dunkelsucht” nicht in schwarz auftreten und damit ebenfalls für einen Kontrast zwischen Texten und Optik sorgen: Ein weißes Hemd zu buntem Licht soll es schließlich sein, das verdeutlicht, wie widersprüchlich das innere Gedankenleben und das äußere Erscheinungsbild doch sein kann – mehr Goth geht eigentlich nicht.

Rückkehr an den Geburtsort
Gleichzeitig gibt es aber auch Bands, die ebenfalls ihre Premiere einst beim In Darkness Festival feierten – und heute auf den großen Bühnen des Landes stehen. Die Pulheimer Band Wiegand hatte im Jahre 2022 ihren ersten Auftritt beim damaligen In Darkness Festival. Heute sind sie als Support für niemand geringeres als Peter Heppner unterwegs und erfreuen sich einer wachsenden Beliebtheit. An den “Geburtsort” kehrt die Synthpop-Band rund um Helge Wiegand und Jens Domgörgen aber trotzdem gern zurück: Auf dem kleinen familiären Event ist man schließlich unter all jenen Menschen, die den Werdegang von Beginn an begleitet und unterstützt haben. Das sieht man auch am Publikum, das trotz der heißen Sommertemperaturen nicht davor zurückschreckte, die aufgeheizte Indoor-Halle aufzusuchen.

In Darkness Festival - Chrom
Ein würdiger Headliner: Chrom füllen die Halle des Parkhaus Meiderich mit Leichtigkeit

Headliner für Electro-Fans
Einen kleinen Headliner braucht am Ende aber auch ein solch familiäres Festival und da hat das In Darkness Festival eine Band gebucht, die in den vergangenen Monaten doch reichlich zu tun hatten: Erst im März trat die Band beim E-Tropolis Festival auf und sogar erst eine Woche vor dem In Darkness Festival reisten sie noch zum Wave-Gotik-Treffen nach Leipzig. Warum sie zurecht Headliner waren, wurde dann aber auch schnell klar: Chrom sorgten innerhalb weniger Sekunden für eine voll besetzte Halle, in die kaum noch ein hineinkommen war. Ob Hitze oder nicht: Bei “Chrom” wird getanzt, getobt und gefeiert – denn diese Synthese aus Synthpop, EBM und Electro lieben die Fans.

Im nächsten Jahr hoffen die Veranstalter deshalb nun auf einen ähnlichen Erfolg: Am 13. Juni 2026 soll das In Darkness Festival dann wieder am gewohnten Ort in Duisburg stattfinden. Schon jetzt wurde mit Beyond Border eine erste bekannte Band aus der Szene für das 10-jährige Jubiläum angekündigt, die wieder für feinsten Synthpop sorgen dürfte. Der Ticket-Vorverkauf für das Event startet am 1. Juli 2025.

Fotos: Rene Daners


17
Jun

Wave-Gotik-Treffen: Europas wichtigstes Event der schwarzen Szene

Es ist bereits eine lange Tradition. Seit 1992 pilgern Goths und alle anderen Angehörigen der schwarzen Szene zu Pfingsten nach Leipzig, um sich zu treffen, auszutauschen, zahlreiche Bands und viel Programm “drumherum” zu erleben. Inzwischen ist die Veranstaltung auf über 19.000 Besucher angewachsen und dauert ganze vier Tage. Und wenn es auch nicht das größte Szene-Festival sein mag, so ist es mit seiner enormen internationalen Ausrichtung doch das wichtigste Event der schwarzen Szene. Aus der ganzen Welt reisen die Goths an, um auch die kleinste und speziellste Band sehen zu können – denn bis hin in kleine Nischen wie Noise, Post-Punk und Experimentellem hat das Wave-Gotik-Treffen für jeden Geschmack etwas zu bieten. Am ehesten lässt sich die Veranstaltung dabei mit der “Nacht der Museen” vergleichen. Auch das WGT präsentiert sich dezentral, nutzt über zwanzig Locations verteilt in der Stadt Leipzig. Ein Bändchen bietet Zugang zu allem – ob Konzerte, Lesungen, das spezielle Kulturprogramm in Museen und auf Friedhöfen oder die Fetisch-Party am Abend. Genau das macht das WGT so besonders.

Wenn bereits zahlreiche Goths das Innere der Leipziger Straßenbahnen in schwarz färben, beginnt das Wave-Gotik-Treffen am Freitag traditionell mit dem Viktorianischen Picknick im Clara-Zetkin-Park. Tausende Menschen strömen in die Parkanlage, um die aufwändigsten und eindrucksvollsten Outfits auszupacken. Das tausende Euro teure Kleid wird da genauso getragen, wie Steampunk-Gewandungen oder aus Moosgummi selbst hergestellte schwarze Flügel. Das Viktorianische Picknick ist das Gothic-Treffen in Extravagant. Dort, wo die Goths endlich einmal die Gelegenheit haben, all jene Gewänder zu tragen, die für die enge Konzerthalle zu ausgefallen sind. Schaulustige lockt das natürlich auch an, denn die Outfits zu bestaunen, macht selbst den Einheimischen aus Leipzig Spaß, die nicht Teil der Szene sind. Die gewöhnliche Kleidung für Clubs und Konzerte ist das aber nicht, den vermeintlich “echten” Anblick der Szene, findet man dann doch eher in einer der zahlreichen Konzertlocations, die sich überall in der Stadt wiederfinden.

WGT - Leichenwagentreffen
Leichenwagen und eindrucksvolle Outfits: Das gibt es im Clara-Zetkin-Park zu sehen

Das Täubchenthal beispielsweise ist bekannt dafür, dass sich die Szene hier mit ihrer typischen Disco-Kleidung trifft. Und das kann je nach Tag sogar mal ein bisschen abweichen: Wenn am Freitag und Samstag eher die Post-Punk-Bands auf der Bühne stehen, sind die Goth-Punks und Batcaver mit ihren hochtoupierten Haaren und ihren schwarz-punkigen Klamotten nicht weit. Gibt es dann am Sonntag hingegen plötzlich Noise und Electro, lockt das eine ganz andere Zielgruppe innerhalb der Szene an: Die Cybergoths mit ihren bunten Cyberlox aus Plastik und Moosgummi strömen ins Täubchenthal und beweisen, dass dieses “Subgenre” innerhalb der Szene – entgegen mancher Behauptungen – längst nicht ausgestorben ist. Und die restlichen Besucher: Schwarz, Nietenhosen, silberne Ketten, Netzstrümpfe, manchmal auch ein typisches BDSM-Halsband – ob als reinen Schmuck oder nicht – dominieren da insgesamt die Optik der Szene.

Aber die schwarze Szene hat eben auch einen speziellen (guten) Geschmack, der von hartem Electro über Metal bis hin zu Klassikern der 80er Jahre reicht. Dass der Synthpop da bekanntlich dazu gehört, dürfte spätestens seit Depeche Mode und VNV Nation klar sein. Verwundert dürften Außenstehende womöglich darüber sein, dass auch die 80er Popband Alphaville offenbar ihren Platz in der Gothic-Szene findet. Mit ihrem größten Hit “Forever Young” würde man sie vermutlich eher im Mainstream verorten wollen. Die Goths aber lieben oldschool Synthieklänge – und zwar so sehr, dass an der Main Stage in der Agra Messehalle sogar ein Einlassstopp notwendig war, da der Andrang derartig groß war. Ein bisschen mehr Platz gab es dann gleich danach bei Kite, die mit ihrer eindrucksvollen Light- und Lasershow und ihrem experimentellen Sound aber trotzdem die Halle recht gut füllen können.

WGT - Cybergoths
Cybergoths gehören seit vielen Jahren zur Szene – und sind eher bei elektronischer Musik anzutreffen

Abseits der Musik gab es aber auch in den darauffolgenden Tagen noch reichlich Programm. Entgegen den Behauptungen des MDR, Goths würden niemals rennen, findet auf dem WGT nämlich jedes Jahr auch der Gothic Run statt – ein Marathonlauf, an dem die Szene natürlich in stilechter Kleidung teilnimmt. Hinzu kommen Stummfilme mit Kinoorgel, Orgelkonzerte in einer Kirche oder sogar eine Demonstration, obwohl sich die Veranstaltung sonst unpolitisch gibt: Am Samstag Morgen gab es nämlich ein Leichenwagentreffen im Clara-Zetkin-Park, das anschließend mit einem Autokorso Richtung Südfriedhof fuhr – als Demonstration zum Erhalt traditioneller Leichenwagen, die immer häufiger durch stillose Sprinter ersetzt werden. Dabei nehmen traditionell auch zahlreiche echte Bestatter teil. Ob Bestatter aber nun durch ihren Beruf in die Szene finden, oder Goths doch eine Vorliebe für diese morbide Berufswahl haben, bleibt dabei unklar. Aber um Tod und Vergänglichkeit geht es bei der dunklen Romantik doch immer.

Romantisch geht es in der schwarzen Szene allerdings nicht immer zu, vor allem, wenn die härtere elektronische Musik auf der Bühne spielt. Die Genres des Aggrotech und EBM sind immerhin auch fester Bestandteil der Szene – und da scheppert im wahrsten Sinne der Fußboden. Ob bei den etwas derberen Texten von Centhron im Stadtbad oder irgendwo zwischen Funker Vogt, Protokoll 19 oder Pouppee Fabrikk, die auf dem WGT ihre Reunion feierte. Bei der einen Band wird es militärisch angehaucht, bei der nächsten darf ordentlich im Gleichschritt gestampft werden und wieder andere laden zum sogenannten “Industrial Dance” ein, für den die Cybergoths schon seit vielen Jahren bekannt sind.

WGT - Camouflage
Eine der beliebtesten Bands 2025: Camouflage mit ihrem Hit “The Great Commandment”

Dabei ist sogar durchaus immer wieder erstaunlich, wie es dem Wave-Gotik-Treffen gelingt, eigentlich längst aufgelöste Bands wieder auf die Bühne zu holen. Calva Y Nada zum Beispiel haben sich eigentlich schon vor gefühlt 20 Jahren aufgelöst, seitdem auch keine neue Musik mehr veröffentlicht. Nur sporadisch kommen sie noch einmal zusammen, um ihre alten Songs erneut auf der Bühne zu performen. So auch am Sonntag Abend im Haus Leipzig, wo sich die Besucher schnell fühlten, wie in den 90er Jahren. Zeitgleich ebenfalls ein Comeback: Silke Bischoff traten auf der Main Stage in der Agra auf, um auch hier die alten Songs wiederzubeleben. Nach dem Tod des ursprünglichen Sängers Felix Flaucher eher kontrovers von der Szene aufgenommen, begeisterte die Tribute Show von Alexander Veljanov (Deine Lakaien) und Sven Friedrich (Solar Fake) als neues Duo dann doch das Publikum.

Für Highlights aber ist das WGT bekannt – und ebenso dafür, Bands auf die Bühne zu holen, die bei den anderen großen Festivals oftmals vernachlässigt werden. Dass der “Never not dancing song”, wie ihn manche liebevoll nennen, da auch nicht fehlen durfte, war dann doch klar: Die Amerikanerin Shannon Funchess kam als Light Asylum nach Leipzig, um nicht nur ihren größten Hit “Dark Allies” zu performen, der auf Gothic-Partys seit über 10 Jahren hoch und runtergespielt wird. Und auch Sängerin Mona Mur, die gemeinsam mit En Esch in der Kuppelhalle des Volkspalast spielten, waren wohl eine kleine Besonderheit – auch wenn die Konkurrenz von Camouflage groß war. Die “kleineren Depeche Mode”, wie sie auch mal scherzhaft genannt werden, traten mit ihrem Hit “The Great Commandment” nämlich fast zeitgleich auf der Main Stage auf.

WGT - Totentanz Strumpfsockig
Gothic, Mittelalter und Punk: Dass das zusammengehört, zeigen Totentanz Strumpfsockig im Heidnischen Dorf

Und dann die beiden großen Überraschungen, mit denen anfangs vermutlich erst niemand gerechnet hat: Das Wave-Gotik-Treffen hat als Headliner gleich zwei Post-Punk-Legenden eingeladen. So durften sich sowohl Ex-Sänger der Sex Pistols John Lydon aka Johnny Rotten mit Public Image Ltd., kurz PIL die Ehre geben, aber auch niemand geringeres als New Model Army. An unterschiedlichen Tagen bekamen die beiden Bands das Nacht-Special, um möglichst konkurrenzlos in der Agra auftreten zu können. Während PIL wegen seiner Punk-Attitüde des Rotzens auf die Bühne von vielen Besuchern als “schwierig” bezeichnet wurden, rockten New Model Army als verdienter Abschluss-Headliner dann umso mehr die Halle.

Unterdessen kamen allerdings auch die Fans der Mittelalterszene, die man doch irgendwie als mit den Goths befreundet betrachtet, auf ihre Kosten. Das Heidnische Dorf ist schließlich auch immer einen Besuch wert und hatte an allen vier Tagen nicht nur einen gemütlichen Mittelaltermarkt zu bieten, sondern auch dort noch weitere Live-Musik auf der Bühne. Neben Letzte Instanz, die sich gerade auf Abschiedstour vor ihrer Auflösung befinden und daher zahlreich gefeiert werden, überzeugten dort etwa auch Totentanz Strumpfsockig, denen es erfolgreich gelungen ist, Gothic, Mittelalter und Punk tatsächlich zu kombinieren – sowohl in ihren Outfits, als auch ihrer Musik.

>WGT - Kite
Spektakuläre Lichtshow: Die Light- und Lasershow von Kite ist ebenso experimentell, wie ihre Musik

Aber ihr denkt jetzt, ein derartig langer Artikel sei bereits alles, was das Wave-Gotik-Treffen zu bieten hat? Mitnichten. Das riesige Gothic-Event in Leipzig bietet dermaßen viel Programm, dass es schier unmöglich ist, alles davon zu sehen. Manche Programmpunkte sind gar so besonders, dass selbst langjährige Besucher erst nach Jahren von ihnen erfahren. Ihr denkt, das müsst ihr auch mal sehen und mal dabei sein? Dann merkt euch bereits das Datum für Pfingsten 2026, denn dann wird das WGT auch im kommenden Jahr erneut stattfinden. Sogar die Vorab-Anreise lohnt sich, denn bereits Donnerstag erwarten den Besucher viele aufregende Pre-Partys der unterschiedlichen Genres. Und das seltene Gefühl, als Goth für vier Tage endlich einmal zu den “Normalen” zu gehören, ist sowieso unbeschreiblich. 4 Tage mit einer Stadt komplett in schwarz, an denen die Gothic-Outfits plötzlich zur normalen Kleidung gehören.


04
Jun

Sturm auf Zons: Ritter trotzen dem Regen

Nach vielen sonnigen Frühlingswochen hatte sich das Mittelalterfest Sturm auf Zons nicht gerade das beste Wochenende ausgesucht. Während das Event am 24. und 25. Mai 2025 wieder in der mittelalterlichen Stadt Dormagen-Zons stattfand, wurden die Ritter und Heerlager von recht wechselhaftem Wetter heimgesucht. Vor allem für den Samstag wurde das zu einem Problem, denn nachdem das Regenwetter bereits zum Mittag einsetzte, leerte sich der Mittelaltermarkt zunehmend und die Händler mussten bereits gegen 17 Uhr endgültig schließen. Bis dahin allerdings ließen sich die Besucher nicht von einem spaßigen Erlebnis abhalten und sogar die Ritterrüstungen wurden, wie in jedem Jahr, wieder ausgepackt.

Sturm auf Zons - Reenactment Schlacht
Im Mittelpunkt des Events steht die Schlacht um Burg Zons – auch bei Regen

Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht nämlich nicht nur der Mittelaltermarkt innerhalb des Burggeländes, sondern auch eine echte Schlacht zur Eroberung der Burg. Der Name “Sturm auf Zons” kommt schließlich daher, dass zahlreiche Teilnehmer für ein Reenactment nach Dormagen reisen, um ganz wie zu früheren Zeiten, die Eroberung der Burg Zons nachzuspielen. Die Heerlager schlüpfen dafür in schwere Ritterrüstungen, schießen mit echten Waffen und lassen die klirrenden Schwerter gegen ihre Feinde schwingen. Von einem solchen Spaß, kann sie auch der hartnäckigste Regen nicht abhalten: Selbst bei strömendem Regen standen die Ritter vor den Burgmauern, bereit zur großen Schlacht – während die Besucher mit ihren Regenschirmen dem Spektakel zuschauten.

Generell ist die Mittelalterszene dafür bekannt, sich den Spaß auch bei schlechtem Wetter nicht nehmen zu lassen. Und Not macht bekanntlich erfinderisch: So lassen sich doch einige Schausteller aufregende Ideen einfallen, um ihre Shows auch bei Regen durchzuführen. Beim Feuerfresser Micha führte das zu einer ganz exklusiven Vorführung: Er begab sich mit seinen Fackeln kurzerhand unter ein Regenzelt, stellte sich auf eine Bank in der Mitte und präsentierte seine Feuershow umgeben von Besuchern, die dort Schutz vor dem Regen suchten. So nah, war man wohl noch nie zuvor bei einer Feuershow dabei – und selbst das Feuerschlucken ließ er sich bei dieser Aktion nicht nehmen.

Sturm auf Zons - Feuershow unter dem Regenzelt
Bei Regen präsentierte Feuerfresser Micha seine Feuershow unter dem Regenzelt

Klar ist: Auch bei Regenwetter kann ein Mittelalterfest ein ganz besonderes Erlebnis sein, das zu einzigartigen Momenten führt. Umso besser aber trotzdem, dass sich das Wetter dann am Sonntag entsprechend besserte und ein weiterer erfolgreicher Tag auf die Besucher und Aussteller wartete. Da macht dann auch gleich das Bogenschießen, der leckere Met und die vielen Köstlichkeiten noch viel mehr Spaß.

Fotos: Rene Daners