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E-Tropolis Festival: Das Cybergoth-Festival in der Turbinenhalle Oberhausen
Eiswelt Oberhausen: Die Eisskulpturen-Ausstellung war ein voller Erfolg
Saxon & Doro: Legenden des 80s Metal gemeinsam in Düsseldorf

Archiv fürMärz, 2025


26
Mrz

E-Tropolis Festival: Das Cybergoth-Festival in der Turbinenhalle Oberhausen

Ein Festival mitten im März? Das mag bei manchem Außenstehenden für verwunderte Blicke sorgen, vor allem wenn man große Open Air-Veranstaltungen vor Augen hat. Festivals können aber auch Indoor stattfinden und so durften die Anhänger der elektronischen Musik innerhalb der Gothic-Szene bereits am 22. März 2025 in die Festivalsaison starten. Einen kompletten Tag lang gab es auf dem E-Tropolis Festival in der Turbinenhalle Oberhausen düstere elektronische Klänge der oftmals etwas härteren Gangart. Im Fokus stehen traditionell Bands aus den Genres des Aggrotech, EBM und Synthpop. Die Besucher: Durchgehend in schwarz gekleidet, nicht selten in aufwändigen Gothic-Outfits und manchmal sogar mit den “Cyberlox” genannten Plastik-Haarteilen der Cybergoths. Dafür reisen einige Bands sogar komplett um den Globus, um ihren Fans eine beeindruckende Show zu liefern.

Den weitesten Anreiseweg dürften zweifelsohne die beiden Mexikaner von Hocico gehabt haben, die schon zu den Größen der elektronischen schwarzen Szene gehören. Gekleidet wie ein Gothic-Schamane schmückt eine Knochenkette das düstere Outfit von Sänger Erk Aicrag (bürgerlich Eric Garcia), Totenköpfe zieren das Mikrofonstativ und Racso Agroyam (Oscar Mayorga), der ein bisschen Ähnlichkeit mit Kim Jong-Un aufweist, sorgt im Hintergrund für den harten, oft spanischsprachigen Aggrotech-Sound. “Hocico” heißt auf deutsch so viel wie “Schnauze!” und der aggressive Tonfall ist bei der Band zugleich Programm. Die Songs handeln nicht selten von der Hölle, dem Tod und anderem Leid. Für die Cybergoth ist das der richtige Sound, um mit ihrem sogenannten Industrial-Tanz das Tanzbein zu schwingen. Zum Tod kann man schließlich am besten tanzen.

E-Tropolis Festival: Hocico
Hocico aus Mexiko heizten das Publikum ein

Ganz andere Töne gab es zuvor etwa von der Münchner Band Rue Oberkampf, die zahlreiche ihrer Melodien mit französischem Gesang begleiten. Die musikalische Stilrichtung ist noch recht neu im Bereich des elektronischen Goth und findet doch immer mehr Anhänger. Eine Art Mischung aus Dark Wave, Synthpop und eindringlicher Frauenstimme sorgen für düster-melodischen Sound. Mit dieser neuen Form der “neuen elektronischen Todeskunst” begeisterten in den vergangenen Jahren auch schon junge Bands wie Oberer Totpunkt oder NNHMN. In Zukunft dürfte sie fester Bestandteil auf Festivals der schwarzen Szene werden.

Die “alten Hasen” der Szene gab es dafür reichlich und wurden vom Publikum so sehr gefeiert, dass das Festival in diesem Jahr bereits vorzeitig ausverkauft war. Dazu gehören etwa Aesthetic Perfection rund um Sänger Daniel Graves, die mit neueren Songs inzwischen etwas rockiger unterwegs sind. Für das E-Tropolis Festival hatten sie extra nochmal ein oldschool Electro-Set vorbereitet, um überwiegend Songs aus ihren ersten Jahren zu spielen. Songs wie den 16 Jahre alten “The Great Depression” lieben die Fans der ersten Stunde noch heute. Auch Headliner Mesh haben auf der Main Stage ihr Set ein wenig angepasst: So spielten die Briten zwar viele ihrer üblichen Hits wie “Kill your darlings” oder “Runway”, der Sound schien dabei aber deutlich rockiger und härter abgemischt. Beim Publikum, das den sonst eher “chilligeren” Sound der britischen Synthrock-Band gewohnt ist, sorgte das für einige erstaunte Reaktionen – aber offenbar auch für großen Gefallen.

E-Tropolis Festival: Aesthetic Perfection
Aesthetic Perfection mit einem klassischen elektronischen Set und vielen Songs aus der Anfangszeit

Dass die schwarze Szene selbst im elektronischen Bereich noch eine gewisse Vielfalt zu bieten hat, wurde unterdessen vor Bühne 2 deutlich: Pogo bei einem Electro-Festival? Damit rechnete wahrlich nicht jeder Besucher, weswegen der Moderator das Konzert auch kurz unterbrach, um auf etwas Rücksichtnahme hinzuweisen. Zur Electronic Body Music, kurz EBM, geht die Menge aber ein bisschen anders ab: Während die Cybergoth ihren Industrial-Tanz zu Aggrotech tanzen, gibt es beim EBM abwechselnd Pogo und “Marschiertanz” im Gleichschritt. Der EBM ist dabei so etwas wie der “elektronische Punk”, hat er seinen Ursprung immerhin in der Post-Punk-Szene. Und Bands wie Spetsnaz, die übrigens aus Schweden und nicht aus Russland kommen, oder Orange Sector lieferten den passenden Sound dafür. Selbst nach 20 Jahren ist Spetsnaz’ Oldschool-EBM-Song “Apathy” noch ein Club-Hit in den schwarzen Discotheken. Und Orange Sector hat mit dem Social Media-Hit “Farben” ohnehin längst ganz Tiktok erobert und dabei unerwartet viele Anhänger im Mainstream gefunden.

Der eigentliche Publikumsliebling jedoch, machte sich während dem Auftritt von Spetsnaz bereits auf der Main Stage bereit: Keine andere Band wird auf Festivals wie dem E-Tropolis und dem Amphi Festival häufiger gewünscht, als Solar Fake mit Sänger Sven Friedrich. Der Sound ist ein bisschen ruhiger, Synthpop der melodischen Art. Die Besonderheit aber ist und bleibt die außergewöhnliche Stimme von Sven Friedrich, die so auf der Welt wohl kein zweites Mal zu finden ist. Das macht die Musik der Band mit Hits wie “Under control” einzigartig. Und was die Fans lieben, sollen sie natürlich auch geliefert bekommen.

E-Tropolis Festival: Rue Oberkampf
Fast noch Newcomer: Rue Oberkampf mit einem speziellen düster-melodischen Sound

Für das kommende Jahr gilt dieses Vorhaben übrigens wohl auch: Für das nächste E-Tropolis im Jahre 2026 hat der Veranstalter bereits erste Bands angekündigt. Die Synthpop-Band Welle: Erdball mit ihrem außergewöhnlichen C64-Sound gilt als erster Headliner für den 28. März 2026. Daneben dürfen die Szenegrößen Combichrist ein elektronisches Set abliefern und auch vergleichsweise junge Acts wie Ultra Sunn und Fix8:Sed8 bekommen eine Bühne auf dem nächsten E-Tropolis, während Zweite Jugend wieder die klassischen EBM-Fans begeistern darf und Vanguard ihre Fans mit Electropop versorgen. Tickets gibt es für 73 Euro unter amphi-shop.de.

Fotos: Rene Daners


15
Mrz

Eiswelt Oberhausen: Die Eisskulpturen-Ausstellung war ein voller Erfolg

Ob in den zahlreichen Ice Bars in ganz Europa, oder einfach mal bei einer kleinen “Weltreise” in Oberhausen: Skulpturen aus Eis und Schnee begeistern alle Generationen. Doch wer die beeindruckenden Ausstellungsstücke in der Nähe des Centro Oberhausen bewundern wollte, musste sich warm anziehen. Über Monate hinweg wurde der Raum dafür Tag und Nacht auf konstante -8°C gekühlt, damit die Eisskulpturen auch ihre Form behalten. Selbst in den letzten Tagen kamen noch hunderte Besucher täglich zur Ausstellung, insgesamt verzeichnet die Eiswelt Oberhausen einen Besucherrekord. Nun hat die Ausstellung seit dem 9. März 2025 geschlossen – aber schon bald soll es weiter gehen.

Eiswelt Oberhausen
Begrüßt wurden die Besucher mit Skulpturen aus der Region

Seit dem 30. November 2024 konnte man dort auf der Centro Allee im wahrsten Sinne um die Welt reisen. Unterteilt in verschiedene Kontinente, bot die Eiswelt Oberhausen zahlreiche Ausstellungsstücke mit jeweils regionalem Bezug. Sogar für die Oberhausener war etwas dabei, das von der Ausstellung zu Fuß erreichbar war: Der sogenannte “Zauberlehrling”, der tanzende Strommast am Rhein-Herne-Kanal wurde vollständig aus Eis nachgebaut. Kurz darauf ging es um die ganze Welt: Ob eine Eisskulptur der venezianischen Maske, die berühmte Freiheitsstatue oder gar Aladdin auf seinem fliegenden Teppich: Ebenfalls aus Eis bestehende Brücken und Dekoration in den Gängen begrüßten den Besucher zunächst in Europa, anschließend aber auch im Nahen Osten, in Asien, Australien, Afrika, Nord- und Südamerika und schlussendlich gar in den arktischen Regionen, wo der Weihnachtsmann mit seinem Schlitten samt Rentieren in Lebensgröße auf die staunenden Gäste wartete.

Zwischen wenigen Stunden und mehreren Tagen dauerte der Bau der Skulpturen, für den 35 internationale Künstler extra nach Oberhausen reisten, um mit 200 Tonnen Eis lebensechte Figuren und Objekte zu gestalten. Die Besonderheit dabei in Oberhausen: Neben Eisskulpturen, gab es zugleich auch einige aus Schnee. Für den besseren optischen Effekt wurde Schnee und Eis dabei sogar vermischt und gemeinsam verarbeitet. Etwa, um die Mähne eines Löwen voluminöser erscheinen zu lassen oder um einen Wal auf hoher See besser darstellen zu können. Derartiges findet sich nicht einmal in der Ice Bar in Rom, die ebenfalls mit Eisskulpturen aufwartet.

Eiswelt Oberhausen
Schnee und Eis kombiniert: Der Schnee verpasst dem Löwen eine hübschere Mähne

Auf die Wanderausstellung verzichtet man inzwischen allerdings. Der Erfolg in Oberhausen war in diesem Winter einfach so groß, dass die Veranstalter sich zukünftig voll auf diesen Standort konzentrieren wollen. Die Rückkehr neben das Centro steht deshalb also bereits fest: Schon im Herbst 2025 soll die Eiswelt Oberhausen zurückkehren und seine Tore erneut über mehrere Monate im Winter öffnen. Das lohnt sich dann auch für jene Besucher, die dieses Jahr bereits dort waren. Geplant ist eine gänzlich neue Ausstellung unter völlig neuem Thema, bei der erneut zahlreiche Skulpturen zu besichtigen sind, die so noch nie zuvor ausgestellt wurden. Da lohnt es sich doch, in die dicke Winterjacke zu schlüpfen. Um wem trotzdem noch zu kalt ist, kann sich immerhin zwischendurch mit heißem Glühwein oder Kaffee in der beheizten Gastronomie wieder aufwärmen.

Fotos: Rene Daners


10
Mrz

Saxon & Doro: Legenden des 80s Metal gemeinsam in Düsseldorf

Sie gehören zu jenen Bands, die gefühlt einfach niemals in Rente gehen. Seit 45 Jahren stehen sie inzwischen auf der Bühne und liefern waschechten, geradlinigen Heavy Metal der alten Schule – und das auch heute noch mit ihrem Originalsänger Peter „Biff“ Byford. In den 80ern gehörten sie zu den wichtigsten Bands der NWoBHM, der New Wave of British Heavy Metal, zu der man immerhin auch Legenden wie Iron Maiden, Judas Priest oder Motörhead zählt. Ihre ersten Alben eroberten schnell die britischen Charts und das zweite Album “Wheels of Steel” feiert inzwischen ebenfalls bereits sein 45-jähriges Jubiläum. Neben den großen Hits der Band und einigen neueren Songs, wird das zweite Album genau deshalb aber auch vollständig gespielt. Den Sound der Motoräder mag “Biff” schließlich so sehr, das merkt man ihm an.

Vorab darf reichlich Frauenpower das Publikum am 6. März 2025 in der Mitsubishi-Electric-Halle in Düsseldorf einheizen. Die britische Heavy-Metal-Band Girlschool, die in komplett weiblicher Besetzung daher kommt, steht immerhin schon genauso viele Jahre auf der Bühne, wie der Headliner selbst. Auch der zweite Support kann das schon bald von sich behaupten: Düsseldorf ist der einzige Termin auf der Tour, bei dem “Saxon” gesangsstarke Unterstützung von einer Lokalheldin bekommt. Die Düsseldorferin Doro, die zugleich als “Queen of Metal” gefeiert wird, darf bei ihrem Heimspiel mal wieder zeigen, dass sie es noch immer drauf hat – und spielt ein komplettes über einstündiges Set. Was als Support angekündigt war, wird damit also eigentlich zu einer Doppelshow, über die sich Fans natürlich ziemlich freuen.

Saxon @ Mitsubishi-Electric-Halle Düsseldorf
Der 74-jährige Peter „Biff“ Byford zeigte in Düsseldorf, warum Saxon zu den Größten des NWoBHM gehören

Ganz einfach hatten es die Metal-Legenden, die hier gemeinsam auf die Bühne traten, aber nicht: Obwohl derartig große Namen auftraten, war es selbst für einen Donnerstag außergewöhnlich leer in der Mitsubishi-Electric-Halle. Maximal zur Hälfte gefüllt wurde die Halle, die hintere Tribüne sogar meterweit in den Raum hineingeschoben. Für echte Fans kein Problem: Endlich einmal die Band ganz nah erleben, denn problemlos konnte in die vorderen Reihen vorgedrungen werden. Nur schade: Einen Moshpit gab es nicht, dafür ist der Großteil des Publikums, das Saxon und Doro womöglich schon in den 80ern erlebt hat, inzwischen ein wenig zu alt. Nur wenige jüngere Metalheads finden sich zwischen den Fans, die im Durchschnitt sicher über 50 Jahre alt sein dürften.

Der älteren Zielgruppe machen Klassiker wie “Crusader” oder “747 (Strangers in the Night)” aber besonders viel Spaß. Da können die Besucher ein bisschen in Erinnerungen schwelgen und an vergangene Zeiten denken. Sänger Peter Byford schloss sich da an, erzählte von den Erlebnissen aus den ersten Jahren und wie das Leben damals in den 80ern so war. Damals, als man noch die Nadel auf die Schallplatte legte, sich am knisternden Sound der Motorräder erfreute und es statt Mobiltelefonen nur das Radio gab. Da fühlt sich auch ein Konzert in nur halb gefüllter Halle vielleicht ein bisschen an, wie zu den Anfangszeiten. Saxon spielen dabei auf, als wäre ihnen das vollkommen egal: Die grauhaarigen Männer spielen nicht mehr fürs Geld, die wollen einfach Spaß mit ihren Fans.

Doro Pesch @ Mitsubishi-Electric-Halle Düsseldorf
Heimspiel: Doro heizte als Support dem heimischen Düsseldorfer Publikum ein – und spielte ein komplettes Set

Spannend, wie sie dabei immer weiter in Fahrt kommen. Klingen doch die ersten Songs alle noch etwas gleich und eintönig, ändert sich das im Laufe des Abends nicht etwa durch die Auswahl der Songs, sondern durch ihre Spielweise. Immer härter werden da die Gitarrenriffs, immer mehr entwickelt sich im Laufe des Abends ein Stahlgewitter, das bei manchem Konzertbesucher noch eine Weile für Tinnitus gesorgt haben wird. Saxon sind dabei so sehr in ihrem Element, selbst der inzwischen 74-jährige Byford turnt auf der Bühne herum, als wäre er Mitte 30. Am Ende gab es dann sogar noch ganze vier Zusatzsongs. Bei einem davon durfte Doro noch einmal mit auf die Bühne – und ging neben den Größen des British Heavy Metal trotz ihrer großartigen Stimme ein klein wenig unter. Mit “Princess of the Night” verabschiedeten sich die Briten dann in die Nacht, als gegen 23 Uhr das Konzert nach insgesamt über 4 Stunden (rechnet man die Supports hinzu) zu Ende ging.

Fotos: Rene Daners