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Winter Lights Dortmund: Kein Markt, kein Licht – aber die Bands liefern
Dortmund: Der Fredenbaumpark bekommt doch einen Weihnachtsmarkt
Beth Hart in Köln: Eine der besten Gesangsstimmen aller Zeiten
Ein letztes Mal in Dortmund: Sum 41 fällt der Abschied schwer
15 Jahre Aggro Shanty: Mr. Hurley und die Pulveraffen feiern Geburtstag mit Freunden
Red Hot Chilli Pipers in Bochum: Warum Covermusik mit dem Dudelsack begeistert
Konzert statt Party: Hell Nights an Halloween in Köln
Axel Rudi Pell: Eine Bochumer Legende beendet Tour mit Heimspiel

Archiv fürNovember, 2024


24
Nov

Winter Lights Dortmund: Kein Markt, kein Licht – aber die Bands liefern

Eigentlich sollten die Winter Lights in Dortmund eine Alternative zum nicht mehr stattfindenden Phantastischen Lichter-Weihnachtsmarkt werden. Doch die Vorbereitungen standen unter keinem guten Stern: Erst mussten die Veranstalter (die mit dem ursprünglichen PLWM übrigens nichts mehr zu tun haben) die Location wechseln und vom Fredenbaumpark in den Revierpark Wischlingen ziehen. Danach mussten sie enttäuscht verkünden, dass auch das geplante Markt- und Illuminationskonzept nicht durchgeführt werden kann. Übrig geblieben ist ein Konzertzelt und etwa vier Essensstände auf dem Platz davor. Einen mittelalterlichen Weihnachtsmarkt gibt es nicht mehr, Lichtinstallationen ebenso wenig. Die Konzerte mit zahlreichen namhaften Bands der Szene ziehen sie aber nun trotzdem durch.

Am Freitag, dem 22. November 2024 öffneten die Winter Lights nun erstmalige ihre Tore. Gleich drei Bands waren für diesen Abend angekündigt. Das Publikum dabei aber noch überschaubar: Ausverkauft ist bisher noch kein einziger der zahlreichen Konzertabende. Am ersten Tag, an dem Dartagnan als Headliner auf dem Plan standen, war das Zelt nicht einmal halb gefüllt. Für Besucher, die ohnehin nur Wert auf die Konzerte legen, war das durchaus entspannt: Im “Infield” des Zeltes war reichlich Platz ohne Gedränge, die Getränkestände konnten ohne lange Schlangen besucht werden und auch die Klimatisierung hatte es durch die geringe Besucherzahl recht einfach.

Tanzwut @ Winter Lights
Tanzwut: Sänger Teufel mit seiner außergewöhnlichen Frisur

Vergleicht man das Konzertzelt der Winter Lights mit dem PLWM im Vorjahr, machen sie zumindest diesen noch übrigen Teil des Events besser: Der Sound hat sich verbessert, die Stimmung kann sich sehen lassen und sogar an heißen Met haben sie gedacht. Schade – und ziemlich enttäuschend – bleibt da lediglich, dass vom “Drumherum” des Events einfach nichts mehr übrig ist. Die Bands hat das an diesem Abend aber nicht gestört. Denn egal, wie groß das Publikum ist, vor dem sie spielen: Die Spielfreude sah man allen drei Acts an diesem Abend an. Die Eröffnungsband Storm Seeker durfte sogar mit ihrem neuen Sänger Sean Graham zeigen, was sie musikalisch drauf haben, nachdem Fans den Sänger bisher nur als Solo-Support auf der Tour der Band kannten.

Danach ging es teuflisch und optisch ansprechend weiter: Die Mittelalter-Rockband Tanzwut gibt sich bei den Outfits nämlich ein bisschen mehr Mühe. Sänger “Teufel” fällt da auch schnell mit seiner Teufelsfrisur auf, bei der seine Haare zu Teufelshörnern geformt sind. Dazu kommen aufwändige Gothic-Outfits im Destroyed-Look und ein hübsches Deko-Schiff im Hintergrund. Trotz des relativ geringen Besucheraufkommens schafften sie es, nahezu alle Konzertbesucher zum Tanzen, Hüpfen und Mitfeiern zu bewegen. Selbst dann, wenn bei einem Anti-Kriegslied auch mal ernsthaftere Töne angeschlagen werden, ohne sie allzu sehr kommentieren zu wollen.

Dartagnan @ Winter Lights
Die “Lieblingsmusketiere”: Dartagnan mit Dudelsack und Stimmungs-Folk.

Zum Abschluss dann das volle Konzert der “Lieblings-Musketiere” des Publikums: Die Folk-Rock-Band Dartagnan durfte mit ihrem “Musketier-Rock” die Bühne stürmen und ein mehr als 90-minütiges Konzert abliefern. Die Band, die sich musikalisch irgendwo zwischen Santiano und Feuerschwanz ansiedelt, entpuppte sich dabei schnell als Party- und Stimmungsband, die für reichlich Unterhaltung an diesem Abend sorgen sollte. Selbst eine mittelalterlich angehauchte Version von Aviciis “Hey Brother” durfte auf der Setlist nicht fehlen. Doch auch neuere Hits wie “Ruf der Freiheit” oder “Mosqueteros” werden von den Besuchern gefeiert. Trotz der Enttäuschung über den fehlenden Markt ließen sich die Konzertbesucher also nicht ihre Stimmung vermiesen und hatten sichtlich Spaß an den Auftritten der Bands.

Fotos: Rene Daners


20
Nov

Dortmund: Der Fredenbaumpark bekommt doch einen Weihnachtsmarkt

Die Enttäuschung war groß, als vor einigen Monaten verkündet wurde, dass der Phantastische Lichter-Weihnachtsmarkt in diesem Jahr nicht stattfinden wird – und vielleicht sogar nie wieder nach Dortmund zurückkehrt. Ein Konkurrenzveranstalter wollte stattdessen im gleichen Zeitraum die “Winter Lights” durchführen. Diese finden nun aber auch komplett ohne einen Markt statt, der Veranstalter wird lediglich ein Konzertzelt aufstellen. Für die Fans des mittelalterlichen Weihnachtsmarktes gibt es aber nun dennoch Abhilfe: Das Lichterhaus Fredenbaum wird zum Ersatz im Dortmunder Fredenbaumpark und wird vom 28. November bis 29. Dezember 2024 eine spannende Alternative bieten.

Das Event wird insgesamt deutlich kleiner, als der ursprüngliche Phantastische Lichter-Weihnachtsmarkt: Da als Veranstalter der Restaurantbetreiber Marvin Evi, sowie der Spirituosenhändler Elmar Kurz auftreten, wird der neue Weihnachtsmarkt lediglich im Biergarten des Restaurants Schmiedingslust durchgeführt. Das Vorhaben mehrere tausend Quadratmeter des Fredenbaumparks zu füllen, wurde so kurzfristig nicht genehmigt. Dafür dürfen sich die Besucher auf andere Highlights freuen. Das Lichterhaus Fredenbaum wird nämlich – anders als in Vorjahren der PLWM – vollständig kostenlosen Eintritt bieten. Für aufregende Spezialitäten ist da gesorgt. Ob die Sau am Spieß, eine Whisky und Genusswelt, der obligatorische Met oder ganz klassisch der Glühwein: Hier wird alles geboten, was das Herz des Mittelalterfans begehrt und ein Weihnachtsmarkt bieten sollte.

Händler auf dem PLWM
Symbolbild: Dieser Händler stand im Jahr 2023 im Fredenbaumpark (Foto: Rene Daners)

Kostenlos bedeutet unterdessen allerdings nicht, dass es keinerlei musikalisches Programm gäbe. Ein paar kleine Bands haben die Veranstalter nämlich trotzdem gebucht. Fans der mittelalterlichen Klänge dürfen sich also unter anderem auf Tir Soar, Katerfahrt und Whisky for Joe, einem geringer besetzten Nebenprojekt der Band Mythemia freuen. Und auch hier gilt: Die Konzerte werden gänzlich kostenlos angeboten. Es bleibt derweil lediglich die Frage offen, wie die Veranstalter reagieren, sollte es wegen der langjährigen hohen Bekanntheit des PLWM nun auch beim Lichterhaus Fredenbaum einen hohen Andrang geben. Wer sich den Weihnachtsmarkt jedoch einmal vor Ort anschauen möchte, findet diesen unter folgendem Google Maps-Standort.


20
Nov

Beth Hart in Köln: Eine der besten Gesangsstimmen aller Zeiten

Wenn Musiker aktuell auf das Podest der besten Künstler aller Zeiten gehoben werden, dominiert dabei zumeist ein bestimmtes Genre: Der Bluesrock. Neben dem legendären Joe Bonamassa findet sich dort wohl auch die Sängerin Beth Hart, die schon einige Male mit Bonamassa zusammenarbeiten durfte und am 18. November 2024 ein Konzert in der Lanxess Arena in Köln gab. Beim Konzept orientiert sie sich da ganz an ihrem engen Freund: Es ist eines der wenigen Konzerte, bei denen wir die Lanxess Arena auch im Innenraum vollständig bestuhlt sehen. Der Oberrang wurde unterdessen gar nicht erst verkauft, denn das Publikum soll auf jedem Platz den perfekten Sound geboten bekommen. So macht es auch Bonamassa und so gehört es sich offenbar für Musiker, die auf den perfekten Klang wert legen.

Dass die Tontechniker hier alles rausholen, was die Lanxess Arena zu bieten hat, wurde schon beim Support deutlich, der ebenfalls kein Unbekannter ist: Bluesrock-Star Walter Trout durfte zunächst für 30 Minuten auf die Bühne, um gemeinsam mit seiner Band zu zeigen, wie mitreißend echter Bluesrock sein kann. Als Meister an der Gitarre lieferte Walter Trout damit auch erst einmal einen deutlich rockigeren Auftritt, als Beth Hart später selbst. Dass das Publikum damit aber schon einmal im Stimmung und auf “Betriebstemperatur” gebracht wurde, steht außer Frage. Die Erwartungen bei den Zuschauern war unterdessen sehr hoch, nachdem Walter Trout als Support bereits ein besseres Konzert lieferte, als manche kleinere Band auf ihrer Headliner-Tour.

Walter Trout @ Lanxess Arena
Bluesrock-Star Walter Trout durfte zuerst auf die Bühne

Während sich Walter ganz auf sein musikalisches Talent konzentrierte, entpuppte sich Beth Hart aber zunächst als echte Rampensau. Einfach still und unspektakulär auf die Bühne kommen, das reicht der amerikanischen Sängerin natürlich nicht. Beim ersten Song ging es einmal quer durch die gesamte Arena, am liebsten jeden Fan einzeln begrüßend. Immer mit dabei: Ihr Ehemann Scott Guetzkow, der ihr beschützend, aber zurückhaltend durch die Menge folgt, statt den Job einer Sicherheitskraft zu überlassen. Wie viel sie ihm zu verdanken hat und wie sehr sie ihn liebt, teilt sie mehrfach an diesem Abend mit.

Eine gewisse Verletzlichkeit schwingt dabei immer wieder mit, wodurch Beth Hart aber auch ihre Natürlichkeit unter Beweis stellt und große Sympathien beim Publikum erntet. Mit voller Ehrlichkeit spricht sie über die schwierigen Phasen ihres Lebens, ihren zurückliegenden Drogenmissbrauch und den Selbstzweifeln, die sie stets begleitet haben. Einmal verkündete sie sogar sehr bescheiden: “Hoffentlich versaue ich den nächsten Song nicht”. Grund zum Zweifeln hat sie allerdings nie. Wenn Beth Hart mit ihrer beeindruckenden Stimme los legt und mit der Dynamik des Mikrofons spielt, haut sie damit auch die hintersten Reihen absolut um. Sogar Joe Bonamassa sagte einst, Beth Hart habe die beste weibliche Gesangsstimme, die er je gehört habe. Das Publikum war sich schnell einig, dieser Aussage zuzustimmen.

Beth Hart @ Lanxess Arena
Die vielleicht beste Gesangsstimme aller Zeiten: Beth Hart beeindruckt in der Lanxess Arena

Dabei widmete sie sich an diesem Abend nur selten ihren Rocksongs, obwohl sie als Multiinstrumentalistin auch Gitarre und Bass beherrscht. In der Lanxess Arena hatte sie allerdings besonderen Gefallen an ihrem Piano gefunden, das die Gefühlslage ihrer Stimme umso stärker betonen sollte. Eine gute Entscheidung, wie sich schlussendlich herausstellen sollte: Wenn die Rockröhre, deren Stimme noch am ehesten mit Amy Winehouse vergleichbar wäre, ihre volle Energie in den Gesang steckt, sehen selbst Doro Pesch oder Tarja Turunen daneben wie Anfänger aus. Für eine solche Energie und solches Gesangstalent braucht es dann auch keine Effekte, Pyro oder ähnliches. Ein Konzert von Beth Hart ist ein Erlebnis, wie man es sonst tatsächlich nur von Bonamasa kennt. Kein Wunder, dass es da zu einer engen Zusammenarbeit kam. Neugierig geworden? In Nord- und Süddeutschland gibt es bereits weitere Konzert-Termine von Beth Hart.

Fotos: Rene Daners


20
Nov

Ein letztes Mal in Dortmund: Sum 41 fällt der Abschied schwer

Spätestens seit den 90er Jahren erfreuen sich die kanadischen Punkrocker von Sum 41 einer stetig anhaltenden Beliebtheit. Als sie im Jahr 2023 dann ankündigen, sie würden sich auflösen, stieß das bei vielen Fans auf Unverständnis. Sänger und Frontmann Deryck Whibley dürfte mit seinen gerade einmal 44 Jahren wohl noch fit genug sein, um die Band noch Jahrzehnte auf die großen Bühnen der Welt zu begleiten. Nach letzten Auftritten in Deutschland soll das Ende der Band aber nun besiegelt sein – und auch Gerüchte, Whibley würde der neue Sänger von Linkin Park, hatten sich bekanntlich nicht bewahrheitet. Arenen füllen sie aber trotzdem noch: Am 6. November 2024 ging es in die Westfalenhalle Dortmund. Nicht ganz ausverkauft, was vermutlich dem Mittwoch geschuldet war, handelte es sich um einen der letzten Auftritte, bevor die deutsche Tour eine Woche später in München endete. Nun geht es nur noch nach Australien und Kanada – und dann heißt es für immer “Goodbye” von Sum 41.

Sum 41 @ Westfalenhalle Dortmund

Bei ihrem Abschied in Dortmund, der der Band sichtlich schwer fiel, wollten sie aber noch einmal richtig Gas geben. Schon für die ersten drei Songs gab es eine Sicherheitseinweisung für die Fotografen, denn es sollte Flammenwerfer und Konfettikanonen geben. Das Abschiedskonzert entpuppt sich als eine Party, wie sie “Sum 41″ vielleicht noch nie gegeben haben. Ein letzter Moshpit, ein letztes Mal mitsingen, ein letztes Mal so richtig abgehen: Das nahmen sich auch die Konzertbesucher zu Herzen, die sowohl Front of Stage, als auch in der Mitte hinter dem Wellenbrecher einen Moshpit bildeten und in hoher Anzahl in Richtung Bühne crowdsurften.

Ein letztes Mal die großen Hits live hören, egal wie alt sie auch waren, gehörte zu diesem Abschiedskonzert natürlich dazu. Bei Klassikern wie “Fat Lip” oder “Still Waiting” fühlte man sich schnell an die eigene Jugendzeit erinnert. Und sogar ihre Debut-Single “Makes no Difference” schaffte es nochmal auf die Setlist. Und das sogar mit einer kleinen Besonderheit: Erst vor kurzem hat Deryck Whibley seine Gitarre wiedergefunden, die vor vielen Jahren aus dem Haus des Sängers gestohlen wurde und einst in zahlreichen Musikvideos zu sehen war. Der Abschied der Band war dadurch auch mit einem speziellen Comeback verbunden, das es den Fans noch einmal ermöglichte, dieses legendäre Instrument live zu hören.

Sum 41 @ Westfalenhalle Dortmund

Nach einem knapp 2-stündigen Set war dann aber noch lange nicht das Ende erreicht. Sum 41 konnte sich nicht so richtig überwinden, das Konzert zu beenden und den Dortmundern ein endgültiges Goodbye mitzugeben. Eine Zugabe mit 3 Songs war deshalb obligatorisch. Ob die zweite Zugabe, die dann mit etwas Verzögerung gespielt wurde, jedoch überhaupt noch zur Setlist gehörte, wurde nicht so ganz klar. Zahlreiche Besucher auf den Rängen waren schon auf dem Weg nach draußen, als Sum 41 noch einmal für zwei Songs spontan die Bühne betraten. Ein bisschen so, als könnten sie einfach nicht loslassen. Vielleicht überdenken sie ihre Auflösung ja noch einmal – oder kommen in einigen Jahren zurück, wenn die Sehnsucht nach Live-Auftritten doch zurückkehrt? Dass sich die Fans an diesen Abend erinnern werden, steht unterdessen außer Frage.

Fotos: Rene Daners


14
Nov

15 Jahre Aggro Shanty: Mr. Hurley und die Pulveraffen feiern Geburtstag mit Freunden

Manche Bands haben Probleme, ihre Konzerte auszuverkaufen, andere wachsen: „Wir spielen heute zum ersten Mal im Carlswerk Victoria, bisher waren wir nur im kleineren E-Werk“, verkündete Frontmann Mr. Hurley, der mit richtigem Namen Simon Erichsen heißt. Die Band mit ihrem Piraten-Folk aus dem „karibischen“ Osnabrück, wie die Band scherzhaft behauptet, hat sich in der Folk- und Mittelalterszene inzwischen etabliert. Nach jahrelanger Präsenz auf großen Szenefestivals wie dem Mittelalterlich Phantasie Spectaculum schaffen sie es auch selbst auf gute 1200 Besucher bei ihrer Headliner Tour, auf der sie am 8. November 2024 auch Halt in Köln-Mülheim machten.

Piraten, Punk und Trinklieder
Um diesen Erfolg zu erreichen, war jedoch viele Jahre harte Arbeit nötig. Immerhin stehen die vier Bandmitglieder von Mr. Hurley und die Pulveraffen bereits seit inzwischen 15 Jahren auf der Bühne. 15 Jahre, in denen sie mit ihrem „Aggro Shanty“ zeigten, dass Folk und Seemannslieder gar nicht immer so traditionell sein müssen. Denn den „Piraten-Folk“ kann man auch weitaus flotter und witziger spielen, fast schon ein bisschen wie Punk. Mit beliebten lustigen Hits wie „Blau wie das Meer“ oder „Leuchtturm“, die sich selbst als Trinklieder verstehen, bringen sie jedenfalls die ganze Halle zum Feiern. Und da machen sie sogar gerne mit: Der Pfefferminzlikör, der in angemessener Regelmäßigkeit auf die Bühne getragen wird, sorgt dafür, dass auch die Band bald einen vergleichbaren Pegel erreicht hat, wie das Publikum.

Mr. Hurley und die Pulveraffen @ Carlswerk Victoria Köln
Frontmann Mr. Hurley alias Simon Erichsen ist die Stimme der piratigen Band

Freunde dürfen den Abend eröffnen
Aber immer mit der Ruhe: Erst einmal durften andere Halunken die Bühne betreten. Denn einen Geburtstag feiert man schließlich mit Freunden und besonderen Bedarf, an den Feierlichkeiten und ihren Köstlichkeiten teilzunehmen, haben schließlich Die Habenichtse. Befreundet sind die Bands schon lange, man kennt sich schließlich seit Jahren von den Mittelalter-Festivals. Einen ähnlichen Humor teilt man ebenfalls, denn nicht nur klingt der mittelalterliche Folk vergleichbar, sondern „Die Habenichtse“ stellen sich sogar selbstironisch als Bettler dar, die sich selbst nicht allzu ernst nehmen. Ihre Songs handeln dabei von den „einfachen Dingen“ des Lebens. Von der Taverne, in der man sich ja so gerne aufhält ebenso, wie die Unterhose, auf der sie eine Ode spielen.

Ungewöhnliches Konzept: Nachband statt Support
Gleich im Anschluss sollte eigentlich ein zweiter Support auftreten, denn die „Ye Banished Privateers“ waren eingeplant. Die aber sind aus Schweden offenbar mit der Bahn angereist – sprich: Sie haben sich verspätet. Und da fällt Mr. Hurley und die Pulveraffen doch ein ganz eigensinniges Konzept ein, um ihren Freunden noch einen vollen Auftritt zu gewähren: Statt einer weiteren Vorband, gab es also kurzerhand einfach mal eine Nachband und die Pulveraffen betraten selbst als zweiter Act an diesem Abend die Bühne. Die legten dann auch gleich mit Vollgas los: Die Konfettikanone schon bereit, ließen spaßige Songs mit Hit-Garantie nicht lange auf sich warten: Ob „Achterbahn am Achterdeck“, „Meine Schnauze“ oder „Mitt’n rein“ – die Pulveraffen ziehen ihr Publikum schnell in ihren Bann und machen gute Laune.

Mr. Hurley und die Pulveraffen @ Carlswerk Victoria Köln
Darf auf der Bühne nicht fehlen: Buckteeth Bannock (Christoph Erichsen) mit seinem Pfefferminzlikör

Piraten-Folk und linke Parolen
Ein bisschen Ernsthaftigkeit darf bei all den Trink- und Spaßliedern aber wohl nicht fehlen, denn linke Parolen scheinen bei der Band schon seit Jahren obligatorisch. Von der Bühne geht es in Richtung Ende des Konzerts auch einmal mitten ins Publikum, wo es sich die Pulveraffen nicht nehmen ließen, auch mal eine mehrminütige politische Rede über Trump, die AFD und andere Dinge, die sie nicht mögen, zu schwingen. Dafür war anscheinend das richtige Publikum anwesend: Nahezu die gesamte Halle mit knapp 1200 Besuchern würdigten die Äußerungen mit lautstarken „Nazis raus“-Rufen im großen Chor. Gewisse Parallelen zur Punk-Szene lassen sich spätestens damit wohl nicht mehr leugnen. Ob man das braucht, oder einfach nur Musik hören möchte, muss jeder Konzertbesucher wohl für sich entscheiden. Auf den Social Media-Kanälen gibt es durchaus auch Kritik dazu, wie die Band selbst einräumt. Aber “ich halte einfach nicht meine Schnauze” heißt es bekanntlich schon in einem ihrer Songs.

Der zweite Support kommt zum Schluss…
Bei der abschließenden „After Show Party mit Live-Musik“, wie es seitens Mr. Hurley hieß, blieb von der Ernsthaftigkeit aber wirklich nicht mehr allzu viel übrig. Die Ye Banished Privateers hatten es endlich aus Schweden nach Köln geschafft und betraten die Bühne sogleich mit diversen Bierflaschen in der Hand. Bei der Showeinlage, bei der sie sich spaßeshalber auch mal gegenseitig (angedeutet) vermöbeln, wird dann auch schnell klar, wieso. Die Schweden setzen den Spaß-Kurs des Abends fort und behaupteten, eines ihrer Bandmitglieder würde bei dem Aufttritt fehlen. Tatsächlich aber stellte sich die Band als so groß heraus, dass das wohl sowieso niemandem aufgefallen wäre. Noch immer standen mehr als zehn Musiker auf der Bühne, die dem zu gut zwei Drittel verbliebenen Publikum nochmal einen würdigen Abschluss des Abends bescherten. Damit war der Abend voller Aggro Shanty dann aber auch perfekt.

Ye Banished Privateers @ Carlswerk Victoria Köln
Nachband statt Support: Ye Banished Privateers durften den Konzertabend abschließen

Fotos: Rene Daners


07
Nov

Red Hot Chilli Pipers in Bochum: Warum Covermusik mit dem Dudelsack begeistert

Ihre Namensähnlichkeit mit der amerikanischen Rockband “Red Hot Chili Peppers” ist so eng, dass manche womöglich schon versehentlich ein Ticket kauften und sich über den geringen Preis wunderten. Tatsächlich aber könnten sie unterschiedlicher kaum sein: Die einen eine berühmte Alternative Rockband, die andere eine Band aus Schottland, die Covermusik auf Dudelsäcken spielt. Erfolgreich ist letztere aber trotzdem – oder gerade weil sie Covermusik auf solch ungewöhnliche Weise macht. Während andere Coverbands versuchen, das Vorbild so originalgetreu wie möglich zu reproduzieren, verliehen die Red Hot Chilli Pipers den Songs einen ganz neuen, kreativen Touch, der klanglich auch weit entfernt von der Vorlage ist. Dass diese Musik aber weitaus weniger langweilig ist, als einfach schottische Hymnen auf dem Dudelsack zu spielen, bewiesen sie am 3. November 2024 in der Zeche Bochum.

Red Hot Chilli Pipers @ Zeche Bochum

Ausverkauft war es an diesem Abend nicht, dafür das Publikum sehr gemischt: Ob älteres Semester oder junge Festivalgänger, ob Besucher aus dem Mainstream oder Metalheads mit einem Wacken-Shirt: Der Mix aus Rock und Dudelsäcken, bei dem vor allem bekannte Songs nachgespielt werden, lockt die verschiedensten Zuschauer an. Ob der Partysong “Shut up and dance” von Walk the Moon oder Queens “We will rock you”. Auf dem Dudelsack klingt alles nochmal ganz anders, als gewohnt. Alles was es für den sogenannten “Bagrock” braucht: 3 Dudelsack-Spieler, Schlagzeug, Gitarre und Bass. Allzu eintönig soll es ja schließlich auch nicht werden.

Damit es dem Publikum aber auch nicht langweilig wird, denn den ganzen Abend nur Dudelsäcke spielen zu lassen, wäre wohl recht eintönig, hatten die Red Hot Chilli Pipers auch noch Verstärkung mitgebracht: Sänger Chris Judge sorgte für musikalische Abwechslung und beeindruckte mit seiner überwältigenden Gesangsstimme, die bei jedem Coversong den richtigen Ton traf. Abwechselnd durften sich die Zuschauer also auf mitreißende Rocksongs und gefühlvolle Balladen freuen, sodass es zwischen den Dudelsäcken auch immer wieder aufregende Besonderheiten zu hören gab. Die “Red Hot Chilli Pipers” haben bei ihrem 20-jährigen Jubiläum also den perfekten Dreh raus, den Auftritt spannend und abwechslungsreich zu halten.

Red Hot Chilli Pipers @ Zeche Bochum

Und dabei machen die Schotten durchaus auch optisch Spaß: Mit ihren stilechten schwarz-roten Kilts treten die “Bagrocker” natürlich authentisch schottisch auf, während Sänger Chris als Mann in der Mitte auch mal mit Strasssteinen etwas luxuriöser daher kommen kann. Hinzu kam traditioneller schottischer Tanz, das sogenannte “Highland Dancing”, durch die beiden Tänzerinnen der Red Hot Chilli Dancers. Natürlich auch hier in deutlich moderneren Kostümen, statt in der traditionellen schottischen Tracht. Darin aber liegt ohnehin das Erfolgsrezept dieser außergewöhnlichen Coverband: Die Tradition mit der Moderne in Verbindung bringen.

Fotos: Rene Daners


04
Nov

Konzert statt Party: Hell Nights an Halloween in Köln

Auf ein Halloween-Konzert zu gehen, statt auf die üblichen Partys: Das hat für die Punk- und Metalszene in Köln schon eine gewisse Tradition. Jedes Jahr können sie sich darauf verlassen, dass am 31. Oktober im Carlswerk Victoria ein ganz besonderer Konzertabend stattfinden wird. Die Dark Rock- und Horrorpunk-Bands The Other und The 69 Eyes sind Headliner, zwei weitere Gäste kommen jedes Jahr neu dazu. Dabei soll nicht nur auf der Bühne eine gruselige Halloween-Atmosphäre entstehen, sondern auch bei Kostümen und Deko drumherum. Und die Metalszene fühlt sich sowieso besonders wohl, wenn sie einfach mit Gleichgesinnten feiern können. Auf der Bühne passte es optisch jedenfalls schon ziemlich gut – und das teilweise mit abgefahrenen Instrumenten.

Mit der Psychobilly-Band Nektromantix gab es jedenfalls einen vielversprechenden Sound. Irgendwo zwischen Rockabilly und Punk ist die Musik angesiedelt, die doch einen Tick härter klingt, ohne dabei auf klassische Instrumente des Genres zu verzichten. Wobei – ganz so klassisch sah das gar nicht aus, was Frontmann und Sänger Dan Gaarde alias Kim Nekroman da in der Hand hielt. Der typische Kontrabass, der beim Rockabilly eines der Standard-Instrumente ist, hatte hier passend zum Halloween-Abend tatsächlich eine Sargform mitsamt Kreuz an seiner Spitze. Ob das klangliche Vorteile hatte? Vermutlich eher nicht, denn so mancher an diesem Abend wunderte sich, wieso denn der Sound im Carlswerk an diesem Abend so matschig und undefiniert klang. Das kannte man von anderen Events und auch aus Vorjahren bereits besser.

The Other
The Other brachten mit ihrem Horrorpunk die Halle zum feiern

Während der ein oder andere Besucher sich also in den Biergarten verzog, begegnete er dabei einigen gruseligen Gestalten. Anders als in Vorjahren wurden endlich auch Walking Acts und Scareactor gebucht, die für die passende Halloween-Atmosphäre sorgen sollten. Dafür gab es nicht nur einen passenden Fotospot, sondern gemäß des aktuellen Trends sogar ein besonderer Besucher: Art, der Clown – der Bösewicht aus dem aktuellen Trend-Horrorfilm Terrifier 3 trieb sein Unwesen in der Menschenmenge und war für gruselige Fotos immer zu haben. Die Begeisterung vor allem bei Fans, die bereits am 30. Oktober die Vorpremiere in den Kinos sahen, entsprechend groß.

Bei den beiden Headlinern des Abends schien der Sound dann allerdings deutlich besser. Dafür bliebt The Other bei ihrer Kostümierung überraschend zurückhaltend. Trat die Band in der Vergangenheit noch als Mumien, blutüberströmte Ärzte oder andere aufwändige Gestalten auf, beließ man es dieses Mal bei einer Maske für das Gesicht. Ein bisschen weiße Schminke hier, ein bisschen Kunstblut da – das reichte den Horrorpunkern aus dem Rheinland offenbar. Dafür gelang es der Band gewohnt musikalisch abzuliefern. Neben den üblichen Hits schaffte es auch ein einziger deutschsprachiger Song in die Setlist. “Der Tod steht ihr gut” ist schließlich der perfekte Halloween-Song und wird bei den Hell Nights immer wieder gern gehört.

Hell Nights Walking Acts
Walking Acts in hochwertigen Kostümen sorgten für Gruselstimmung

Im Anschluss wurde bei The 69 Eyes dann auch klar, warum sich neben Metalheads und Punks auch ein paar Goths auf die Hell Nights verirrt haben. Die Dark Rock-Band schlägt gerne einmal düstere Töne an, wenn Frontmann Jyrki 69 seine tiefe dunkle Stimme zur Geltung bringt. Mit ordentlichen Gitarrenriffs gehört die Band aus Finnland aber dennoch zu den härtesten Musikern des Abends. Ganz passend zu den Kostümen der Besucher, die sich in diesem Jahr auch recht viel Mühe bei der Auswahl ihrer Outfits gaben. Ob im Dracula-Kostüm oder als Horrorclown: Auch abseits der Walking Acts beeindruckten einige Kostüme in Cosplay-Qualität. Das Halloween-Fest hat sich nach vielen Jahren offenbar auch in Deutschland etabliert.

Fotos: Rene Daners


04
Nov

Axel Rudi Pell: Eine Bochumer Legende beendet Tour mit Heimspiel

Grauhaarige Männer, geschätzt um die 50 Jahre mit einem T-Shirt von EMP: Bei diesem Publikum weiß man sofort, dass sie auf ein Rockkonzert gehen. Manche von ihnen, die am Montag Abend des 28. Oktober 2024 in die Zeche Bochum gehen, waren vielleicht schon in den Anfangstagen dabei. Der Hard Rock-Gitarrist Axel Rudi Pell ist für die Bochumer eine lokale Legende. Geboren in der Ruhrpott-Stadt hat er nicht nur die Gegend mit seinem Sound über viele Jahrzehnte geprägt, sondern es auch zu bundesweiter Berühmtheit geschafft. Noch im Sommer diesen Jahres stand er mit seiner Band auf der Main Stage des riesigen Metal-Festivals Wacken. Für seine alljährliche Tour ist ein Ort aber ein Pflichttermin, sagen die Fans: Jedes Jahr beginnt und beendet Axel Rudi Pell seine Tour in der Heimat Bochum. Und da muss es natürlich eine der Hallen mit dem besten Sound sein, den die Stadt zu bieten hat.

Axel Rudi Pell
Axel Rudi Pell rockt auch mit 64 Jahren noch an der Gitarre

Für jüngeres Publikum, das den Rockstar noch nicht ganz so lange kennt, mag es aber etwas merkwürdig anmuten, dass die Band nach Axel Rudi Pell benannt wurde. Der Musiker spielt hier schließlich nur die Gitarre, ist am rechten Bühnenrand eigentlich eine Nebenfigur – auch wenn sie letztendlich alle wegen ihm gekommen sind. Im Mittelpunkt steht Sänger Johnny Gioeli, der den Abend mit seiner beeindruckenden Gesangsstimme bereichert. Optisch mag er es dabei zunächst etwas einfach: Ein Shirt der eigenen Band soll es sein, denn mehr braucht es nicht, um musikalisch zu begeistern. Bei so manchem Song wird schnell klar, warum Gioeli hier als Frontmann in der Mitte steht.

Das Set richtete sich beim Heimspiel in Bochum aber eher an “alte Hasen”, die schon lange dabei sind und doch die ein oder andere Besonderheit zu schätzen wissen. Während die Band um Axel Rudi Pell auf Wacken noch ihre größten Hits runterspielten, um mit einem Festival-Set vor allem neues Publikum zu begeistern, ist in Bochum weit mehr Raum für Experimente. Auch mal ein Song von ihrem Coveralbum schafft es da in die Setlist. Ebenso wie gleich zwei recht umfangreiche Solos auf Schlagzeug und Piano. Und auch sonst bleibt hier viel Zeit abseits der großen Hits. Da darf auch mal fünf bis zehn Minuten einfach mit dem Publikum geredet werden, während die Fotografen noch im Graben verweilen. Für die Besucher in Bochum ist Axel Rudi Pell sowas wie ein alter Freund, dessen Geschichten man sich gerne anhört. Dass er sich nach dem Konzert noch am Merchandise-Stand bei den Fans blicken lässt, um seinen “alten Kumpels” die Hand zu reichen, gehört da natürlich ebenso dazu.

Axel Rudi Pell
Frontmann Johnny Gioeli mit Bassist Volker Krawczak

Fotos: Rene Daners