Neueste Artikel:
Red Hot Chilli Pipers in Bochum: Warum Covermusik mit dem Dudelsack begeistert
Konzert statt Party: Hell Nights an Halloween in Köln
Axel Rudi Pell: Eine Bochumer Legende beendet Tour mit Heimspiel

Archiv fürNovember, 2024


07
Nov

Red Hot Chilli Pipers in Bochum: Warum Covermusik mit dem Dudelsack begeistert

Ihre Namensähnlichkeit mit der amerikanischen Rockband “Red Hot Chili Peppers” ist so eng, dass manche womöglich schon versehentlich ein Ticket kauften und sich über den geringen Preis wunderten. Tatsächlich aber könnten sie unterschiedlicher kaum sein: Die einen eine berühmte Alternative Rockband, die andere eine Band aus Schottland, die Covermusik auf Dudelsäcken spielt. Erfolgreich ist letztere aber trotzdem – oder gerade weil sie Covermusik auf solch ungewöhnliche Weise macht. Während andere Coverbands versuchen, das Vorbild so originalgetreu wie möglich zu reproduzieren, verliehen die Red Hot Chilli Pipers den Songs einen ganz neuen, kreativen Touch, der klanglich auch weit entfernt von der Vorlage ist. Dass diese Musik aber weitaus weniger langweilig ist, als einfach schottische Hymnen auf dem Dudelsack zu spielen, bewiesen sie am 3. November 2024 in der Zeche Bochum.

Red Hot Chilli Pipers @ Zeche Bochum

Ausverkauft war es an diesem Abend nicht, dafür das Publikum sehr gemischt: Ob älteres Semester oder junge Festivalgänger, ob Besucher aus dem Mainstream oder Metalheads mit einem Wacken-Shirt: Der Mix aus Rock und Dudelsäcken, bei dem vor allem bekannte Songs nachgespielt werden, lockt die verschiedensten Zuschauer an. Ob der Partysong “Shut up and dance” von Walk the Moon oder Queens “We will rock you”. Auf dem Dudelsack klingt alles nochmal ganz anders, als gewohnt. Alles was es für den sogenannten “Bagrock” braucht: 3 Dudelsack-Spieler, Schlagzeug, Gitarre und Bass. Allzu eintönig soll es ja schließlich auch nicht werden.

Damit es dem Publikum aber auch nicht langweilig wird, denn den ganzen Abend nur Dudelsäcke spielen zu lassen, wäre wohl recht eintönig, hatten die Red Hot Chilli Pipers auch noch Verstärkung mitgebracht: Sänger Chris Judge sorgte für musikalische Abwechslung und beeindruckte mit seiner überwältigenden Gesangsstimme, die bei jedem Coversong den richtigen Ton traf. Abwechselnd durften sich die Zuschauer also auf mitreißende Rocksongs und gefühlvolle Balladen freuen, sodass es zwischen den Dudelsäcken auch immer wieder aufregende Besonderheiten zu hören gab. Die “Red Hot Chilli Pipers” haben bei ihrem 20-jährigen Jubiläum also den perfekten Dreh raus, den Auftritt spannend und abwechslungsreich zu halten.

Red Hot Chilli Pipers @ Zeche Bochum

Und dabei machen die Schotten durchaus auch optisch Spaß: Mit ihren stilechten schwarz-roten Kilts treten die “Bagrocker” natürlich authentisch schottisch auf, während Sänger Chris als Mann in der Mitte auch mal mit Strasssteinen etwas luxuriöser daher kommen kann. Hinzu kam traditioneller schottischer Tanz, das sogenannte “Highland Dancing”, durch die beiden Tänzerinnen der Red Hot Chilli Dancers. Natürlich auch hier in deutlich moderneren Kostümen, statt in der traditionellen schottischen Tracht. Darin aber liegt ohnehin das Erfolgsrezept dieser außergewöhnlichen Coverband: Die Tradition mit der Moderne in Verbindung bringen.

Fotos: Rene Daners


04
Nov

Konzert statt Party: Hell Nights an Halloween in Köln

Auf ein Halloween-Konzert zu gehen, statt auf die üblichen Partys: Das hat für die Punk- und Metalszene in Köln schon eine gewisse Tradition. Jedes Jahr können sie sich darauf verlassen, dass am 31. Oktober im Carlswerk Victoria ein ganz besonderer Konzertabend stattfinden wird. Die Dark Rock- und Horrorpunk-Bands The Other und The 69 Eyes sind Headliner, zwei weitere Gäste kommen jedes Jahr neu dazu. Dabei soll nicht nur auf der Bühne eine gruselige Halloween-Atmosphäre entstehen, sondern auch bei Kostümen und Deko drumherum. Und die Metalszene fühlt sich sowieso besonders wohl, wenn sie einfach mit Gleichgesinnten feiern können. Auf der Bühne passte es optisch jedenfalls schon ziemlich gut – und das teilweise mit abgefahrenen Instrumenten.

Mit der Psychobilly-Band Nektromantix gab es jedenfalls einen vielversprechenden Sound. Irgendwo zwischen Rockabilly und Punk ist die Musik angesiedelt, die doch einen Tick härter klingt, ohne dabei auf klassische Instrumente des Genres zu verzichten. Wobei – ganz so klassisch sah das gar nicht aus, was Frontmann und Sänger Dan Gaarde alias Kim Nekroman da in der Hand hielt. Der typische Kontrabass, der beim Rockabilly eines der Standard-Instrumente ist, hatte hier passend zum Halloween-Abend tatsächlich eine Sargform mitsamt Kreuz an seiner Spitze. Ob das klangliche Vorteile hatte? Vermutlich eher nicht, denn so mancher an diesem Abend wunderte sich, wieso denn der Sound im Carlswerk an diesem Abend so matschig und undefiniert klang. Das kannte man von anderen Events und auch aus Vorjahren bereits besser.

The Other
The Other brachten mit ihrem Horrorpunk die Halle zum feiern

Während der ein oder andere Besucher sich also in den Biergarten verzog, begegnete er dabei einigen gruseligen Gestalten. Anders als in Vorjahren wurden endlich auch Walking Acts und Scareactor gebucht, die für die passende Halloween-Atmosphäre sorgen sollten. Dafür gab es nicht nur einen passenden Fotospot, sondern gemäß des aktuellen Trends sogar ein besonderer Besucher: Art, der Clown – der Bösewicht aus dem aktuellen Trend-Horrorfilm Terrifier 3 trieb sein Unwesen in der Menschenmenge und war für gruselige Fotos immer zu haben. Die Begeisterung vor allem bei Fans, die bereits am 30. Oktober die Vorpremiere in den Kinos sahen, entsprechend groß.

Bei den beiden Headlinern des Abends schien der Sound dann allerdings deutlich besser. Dafür bliebt The Other bei ihrer Kostümierung überraschend zurückhaltend. Trat die Band in der Vergangenheit noch als Mumien, blutüberströmte Ärzte oder andere aufwändige Gestalten auf, beließ man es dieses Mal bei einer Maske für das Gesicht. Ein bisschen weiße Schminke hier, ein bisschen Kunstblut da – das reichte den Horrorpunkern aus dem Rheinland offenbar. Dafür gelang es der Band gewohnt musikalisch abzuliefern. Neben den üblichen Hits schaffte es auch ein einziger deutschsprachiger Song in die Setlist. “Der Tod steht ihr gut” ist schließlich der perfekte Halloween-Song und wird bei den Hell Nights immer wieder gern gehört.

Hell Nights Walking Acts
Walking Acts in hochwertigen Kostümen sorgten für Gruselstimmung

Im Anschluss wurde bei The 69 Eyes dann auch klar, warum sich neben Metalheads und Punks auch ein paar Goths auf die Hell Nights verirrt haben. Die Dark Rock-Band schlägt gerne einmal düstere Töne an, wenn Frontmann Jyrki 69 seine tiefe dunkle Stimme zur Geltung bringt. Mit ordentlichen Gitarrenriffs gehört die Band aus Finnland aber dennoch zu den härtesten Musikern des Abends. Ganz passend zu den Kostümen der Besucher, die sich in diesem Jahr auch recht viel Mühe bei der Auswahl ihrer Outfits gaben. Ob im Dracula-Kostüm oder als Horrorclown: Auch abseits der Walking Acts beeindruckten einige Kostüme in Cosplay-Qualität. Das Halloween-Fest hat sich nach vielen Jahren offenbar auch in Deutschland etabliert.

Fotos: Rene Daners


04
Nov

Axel Rudi Pell: Eine Bochumer Legende beendet Tour mit Heimspiel

Grauhaarige Männer, geschätzt um die 50 Jahre mit einem T-Shirt von EMP: Bei diesem Publikum weiß man sofort, dass sie auf ein Rockkonzert gehen. Manche von ihnen, die am Montag Abend des 28. Oktober 2024 in die Zeche Bochum gehen, waren vielleicht schon in den Anfangstagen dabei. Der Hard Rock-Gitarrist Axel Rudi Pell ist für die Bochumer eine lokale Legende. Geboren in der Ruhrpott-Stadt hat er nicht nur die Gegend mit seinem Sound über viele Jahrzehnte geprägt, sondern es auch zu bundesweiter Berühmtheit geschafft. Noch im Sommer diesen Jahres stand er mit seiner Band auf der Main Stage des riesigen Metal-Festivals Wacken. Für seine alljährliche Tour ist ein Ort aber ein Pflichttermin, sagen die Fans: Jedes Jahr beginnt und beendet Axel Rudi Pell seine Tour in der Heimat Bochum. Und da muss es natürlich eine der Hallen mit dem besten Sound sein, den die Stadt zu bieten hat.

Axel Rudi Pell
Axel Rudi Pell rockt auch mit 64 Jahren noch an der Gitarre

Für jüngeres Publikum, das den Rockstar noch nicht ganz so lange kennt, mag es aber etwas merkwürdig anmuten, dass die Band nach Axel Rudi Pell benannt wurde. Der Musiker spielt hier schließlich nur die Gitarre, ist am rechten Bühnenrand eigentlich eine Nebenfigur – auch wenn sie letztendlich alle wegen ihm gekommen sind. Im Mittelpunkt steht Sänger Johnny Gioeli, der den Abend mit seiner beeindruckenden Gesangsstimme bereichert. Optisch mag er es dabei zunächst etwas einfach: Ein Shirt der eigenen Band soll es sein, denn mehr braucht es nicht, um musikalisch zu begeistern. Bei so manchem Song wird schnell klar, warum Gioeli hier als Frontmann in der Mitte steht.

Das Set richtete sich beim Heimspiel in Bochum aber eher an “alte Hasen”, die schon lange dabei sind und doch die ein oder andere Besonderheit zu schätzen wissen. Während die Band um Axel Rudi Pell auf Wacken noch ihre größten Hits runterspielten, um mit einem Festival-Set vor allem neues Publikum zu begeistern, ist in Bochum weit mehr Raum für Experimente. Auch mal ein Song von ihrem Coveralbum schafft es da in die Setlist. Ebenso wie gleich zwei recht umfangreiche Solos auf Schlagzeug und Piano. Und auch sonst bleibt hier viel Zeit abseits der großen Hits. Da darf auch mal fünf bis zehn Minuten einfach mit dem Publikum geredet werden, während die Fotografen noch im Graben verweilen. Für die Besucher in Bochum ist Axel Rudi Pell sowas wie ein alter Freund, dessen Geschichten man sich gerne anhört. Dass er sich nach dem Konzert noch am Merchandise-Stand bei den Fans blicken lässt, um seinen “alten Kumpels” die Hand zu reichen, gehört da natürlich ebenso dazu.

Axel Rudi Pell
Frontmann Johnny Gioeli mit Bassist Volker Krawczak

Fotos: Rene Daners