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Unter schwarzer Flagge: Auf Schifffahrt mit 4 Bands im April 2024
Mono Inc. wird 20 – und lädt Freunde zur Geburtstagsfeier
Dutch Comic Con: Das Mega-Event mit Danny Trejo und Festival-Feeling
Schottisches Festival Goch: Von Highland Games bis Dudelsack
Folkerdey Festival: Ein Folk Festival trifft Dancehall und Afrobeat
Spectaculum Dortmund: Der kleine MPS-Nachfolger mit neuer Location
In Darkness Festival: Das Gothic-Festival der Vielfalt

Archiv fürJuni, 2023


26
Jun

Unter schwarzer Flagge: Auf Schifffahrt mit 4 Bands im April 2024

Ein Schiff voll besetzt mit 1300 nahezu ausschließlich in schwarz gekleideten Menschen: Wenn die MS Rheinenergie bei “Unter schwarzer Flagge” vom Anker gelassen wird und anschließend am Kölner Dom vorbei unter der beliebten Hohenzollernbrücke entlang schippert, ist das für Beobachter ein Anblick, der Seinesgleichen sucht. Noch ein kräftiges Tröten aus dem Horn des Schiffes und es beginnt für die Fans der Gothic- und Metalszene ein ganz besonderes Event. Ein gemeinsamer Ausflugstag, bei dem sich die schwarze Szene wie Zuhause fühlt, bei hoffentlich gutem Wetter auf dem Oberdeck ein frisches Weizen genießt und vor allem: Eine Schifffahrt ins hübsche Königswinter, bei dem es an Bord gleich vier Bands live zu sehen gibt. Nach dem bereits ausverkauften Event im Oktober, gibt es auch am 20. April 2024 schon die nächste Gelegenheit, bei dieser einzigartigen Schifffahrt dabei zu sein.

Das Konzept der Veranstalter, die auch für das Amphi Festival, eines der größten Gothic-Festivals Deutschlands verantwortlich sind, ist so simpel wie genial: Auf der Hinfahrt zwei Bands, auf der Rückfahrt zwei Bands und dazwischen ein mehrstündiger Aufenthalt in Königswinter, der zum Entdecken, Genießen und Verweilen einlädt. Zunächst bekommen die Teilnehmer eine noch etwas kleinere, unbekannte Band geboten, die es bereits bestens versteht, das Publikum einzuheizen: Alienare präsentiert feinsten Synthpop und dürfte dafür sorgen, dass so mancher Besucher des Events in neongrüner Krawatte auf dem Schiff erscheinen wird. Gleich danach der Farbenwechsel: Solitary Experiments bringen rote Hemden und schwarze Krawatten mit, heizen das Publikum unterdessen mit ebenso treibenden elektronischen Beats ein. Schon durch dieses Farbspiel dürfte diese Ausgabe von “Unter schwarzer Flagge” wohl besonders spannend sein.

Unter schwarzer Flagge
Die MS Rheinenergie an ihrer Anlegestelle in Köln

Der Aufenthalt in Königswinter hält am Nachmittag dann einige mögliche Ausflugsziele bereit: Mit Rabatten geht es in der Zahnradbahn auf den Drachenfels, auf dem ein ansehnliches Schloss und ein spannender Ausblick bis nach Bonn auf die Teilnehmer wartet. Und wer schon öfter mit an Bord war, findet in der gemütlichen Fußgängerzone der Altstadt sicher das ein oder andere leckere Restaurant, um sich für den Rückweg zu stärken. Dann nämlich geht es erst richtig los, wenn auf dem zweiten Abschnitt, dem Rückweg nach Köln, die Headliner des Events auf das Publikum warten.

Mit Solar Fake und Blutengel warten wohl zwei der beliebtesten Bands der schwarzen Szene auf die Reisenden, die auch auf den großen Festivals immer wieder anzutreffen sind. Das Besondere allerdings: Mit einer Limitierung auf knapp 1300 Tickets und einer Bühne im Inneren des Schiffs bekommen Fans diese Bands in einem so kleinen und familiären Rahmen geboten, wie das nur selten auf der regulären Tour überhaupt möglich ist. Und Kenner wissen: Die MS Rheinenergie hat obendrein auch noch einen herausragenden Sound zu bieten. Wer bei diesem unvergesslichen Erlebnis dabei sein möchte, bekommt Tickets für 77 Euro unter amphi-shop.de

Einen Vorgeschmack erhaltet ihr mit dem Aftermovie vom Mai 2023:


26
Jun

Mono Inc. wird 20 – und lädt Freunde zur Geburtstagsfeier

Ihr neuestes Album “Ravenblack” stand bereits ganze vier Wochen lang auf Platz 1 der deutschen Album-Charts und nach ganzen 20 Jahren auf der Bühne, haben sie ihre Fans längst nicht mehr nur in der schwarzen Szene: Für die Dark-Rock-Band Mono Inc. rund um Frontmann Martin Engler ist das wohl mehr als Grund genug, diesen Anlass groß zu feiern. Am 2. September 2023 kommen sie deshalb in das wunderschöne Amphitheater in Gelsenkirchen, um ihren runden Geburtstag zu feiern. Umgeben vom hübschen Blick auf den Rhein-Herne-Kanal und einer eindrucksvollen Tribüne, haben sie dabei nicht nur ihre größten Hits wie “Children of the Dark”, sondern auch noch einige befreundete Bands mit im Gepäck.

Mono Inc

Denn wenn Mono Inc ihren Geburtstag feiern, tun sie das eben auf gar keinen Fall alleine. Wenn Freunde kommen, reicht das musikalisch vom melodischen Synthpop bis hin zum härteren Metal. Immerhin werden sie mit Diary of Dreams auch von einer der bekanntesten Gothic-Bands des Landes begleitet. Die Band um Sänger Adrian Hates könnte das Amphitheater womöglich – ebenfalls wie Mono Inc selbst – problemlos alleine füllen. Ähnliches dürfte für Manntra gelten, die schon vor einigen Jahren als Support gemeinsam mit Mono Inc auf Tour gingen. Und selbst die noch vergleichsweise unbekannten Newcomer von Alienare, denen es als einzige Band der schwarzen Szene gelungen ist, ein Neongrün auf ihren Konzerten zu etablieren, sind bekannt dafür, die Stimmung gewaltig anzuheizen.

Der Jubiläumsauftritt von Mono Inc. soll dabei nicht nur ein einfacher Konzertabend werden, sondern viel mehr ein großes Festival. Auf dem Gelände, auf dem einst auch das Blackfield Festival stattgefunden hat, werden neben Mono Inc. noch sechs weitere Bands erwartet. Dazu gehören auch Eisfabrik, Tanzwut, Soulbound und MANNTRA. Hinzu kommt (gegen einen kleinen Aufpreis) ein ganz besonderes Fan-Event am Vorabend des Konzerts, bei dem die Band ihre Fans auf ein Meet & Greet im Biergarten einlädt. Eine Gelegenheit, die Bandmitglieder auf eine Weise zu treffen, wie ihre Fans sie wohl noch nie erlebt haben. Das reguläre Jubiläums-Festival beginnt am 2. September 2023 bereits mittags um 14 Uhr. Tickets gibt es ab 59,90 Euro unter mono-inc.com

Mono Inc


26
Jun

Dutch Comic Con: Das Mega-Event mit Danny Trejo und Festival-Feeling

Die Wartezeiten waren lang: Anders als in den Jahren zuvor, fand die Dutch Comic Con, die größte niederländische Comic Con in Utrecht, nicht mehr im Frühling statt, sondern dieses Mal erst mitten im Hochsommer. Am 24. und 25. Juni 2023 sollte es dann endlich so weit sein und zehntausende Fans besuchten wieder die riesigen Messehallen der Jaarbeurs Utrecht. Bei sommerlich heißen 32 Grad und einer hervorragend funktionierenden Klimaanlage bekamen die Besucher zahlreiche Attraktionen in gleich vier Hallen geboten. Highlight natürlich auch in diesem Jahr: Die Hollywood-Stars, die Film- und Serienfans auf der Main Stage begeisterten. Allen voran: Danny Trejo, den die meisten Cineasten wohl als “Machete” kennen. Der entsprach nicht nur dem Look, den wir durch zahlreiche Film-Bösewichte kennen, sondern hatte auch noch ziemlich gute Laune im Gepäck. Nur allzu gerne berichtete er etwa von seinem Hobby, riesige Mosquitos mit einer Schusswaffe über den Haufen zu schießen. Wie ernst der Star, der in seiner Jugend einst durch kriminelle Aktivitäten auffiel, derartige Äußerungen wohl meint – das weiß wohl nur Danny Trejo selbst.

Etwas ruhiger hingegen Gwendoline Christie, die nicht nur durch ihre Rolle als Brienne in “Game of Thrones” berühmte wurde, sondern vor kurzem auch als Schulleiterin in der beliebten Netflix-Serie “Wednesday”. Ein bisschen mehr auf Distanz, aber mit spannenden Geschichten vom Set im Gepäck, lockte sie vor allem das Interesse der vielen “Wednesday-Fans”, die an diesem Wochenende nach Utrecht kamen. Dass sich die Serie um die Tochter der Addams Family auch in den Niederlanden größter Beliebtheit erfreut, war unterdessen kaum zu übersehen: Immer wieder waren auf dem Messegelände Cosplayer im typischen Gothic-Kleid von Wednesday anzutreffen. Und auch im Allgemeinen schien sich das Interesse am Gothic-Style auf der Comic Con deutlich vergrößert zu haben.

Dutch Comic Con 2023

Eine Serie, die ebenfalls zahlreiche Fans versammelt: “Shadow & Bone”. Schon im vergangenen Jahr gehörten die Stars der Fantasy-Serie auf einer anderen Convention in Stuttgart zu den beliebtesten Schauspielern der gesamten Convention. Das hat auch die Dutch Comic Con in Utrecht erkannt: Mit Ben Barnes durfte somit natürlich auch ein Star aus eben diesem Franchise nicht fehlen. Mit großen Sympathien für seine Fans und einer gewaltigen Portion Humor gehörte sein Panel schließlich auch zu den meistbesuchten des Events. Da ging er sogar mit Humor auf alberne Fragen ein, warum er die Cornflakes statt die Milch zuerst in eine Schüssel fülle. “Er sei schließlich kein Psychopath”, so Barnes. Deutlich erkennbar bei solchen Fragen allerdings auch: Ben Barnes lockt ein weitaus jüngeres Publikum an, als etwa Danny Trejo.

Und wenn sich nicht ganz so viele Menschen aus dem Publikum trauen, an das offene Mikrofon zu schreiten, um dem Star eine Frage zu stellen, hat die Dutch Comic Con sogar einige spannende Ideen parat: Der Moderator und Rapper Brainpower bringt einfach eine Tasche voller Geschenke mit, um sie etwa von Natalia Tena aus “Harry Potter” an die Fragesteller verteilen zu lassen. Da ist der Anreiz, seine Angst zu überwinden und sich an das Mikrofon zu trauen, doch gleich viel größer – und schon stehen knapp zwanzig Leute bereit, um die Schauspielerin mit Fragen zu löchern. Wenn ein Gast an diesem Wochenende jedenfalls keinerlei Berührungsängste hatte, war es wohl zweifelsohne Natalia Tena, die in den vergangenen Jahren bereits desöfteren Convention-Erfahrungen sammeln konnte.

Dutch Comic Con 2023

Drumherum in den weiteren drei Hallen: Ein umfangreicher Mix aus Comics, Gaming, Spaß und Abwechslung. Vor allem Fans der jüngsten Film- und Serienproduktionen kamen auch hier auf ihre Kosten: So stellte Netflix sogar exklusiv einen offiziellen “The Witcher”-Hindernisparcour auf, an dem es obendrein noch ein bisschen Live-Musik mit der Akustikgitarre gab. Ein paar Meter weiter innerhalb der “Activities Hall” dann ein Promo-Stand für den neuesten “Indiana Jones”-Kinofilm, an dem zwei Original-Fahrzeuge aus dem Streifen zu besichtigen waren. Star Trek-Fans kamen mit den Original-Kostümen aus “Star Trek: Strange New Worlds” auf ihre Kosten, die Sky Showtime (wo die Serie in den Niederlanden ausgestrahlt wird) präsentierte. Und selbst Nickelodeon bespaßte die jüngeren Besucher mit lebensgroßen Turtles-Cosplayern, die für gemeinsame Fotos bereit standen. Etwas weiter in der Kinder-Ecke trafen dann die Jüngsten an einer Hüpfburg auf Super Mario und seine Begleiter.

Dass die Dutch Comic Con mit einem solchen Mix vor allem im Sommer Spaß macht, steht wohl außer Frage. Die Verschiebung auf Juni zahlt sich unterdessen aus, denn auf der Convention kam so auch gleich ein bisschen Festivalstimmung auf. Im Außenbereich gab es schließlich nicht nur leckere Pommes und Churros, sondern auch noch treibende elektronische Beats, entspannende Liegestühle und ein leckeres holländisches Weißbier. Ein Blick in die Gaming Halle und die interessierten Fans trafen nicht nur auf spannende ESport Events, sondern auch noch auf Live-DJs am Stand von AMD und AOC. Statt der Gier nach dem Geldbeutel der Besucher durch Unmengen an teuren Stars, lag der Fokus in Utrecht vor allem auf Entertainment und Fun. Mit zahlreichen kostenlosen Aktivitäten bewies die Comic Con: Hier sind auch jene Besucher etwas wert und sollen etwas geboten bekommen, die nicht hunderte Euro für Autogramme und Photoshoots ausgeben wollen. Das zahlt sich aus, denn mehr als 40.000 Menschen kamen auch dieses Mal wieder in die Jaarbeurs Utrecht. Und der nächste Termin steht auch schon fest: 18. und 19. November 2023 geht es nämlich wieder in die Winter Edition des Events.


21
Jun

Schottisches Festival Goch: Von Highland Games bis Dudelsack

Die Kultur Schottlands gehört vielleicht zu den Faszinierendsten dieser Welt. Der klassische Kilt gehört da ebenso dazu, wie die typische Dudelsackmusik und der leckere Whisky in den heimischen Pubs. Auch in Deutschland gibt es natürlich zahlreiche Schottland-Fans. Grund genug, einmal im Jahr auch ein schottisches Festival, kurz das “Scotfest” zu veranstalten. Nachdem der frühere Veranstaltungsort in Xanten inzwischen weggefallen ist, ging es dieses Jahr zum ersten Mal in den hübschen Stadtpark von Goch. Umgeben von der Niers, gab es dort am 17. und 18. Juni 2023 so einiges, was das Herz des Schottland-Liebhabers höher schlagen ließ.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung – und das sollte den Besuchern auch möglichst bewusst sein: Die Highland Games. Ein Wettkampf, bei dem zahlreiche starke Männer und Frauen in verschiedenen Disziplinen (und natürlich im Kilt) gegeneinander antreten, um ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Da wurden riesige Baumstämme geworfen, bis zu 100 kg schwere Steine eigenhändig transportiert oder Holz über die Wiese hinter sich her gezogen. Spaßig anzusehen ist das, aber: Wer das Scotfest in Goch besucht, der sollte sich bewusst darüber sein, dass es sich hier zum größten Teil um ein Sportevent handelt. Das Schottische Festival ist eben ebenso wenig ein “Mittelaltermarkt mit schottischen Ständen”, noch ein Musikfestival.

Schottisches Festival Goch

Obwohl man so ganz auf Musik natürlich nicht verzichten musste: Wer die traditionellen Klänge eines Dudelsacks mag, kam hier natürlich ordentlich auf seine Kosten. Ganze Bands wanderten hier ständig über das Gelände, um die Besucher mit ihren Dudelsäcken zu beglücken und am Sonntag Nachmittag wurden dann sogar die besten Dudelsack-Spieler von einer Jury mit Pokalen prämiert. Wenn man es sogar ganz genau nimmt: Eigentlich gab es hier so viel Dudelsack-Musik, dass diese Klänge schon beinahe zu einem Hintergrundgeräusch wurden, das die Atmosphäre des Festivals ausmachte und uns immer ein wenig das Gefühl von Schottland vermittelte.

Was es nicht gab: Ein richtiges Bühnenprogramm mit professionellen Bands, die jenes Publikum unterhalten hätten, die sich für Sport nicht ganz so sehr interessieren. Und das, obwohl es auf einem nahezu ungenutzten Vorplatz sogar eine fest installierte Bühne gegeben hätte, die zur Nutzung durch Bands einladen würde. Es müssten ja keine teuren Stars sein – aber nicht einmal auf schottische Bands wie den Red Hot Chili Pipers (nein, kein Schreibfehler) oder ein bisschen Scotish Folk durfte man hier hoffen.

Schottisches Festival Goch

Eigentlich ist es sogar noch viel schlimmer: Insgesamt gab es doch erstaunlich wenig Schottisches auf diesem schottischen Festival. An dieser Stelle wollen wir ehrlich sein: Als Besucher, die noch nie Schottland besucht haben und auch zum ersten Mal auf dem Scotfest waren, hätten wir zahlreiche Dinge erwartet, die wir noch nicht kennen. Tatsächlich gab es aber nicht einmal jene schottischen Produkte, die wir bereits kennen und erwartet hätten. An der Bierbude fanden sich Bitburger und Diebels, statt Belhaven und Brewdog. An den Essensständen fanden wir Currywurst und Waffeln, statt English Pie und schottischen Porrdige. Immerhin konnten die Mutigen mal ein echtes Haggis probieren und der Whiskystand von Spirits of the Highlands hatte eine ordentliche Auswahl schottischer Whiskys zu bieten. Dazu ein Mönchengladbacher Händler mit seinem leckeren Fudge. Aber dennoch, liebe Veranstalter: Soll das alles gewesen sein, was Schottland hergibt? Kurzum: Für Schottland-Fans, die sich weniger für Sport begeistern können, ist das schottische Festival in Goch leider noch ausbaufähig.


21
Jun

Folkerdey Festival: Ein Folk Festival trifft Dancehall und Afrobeat

Einen so langen Weg sind wir noch nie über die Felder gelaufen: Wenn das Folkerdey Festival in Ratingen behauptet, es befinde sich mitten im Grünen, ist das keineswegs gelogen. Etwa 10 Minuten Fußweg geht es da – vorbildlich beschildert – durch Wiesen, Wälder und Felder, ehe wir den etwas abgelegenen Veranstaltungsort auf dem Eisenzeitlichen Gehöft im Erholungspark Volkardeyer See in der Nähe des Grünen Sees erreichen. Und beim Schreiben dieses Artikels fällt dann auch gleich auf, woher der ungewöhnliche Name “Folkerdey” eigentlich stammt, wenn so ein Folk Festival eben am Volkardeyer See stattfindet. Mit rund 1300 Besuchern vergleichsweise klein und vielleicht nicht ganz so überregional bekannt, veranstaltet der gemeinnützige Förderverein Folkerdey hier allerdings ein Festival, das musikalisch weit mehr Vielfalt zu bieten hat, als man auf den ersten Blick erahnen möchte. Vor allem aber wird hier kleinen, wie auch größeren Bands gleichermaßen eine Bühne gegeben.

Ein paar Newcomer aus der Region dürfen schließlich nicht fehlen, wenn man die Musiker aus der Umgebung auch ein bisschen fördern möchte. Und da haben zu Beginn des Festivals sogar Schüler aus Ratingen und Bonn die Möglichkeit, zum ersten Mal etwas Bühnenerfahrung zu sammeln. Die 9- bis 12-jährigen Reel Talents der Ludwig-van-Beethoven-Musikschule in Bonn kamen aber immerhin mit einem ganzen Orchester und zahlreichen Instrumenten auf die Bühne, um zu beweisen, dass sie hier die großen Nachwuchs-Stars der Folk-Szene sind. Da tanzen vielleicht noch nicht hunderte Leute direkt vor der Bühne, aber an der Seite von Musiklehrerin Sabrina Palm, die später auch mit ihrer eigenen Band auf der Bühne stehen sollte, war das schon ein ziemlich professionell wirkender Auftritt. Und wer weiß: In ein paar Jahren sieht man so manchen Musiker vielleicht auch mal andere große Bühnen rocken. Auf jeden Fall waren diese Kinder wohl die jüngste Band, die es jemals auf einem Festival mit 4-stelliger Besucherzahl zu sehen gab.

Folkerdey Festival
Mutig: Johannes Epremian als Solo-Geiger mit authentischer Cajun-Musik aus Louisiana

Gleich danach entstand aber auch für eine andere Band eine etwas lustige Konstellation: Die erfahrenen Musiker Johannes Epremian, Steven Crawford und Ralph Schläger stehen normalerweise nämlich gemeinsam mit ihrer Band “Le Clou” auf den Bühnen des Landes und spielen französischsprachige Cajun-Musik. Nicht so beim Folkerdey Festival, auf dem sie zwar ebenfalls alle anwesend waren, jedoch nicht gemeinsam die Bühne betreten durften: Johannes Epremian wurde nämlich mit seinem außergewöhnlichen Solo-Programm gebucht, bei dem er als Solo-Geiger die 1920er Jahre der Pub-Musik in Louisiana nachempfinden möchte – und dabei bewies, dass ein solch minimalistischer Auftritt durchaus funktioniert. Steven Crawford und Ralph Schläger hingegen begaben sich gemeinsam mit Sabrina Palm auf die Bühne, um im Breadfactory Project richtigen “Fresh Folk from Scotland” auf die Bühne zu bringen.

Während Folk-Musik aus der Region (und zum Teil auch aus Ratingen) reichlich vertreten war, durften aber auch internationale Klänge auf einem Folk Festival natürlich nicht fehlen. Die wohl vielfältigste Herkunft der Bandmitglieder hatte an diesem Abend wohl die Band Tribubu zu bieten. Die 4-köpfige Crew kam schließlich aus Spanien, England und sogar von der Elfenbeinküste. Musikalisch dann genauso vielfältig, wie ihre Herkunft: Auf die Ohren gab es einen Mix aus Rumba, Folk, Blues und Afrobeat – und das ziemlich tanzbar. Als erste so richtig tanzbare Band an diesem Abend füllten die nicht nur zunehmend das Festivalgelände, sondern ließen auch erkennen, wie hervorragend das Publikum an diesem Abend gelaunt war: Schnell tanzen locker fünfzig Menschen ausgelassen vor der Bühne – von den älteren Festivalbesuchern bis hin zu kleinen Kindern, die auf der Wiese tobten. Tribubu nahmen schließlich wörtlich, was sie zu Beginn ihres Auftritts verkündeten: “Unsere Mission ist es, dass ihr am Ende des Konzerts alle vom Boden aufgestanden seid”. Und das taten sie. Ausnahmslos.

Folkerdey Festival
Tribubu heizen mit Afrobeat das Publikum ein

Eine Band mit einem etwas seltsamen Namen sollte genau diese Stimmung dann auch fortsetzen und an der Tanzbarkeit ihrer Vorgänger anknüpfen: Das Mumuvitch Disko Orkestar brachte dabei sogar ein Genre mit auf das Folkerdey Festival, das man auf einem Folk Festival nun nicht unbedingt erwarten würde: Waschechten Dancehall im Stile von Bands wie “Seeed” sollte es da plötzlich zu hören geben – und zwar mit einem ebenso großen Ensemble. Ob Rap, Saxophon oder riesiges Sousaphon – diese Band legte ein ordentliches Tempo auf die Bühne. Der Moderator hatte hier zuvor schon richtig erkannt: Wenn diese Musiker auf der Bühne stehen, sollte man seine Picknick-Decke wohl besser einpacken und Platz machen, damit das gesamte Publikum vor der Bühne reichlich Raum hat, um das Tanzbein zu schwingen. Und so viele tanzende, gut gelaunte Menschen – die sieht man oftmals nicht einmal auf den ganz großen Festivals wie Rock am Ring.

Spätestens mit Mumuvitch wurde dann schließlich auch bewiesen, dass Folk Music eben nicht bieder und langweilig sein muss. Alles, was irgendwie handgemachte “echte Musik” ist, so auch das Motto der Band, passt doch irgendwie zum Folk. Und warum nicht auch einmal gänzlich außergewöhnliche Sachen machen, wie mit dem Gankino Circus dann der zweite Headliner an diesem Abend. Hat eigentlich schon einmal jemand echten Rock’n’Roll mit fränkischem Gesang gehört? Nun, wenn diese Band nicht der nächste große Hit auf dem Oktoberfest oder der Erlanger Bergkirchweih wird, dann wissen wir auch nicht. Der Sound von Gankino Circus war ein außergewöhnlicher flotter und rockiger Mix. Und wenn sich der Schlagzeuger dann auch noch während seines Schlagzeug-Solos komplett umzieht, ohne dabei auch nur eine Sekunde den Takt zu verlieren, kommt das Publikum so schnell auch nicht mehr aus dem Staunen heraus. “Circus” ist hier eben auch irgendwie Programm und das macht zugegebenermaßen doch ziemlichen Spaß beim Zuschauen.

Folkerdey Festival
Tanzbare Dancehall-Rhythmen vom Mumuvitch Disko Orkestar

Zu guter letzt dann Matakumbe, die auf der Bühne ebenfalls nochmal ordentlich Gas gegeben haben, nachdem die Sonne längst untergegangen war und sich die sommerlichen und sonnigen 30 Grad inzwischen zu einer angenehmen Abendluft abgekühlt hatten. Mit “World Groove meets Future Pop” beschrieb der Veranstalter die Band auf der Webseite. Tatsächlich geboten bekamen wir eher Raggae, Raggaemuffin und Beatboxing – und das so kreativ, dass man hier beinahe meinen könnte, der Sänger hätte spontan wahllos Silben aneinandergehangen, die alle doch ziemlich geil klingen. Damit schlossen Makatumbe aber auch hervorragend an das Mumuvitch Disko Orkestar auf der Main Stage an und sorgten bis etwa 0:30 Uhr für temporeiche Stimmung. Einen Vorteil hat so ein Festival mittem im Grünen eben doch: Hier kann gefeiert werden, bis auch die letzte Band endgültig keine Lust mehr hat. Und das kann auch einmal mitten in der Nacht sein. So sicher auch im kommenden Jahr, denn das nächste Folkerdey Festival ist für den 8. Juni 2024 geplant.


11
Jun

Spectaculum Dortmund: Der kleine MPS-Nachfolger mit neuer Location

Jahrelang war das große Mittelalterlich Phantasie Spectaculum im Dortmunder Fredenbaumpark bei den Mittelalterfans etabliert. Nachdem es nun allerdings nur noch den Phantastischen Lichter-Weihnachtsmarkt mit zahlreichen namhaften Bands der Szene geben wird, musste das “Sommer-MPS” in Dortmund längst weichen. Ehemalige Mitarbeiter des MPS wollten sich damit allerdings nicht abfinden: Im kleineren, eher an klassischeren Mittelalterfesten orientierten Rahmen gab es am 3. und 4. Juni 2023 nun das kleinere Spectaculum, das sich nicht mehr als Musikfestival sieht, aber trotzdem das Gefühl des Mittelalters näher bringen sollte. Und welch Glück: Ausgerechnet das Wochenende des Spectaculum in Dortmund war eines der ersten richtig sonnigen Wochenenden in diesem Jahr. Bei strahlendem Sonnenschein erwarteten den Besucher Bands auf mehreren Bühnen, zahlreiche Händlerstände und leckeren Met auf den großen Wiesen.

Spectaculum Dortmund

Um dem kleineren und familiäreren Rahmen gerecht zu werden, hat man dem großen Fredenbaumpark inzwischen allerdings den Rücken gekehrt: In den hübschen Revierpark Wischlingen, umgeben von zahlreichen Spielplätzen und Familienattraktionen sollte es dieses Mal gehen, wo eine hübsche Parklandschaft umgeben von Wald und Wiesen den Besucher erwartete. Der Anblick dementsprechend natürlich besonders authentisch: Die großen Holzhütten der Händler für Gewandungen und allerlei anderer mittelalterlicher Dinge fügten sich hervorragend in die Waldkulissen ein und sorgten für ein glaubwürdiges Mittelalter-Feeling, wenn eingefleischte Fans auch in kleinerer Location weiterhin in aufwändiger Gewandung erscheinen. Die großen Sitzbereiche mittendrin luden zum Verweilen, Genießen und Essen ein und weit weg von den großen Straßen war das Spectaculum auch der perfekte Ort für Familien, um ihre Kinder in der Natur einfach einmal frei toben zu lassen.

Auf Musik mussten die Mittelalterfans aber trotzdem nicht verzichten, auch wenn ganz große Acts wie Saltatio Mortis hier nun nicht mehr zu finden sind. Mit Mr. Hurley und die Pulveraffen etwa gab es trotzdem einen Headliner, der inzwischen zu den aufsteigenden Stars der Mittelalterszene gehört und während der Tour inzwischen tausende Menschen vor ihrer Bühne versammeln. Nebenbei sorgten aber auch kleinere Bands wie die Cobblestones, Mythemia und Tales of Nebelheym für angenehme Atmosphäre vor den beiden Bühnen. Und auch wenn die Besucherzahlen am Sonntag dann ein wenig überschaubarer waren, als noch am Tag zuvor: Das Spectaculum Dortmund zeigte einmal mehr, dass es nicht immer ein großes Festival sein muss, um einen aufregenden musikalischen Sommertag mit der Familie zu verbringen. Bei solch einem Erfolg geht es natürlich auch schon bald weiter: Am 23. und 24. September 2023 gastiert das Spectaculum wieder am Fühlinger See in Köln, wo die beiden Bands Ye Banished Privateers und Rapalje bereits angekündigt wurden. Tickets gibt es für günstige 15 Euro unter spectaculum-markt.de

Spectaculum Dortmund


10
Jun

In Darkness Festival: Das Gothic-Festival der Vielfalt

“Von Fans für Fans” – das ist wohl in jedem Jahr der Eindruck, den das In Darkness Festival im Parkhaus Meiderich in Duisburg bei seinen Besuchern hinterlässt. Und irgendwie ist da auch ein bisschen was dran: Die Veranstalter und Musiker sind selbst gegenseitig Fans voneinander und begeben sich wie normale Besucher unter die Menschenmenge. Stehen sie selbst nicht gerade auf der Bühne, findet man sie zumeist selbst im Publikum wieder. Berührungsängste gegenüber den Fans gibt es nicht die geringsten. Doch kein Wunder: Das In Darkness Festival hat sich darauf spezialisiert, ausschließlich eher kleineren Bands der schwarzen Szene eine Bühne zu geben. Ein Festival ganz ohne die großen Stars, auf dem Bands, die sonst nur vor kleinem Publikum stehen, selbst einmal Headliner sein können. Der Rahmen dafür passt schließlich gut: Auch in das Parkhaus Meiderich passen nur ein paar hundert Besucher – und alle haben sie große Freude daran, den noch etwas unbekannten, aber talentierten Bands dabei zuzuschauen, wie sie allmählich erfolgreich werden.

Manche Band, die vor einigen Jahren in solch kleinem Rahmen gestartet ist, steht heute auf den Bühnen des Amphi Festivals oder darf bei “Unter schwarzer Flagge” zukünftig mit auf Schifffahrt nach Königswinter gehen. An diesem kleinen Festival, das vor allem von jenem Publikum besucht wird, das auch die Newcomer zu schätzen weiß, scheint die Freude aber trotzdem ziemlich groß. Für noch ganz kleine und junge Acts ist das natürlich eine von vielen ersten Chancen, die Bekanntheit ein wenig zu erhöhen: So durfte Antibody am 3. Juni 2023 den Abend eröffnen und das Publikum mit recht flotten technoiden Klängen einheizen. Für Jan Laustroer aus Bottrop-Kirchhellen, der da ganz allein auf der Bühne stand, um seinen Live-Auftritt abzuliefern, sicher ganz schön mutig. Optisch eher an einen DJ erinnernd, steht er hinter Laptop, Drumpad und ein bisschen Elektronik. Das aber reicht, um ordentlich Spaß auf der Bühne zu haben und die Besucher in Schwarz schon einmal zum Tanzen zu bringen.

In Darkness Festival
Der Gothic-Chor: Stimmgewalt

Dass danach ein echtes Kontrastprogramm die Bühne betrat, war da schon beinahe ein Stilbruch. Auf elektronische Musik folgte dann plötzlich a cappela ohne jegliche Instrumente. Mit Stimmgewalt gab es zugleich aber auch eine echte Besonderheit: Ein richtiger Gothic-Chor betrat die Bühne, der zahlreiche Coversongs aus dem Genre des Gothic, Synthpop und Metal spielte. Da gab es unter anderem Songs von berühmten Künstlern wie Rammstein, ASP und zahlreiche andere Größen der schwarzen Szene. Währenddessen war bei Stimmgewalt allerdings auch der Name absolut Programm: Der ausgewogen aus beiden Geschlechtern bestehende Chor lieferte schließlich eine Vielfalt der Stimmen ab, die so ziemlich jeden anwesenden Besucher kurzerhand zum Fan machte. Und das Fehlen der Instrumente? Auch gar nicht so schlimm, denn da wird auch einfach mal ein Schlagzeug mit dem Mund gespielt – und zwar weitaus realistischer, als man das vom Beatboxing kennt. Jedes einzelne Mitglied dieses Chors war so talentiert, dass sie problemlos auch Solo ein Gesangskonzert geben könnten. Wahrlich eine Besonderheit.

Viel mehr Instrumente und das auch noch ausgerechnet bei elektronischer Musik, gab es an diesem Abend bei System Noire, die in ihrer aktuellen Besetzung gleich mit fünf Bandmitgliedern auf der Bühne stehen und – nach ihrer einstigen Gründung in Hannover – inzwischen vor allem in der Gothic-Szene des Ruhrpotts heimisch sind. Möglichst tanzbar, aber trotzdem mit Schlagzeug, Gitarre und Keyboard kamen sie zum In Darkness Festival, um einen unverkennbaren Sound abzuliefern. Die Besonderheit: System Noire kombinieren die manchmal etwas härteren elektronischen Klänge mit satten Gitarren zu einer Art Crossover zwischen Metal und Industrial Electro. Die eher düsteren Outfits, die gerne auch mit zusätzlicher schwarzer Schminke verstärkt werden, passen perfekt zum Namen des Events.

In Darkness Festival
Apoptygma Berzerk-Keyboarder Jonas Groth mit seiner Band Piston Damp

Eine kleine Berühmtheit gab es gleich danach allerdings auch, denn die vermeintlich eher unbekannte kleine Band Piston Damp kam extra aus Norwegen angereist, um das Publikum, das hier schon zahlreich mit norwegischen Flaggen ausgestattet war, ordentlich einzuheizen. Manchem Kind der 80er und 90er Jahre wird dabei allerdings aufgefallen sein: Irgendwas kommt hier musikalisch zumindest ansatzweise bekannt vor. Zurecht: Frontmann Jonas Groth trat damals nämlich bereits an der Seite seines Bruders Stephan L. Groth mit der erfolgreichen Synthpop-Band Apoptygma Berzerk auf. Dort noch als Keyboarder unterwegs, der hin und wieder mal einen Song selbst singen durfte, nimmt er heute bei Piston Damp persönlich das Mikrofon in die Hand, um seine eigenen Songs zu performen. Die orientieren sich ebenfalls am Synthpop-Genre und locken vor allem mit einem hervorragenden Gesang und melodischen Klängen. Songs wie “Something In Me” oder “Make The World Great Again” werden dabei schnell zum Ohrwurm und gehen einem auch nach Tagen noch nicht aus dem Kopf.

Zu guter Letzt dann die Headliner, für die die meisten Besucher wohl extra nach Duisburg gekommen sind und deren Fans bereits optisch leicht zu erkennen waren: Die Synthpop-Band Alienare – eine der aufsteigenden Stars der Szene, die inzwischen auch als Support für namhafte Acts wie Welle: Erdball, Unzucht und Blutengel auf Tour sind. Charakteristisch: Die grün hochgestylten Haare von Frontmann Tim Schulschenk, der auch Mitveranstalter des In Darkness Festivals ist und die typischen neongrünen Krawatten, die viele Fans zu schwarzem Hemd, T-Shirt oder worüber auch immer sonst tragen. Alienare ist damit wohl die einzige Band der Gothic-Szene, der es jemals gelungen ist, eine Neonfarbe auf ihren Konzerten zu etablieren – was auch an ihrem großen Hit “#Neon” liegt, der bei keinem ihrer Auftritte fehlen darf. Eine Besonderheit war das Konzert dieses Mal aber dennoch: Die Fans durften vorher abstimmen, welche Songs die Band an diesem Abend spielen soll. Ein echtes Wunschkonzert also, bevor das In Darkness Festival kurz vor Mitternacht mit gut gelaunten Gesichtern ihr Ende fand.

In Darkness Festival
Headliner und Mitveranstalter: Alienare