Kräftige Männer in schweren eisernen Rüstungen stolzieren die Wege entlang, Gaukler und Narren belustigen das Volk zu Mönchengladbach und mittelalterliche Klänge begeistern die Zuschauer zwischen Wiesen und Bäumen. Bei einem solchen Anblick kann in Mönchengladbach wohl nur eines wieder stattfinden: Das Ritterfest. Früher noch vor der schönen Kulisse des Schloss Rheydt gelegen, hat das Mittelalterfest im Park an der Zeppelinstraße inzwischen ein neues Zuhause gefunden. Auf das klassische Ritterturnier mit Pferden, die über Feuer galoppieren, muss man da inzwischen zwar verzichten, dafür fand das Event vom 12. bis 14. August 2022 jedoch Fans aus ganz neuen Gründen.

Bei sommerlich warmen Temperaturen hatte die Location, in der das Ritterfest dieses Mal anders als im Vorjahr ganz ohne Corona-Auflagen stattfinden durfte, nämlich durchaus ihre Vorzüge: Zwischen zahlreichen Bäumen bot der viele Schatten auf dem Gelände eine oftmals willkommene Abwechslung, auch vor der neuen inzwischen aufwändigeren Bühne in der Mitte des Parks. Dort legte am Freitag die Band Celtica – Pipes Rock! den Startschuss und boten bereits ein echtes Highlight auf dem diesjährigen Ritterfest, das zuvor einige Jahre keine richtige große Band mehr gesehen hatte. Die zahlreichen Besucher, die extra dafür in den Park an der Zeppelinstraße kamen, konnten sich damit bereits am ersten Tag davon überzeugen, dass Dudelsäcke, Gitarren und Schlagzeuge doch erstaunlich gut miteinander harmonieren konnten.

Preislich etwas günstiger ging es dann am Samstag mit dem klassischen Mittelaltermarkt als richtiges Familientreffen weiter. Wenn die Gaukler und Narren ihre Späße mit dem Publikum machen und die Eltern dabei das Metbier von der Taverne “Santa Promilla” genossen, wurde aus dem Ritterfest ein richtiger Familienausflug, an dem alle ihren Spaß hatten. Leckeres Knoblauchbrot und hervorragender Met aus der Region erwarteten die Besucher da ebenso, wie spannende Delikatessen, aufwändige Gewänder und hübsche Deko für Zuhause. Beim Ritterfest fiel es dabei leicht, in längst vergangene Zeiten einzutauchen, denn nicht wenige der Besucher kamen in authentischen mittelalterlichen Gewändern oder haben gar gleich ihr Heerlager mit großen Zelten aufgeschlagen.

Da wird auch deutlich, dass das Ritterfest Mönchengladbach weit entfernt von einem Mittelalter-Festival wie dem großen MPS ist und sich stärker als kleines Event der klassischen Sorte sieht. Die Stände schließlich liebevoll ausgewählt, um mit den zahlreichen Holzhütten ein authentisches Feeling zu erschaffen, während Stelzenläufer die Kinder zum Strahlen brachten und die ein oder andere Mittelalterband auch mal unplugged mit Trommeln über das Gelände zog. Da müssen gar keine Größen wie Saltatio Mortis auftreten, um Groß und Klein trotzdem richtig viel Spaß zu bereiten. Und deswegen kommen auch die langjährigen Fans noch heute immer wieder, wenn jedes Jahr im August das Ritterfest startet.

Neben den ganz großen und teuren Festivals, haben Musikliebhaber in diesem Sommer auch ohne großes Einkommen die Möglichkeit, das ein oder andere Konzert zu erleben – und dieses womöglich sogar mit einem Ausflug zu kombinieren. Der Drachenfels mit seinem wunderschönen Schloss lädt schließlich ebenso regelmäßig zu einem Ausflugstag ein, wie die hübsche Rheinpromenade, die Königswinter ebenfalls zu bieten hat. Kombinieren lässt sich das aktuell gut mit einer Event-Reihe von Nicht Davor Nicht Dahinter e.V.: Ganz zentral, mitten auf dem Marktplatz von Königswinter haben die nämlich eine Bühne aufgestellt und bieten einmal im Monat gleich mehrere kostenlose Konzerte. Auch am Sonntag, dem 31. Juli 2022 war es so weit, denn die “Weltmusik unterm Drachfels” lud an den Rhein ein.

Womöglich nicht ganz so bekannt, aber deswegen nicht weniger gefeiert waren die drei recht vielfältigen Bands, die das Publikum an diesem Nachmittag zu sehen bekamen. Den Anfang machte dabei Rodrigo Tobar mit seiner Band – oder besser gesagt: Familie. Gemeinsam spielt der Musiker mit seinen Töchtern, Neffen und anderen Verwandten nämlich mitreißende und durchaus tanzbare Musik aus Südamerika. Lateinamerikanische Rhythmen erklangen da vor dem Rathaus von Königswinter und heizten das Publikum bereits mächtig ein. Dass bei einem kostenlosen Konzert bereits die erste Band die Tanzfläche füllt, sieht man schließlich nicht alle Tage. Doch das Weltmusik-Festival war ein Fest der Generationen, zu dem sowohl Familien mit Kindern, als auch Senioren mit Rollstuhl und Rollator kamen. Und wenn da der Rollator doch einfach mal bei Seite gestellt wird, damit auch die älteren Zuschauer nochmal das Tanzbein schwingen können, war das an diesem Sonntag schon ein bemerkenswerter Anblick.

Daran knüpfte dann auch die Cajun-Band Le Clou rund um Sänger Johannes Epremian an. Französischsprachige Musik aus Louisiana sollte es geben, dieses Mal überwiegend mit den etwas flotteren, tanzbaren Songs. Da war der Auftritt zwar ein bisschen kürzer, als auf den üblichen Tour-Konzerten etwa in der nahegelegenen Harmonie Bonn, doch neue Fans ließen da auch nicht lange auf sich warten. Selbst die jüngeren Generationen schienen von der Musik aus dem Mississippi schwer begeistert und wünschten sich anschließend am liebsten eine Zusage, bevor für die Hopstopbanda extra die Bühne ein wenig umgebaut wurde.

Letztere war an diesem sonnigen Nachmittag bei fantastischem Sommerwetter sowieso die wohl bemerkenswerteste aller Bands: Inmitten des Ukraine-Krieges brachte Hopstopbanda kurzerhand russische und ukrainische Bandmitglieder gemeinsam auf die Bühne, um zusammen tanzbare Rhythmen von Swing über Gypsy Boogie und Klezmer, bis hin zu Tango abzuliefern. Dass es eben auch friedlich geht, hat die Band auf dem Markt in Königswinter bestens bewiesen. Weiter geht es dort im September mit der Herbstreihe ebenso exotischer Musik. Infos unter nichtdavornichtdahinter.de

Für Mittelalter-Fans aus Köln war es seit vielen Jahren eine echte Instanz: Das Mittelalterlich Phantasie Spectaculum am Fühlinger See. Doch Veranstalter Gisbert Hiller wollte seine Veranstaltungsreihe deutlich reduzieren, das Kölner Event fiel damit weg. Einige ehemalige Mitarbeiter des MPS wollten sich damit nicht abfinden und starteten selbst ihre eigene kleine Veranstaltungsreihe. Nicht als Konkurrenz, sondern mit der ausdrücklichen Unterstützung des MPS-Veranstalters. Sogar Material, Bühnentechnik und Dekoration durften die neuen Veranstalter rund um Marc Homberger auf dem Mittelalterfest in Köln nutzen. Das kann man sich unterdessen jetzt ein bisschen einfacher merken: Einfach nur “Spectaculum” soll es heißen und damit trotzdem genau das bieten, was der Name verspricht.

Auf den ersten Blick ließ sich der Unterschied zur “großen” Mutterveranstaltung, dem MPS, beim Schlendern entlang des Fühlinger Sees kaum erkennen. Das neue “Spectaculum” sollte zwar kleiner und klassischer werden, weniger wie ein Musikfestival, doch viel geringer ist die Größe des Events dann doch nicht ausgefallen. Immerhin gleich ganze 60 Händler hatte es nach Köln verschlagen, um leckeres Essen, hübsche handgemachte Gewänder und aufwändige Trinkhörner zu präsentieren. Über die Brücke auf das zweite Festivalgelände ging es somit also auch beim Spectaculum und zumindest was den reinen Mittelaltermarkt der Veranstaltung angeht, dürfte sich die Größe im Vergleich nahezu gar nicht reduziert haben.

Sichtbar wird der kleinere Umfang des Spectaculums dann lediglich beim musikalischen Aufgebot. Mit immerhin zwei Bühnen samt Livemusik dürfte das zwar Meckern auf hohem Niveau sein, die ganz großen Acts wie Saltatio Mortis fand man auf dem neuen Spectaculum in Köln allerdings nicht mehr. Den Zuschauern war das aber offenbar genauso egal, wie den Bands: Auf einmal waren die grandiosen Mr. Hurley und die Pulveraffen der Headliner des Samstag Abend und konnten somit einem größeren Publikum präsentieren, welche Fähigkeiten sie auf der Bühne besitzen. Und da kam die ausgelassene Feierlaune schnell auf: Die Fans hielten ihre Trinkhörner feiernd in die Luft, machten mit hunderten Besuchern riesige Polonaisen über die Wiese des Festivalgeländes und feierten die Band wie eines der größten Highlights der letzten Jahrzehnte. Vielleicht braucht es die ganz großen, teuren Acts gar nicht, um eine fantastische Stimmung zu zaubern.

Als dann die Sonne unterging und sich das dezente Feuer auf dem Gelände ausbreitete, blieb die Stimmung auf einem vergleichbar hohen Niveau. Die Feuertonnen am Wegesrand, die noch immer das Jubiläumslogo des MPS trugen, machten die Freundschaft zwischen MPS-Veranstalter Gisbert Hiller und den neuen Spectaculum-Veranstaltern deutlich und sorgten für eine romantische Atmosphäre auf dem Weg zur eindrucksvollen Feuershow von Yerucan. Das neue Spectaculum mag zwar geringfügig kleiner ausgefallen sein, als das vorherige MPS – dass eine extrem gute Stimmung aber auch dort geht, das haben die neuen Veranstalter an diesem Wochenende definitiv bewiesen.