20
Nov
Mafia: Definitive Edition
Kritik:
Nachdem im Jahre 2002 das Open World-Actionspiel „Mafia“ erschien, revolutionierte es das Genre. Bis heute gilt die Krimigeschichte um den Mafia-Einsteiger Tommy Angelo als eines der besten Spiele aller Zeiten. 18 Jahre später sollen nun jüngere Spieler und jene, denen die Reihe einst ans Herz gewachsen ist, nochmal auf ihre Kosten kommen: „Mafia: Definitive Edition“ ist nicht einfach ein Remaster, sondern ein technisch komplett neu gestaltetes Remake des originalen Spiels. Und dennoch bleibt die Story dabei fast komplett identisch.
Willkommen im Jahre 1930
Die älteren Fans des damaligen Mafia-Spiels dürften sich jedenfalls sehr schnell zurecht finden. Auch dieses Mal geht es um Tommy Angelo, der sich plötzlich inmitten der Mafia wiederfindet und so manchen „dreckigen Job“ für seinen Don übernimmt. Und auch dieses Mal dürfen wir wieder ins wunderschöne Amerika der 30er Jahre eintauchen. Das Remake hat die damalige Map nämlich komplett übernommen und deutlich aufgehübscht exakt so wieder umgesetzt: Mit einem optischen Mix aus New York, Chicago und San Francisco entführt uns „Mafia: Definitive Edition“ nämlich endlich wieder in das fiktive Lost Heaven, wo sich große Mafia-Familien gegenseitig bekämpfen und zum Teil sogar die Polizei gekauft haben. Doch eines ist klar: Diese Geschichte wird nicht gut ausgehen, denn die Rahmenhandlung wird von einem Blick in die Zukunft erzählt, in dem Tommy Angelo einen Deal mit einem Ermittler eingehen möchte.
Vom Rennfahrer zum Mörder
Bis es soweit ist, bekommen wir wie damals einen spannenden Krimi mit abwechslungsreichem Missionsdesign geboten. Mal dürfen wir einfache Jobs übernehmen, in dem wir Schmuggelware beschaffen oder ein Schutzgeld erpressen. Später kommen Morde hinzu, die Infiltration feindlicher Lagerhallen, waghalsige Autorennen auf der Rennstrecke oder auch die Ermordung von Politikern mit einem Scharfschützengewehr. Obwohl „Mafia: Definitive Edition“, wie auch das Original, praktisch auf jegliche Nebenmissionen verzichtet und trotz der offenen Welt recht linear seine Hauptstory verfolgt, bleiben die Missionen stets so abwechslungsreich, dass kein Auftrag dem anderen gleicht. Das passt gut zur Grundhandlung, denn Tommy Angelo kann hier nicht einfach im Alleingang seine eigenen Ziele verfolgen, sondern muss sich den Befehlen seines Bosses beugen. Da hätten Nebenquests kaum dazu gepasst und statt die Handlung des Spiels mit belanglosen Nebenaufgaben zu füllen, kann man da auch klassisch beim Stil des Originals bleiben.
Gameplay der alten Schule
Gerade deshalb kann „Mafia: Definitive Edition“ aber an manchen Stellen durchaus etwas altbacken erscheinen, denn das vorhandene Gameplay mag – wenn man das Spiel allein betrachten würde, ohne auf das Original zu blicken – dem heutigen Standard nicht mehr so richtig entsprechen. Das macht sich vor allem daran bemerkbar, dass das Remake weiterhin mit recht wenigen Interaktionsmöglichkeiten auskommt. Die Spielwelt bleibt nämlich auch dieses Mal nur Kulisse, durch die wir uns frei bewegen können. Zu tun gibt es da aber eher wenig: An den Hot Dog-Ständen stehen keinerlei Verkäufer, es gibt keine geöffneten Läden, man kann nichts kaufen, niemanden in der freien Welt ansprechen und auch sonst für heutige Verhältnisse wenig tun. Das ändert nichts daran, dass die wunderhübschen Häuser von Lost Heaven trotzdem ihre Atmosphäre entfalten, doch hinsichtlich des Gameplays erwarten Spieler von modernen Spielen wie GTA oder Watch Dogs vielleicht etwas anderes.
Hübsch, bis auf Ausnahmen
Auch techisch macht sich die Vorlage des Remakes hin und wieder bemerkbar. Während vor allem die Stadt mit ihren tollen Lichteffekten sehr eindrucksvoll wirkt und die Gesichter in den Zwischensequenzen sehr detailreich aussehen, gibt es vereinzelt jedoch dann doch die Momente, in denen uns schmerzlich bewusst wird, wie wenig Polygone die einstigen Figuren doch hatten oder wie schwammig die Texturen einmal gewesen sind. Solche Szenen, in denen deutlich durchscheint, dass es sich um ein Remake eines grafisch veralteten Spiels handelt, gibt es zum Glück nur recht selten, während wir in den meisten Momenten von der starken Aufhübschung ein wenig „geflasht“ sind. Verschmerzen kann man das sicherlich, erst recht als langjähriger Fan des Originals, hier und da hätten die Entwickler aber ein bisschen weniger schlampen können.
Liebe unter Mafiosi
Das allerdings verdeutlicht womöglich auch, wie sehr die Entwickler am Stil des Originals festhalten wollten, ohne Story und Gameplay grundlegend zu verändern. Den Fan erfreut es und zugleich dürften sich über vereinzelte inhaltliche Veränderungen dann doch die Geister scheiden. Gelegentlich hat Hangar 13 dann nämlich doch ein paar Veränderungen bzw. Modernisierungen vorgenommen, die sich vor allem in den Zwischensequenzen auswirken. Zu Beginn des Spiels kommt etwa nicht Tommy Angelo zum Ermittler, sondern der Ermittler betritt den Diner, in dem Tommy Angelo den Beamten schon sehnsüchtig erwartet. Hier und da wirkt sich das dann auch im Missionsdesign aus: Manche Mafia-Aufträge wurden verkürzt, dafür die Geschichte um Tommys Frau ein wenig erweitert, um den Charakter tiefer zu machen. Das gefällt nicht jedem, macht aber insgesamt einen stimmigen Eindruck und sorgt dafür, dass auch Kenner des Originals noch ein paar Neuheiten zu sehen bekommen.
Experiment Oldschool
Insofern ist „Mafia: Definitive Edition“ auch ein äußerst interessantes Experiment: Machen Spiele mit damaligen Spielmechaniken immer noch Spaß, oder müssen all die modernen „Features“ wie Herausforderungen, Looting, Interaktionen mit NPCs und der gleichen zwingend sein? Das Remake gibt darauf die erstaunlich klare Antwort, dass ein herausragendes Spiel, wie es vor fast zwanzig Jahren einmal war, noch immer weitaus besser unterhalten kann, als so manch moderner Titel. Und es beweist damit, dass weniger manchmal mehr ist: Denn während andere Remakes mit jenen neuen Features scheitern, punktet „Mafia: Definitive Edition“ gerade damit, dass es die richtigen Dinge erneuert. Grafisch aufhübschen, die Story noch etwas optimieren, wie bei einem „Director’s Cut“ – das Gameplay und die Spielmechanik aber exakt aus dem Vorgänger übernehmen. Das macht aus dem Remake ein in sich abgerundetes, unterhaltsames Werk, das den enorm großen Fußstapfen des Originals mehr als gerecht wird.
Fazit:
Das Remake zum legendären ersten „Mafia“-Spiel aus dem Jahre 2002 punktet mit bemerkenswert aufgehübschter Grafik und einigen durchaus gelungenen Anpassungen der Geschichte. Durch die Beibehaltung des klassischen Gameplays wird daraus ein abgerundetes Spiel, das Fans des Originals begeistert.