Über viele Jahre war die Verwendung von verfassungsfeindlichen Symbolen in PC- und Videospielen ein echtes Problem. Lange nicht einmal als Kunst anerkannt, wurden Spiele stets anders behandelt, als etwa Filme. Für Entwickler bedeutete das: Eine Selbstzensur und somit Entfernung von Hakenkreuzen war zwingend erforderlich. So hat es etwa bekannte Marken wie “Wolfenstein” schon seit je her getroffen und es erschienen zensierte deutsche Versionen, in denen Hakenkreuze durch andere Symbole ersetzt wurden. Manchmal allerdings ist es auf Grund des inhaltlichen Kontextes nicht immer sinnvoll, verfassungsfeindliche Symbole entfernen zu müssen. Etwa denn, wenn aus Sicht eines Widerstandskämpfers oder eines Juden die Gräueltaten des Nazi-Regimes gezeigt werden sollen und mit voller Intensität ihre Wirkung entfalten müssen. Aus diesem Grund hat sich das Berliner Indie-Entwicklerstudio Paintbucket Games nun als erstes getraut, ein Spiel mit Hakenkreuzen und Hitlergruß bei der USK vorzulegen und war auf Grund des vor kurzem dazu erschienenen Gerichtsurteils tatsächlich erfolgreich.
Bei unserer Anspielsession, stellte sich dann auch heraus, warum überaus sinnvoll war, Symbole wie Hakenkreuze zu verwenden. In dem 2D-basierten Indiegame schlüpfen wir nämlich in die Rolle eines Widerstandskämpfers, der versucht, Mitstreiter zu gewinnen, Propaganda gegen Nazis zu verbreiten, Spenden zu sammeln und mitunter auch die ein oder andere Konfliktsituation zu meistern. Immerhin spielt “Through the darkest of times” nämlich in vier verschiedenen Zeitabschnitten inmitten von Berlin und erzählt dabei sowohl die Anfänge des Zweiten Weltkrieges, als auch die anhaltende Entwicklung und später den Zerfall des Regimes. Obwohl die jeweiligen Situationen allesamt nur textbasiert dargestellt werden und wir dabei den Spielverlauf anhand von Dialogoptionen beeinflussen können, hat es die Story gewaltig in sich – zumal die Entscheidungen in diesem Spiel ganz und gar nicht immer einfach sind, können moralisch richtige Entscheidungen schließlich auch zu einer Inhaftierung und anderen schwerwiegenden Konsequenzen führen. Und das wiederum kann die gesamte Widerstandsbewegung gefährden.
Der Spieler steht also immer wieder vor der entscheidenden Frage, ob er etwa einem Juden oder Ladenbesitzer helfen soll, der von den Nazis drangsaliert wird, oder ob er lieber auf Nummer sicher geht und die Widerstandsbewegung auf keinen Fall riskiert. In einer minimalistischen Übersicht, in der wir sowohl unsere Mitglieder, als auch eine Landkarte mit den Bezirken von Berlin sehen, planen wir dabei unsere nächsten Aktionen und müssen stets genau überlegen, ob die Erfolgswahrscheinlichkeit reicht, um unseren Zielen gerecht zu werden. Die Schwierigkeit besteht schließlich darin, nicht nur die finanziellen Mittel aufrecht zu erhalten, sondern auch die Moral in der eigenen Widerstandsgruppe zu erhalten. Sinkt diese zu stark, sind unsere Aktionsmöglichkeiten stark eingeschränkt.
Für die finale Version des Spiels sind vier verschiedene Zeitabschnitte geplant, die allesamt etwa eine halbe Stunde Spielzeit ermöglichen sollen. Allerdings ist der Widerspielwert hoch, da die Handlungsabläufe sich stets unterscheiden und auch die Auswahl des Charakters zufallsbasiert sind und nicht vom Spieler beeinflusst werden können. So ist es sogar möglich, plötzlich in die Rolle eines jüdischen Widerstandskämpfers zu schlüpfen, der auf den Straßen von Berlin mit gänzlich anderen Problemen und Reaktionen zu kämpfen hat. Ebenso könnten auch farbige Charaktere möglich sein, die ebenso auf Ausgrenzung und Rassismus stoßen. Besonders brisant dabei: Nicht nur die Soldaten des Regimes reagieren rassistisch, sondern manchmal auch die Bevölkerung selbst. In spannenden Situationen und Dialogen räumt “Through the darkest of times” also durchaus die Möglichkeit einer Mitschuld der Bevölkerung ein und bot dabei bereits auf der Gamescom reichlich Stoff zum Nachdenken.
Besucher der Gamescom haben bis Samstag noch die Möglichkeit, das Spiel am Indie Arena Booth in Halle 10 selbst anzuspielen. Für alle anderen erscheint das Spiel voraussichtlich im kommenden Jahr in deutscher und englischer Sprache für den PC.