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Timelash: Torchwood-Stars haben Spaß in Kassel
Fearcon: Horrorstars ohne Berührungsängste
Bochum: Schwarze Szene feiert Leaether Strip
Get Even

Archiv fürOktober, 2017


30
Okt

Timelash: Torchwood-Stars haben Spaß in Kassel

Einst vor zwei Jahren hätten die Veranstalter das wohl nicht für möglich gehalten: Eine erfolgreiche reine Doctor Who-Convention, die sich stark auf die Classics der britischen Kultserie konzentriert und trotzdem alle Tickets restlos ausverkaufen kann. Damals nämlich ist die “Timelash” in Kassel zunächst mit einer Crowdfunding-Kampagne gestartet, der Erfolg lag in den Sternen. Doch mittlerweile hat sich das Event fest am Kulturbahnhof am Kasseler Hbf etabliert und könnte sich problemlos vergrößern. Denn ein Blick in den Saal mit den zahlreichen Panels, macht deutlich: Die Timelash ist inzwischen so voll, dass die 500 Sitzplätze nicht einmal mehr für alle Besucher ausreichen. Was sicherlich auch daran liegt, dass die Panels allesamt hervorragend besucht waren – selbst jene, die sich eher mit Nebenrollen befasst haben.

Timelash 3

Dass die Stars angesichts komplett gefüllter Sitzreihen besonders gut gelaunt waren, dürfte wenig verwunderlich gewesen sein. Vor allem Kai Owen und Naoko Mori, die schon auf anderen Conventions bewiesen, dass sie für jeden Spaß zu haben sind und im Kontakt mit den Fans recht locker erscheinen, haben das auch liebendgerne gezeigt. Selbst acht Jahre nach ihrem gemeinsamen Auftritt in “Torchwood” verstehen sich die beiden nämlich noch bestens und lassen es sich nicht nehmen, die Bühne für einige richtig witze Momente zu verwenden. Etwa dann, wenn Kai Owen mit seinem Mund versucht, Süßigkeiten einzufangen, oder Naoko Mori mit einer Affenmaske auf der Bühne erscheint und von ihrem Kollegen scherzhafterweise mit John Barrowman angesprochen wird. Fest steht damit: Das Torchwood-Panel dürfte damit zu den absoluten Highlights des Wochenendes gehören.

Timelash 3

Richtig gefragt war aber natürlich auch die berühmte Hauptrolle aus “Doctor Who”. Mit Peter Davison konnte man immerhin den fünften Doktor höchstpersönlich auf die Convention holen, der Anfang der 80iger Jahre die Rolle in der klassischen Serie übernahm. Zwar im Vergleich zu den Torchwood-Stars ein wenig zurückhaltender und ruhiger, aber spätestens die extrem lange Schlange bei den Photoshoots machte ebenfalls deutlich, dass er keineswegs weniger beliebt war. Dasselbe dürfte derweil auch für Ian McNeice, Daphne Ashbrook und Annette Badland gegelten haben, die zwar eher in kleineren Nebenrollen zu sehen waren, aber unter eingefleischten “Whovians”, wie sich Doctor Who-Fans gerne nennen, recht gut in Erinnerung geblieben sind.

Timelash 3

Abschließend war die Timelash damit auch in diesem Jahr wieder ein voller Erfolg, sodass einer Fortsetzung nichts im Wege steht. Die vierte Timelash wird daher am 27. und 28. Oktober 2018 erneut im Kulturbahnhof Kassel stattfinden, der sich direkt im Kassel Hbf befindet und auch von außerhalb perfekt erreichbar sein wird. Tickets dafür werden in Kürze unter timelash-event.de zur Verfügung stehen.


23
Okt

Fearcon: Horrorstars ohne Berührungsängste

Vampire, Zombies und indizierte Filme: Wer schon einmal auf einer der vielen Horrorfilm-Conventions war, weiß schon ungefähr, was ihn auf einer solchen Veranstaltung erwartet. Neu auf dem Markt ist nun auch die Fearcon, die vom 20. – 22. Oktober 2017 im Maritim Hotel Bonn stattfand und vom erfahrenen Veranstalter der Fedcon organisiert wurde. Nach Science-Fiction- und Fantasy-Conventions hat man sich dort nach vielen Jahren einmal in ein neues Gebiet gewagt und versucht im Horrorgenre mitzumischen. Und obwohl die Besucherzahlen insgesamt unter den Erwartungen liegen dürften, entpuppte sich auch die Fearcon als gelungene Con, die mit diversen Highlights in der Erinnerung der Fans bleiben dürfte.

Eines dieser Highlights dürfte sicherlich auch Joseph Morgan gewesen sein, den seine Fans vor allem aus der Vampirserie “The Originals” kennen und der vor allem beim weiblichen Publikum auf großen Anklang stieß, wie man schon dem Kreischen während der Opening Ceremony am Freitag Abend entnehmen konnte. Und obwohl die meisten Besucher vermutlich wegen diesem Star nach Bonn gekommen sind, könnte er womöglich auch der Grund dafür sein, dass es der Fearcon irgendwie nicht ganz gelang, die Horror-Fans richtig anzusprechen. Dass schließlich die Besucherzahlen unterhalb der Erwartungen liegen dürften, liegt einerseits daran, dass “The Originals”-Fans kaum an härteren Horrorfilmen interessiert sind und die abgehärteten Horrorfans wiederum kein Interesse an einer Teenie-Vampirserie haben. Ein Dilemma, das es bei einer eventuellen zukünftigen Fearcon zu lösen gilt.

Fearcon

Für jene Horror-Fans, die trotzdem gekommen sind, war das qualitativ aber längst kein Abbruch, denn im Maritim Hotel Bonn gab es noch mehr als genügend andere namhafte Stars aus bekannten Horrorfilmen, die eine Schlange vor ihrem Autogrammstand bilden konnten. Mit Alex Vincent etwa, hatten die Besucher einmal die Gelegenheit, dem jungen Andy aus dem Klassiker “Chucky – Die Mörderpuppe” zu begegnen und sich selbst ein Bild davon zu machen, wie der einstige Kinderstar wohl heute aussehen mag. Und mit Oded Fehr und Tony Todd fanden sich dann sogar Stars, die in aktuelleren Horrorstreifen mitspielten und sich einen Namen mit “Die Mumie” oder “Candyman” machen konnten. Dabei konnte man sie nicht nur während der Panels mit zahlreichen Fragen löchern, sondern auch für meist günstige rund 20 Euro ein Autogramm in den Autogrammstunden ergattern.

Eine Besonderheit bieten die Stars aber darüber hinaus wohl nur auf Conventions dieses Veranstalters: Die meisten Schauspieler haben es hier nämlich keineswegs nötig, in Begleitung eines Bodyguards über das Veranstaltungsgelände zu laufen. Dass man Alex Vincent oder Ari Lehmann alias Jason Voorhees desöfteren in den Gängen des Hotels antraf, um das ein oder andere nette Gespräch mit den Besuchern zu führen, war hier keine Seltenheit. Ganz zu schweigen von den abendlichen Partys an der Bar, auf denen sich ebenfalls immer wieder zahlreiche Stars blicken lassen. Hat man einmal Camden Toy aus “Buffy” den Makkarena tanzen sehen oder mit Michael Mundy aus “The Walking Dead” zum Weißbier angestoßen, vergisst man das garantiert nicht so schnell.

Fearcon

Gerade durch solche Highlights wird allerdings auch klar, wieso man auf die Conventions der Fedcon GmbH unbedingt mit Wochenendticket gehen sollte und sich am besten gleich ein Hotelzimmer besorgt. Um wirklich in die Atmosphäre einzutauchen und jede Besonderheit der Veranstaltung zu erleben, ist es absolut notwendig, die vollen drei Tage vor Ort zu sein. Immerhin hatte jeder Tag so einige Programmpunkte, die man auf Konkurrenzveranstaltungen eher nicht erlebt. Dass etwa Ari Lehmann mit seiner Band “First Jason” am Freitag Abend auf der Bühne steht und erstklassigen Metal spielt, könnte man glatt als Exklusivprogramm der Fearcon bezeichnen. Da haben es sich gar die FrightGuys, die als Kostümgruppe vor Ort waren, nicht nehmen lassen, verkleidet das Bühnenprogramm aufzuwerten. Und Ari Lehmann fand das offenbar so gut, dass er drei Stunden später immer noch auf der Party mit den Fans tanzte.

Das nächste exklusive Highlight folgte dann gleich am nächsten Tag, als Veranstalter Dirk Bartholomä echte Musicalartisten einer professionellen Künstleragentur auf die Bühne des großen Saals holte – und plötzlich so richtig unter Beweis stellen konnte, wie viel Wert die Fearcon auf erstklassige Technik legt. Hier standen mit ARTgerecht immerhin Darsteller auf der Bühne, die selbst im originalen “Tanz der Vampire”-Musical bereits mitgespielt haben und eine dementsprechend gelungene Show abliefern konnten. Die Soundqualität dabei derartig überwältigend, dass man sich doch glatt eine BluRay-Aufzeichnung mit DTS-Sound für Zuhause gewünscht hätte. Von den beeindruckenden, gruseligen Bodennebel-Effekten einmal ganz zu schweigen. Die von der Fearcon aufgefahrene Technik gehört – wie auch bei Fedcon und Magiccon – zur Referenz unter den Conventions.

Fearcon

Schade ist es dann lediglich, wenn der Fearcon gelegentliche Flüchtigkeitsfehler und Pannen passieren, die wahrlich nicht hätten sein müssen. So etwa falsche Zeitangaben bei einem Panel von DJ Qualls am Freitag Nachmittag, die für einige Verwirrung sorgen konnten und mitunter verursachten, dass wir seinen Auftritt verpassten. Ebenso sorgten diverse Ausladungen von Stargästen und gelegentliche Programmänderungen für ein wenig Enttäuschung bei so manchem Fan. Schaut man sich allerdings wiederum den ansonsten reibungslosen Ablauf des Programms und die fantastische Moderation von Clare Kramer aus “Buffy” an, die an allen drei Tagen als Mistress of Ceremony auf der Bühne stand, sind die kleineren Pannen allerdings auch schnell wieder verziehen.

Ausbaufähig bleibt am Ende dann aber wohl vor allem der Händlerbereich und eine konzeptionelle Anpassung an Tagesbesucher. Hat man einerseits am Samstag eine deutlich höhere Besucheranzahl feststellen können, als an den anderen beiden Tagen, so war die Fearcon zugleich auch nur bedingt auf Tagesbesucher ausgerichtet. Insbesondere Autogrammjäger, die lediglich Autogramme und Filme einkaufen wollten, waren angesichts der spärlichen Auswahl an indizierter Importware womöglich etwas zu schnell durch und reagieren mit Enttäuschung. Hier müsste sich die Fearcon noch deutlich stärker an den Interessen der Horrorfans orientieren, die mitunter von Fedcon- und Magiccon-Besuchern stark abweichen. Dennoch punktet die Fearcon selbst an dieser Stelle noch mit einer Besonderheit: Wer früh genug kam, der bekam sogar eine BluRay von Tiberius Film am Eingang gratis geschenkt – während man auf so mancher Filmbörse bereits Eintritt zahlen müsste, um überhaupt einkaufen zu dürfen.

Fearcon

Leider ist zum aktuellen Zeitpunkt allerdings noch nicht bekannt, ob die Fearcon im nächsten Jahr in die zweite Runde geht und aus den kleineren Fehlern lernen wird. In der Closing Ceremony am Sonntag Nachmittag wurde nämlich – untypisch für die Conventions des Veranstalters – noch kein neuer Termin bekanntgegeben. Wer trotzdem einmal die besondere Atmosphäre dieser Cons erleben möchte, hat vom 23. – 25. März 2018 auf der Magiccon ebenfalls im Bonner Maritim Hotel die Gelegenheit dazu.

Weitere Fotos von der Fearcon findet ihr unter facebook.com/dvdmagazine.


14
Okt

Bochum: Schwarze Szene feiert Leaether Strip

Wer sich in NRW der schwarzen Szene zugehörig fühlt und Gothic mit all seinen elektronischen Spielarten liebt, der kommt um den Ruhrpott in der Regel nicht herum. Locations wie das Matrix in Bochum und auch der gleich daneben liegende Rockpalast sind häufig erster Anlaufpunkt für Fans des Industrial, EBM und Synthpop. So auch am gestrigen Freitag, dem 13. Oktober 2017, als die legendäre EBM-Band Leaether Strip extra aus Dänemark angereist ist, um ihre Fans einmal so richtig einzuheizen. Im Mainstream und bei Charts-Hörern sicherlich nicht gerade der populärste Musikact, schafft es die Band jedoch schon seit den späten 80iger Jahren die Genrefans zu begeistern und stets die kleineren Szenelocations gut zu füllen.

Leaether Strip: Rockpalast Bochum

So war es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass sich auch der Rockpalast Bochum, der kaum mehr als ein paar hundert Besucher fassen dürfte, im Verlauf des Abends gut füllte. Und obwohl doch ein Großteil des Publikums aus der Warteschlange vor dem Rockpalast zunächst eigentlich zum Metal-Konzert im Matrix wollte und die erste Vorband Root4 noch vor eher spärlichen Besucherzahlen spielen musste, entwickelte sich im Rockpalast schon bald ein gemütlicher Abend, bei dem es vor der Tanzfläche mitunter recht kuschelig werden konnte, wenn Leaether Strip gegen 21:30 erst einmal los gelegt hat – und die nächsten 90 Minuten so schnell nicht mehr aufhören sollte.

Eine Besonderheit gab es schließlich, die sich langjährige Fans nicht entgehen lassen wollten: An diesem Abend wurde Sänger Claus Larsen nämlich endlich wieder von seinem Bandkollegen und Ehemann Kurt begleitet, der es sich an den Keyboards gemütlich machte. Das ist allerdings mittlerweile eine echte Seltenheit geworden und längst keine Selbstverständlichkeit mehr, denn Kurt leidet unter einer Krankheit, die einen gemeinsamen Auftritt häufig verhindert. Dass er dementsprechend auch kaum mehr so heftig auf der Bühne herum hüpfen kann, wie Bandleader Claus Larsen versteht sich dementsprechend von selbst.

Leaether Strip: Rockpalast Bochum

Der Stimmung tat das allerdings keinen Abbruch, denn Larsen ist durchaus auch in der Lage, allein für reichlich Stimmung zu sorgen. Spätestens, wenn er seinen Hit “Japanese Bodies” anstimmt, steht auf der Tanzfläche kein Bein mehr still und auch Larsen ist leicht in der Lage, das mit einer eigenen wilden Performance zu unterstützen. Von da an gab es auch kein zurück mehr, denn Leaether Strip steigerte ab jetzt nur noch fortschreitend das Tempo und sorgte mit immer flotteren und härteren Tracks für zunehmende Partystimmung. Da war es dann beinahe schon schade, dass die Band offenbar um 23 Uhr dann doch ihren Auftritt beenden musste. Das Publikum jedenfalls war längst nicht am Ende seiner Kräfte und hätte offenbar gern noch weiter getanzt, nachdem so mancher bereits seit 20 Uhr in der ersten Reihe vor der Bühne stand.

Das musste aber nicht zwangsläufig das Ende sein, denn während sich so mancher anschließend ebenfalls ins Matrix begab, um weiterhin die Nacht durch zu feiern, stand die Band auch nach dem Konzert noch für den ein oder anderen Plausch am Merchandising-Stand zur Verfügung. Da konnte man sich nicht nur Autogramme abholen, sondern stellte auch recht schnell fest, dass es sich bei Claus und Kurt von Leaether Strip um zwei eigentlich ruhige und umgängliche Gesellen handelt, die keinerlei Berührungsgängste gegenüber den Fans haben. Sicherheitspersonal braucht es da schließlich auch nicht, wenn sich die beiden einmal unter die Menge gemischt haben oder gar das ein oder andere Getränk zusammen mit den Fans genossen.

Leaether Strip: Rockpalast Bochum

Spätestens da wurde dann auch deutlich, wieso gerade solch kleine Locations wie der Rockpalast ihren Charme und auch Reiz haben. Statt einer Massenveranstaltung, bei der man kaum mit der Band in Kontakt treten kann, waren die Fans der schwarzen Szene hier mit den Bands unter sich und gingen keineswegs in der Menge unter. Dass der Rockpalast zudem auch noch so gestaltet wurde, dass sich eine Empore für all jene anbietet, die das Konzert lieber mit bestem Blick von oben bewundern möchten, bot sogar architektonisch – trotz der geringen Größe – gewisse Vorteile. Ganz zu schweigen von dem ansonsten hervorragenden Sound, der wohl so manches Großevent übertraf. Lediglich bei den Scheinwerfern bleibt dann wohl noch Luft nach oben.

Die nächsten Termine in Deutschland:
– 14.10.2017 Erfurt
– 15.10.2017 Hamburg
– 23.12.2017 Hannover
– 25.12.2017 Chemnitz


03
Okt

Get Even

Ein junges Mädchen sitzt in der Mitte eines Raumes, gefesselt an einen Stuhl. Auf dem Oberkörper trägt sie eine Bombe, dessen Countdown gnadenlos nach unten zählt. Sie ist sicher: „3001 ist der Code, das haben sie vorhin gesagt“. Nur noch 5 Sekunden übrig, du zögerst nicht. Vier Ziffern später die große Explosion. Doch das ist längst nicht das Ende. Kurz darauf finden wir uns in einer mysteriösen Nervenheilanstalt wieder. Auf dem Kopf ein neuartiges Gerät namens „Pandora“. Eine Virtual Reality-Brille, die es ermöglicht, die Erinnerungen möglichst realitätsnah nachzuempfinden. Bisher allerdings noch im experimentellen Stadium, sodass Überlagerungen der Realität nicht ausgeschlossen sind. Jede Gefahr und jede Verletzung in der vermeintlichen Traumwelt, wird vom Gehirn wie eine echte Verletzung verarbeitet. Doch bisher weiß Söldner Black noch gar nicht, wieso er eigentlich an diesem Ort ist. Und erst recht nicht, ob er dem Leiter seiner außergewöhnlichen „Therapie“ vertrauen kann…

Nichts ist real
Man stelle sich vor, eine Virtual Reality-Simulation könnte so real sein, dass wir den Unterschied zwischen Realität und Fiktion nicht mehr unterscheiden können. Und neuartige Augmented Reality-Technologen würden uns glauben lassen, die dargestellten Bilder würden in der echten Welt tatsächlich existieren. „Get Even“ geht diese experimentellen Wege und lässt völlig offen, welche der dargestellten Bereiche nun eigentlich der „realen“ Wahrnehmung des Protagonisten entspringt. Oder ist womöglich überhaupt nichts real? Auf faszinierende Weise springt das Spiel dabei zwischen verschiedenen Abschnitten der Erinnerung, die wir hier – ein wenig angelehnt an „Assassins Creed“ – nacherleben können. In Echtzeit können wir beobachten, wie sich das Level verändert und Objekte sich direkt vor uns bilden und so manche Ereignisse stellen sich als Trugbilder heraus. Ein echter Psychothriller, der eine bedrohliche Atmosphäre aufbaut.

Get Even

Blick in eine andere Welt
Dabei ist es in „Get Even“ keineswegs unsere Aufgabe zu meucheln, sondern eher innerhalb der verschiedenen Erinnerungsfetzen wichtige Hinweise und Beweise zu finden, um den genauen Hergang zu entschlüsseln – schließlich wurde unser Erinnerungsvermögen angeblich beschädigt. Dazu spricht ein gewisser Therapeut namens „Red“ aus dem Off oder über Bildschirme zu uns und gibt Anweisungen, wie wir uns in der Traumwelt verhalten sollen, um möglichst viele Indizien ausfindig zu machen. Immer dabei: Unser Smartphone als wichtigstes Werkzeug in der unteren Ecke. Damit können wir nicht nur Nachrichten empfangen und eine Landkarte der Umgebung anzeigen, sondern auch das UV-Licht nutzen, unsere Gegner mittels Wärmebild ausfindig machen und Objekte nach Hinweisen scannen – etwa Fingerabdrücke oder ähnliches. Doch eines sei gesagt: „Get Even“ ist auch kein reiner Krimi, wenn auch die Geschichte an einen solchen erinnert.

Get Even

Experimenteller Genre-Mix
Schnell stellt der Spieler nämlich fest, dass dieses Spiel zahlreiche Genres miteinander vermischt. In manchen Szenen möchte „Get Even“ einfach nur ein klassisches Horror-Adventure sein, bei dem wir uns durch eine düstere gruselige Atmosphäre bewegen und gelegentlich auf mysteriöse Gestalten treffen. Ein anderes Mal entwickelt sich das Spiel zu einem richtigen Krimi, bei dem wir die Umgebung nach Hinweisen und Indizien absuchen müssen, um einen Tathergang zu rekonstruieren. Und in ganz anderen Momenten entwickelt sich „Get Even“ sogar plötzlich zu einem Stealth-Shooter, bei dem wir wahlweise mit unserer Waffe in die Konfrontation gehen können oder versuchen dürfen, uns an den Gegnern vorbei zu schleichen. Dumm ist allerdings: Einmal erwischt, haben wir gar keine andere Wahl mehr, als das Feuer zu erwidern – einfach abwarten, bis der Gegner uns „vergisst“, geht in diesem Spiel ausnahmsweise nicht.

Get Even

Kampf mit Wärmebild
Der Ego-Shooter-Part macht dabei sogar durch seine außergewöhnliche Kampfmechanik ziemlich viel Spaß, denn „Get Even“ setzt auf einige neuartige Ideen. So können wir schließlich auch das Smartphone mit unserer Waffe verbinden und etwa die Wärmebildfunktion oder das UV-Licht als Visier unserer Waffe verwenden, um so auch im Kampf einen Vorteil zu haben. Noch dazu haben sich die Entwickler auch bei den Waffen selbst ein bisschen was ausgedacht: Neben der klassischen Pistole, verfügen wir nämlich auch über eine sogenannte „CornerGun“, mit der wir tatsächlich um die Ecke schießen können – während das Smartphone mit Wärmebildfunktion dabei als Visier dient, um unsere Gegner um die Ecke ausfindig machen zu können. Durchaus eine spannende Spielmechanik.

Get Even

Nichts für schwache Nerven
Dabei muss man allerdings sagen: Diese Actionmomente des Spiels sind – so paradox das auch klingen mag – fast schon eine Verschnaufpause. Dann nämlich erleben wir schnell die gewohnten Actionszenarien, die wir auch aus vielen anderen Shootern gewohnt sind. Die wirklich beklemmende Atmosphäre kommt hingegen eher in den gruseligeren Momenten auf, etwa wenn wir durch die Nervenheilanstalt spazieren und offenbar Verrückte auf freiem Fuß sind. Oder etwa, wenn die mysteriösen Marionetten sich selbstständig machen und plötzlich wie die Wheeping Angels in „Doctor Who“ ihre Position ändern, wenn wir gerade einmal nicht hinsehen. Damit kann „Get Even“ so manchem Spieler, für den das Genre eher Neuland ist, schnell einen Schreck einjagen und wird zu einem Erlebnis, das sicherlich nichts für schwache Nerven ist.

Get Even

Verstörender Soundtrack
Dazu trägt allerdings auch die Musik ziemlich viel bei, denn die gesamte Soundkulisse von „Get Even“ verstärkt die gruselige Atmosphäre des spielbaren Psychothrillers noch weiter. In der Nervenheilanstalt hören wir nicht selten verstörende Geräusche der Patienten, dessen Aufenthaltsort wir nicht kennen. In der Nähe von schrecklichen Ereignissen sorgt ein bedrohliches Hämmern für ein beklemmendes Gefühl beim Spieler. Und wenn womöglich der nächste Gegner hinter der Tür lautert, kündigt „Get Even“ das geradezu mit sich steigernden Soundeffekten an, die schon akustisch eine Zerreißprobe für unsere Nerven darstellen könnten. Damit ist auch klar: Für jüngere Spieler eignet sich dieses Horror-Abenteuer sicherlich eher nicht.

Get Even

Linear – oder doch nicht?
Beklemmend ist „Get Even“ übrigens auch deswegen, weil wir uns auf den ersten Blick scheinbar nur durch vorgegebene Schlauchlevel bewegen, die uns ein wenig das Gefühl des Einengens geben können. Da ergeht es dem Spieler auch schnell wie dem Protagonisten: Wir sind ebenso hilflos, wie Söldner Black, der als Entführungsopfer in einer fragwürdigen Therapie ebenfalls keinen Ausweg zu erkennen scheint. Trotzdem haben unsere Handlungen in dieser scheinbar so stark vorgegebenen Welt direkte Auswirkungen auf den Spielverlauf, die zunächst kaum zu erahnen sind. Das Töten von Gegnern etwa scheint überraschenderweise nicht unbedingt im Sinne des Spiels zu sein. Erledigen wir zu viele Feinde, ermahnt uns der Therapeut Red aus dem Off, dass die Erinnerungsstücke dadurch verschwinden oder negativ beeinflusst werden könnten. Und das scheint auch die weitere Spielwelt zunehmend zu verändern. Faszinierend.

Get Even

Bedroht durch den eigenen Geist
Faszinierend auch deshalb, weil „Get Even“ sich doch offensichtlich nur im Kopf des Protagonisten abspielt. Er kann sich meistens das Spielgeschehen nicht erklären. Nicht nur, wie er in die Nervenheilanstalt gelangt ist, sondern auch wieso er mitunter Erinnerungen sieht, mit denen er eigentlich gar nichts anfangen kann. Nach und nach „konstruiert“ die „Therapiesimulation“ zusätzliche Erlebnisse in das Spiel hinzu, die man im Fachjargon mitunter als „Mindfuck“ bezeichnen würde. Sei es eine ewige Endlosschleife aus sich immer wiederholenden Räumen, oder das Eindringen in die eigene Psyche, in der die eigentlichen Hintergründe der Geschichte womöglich gefunden werden können. Jedenfalls so lange, bis Protagonist Black von seiner eigenen Psyche in akute Gefahr gerät – denn wir wissen: Das Gerät „Pandora“ macht die Traumsequenzen so real, dass sie uns ernsthaft verletzen können. Was das also bedeutet, wenn wir uns mithilfe von „Pandora“ im Kopf des Protagonisten aufhalten, darf man sich nun selbst ausmalen…

Fazit:
Ein faszinierender Genre-Mix aus Horror-Adventure, Stealth-Shooter und Krimi, der schon bald in einem beklemmenden Psychothriller mündet und dabei so manches „Mindfuck“-Erlebnis zu bieten hat.

Get Even Wertung