Neueste Artikel:
Train Simulator: U-Bahn Frankfurt
The Beginner’s Guide
Train Simulator 2016: Berlin – Leipzig

Archiv fürJanuar, 2016


30
Jan

Train Simulator: U-Bahn Frankfurt

Train Simulator: U-Bahn Frankfurt

Die Metropole Frankfurt am Main gehört zu den beeindruckendsten Städten in Deutschland und bedient wohl eines der größten deutschen Nahverkehrsnetzwerke. Mehr als 200 Millionen Fahrgäste fahren jährlich mit Bus und Bahn aus der Innenstadt in die außenliegenden Bezirke und Nachbarorte. Ganze neun U-Bahn-Linien verbinden die unterirdischen Stationen der zentralen Bahnhöfe mit den wichtigsten Routen. Auf einem Streckennetz mit derartig hoher Frequentierung kann es für einen Fahrer durchaus schon einmal zum puren Stress werden, wenn es gilt, einen Stau in den Tunneln und auf den zweigleisigen Strecken zu verhindern. Denn vor allem in den Nachmittagsstunden wollen viele Menschen in und aus der Innenstadt. Das dazugehörige Addon liefert uns damit auch gleich einen der innovativsten DLCs für den Train Simulator und bietet zugleich eine Machbarkeitsstudie.

Kritik:
Immerhin handelt es sich bei der „U-Bahn Frankfurt“ um die erste reine U-Bahn-Strecke für den Train Simulator. Gänzlich abseits der üblichen Eisenbahnstrecken dürfen wir mit maximal 70 Stundenkilometer durch dunkle Tunnel und enge Innenstreifen auf den deutschen Straßen der Metropole fahren. Und das ist ganz schön umfangreich.

Train Simulator: U-Bahn Frankfurt

Alle Wege führen zum Südbahnhof
Vergleichen wir einmal das originale U-Bahn-Netz aus Frankfurt, fällt schnell auf: Die Entwickler haben hier tatsächlich nahezu das gesamte Netz nachgebaut. Bis auf die Linie U5 sind alle real existierenden U-Bahn-Linien der Stadt Frankfurt originalgetreu nachgebaut. Ob über die Universität Riedberg nach Bad Homburg Gonzenheim, ob über die Römerstadt nach Oberursel und Ginnheim oder einmal quer über die Landkarte von Preunheim oder Hausen nach Enkheim – hier können wir jede einzelne der acht von neun Linien vollständig befahren und über realistische Weichenanlagen auch jederzeit auf die Routen der anderen Linien wechseln. Damit gehört die Route U-Bahn-Frankfurt zu einer der umfangreichsten und verwinkelsten Routen für den Train Simulator 2016.

Train Simulator: U-Bahn Frankfurt

Oberirdisch und unterirdisch
Bei den meisten der Linien fahren wir dabei sowohl unter, als auch über der Erde. Häufig macht ein Szenario dabei etwa die Hälfte der gesamten Strecke einen unterirdischen Teil aus, während wir anschließend dann auf den oberirdischen Abschnitt wechseln können. Lediglich die Linie U9 fährt überwiegend oberirdisch, da sie lediglich für eine einzige Haltestelle in den dunklen Tunnel hinein fährt. Eigentlich macht das oberirdische Fahren auch um einiges mehr Spaß, da die Tunnel trotz realistisch gestalteter U-Bahn-Stationen doch meist ziemlich gleich aussehen und wir in der Dunkelheit ohnehin nicht viel zu sehen bekommen. Dafür muss man allerdings anmerken, dass die unterirdischen Stationen – im Gegensatz zu den oberirdischen – oft zu sauber und steril gestaltet sind und damit der dreckige Flair der Metropole nicht immer ganz eingefangen wird. Aber so oder so steht fest: Oberirdisch bekommen wir eindeutig mehr zu sehen und auch mehr optische Abwechslung.

Train Simulator: U-Bahn Frankfurt

Highlights mit Widererkennungswert
Während die Route der Linie U1 größtenteils noch relativ langweilig und eintönig erscheint, kommen doch schon bald echte optische Highlights auf, an denen wir uns gut orientieren können. Bereits in den ersten Szenarien können wir schließlich das liebevoll beleuchtete Depot in Heddernheim bewundern, das mitunter vor allem bei Nachtfahrten stark auf die Framerate drückt und auch die hübsche, weitsichtige Strecke rund um die Universität kann sich sehen lassen. Doch auch bei einem Abstecher nach Ginnheim offenbart sich uns ein beeindruckender Blick auf den Europaturm, der uns klar die schönen Seiten von Frankfurt vermitteln möchte. Wer außerdem im Besitz einiger anderer Payware-Lokomotiven ist, kann in mehreren Szenarien sogar den S-Bahnen der Baureihe 420 und 423 begegnen. Allerdings ist „U-Bahn Frankfurt“ auch ohne diese Züge vollständig spielbar.

Train Simulator: U-Bahn Frankfurt

Komplizierte Zugtechnik
Besonders auffallend ist allerdings, dass die Züge der U-Bahn-Frankfurt vollständig von der gewöhnlichen Steuerung des Train Simulators abweichen. Wer hier gleich auf Anhieb losfahren möchte, wird ernüchtert feststellen, dass die U-Bahn sich nicht ohne weiteres auf herkömmlichem Wege bewegen lässt. Um den Zug tatsächlich steuern zu können, ist hier zwingend ein Blick in das Handbuch nötig, welches als PDF im Train Simulator-Verzeichnis beiliegt. Durch die ungewöhnlich extrem detaillierte Simulation der Triebwagen und des Führerstands müssen wir hier nämlich alles manuell machen: Den Schlüssel umdrehen, die Batterie einschalten, den Pantographen heben und den Einschalttaster bedienen. Die normalen Schaltflächen auf dem OSD, etwa für den Pantographen sind hier gar gänzlich außer Betrieb. Dasselbe gilt auch für Licht und Türen. Vorteil: Wir haben nicht nur ein zusätzliches Fernlicht, sondern können – nein, müssen – die Türen manuell öffnen und schließen. Wahlweise können wir dafür links und rechts die Türken komplett öffnen, oder auch lediglich die Türfreigabe aktivieren, damit die Fahrgäste die Türen bei Bedarf öffnen können (was sie auch tun). Nach dem Schließen wird dann außerdem das Betätigen eines weiteren Schalters erforderlich. Die übliche Taste T zum Be- und Entladen der Passagiere funktioniert hier also ebenfalls nicht. Spannend.

Train Simulator: U-Bahn Frankfurt

Fahrgastinformationssystem
Doch die detaillierte Simulation geht noch weiter und beschränkt sich nicht auf die Funktionen des Zuges. Während wir nämlich sogar die Fenster zur Seite schieben, den Sonnenschutz herunterziehen oder die Tür zum Fahrgastbereich öffnen können, wird vor allem das vollständig funktionsfähige und integrierte Fahrgastinformationssystem IBIS besonders interessant. Hier können wir nämlich die Zielanzeiger außen am Zug komplett manuell einstellen und den Fahrgästen dort mitteilen, mit welcher Linie wir gerade in welche Richtung fahren. Interessant: Auch im Innern des Zuges wird das Ziel unserer Linie angezeigt. Schade ist derweil allerdings, dass die KI-Züge im Gegenverkehr nicht über Zielanzeigen verfügen und damit den Realismusgrad doch ein wenig hemmen können. Dennoch verdeutlicht das „U-Bahn Frankfurt“-Addon hier auf eindrucksvolle Weise, wozu der Train Simulator im Stande ist, denn es handelt sich um das erste Addon, welches derartige Funktionen überhaupt integriert hat. Für gewöhnlich sind die Züge für dieses Spiel um einiges weniger umfangreich simuliert. Man sollte sich damit allerdings auch darauf gefasst machen, dass die Bedienung der Züge dieses Mal nicht ganz so einfach ist, wie bei anderen Addons.

Train Simulator: U-Bahn Frankfurt

Die nette Stimme aus dem Lautsprecher
Übrigens setzt die Route dann auch gleich noch einen oben drauf. Mit dem beiliegenden „Informator“-Programm setzen die Entwickler nämlich auch noch originalgetreute Haltestellenansagen im Zug um. Hierfür öffnen wir ein externes Programm, welches während der Verwendung des Train Simulators im Hintergrund laufen muss, stellen dort die jewelige Linie, Route und Richtung ein und können anschließend mit einer vorher konfigurierten Taste die nächste Haltestelle während der Fahrt ansagen. Natürlich alles manuell. Gelungen ist dabei, dass die Soundausgabe und Stimme dabei den Originalausgaben in den U-Bahnen des Raums Frankfurt entspricht. Trotzdem muss man feststellen, dass die Entwickler hier ein wenig umständlich vorgegangen sind, denn bereits im Addon „Berlin – Leipzig“ konnten wir sehen, dass man Ansagen auch mit Streckenmarkierungen über Event Handler realisieren kann und diese durch ein „Gehe über“ im Szenario hätten realisiert werden können. Möglicherweise sorgen allerdings die vielen Winkel und Linienüberschneidungen der Strecke dafür, dass die Umsetzung zu umständlich gewesen wäre. Davon abgesehen, dass die Anzahl der Aufgabenpunkte wohl etwas ausarten würde, müssen wir pro Szenario schließlich mitunter bis zu 40 Haltestellen anfahren.

Train Simulator: U-Bahn Frankfurt

Die Arbeit eines U-Bahn-Führers

Grün, immer nur grün
Auch beim Rollmaterial sorgt die geringe Abwechslung schon bald für Langeweile. Das liegt nämlich daran, dass das Addon lediglich eine einzige U-Bahn beinhaltet, die wahlweise mit 1 – 4 Traktionen unterwegs ist. Da hier allerdings, anders als z.b. bei Güterzügen, kein wirklich schweres Gewicht zusammenkommen kann, ändert sich die Beschleunigung und der Bremsweg nicht merklich. Wir müssen unsere Fahrweise also nicht der Anzahl der Wagen anpassen. Da fehlt auf langfristige Sicht die Herausforderung, da die U-Bahn ohnehin schon eine sehr starke Beschleunigung und Bremsfähigkeit besitzt. Zum Ausgleich wäre es sicherlich nicht verkehrt gewesen, auch ein älteres U-Bahn-Modell mit einzufügen, um für Abwechslung zu sorgen, doch hat man diese Chance leider nicht genutzt. Interessant ist derweil allerdings die Singalschaltung, die auf Vorsignale vollständig verzichtet und uns dazu zwingt, stets auf Sicht zu fahren. Ungewöhnlich ist dabei auch das nötige Anfahren vor Bahnübergängen, die erst durch Sensoren die Schranken schließen lässt. Darin liegt aber auch schon die einzige Herausforderung innerhalb der Routen – und auch diese haben nach mehreren Szenarien schnell einen Gewöhnungseffekt.

Train Simulator: U-Bahn Frankfurt

Die Stadt der Ausgewanderten
Obwohl es sich bei Frankfurt am Main um einige sehr sehr große Stadt handelt, bekommt man dieses Gefühl beim Fahren mit dem Addon allerdings so gut wie nie. Vor allem in den Zeiten des Berufsverkehrs sind die Straßen von Frankfurt hier eindeutig zu leer und das betrifft gleich viele Punkte. Man kann die Anzahl der Autos an einer Hand abzählen, die Bahnsteige der Stationen sind ebenfalls nur spärlich besetzt und auch Fußgänger haben wir überwiegend dann doch vermisst. Vermutlich ist das zwar für die Performance der Map auch sinnvoll, doch Großstadt-Feeling wollte sich bei uns dann doch nicht einstellen. Zumindest in den Stationen hätte man zu gewissen Uhrzeiten doch ein umfangreicheres Fahrgastaufkommen einbauen können. Dass das funktioniert, haben wir unter anderem in der „London – Petersborough“-Route ebenfalls schon gesehen. Vielleicht dürfen wir in dieser Hinsicht aber zukünftig noch auf ein Update der Route hoffen.

Fazit:
Die erste U-Bahn-Strecke für den Train Simulator liefert mit voll funktionsfähigem Fahrgastinformationssystem, originalgetreuen Ansagen und komplett abweichender Steuerung eine der am detailliertesten simulierten Züge für den Simulator. Lediglich die Eintönigkeit der Szenarien und diverse kleine Mankos trüben etwas den Spielspaß.

U-Bahn Frankfurt Wertung


16
Jan

The Beginner’s Guide

The Beginner's Guide

Davey kannte mal einen Freund, der hat regelmäßig kleine, aber abstrakte Spiele programmiert. Geradezu besessen von diesen scheinbar belanglosen Spielen, die keinen echten Sinn ergaben, versuchte er eine Verbindung zu seinem Freund in den Spielen wiederzuerkennen. Er war fest davon überzeugt, dass eine tiefere Aussage hinter den Entwicklungen steckte und diese Aufschluss auf die depressive und verschlossene Psyche des Programmierers gab. Hinter der Vorliebe für Gefängnisse, versteckte Gesichter und seltsame Selbstgespräche schien ein möglicher Hilfeschrei zu stecken. Die scheinbar unmöglichen Hindernisse wurden von Davey verändert, um hinter die mysteriöse Fassade zu blicken. Doch dieses Wissen und den möglicherweise fatalen Fehler, den Davey damit begang, kann und möchte er einfach nicht für sich behalten. Er muss seine Erinnerungen mit dem Spieler teilen…

Kritik:
Seit vielen Jahren beschäftigen sich Kritiker mit der Frage, ob Computerspiele tatsächlich Kunst sein können. Schaut man sich die relativ kurzen, aber abstrakten Spiele von Davey Wreden an, muss man diese Frage wohl ganz eindeutig mit „ja“ beantworten.

The Beginner's Guide

Sinn in der Sinnlosigkeit
„The Beginner’s Guide“ gehört schließlich zu eben jenen wenigen Spielen, die man durchaus getrost als „mind-fucking“ bezeichnen kann. Es ist eine Art lineares Adventure, das auf den ersten Blick keinerlei Sinn ergibt, aber im späteren Verlauf und bei genauerer Betrachtung dann tatsächlich so tiefgründig erscheint, dass es den Spieler zum Nachdenken anregt. Denn Davey Wreden, der hier selbst den Sprecher übernommen hat und uns in die fiktive Welt entführt, möchte uns offenbar in die Psyche eines weiteren dritten Programmierers einführen. Ob dieser mysteriöse Entwickler tatsächlich existiert und welche Inhalte von Davey verändert wurden, ist nicht klar – doch die Interpretation lässt enorm viel Spielraum offen und kann mitunter gar einen Knoten im Kopf des Spielers erzeugen. Gepaart mit einer sehr kunstvollen Darstellung natürlich.

The Beginner's Guide

Spielerische Kreativität
Auf den ersten Blick mag es so scheinen, als wollte uns „The Beginner’s Guide“ dabei in uralte Spieleklassiker entführen, die einst vor allem zu Mod-Projekten animierten. Eine dubiose Counter Strike-Karte gehört da ebenso dazu, wie eine an das erste „Deus Ex“ erinnernde Shooter-Sequenz, in der eine Flüster-Maschine offenbar den Spieler angreifen möchte und ein Selbstmord zum nachdenklichen Spielkonzept dieses Levels gehört. Erlebt man all die enthaltenen Sequenzen nacheinander und komplett, scheinen sie allerdings einen tieferen Sinn zu ergeben und tatsächlich Einblick in den Kopf des Entwicklers zu gewähren. Vor allem dann, wenn „The Beginner’s Guide“ plötzlich damit beginnt, die etwaigen Ängste des Machers zu thematisieren. Eine Antriebslosigkeit dargestellt durch eine Maschine, die einfach nicht mehr zu funktionieren scheint. Menschen, dargestellt mit viereckigen Köpfen, die ihre aktuelle Tätigkeit anzeigen, als wäre es völlig belanglos, um welche Person es sich tatsächlich handelt. Davey Wreden schafft es nach und nach sogar, dass wir uns ein bisschen hilflos und überwältigt fühlen. Eine Bühnenszene, deren Scheinwerfer uns gerade zu erdrückt und uns zur Flucht auffordert, gehört hier zu den stärksten Schlüsselszenen des Spiels und zeigt, welche Qualitäten hinter diesem eigentlich absurd anmutenden Spiel stecken.

The Beginner's Guide

Was noch nie ein Spiel zuvor getan hat…
Es hat übrigens einen Grund, wieso wir den Namen des Entwicklers doch so häufig erwähnen. Davey Wreden ist nämlich niemand geringeres als der Macher des sagenumwobenen „The Stanley Parable“, in dem wir bereits einen anderen absurden Spielablauf erleben durften. Da sollte wohl klar sein, worauf wir uns mit „The Beginner’s Guide“ einlassen, denn auch hier lässt er sich wieder einige ausgefallene Spielkonzepte einfallen. So können wir in einem der Level in diesem Spiel tatsächlich ausschließlich rückwärts laufen, nicht jedoch vorwärts. Aus der First Person-Shooterperspektive ist das in der Tat interessant und ein außergewöhnlich experimentelles Spielerlebnis. Auch die Zerstörung der eigenen Spielwelt als Befreiung oder die versuchte Flucht aus einem Gefängnis, das alle physikalischen Gesetze ad absurdum führt, ist da nicht ganz uninteressant. Wer also keine Lust auf die üblichen Shooter nach immer gleichem Muster hat und einmal ein Spiel erleben möchte, dessen Konzept so völlig neuartig ist und noch nie zuvor existiert hat, sollte auf jeden Fall einen Blick ins recht günstige „The Beginner’s Guide“ werfen. Auch wenn wir das Spiel innerhalb von nur 90 Minuten durchspielen können, so ist es doch ein Erlebnis, das wir nicht mehr so schnell vergessen können.

Fazit:
Eines der ungewöhnlichsten Spiele aller Zeiten: Nach „The Stanley Parable“ das neue mind-fucking Adventure von Davey Wreden, das zwar ebenso kurz, aber auch ebenso experimentell und tiefgründig ist. Hier werden Spiele zur Kunst.

The Beginner's Guide Wertung


15
Jan

Train Simulator 2016: Berlin – Leipzig

Train Simulator: Berlin - Leipzig

Seit vielen Jahren zögert sich die Eröffnung des neuen Berliner Flughafens nun heraus und die Fertigstellung steht noch völlig in den Sternen. Der dazugehörige Bahnhof allerdings ist schon seit geraumer Zeit fertig und fristet seither das Dasein eines Geisterbahnhofes, nahezu völlig ungenutzt. Und dennoch wird er befahren: Damit sich kein Schimmel ansetzt, wird er mehrmals täglich von Zügen durchfahren, um ihn zu belüften – auch in der Realität. In der neuen Streckenerweiterung „Berlin – Leipzig“ haben wir nun auch als virtueller Lokführer die Möglichkeit, den Tunnel des Flughafens mit einer Baureihe 101 von innen zu sehen. Und damit die Fahrgäste in Berlin auch gleich umsteigen können, geht es nun vorbei an Lutherstadt-Wittenberg bis nach Leipzig, wo weitere Regionalbahnen nach Bitterfeld auf uns warten.

Kritik:
Bereits vor einigen Jahren kamen die Spieler in den Genuss eines Streckenabschnittes von Berlin nach Wittenberg, der ebenfalls schon den vollständigen Flughafenbahnhof in Berlin enthalten hat. Genau genommen handelt es sich bei dem neuen Addon also um eine Erweiterung der alten Strecke bis nach Leipzig, wobei das vorherige Addon nicht benötigt wird. Außerdem hat man die Strecke nun mit neuen, einzigartigen Szenarios ausgestattet, die uns vor allem in den Genuss des neuen Abschnittes nach Leipzig kommen lassen. Obwohl wir dabei leider auf Karriereszenarien mit Punktewertung verzichten müssten, hat die „Berlin – Leipzig“-Strecke einige Besonderheiten zu bieten. So ist es für eine Erweiterung für den Train Simulator schon recht ungewöhnlich, dass sich das Rollmaterial und der Fahrplan am Original aus dem Jahre 2015 orientieren. Dass wir hier also mit falschen Zügen verkehren, kommt eher nicht vor – auch wenn es hier und da einige Patzer gibt, wie etwa die Zielzuganzeige eines RE9, obwohl wir laut Beschreibung eine Regionalbahn fahren. Darüber kann man allerdings getrost hinweg sehen.

Train Simulator: Berlin - Leipzig

S-Bahn mit Doppelstockwagen
Wohnt man, wie wir, in einem anderen Teil von Deutschland, mag die Orientierung am Original-Rollmaterial zunächst übrigens sogar recht irritierend wirken. Schließlich sind die meisten Menschen beim S-Bahn-Verkehr wohl die kleinen Baureihen 422 – 425 gewöhnt und keinesfalls die klassischen roten Doppelstockwagen, die im Westen doch eher für Regionalbahnen und Regionalexpress-Züge eingesetzt werden. Ein bisschen Recherche ergibt allerdings: In Leipzig wurden eben jene Waggons tatsächlich für den S-Bahn-Betrieb eingesetzt, ehe sie durch die grauen Talent-Züge ersetzt wurden. Auf eben jene grauen Züge müssen wir zwar verzichten, doch wenn man die ansonsten schon recht umfangreiche Erweiterung bedenkt, kann man darüber getrost hinweg sehen. Neben den fahrbaren Baureihen 101 und 151 gibt es nämlich auch recht realistischen KI-Verkehr. So hat man nicht nur die Baureihe 294 für den KI-Rangierbetrieb eingesetzt, sondern auch eine originalgetreu nachgebaute S-Bahn Berlin eingefügt, die zwar nicht fahrbar ist, aber das Szenario in den Stadtteilen von Berlin umso realistischer und glaubwürdiger erscheinen lässt. Das nennen wir liebevoll und detailliert umgesetzt.

Train Simulator: Berlin - Leipzig

Beschmierte Brücken
Auch bei der Strecke selbst ist man dann optisch sehr gut ins Detail gegangen und hat sich möglichst an der Originalstrecke orientiert. Schaut man schließlich über die bereits bekannte Strecke von Berlin nach Wittenberg hinaus, finden wir nämlich auch in Leipzig wieder einige mit Graffiti beschmutzte Brücken, glaubwürdig platzierte Schallschutzmauern und umfangreiche komplexe Gleisanlagen, die vor allem die Einfahrt nach Leipzig und den vorhandenen S-Bahn-Tunnel realistisch darstellen. Man geht dabei sogar soweit, die Signalanlagen originalgetreu einzubauen und uns blinkende Signale mit Geschwindigkeitsbegrenzungen zu liefern. Hier steht also alles am rechten Platz, von der Weiche bis hin zum Haltepunktschild. Schade ist dann nur, dass es mit einigen Grafik- und Modellierungsbugs dann doch ein paar Abstriche gibt, etwa weil wir im Berliner Tunnel plötzlich vor einiger grünen Wand stehen oder die Gleisbeschilderung mitunter zu flackern beginnt. Beachtet man allerdings, dass die Strecke insgesamt knapp doppelt so lang ist, wie übliche Train Simulator-Addons, ist das wiederum nicht ganz so problematisch.

Train Simulator: Berlin - Leipzig

Strecke mit Ansagen
Bei den Szenarios setzt man übrigens ganz auf den Geschmack der meisten deutschen Fans, denn „Berlin – Leipzig“ ist primär auf den Personenverkehr ausgerichtet und bietet bis auf ein Güterszenario auch fast ausschließlich entsprechende Aufgaben. So müssen wir gleich zwei Mal in je 90-minütigen Szenarien in den InterCity von Leipzig nach Berlin und umgekehrt, dürfen anschließend jeweils 45 Minuten zum Flughafen Berlin tuckern und bekommen nebenbei noch spannende S-Bahn-Aufgaben von Leipzig nach Bitterfeld geboten. Das mag zwar mitunter etwas eintönig anmuten, wenn wir praktisch jedes Szenario nochmal in der Gegenrichtung fahren, doch auch hier setzt man auf besondere Details: Die InterCity-Szenarios sind hierbei nämlich sogar vertont und beinhalten Schaffneransagen innerhalb des Zuges, die wir während der Fahrt hören können. Die typischen Fehler bei der englischen Übersetzung wurden dabei sogar glaubhaft übernommen und wir fühlen uns schnell wie in einem echten Zug. Dafür müssen wir bei den S-Bahn und Regionalbahnfahrten allerdings auf derartige Ansagen verzichten. Aber auch wenn es nur zwei Szenarien mit Ansagen geben mag: Dass es überhaupt welche gibt, ist beinahe einzigartig in den Routen-Erweiterungen.

Train Simulator: Berlin - Leipzig

Lokführer mit Kaffeepause
Bei dem einzigen Güterszenario, bei dem wir einen schweren Kohlezug nach Leipzig bringen müssen, hat man sich dann sogar ein paar Besonderheiten ausgedacht. Ihr handelt es sich mit ganzen 130 Minuten Fahrzeit zugleich sogar um das längste in dieser Erweiterung erhaltene Szenario, das auf derartige Zeiten vor allem auf Grund des Realismus kommt. Nicht nur, dass die Höchstgeschwindigkeit des Zuges auf Grund seines Gewichtes recht begrenzt ist: Hier kommen auch realistische Wartezeiten in Echtzeit dazu. Immerhin sind wir auf einer Intercity-Strecke unterwegs und müssen den Hochgeschwindigkeitszügen Vorrang lassen. Gleich mehrmals bedeutet das also, auf ein Nebengleis auszuweichen, vor dem roten Signal auf die Weiterfahrt zu warten und mitunter gleich mal fünfzehn Minuten dort zu stehen. In Echtzeit versteht sich, ganz wie ein echter Lokführer im echten Leben. Das mag mitunter langweilig klingen, doch echte Eisenbahnfans werden diesen Realismus wahrscheinlich lieben und so umso mehr das Gefühl haben, hinter einem realistischen Steuer einer Lokomotive zu sitzen. Die große Herausforderung bleibt aber auf Grund der guten Bremsen unserer Baureihe 151-Lokomotive dann doch aus, denn das Bremsen vor den Signalen gestaltet sich für einen schweren Güterzug eigentlich fast schon zu einfach.

Fazit:
Fans von Passagierszenarien und deutschen Strecken sollten sich das große und umfangreiche Addon zur Strecke „Berlin – Leipzig“ nicht entgehen lassen und dürfen sich auf recht hohen Realismus freuen. Wer die Strecke „Berlin – Wittenberg“ noch nicht besitzt, kann übrigens direkt zur Leipziger Strecke greifen, da es sich um dieselbe Route mit größerem Umfang handelt. Nur die Szenarios unterscheiden sich grundlegend, sodass sich auch für Wittenberg-Besitzer ein erneuter Kauf lohnen kann.

Berlin Leipzig Wertung