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Archiv fürMärz, 2012


26
Mrz

Game-Review: Wing Commander Saga

Wing Commander Saga Cover

2nd Lieutenant David „Sandman“ Markham wollte eigentlich nur an der Ausbildung zu einem erfolgreichen und einsatzfähigen Kampfpiloten teilnehmen, als das Trägerschiff TCS Wellington plötzlich von den Kilrathi angegriffen und zerstört wurde. Nur als einer von wenigen gelang es ihm, zu überleben, um erneut gegen die bösartigen Kreaturen in den Kampf zu ziehen. Doch während die Kilrathi immer weiter in den Raum der Konföderierten vordringen und ein System nach dem anderen in ihre Hand nehmen, stellt er sich als Teil des Alpha Squadrons gegen die blutrünstigen Invasoren zur Wehr. Doch es sind dunkle Zeiten angebrochen und die Verluste auf den eigenen Seiten werden groß sein…

Kritik:
Inzwischen ist es bereits über zwanzig Jahre her, dass der erste Teil der erfolgreichen „Wing Commander“-Reihe seine Fans begeisterte und noch heute wünschen sich die meisten damaligen Spieler ein Comeback der guten alten Weltraumsimulationen. Nach nun mehr zehn Jahren Entwicklungszeit hat es ein Team aus Modding-Spezialisten und Hobby-Entwicklern nun geschafft, die alte Saga wieder aufleben zu lassen. Mit einer modifizierten Freespace 2-Engine, dessen Quelltext inzwischen freigegeben wurde, entführen sie uns erneut in das bekannte Wing Commander-Universum im Kampf gegen die Kilrathi und versuchen dabei, uns ein zeitgemäßes Weltraumabenteuer zu bescheren – und zu allem Überfluss gibt’s das auch noch völlig kostenlos.

Wing Commander Saga Screenshot

Das Abenteuer geht weiter…
„Wing Commander Saga“ versucht nun, die gute alte Geschichte fortzusetzen. Das terranische Imperium hat längst zahlreiche schwere Verluste erleiden müssen und viele ihrer Sonnensysteme sind längst unter der Kontrolle der Erzfeindes, den Kilrathi. Nun steht „Sandman“ vor einem großen Feldzug durch die Galaxis, um den Feind zurückzudrängen und eroberte Systeme zurückzuerlangen. An der Seite des riesigen Trägerschiffs TCS Hermes und seinen zahlreichen Geschwadern muss er dabei teils übermächtige Gegner zurückdrängen. In der kostenlosen Fortsetzung stoßen wir dabei natürlich erneut auf alte Bekannte, gewohnte Raumschiffe und faszinierende Weiten des Universums. Wir schlüpfen dabei erneut in die Rolle des berühmten Kampfpiloten „Sandman“ der versucht, die Karriereleiter aufzusteigen und schon bald sein eigenes Geschwader zu kommandieren. Doch als einfacher Soldat müssen wir zunächst klare Anweisungen befolgen, vorgegebene Waypoints abklappern und nach zuvor besprochenen Zielvorgaben bestimmte Gegner erledigen – keine leichte Aufgabe.

Wing Commander Saga Screenshot

Kein Weg zurück
Ganz im Stile der guten alten Oldschool-Weltraumactionspiele müssen wir dabei einmal mehr von einem Navigationspunkt zum nächsten reisen und die dortigen Gegner erledigen. Das mag zwar nicht den heute gewohnten Standards entsprechen und das Verfolgen eigener Ziele gehört nicht zum Spielkonzept, doch wer auf klassische Action – am besten mit dem Joystick – steht, liegt hier mehr als nur richtig. Da braucht es allerdings auch viel Durchhaltevermögen, denn ein beliebiges Speichern ist ebenso wenig möglich, wie Checkpoints mit Autosavefunktion zu erreichen. Haben wir eine Mission also nicht geschafft, oder werden überraschenderweise vom letzten Gegner zerstört, müssen wir die gesamte Mission wiederholen – es gibt also kein zurück. Somit ist „Wing Commander Saga“ erwartungsgemäß kein Casual Game geworden, sondern kann einen gewissen Zeitaufwand benötigen und bei dem ein oder anderen Gelegenheitsspieler auch Frustrationserscheinungen hervorrufen. Dumm nur, dass die bekannte „Skip“-Funktion bei unserem Test leider nicht auftauchte, sodass wir anders als in „Freespace 2“ auch nach dem fünften Fehlschlag die Mission nicht überspringen konnten.

Wing Commander Saga Screenshot

Joystick entstauben!
Dennoch sollen deshalb auch die schwierigeren Missionen nicht unmöglich werden, zumal wir eine umfangreiche Auswahlmöglichkeit bei den Schwierigkeitsgraden haben und auch zwischen verschiedenen Steuerungsmöglichkeiten entscheiden können. So empfiehlt es sich wie damals natürlich, den Joystick mal wieder zu entstauben und uns mit klassischer Flugsteuerung ins Gefecht zu wagen, zumal diese erstaunlich präzise ausgefallen ist. Sollte ein solcher nicht zur Hand sein, kann allerdings auch ein gewöhnliches Gamepad mit Analogsticks hier Abhilfe schaffen und eine ähnlich präzise Steuerung ermöglichen. Großer Pluspunkt: Im Test wurden unsere Geräte automatisch erkannt und die Steuerung für das Gamepad sofort optimal konfiguriert – so haben wir natürlich jederzeit einen leichten Einstieg. Darüber hinaus bietet sich alternativ natürlich auch die gewohnte Tastatur- und Mauskombination an, doch da braucht es schon ein wenig Übung, um selbige Präzision zustande zu bringen. Nichts desto trotz steht dem Einstieg in das Oldschool-Abenteuer nichts im Wege.

Wing Commander Saga Screenshot

Nostalgieeffekt
Sind die Controller dann erst einmal ausgepackt, ist auf den ersten Blick nach etwa zehn Jahren Entwicklungszeit auch ein wenig Umgewöhnungszeit erforderlich. Statt typische Textmenüs vorzufinden, in denen wir leicht navigieren können, finden wir einen animierten Hangar, der bei Klick auf den jeweiligen Bereich ein entsprechendes Menü öffnet – auch das erinnert an alte „Freespace 2“ und „Wing Commander“-Zeiten. Darüber hinaus sind die Menüs selbst auch nicht gerade die übersichtlichsten und einsteigerfreundlichsten – doch haben wir uns erst einmal eingewöhnt, fällt auch das Navigieren hier entsprechend einfach. Klasse übrigens, dass sich die Entwickler ganz schön viel Mühe gegeben haben, ihr Spiel so originalgetreu, wie möglich wiederzugeben, denn zu jeder Mission gibt es ein ausführliches Briefing – inklusive englischer Vertonung mit herausragenden Sprechern, spannende Einführungsvideos und animierte Commander. Einen solchen Aufwand haben wir in einem Mod-Projekt bisher jedenfalls noch nicht gesehen.

Wing Commander Saga Screenshot

Einsamer Weltraum
Dieses dann auch noch hinter uns gebracht, finden wir uns auf der Startrampe unseres Trägerschiffes, der TCS Hermes wieder. Auch hier kommen die Erinnerungen schnell hoch, wenn wir mit unserem rasanten Antrieb aus dem Schiff herausfliegen und dann die nächsten Befehle abwarten. Die sind unterdessen auch während einer Mission vertont und sowohl Kollegen, als auch Gegner tauchen bei Kontaktaufnahme mit einem kleinen animierten Fenster in der Ecke auf. So haben wir die Personen auch optisch im Bild und können jegliche Reaktionen wahrnehmen – egal, ob spöttisch, oder von unserer Feuerkraft überrascht. Leider ist allerdings der Weltraum insgesamt recht leer designt, denn überwiegend befinden wir uns doch einfach im luftleeren Raum voller Sterne. Lediglich die Schiffe sorgen mehr oder weniger für Abwechslung, obwohl sich dessen Optik häufig wiederholt. Nie haben wir allerdings die Möglichkeit, in einen Nebel hineinzufliegen, oder tatsächlich in aufregende Gebiete des Weltraums vorzudringen. Mit wenigen Ausnahmen, befinden sich Nebel, Planeten und andere Objekte überwiegend im Hintergrund.

Wing Commander Saga Screenshot

Oh my god! They killed the Kinney!
Wohlgemerkt: Mit wenigen Ausnahmen. So haben wir in einer Mission sogar die Möglichkeit, in der Atmosphäre eines Planeten gegen die Invasoren der Kilrathi zu kämpfen und sehen dabei die Landschaften unter unserem Raumschiff. Spannend wird es dann, wenn wir im Sinkflug auf unsere Gegner schießen müssen und dabei stets unter Zeitdruck stehen – das ist einfach geniales Missionsdesign. Erstaunlicherweise zählt dies allerdings noch zu den einfacheren Missionen, denn der Schwierigkeitsgrad steigt stetig an und kann auch auf „leicht“ für manche bereits eine Herausforderung sein. Insbesondere „Niefelheim 2“ stellte manche Spieler vor große Probleme – doch eine tolle Community mit schneller Hilfestellung hilft da auch dem blutigsten Anfänger gern weiter und macht uns den Weg zum Sieg frei. Schade ist dabei nur, dass wir keinerlei Sonnensystem-übergreifende Missionen haben, sondern in jedem Sektor grundsätzlich drei bis vier aufeinanderfolgende Missionen in unserem Feldzug erledigen müssen. So lässt die optische Abwechslung natürlich schon lange auf sich warten, denn dasselbe Sonnensystem sieht auch nach dem vierten Besuch immer noch gleich aus. Da wäre mehr Abwechslung sicherlich nicht schlecht gewesen.

Wing Commander Saga Screenshot

Volle Kraft voraus!
Ansonsten kann sich die Grafik allerdings trotz der etwa zehn Jahre alten Engine sehr gut sehen lassen. Die Texturen sind stets sehr scharf und auch optisch wurde die „Freespace 2“-Engine deutlich verbessert. Das äußert sich auch in einer besseren Beleuchtung, den hohen Auflösungen und den schicken Planetenoberflächen. Ganz zu schweigen von den enorm großen Trägerschiffen, die schon einen hervorragenden Eindruck hinterlassen. Dennoch sollte jedem klar sein, dass ein solches Projekt keine Referenzgrafik haben kann – wer hier also eine Optik erwartet, die mit „Battlefield 3“ mithalten kann, wird an „Wing Commander Saga“ keinen Gefallen finden. Sind die Ansprüche allerdings etwas geringer, so wird man als Spieler schnell seine Freude haben – zumal das Spiel nun wirklich nicht hässlich aussieht. Die Mängel liegen allerdings vor allem im Detail: So müssen wir schließlich auf Anti-Aliasing gänzlich verzichten und aufwändige DirectX 11-Effekte werden wir hier ebenso keine vorfinden. Ein Vorteil soll es aber dennoch haben: Die Systemanforderungen sind dementsprechend niedrig, sodass „Wing Commander Saga“ wohl auf jedem Rechner flüssig lauffähig sein sollte.

Wing Commander Saga Screenshot

Geduld ist eine Tugend
Sollte das Spiel nun auf Interesse gestoßen sein, sollte man allerdings ein wenig Geduld mitbringen und sich mit der durchaus komplexen Steuerung vertraut machen. So mag nicht jeder gleich auf die Verwendung der Tastenkombinationen Alt + A und Alt + G für Autopilot und Glidefunktion kommen und auch die Ansteuerung der jeweiligen Waffensysteme erschließt sich manchem Tutorial-Muffel nicht immer sofort. Dazu kommt außerdem, dass gewisse Englisch-Grundkenntnisse vorhanden sein sollten, denn damit auch ein internationaler Erfolg möglich wird, verzichtet „Wing Commander Saga“ komplett auf eine deutsche Synchronisation. Immerhin: Deutsche Hilfestellung werden wir im Internet schnell finden, da auch die Entwickler selbst deutschsprachigen Support leisten können. Bei Verständigungsproblemen kann also schnell Abhilfe geschafft werden. Für ein solches unkommerzielles Projekt kann das Spiel also erstaunlich gut überzeugen – und sogar manches kostenpflichtige Weltraumactionspiel überragen. Sehr empfehlenswert!

Fazit:
Back to oldschool: Nach etwa zehn Jahren Entwicklungszeit wird die beliebte „Wing Commander“-Story endlich fortgesetzt und präsentiert uns klassische Weltraumaction im „Freespace 2“-Stil. Ein Muss für Fans des Klassikers!

“Wing Commander Saga” ist als kostenloser Download erhältlich. Links finden Sie unter wcsaga.com


15
Mrz

Game-Review: Bus-Simulator 2012

Bus-Simulator 2012 Cover

Der Alltag in Freyfurt ist ganz schön stressig. An vielen Haltestellen der Stadt warten zahlreiche Fahrgäste auf die verschiedensten Buslinien, um endlich ihr Ziel zu erreichen. Doch während die Busse in doch recht guten Takten fahren, kann das Wetter und der Verkehr sowohl Fahrern, als auch Fahrgästen ganz schön zu schaffen machen. Da erfordert es viel Können, seinen fahrbaren Untersatz sicher ans Ziel zu bringen – vor allem, wenn man auch noch einen Gelenkbus um die engen Kurven steuern muss. Doch Übung macht bekanntlich den Meister…

Kritik:
Beim Anblick des allseits bekannten Firmenlogos „Astragon“ und den damit in Verbindung gebrachten „Simulatoren“ sträuben sich bei manchem Spieler schon seit Jahren die Haare. Immerhin ist der Mönchengladbacher Spielepublisher, dessen Büro sich ganz in der Nähe unserer Redaktion befindet, bekannt für zahlreiche minderwertige Alltagssimulationen, die kaum die Bezeichnung „Simulator“ verdient haben. Nun jedoch hat man sich etwas qualitativere Entwickler ins Boot geholt und mit den TML Studios endlich Leute am Werk, die ihr Können bereits mit „World of Subways“ und diversen Train Simulatoren unter Beweis gestellt haben. Doch angesichts der schlechten Qualität des Vorgängers, dem „Bus-Simulator 2009“ bleibt die Skepsis vorhanden – kann Astragon also tatsächlich in die hochwertigere Liga einsteigen?

Bus-Simulator 2012 Screenshot

Aller Anfang ist schwer
Dieser Eindruck mag zumindest zu Beginn noch nicht entstehen. Das liegt nicht etwa daran, dass der neue „Bus-Simulator 2012“ etwa zu schwierig wäre, oder immer noch qualitativ auf seinem Vorgängerniveau rumdümpelt, sondern viel mehr daran, dass wir kurz nach der Installation zunächst die Programmierfähigkeiten der Entwickler völlig in Frage stellen möchten. Anstatt einen reibungslosen Start zu gewährleisten, wird der Spielstart durch mehrere Fehlermeldungen behindert, die uns auf eine fehlerhafte „Side-by-Side-Konfiguration“ verweisen – und das sowohl in der Basic-Version für schwächere Rechner, als auch in der High-Version für hochwertige 64-Bit-Systeme. Erst nach aufwändigem Durchstöbern der FAQ-Bereichs der TML-Webseite, manuellem Herunterladen von acht(!) Visual C++ Runtimes und der darauf folgenden Installation waren wir überhaupt in der Lage das Spiel zu starten. Zu unserem Erstaunen allerdings auch dann nur in der „High-Version“, da die Basic-Variante unter 64-Bit-Systemen scheinbar grundsätzlich ihren Dienst verweigert. Einen guten ersten Eindruck macht das jedenfalls sicher nicht und wer nicht bereit ist, mühsam das Internet nach Problemlösungen zu durchforsten, ist mit „OMSI – der Omnibussimulator“ ohnehin besser bedient.

Anfänger oder doch Experte?
Hat man es dann doch endlich einmal geschafft, dieses Spiel zu starten, wird der Eindruck schon gleich viel besser. Die Menüs sind zwar alle recht mager, dafür aber sehr modern und übersichtlich ausgefallen. Hier können wir lediglich das Spiel starten, fortsetzen, oder beenden und die Steuerungs- und Grafikeinstellungen anpassen. Die Grafikeinstellungen reichen dabei von der Auflösung, über Schattendetails, bis hin zur Sichtweite – nur Anti-Aliasing, also Kantenglättung, fällt komplett und ist auch in Zukunft scheinbar nicht geplant. Warum man die allerdings auf den meisten Rechnern sowieso nicht verwenden könnte, dazu kommen wir später. Zunächst einmal versuchen wir schließlich das Spiel zu starten und werden selbst beim ersten Start verwunderlicherweise darauf hingewiesen, dass Spielstände in diesem Fall gelöscht würden, obwohl noch gar keine existieren. Das ist zwar nicht weiter schlimm, deutet aber schon auf die Schlampigkeit der Programmier hin. Danach gibt es immerhin zwei Schwierigkeitsgrade: Anfänger und Experte – beide sind bereits recht anspruchsvoll.

Bus-Simulator 2012 Screenshot

Eine echte Simulation
Sitzen wir dann auch noch im Bus, kommen wir aus dem Staunen auf den ersten Blick nicht mehr heraus: Astragon hat es zum ersten Mal geschafft, tatsächlich ein Spiel zu veröffentlichen, das den Titel „Simulator“ auch tatsächlich verdient hat! Hier können wir wirklich jedes kleinste Detail des Busses bedienen, sodass jede einzelne Taste das Amaturenbrettes auch eine echte Funktion hat. Angefangen bei der Lüftung und Heizung, über die Kinderwagenfunktion und die Scheibenwischer, bis hin zum Öffnen unseres Seitenfensters, der Bedienung der Kasse, den Türöffnern und des Liftingsystems ist hier einfach ausnahmslos alles vorhanden. In diesem Punkt ist der „Bus-Simulator 2012“ sogar die erste Simulation, die es schafft, „OMSI“ zu übertreffen und noch stärker ins Detail zu gehen – selbst die Höhe des Fahrersitzes ist in 6 verschiedene Richtungen einstellbar und regulierbar. Das beeindruckt auf den ersten Blick schon gewaltig. Leider müssen wir allerdings auch unsere Fahrernummer, Dienstnummer, Liniennummer und das Passwort manuell bei jedem Start in das IBIS-Gerät (*Kassen- und Fahrgastinformationssystem) eingeben. Das kann durchaus nervig werden.

Die erste Fahrt
Bei diesem Spiel haben wir sogar die Möglichkeit, aus dem Bus auszusteigen und unsere Figur über die Straße zu bewegen. Die Stadt ist also frei begehbar, wobei wir uns vermutlich überwiegend nur durch die Hallen des Busdepots bewegen. Hier müssen wir uns schließlich erst einmal in den Bus setzen, nachdem wir an der Wand unseren Fahrplan abgeholt und den Bus ausgewählt haben. Das macht das Spiel zumindest einen Tick realistischer, wenngleich hier sofort negativ ins Auge fällt, dass wir uns einfach wie ein Geist durch die Tore der Halle bewegen müssen. Da bleibt die Frage, weshalb wir diese überhaupt noch öffnen müssen, aber Hauptsache der Alltag eines Busfahrers wird simuliert – über Sinn und Unsinn lässt sich in diesem Fall sicherlich streiten. Danach allerdings gleich die nächste positive Überraschung: Mit einem ausgeklügelten Checklistensystem bekommen wir zu Beginn eine genaue Auflistung unserer Handlungen und Tastenfunktionen, die wir zum Start des Busses durchführen müssen. So fällt es uns sofort recht leicht, das Gefährt in Betrieb zu nehmen und uns aus der Wagenhalle heraus zu wagen.

Bus-Simulator 2012 Screenshot

Lowrider-Bus
Zunächst klappt das alles wunderbar. Die Steuerung des Busses gestaltet sich vergleichsweise einfach, die Physik kann sich ganz gut sehen lassen und mit der Haltestellenbremse haben wir auch kein großes Problem damit, die Fahrgäste an der nächsten Haltestelle einsteigen zu lassen. Dennoch hat der „Bus-Simulator 2012“ hier einige grobe Schwächen, weshalb sich der Bus teilweise doch etwas merkwürdig verhält. So ist es uns aufgefallen, dass insbesondere der Gelenkbus in manchen Situationen zu hüpfen beginnt und ein physikalisch inkorrektes Verhalten an den Tag legt – dabei haben wir doch gar keinen Lowrider-Bus ausgewählt. Das sind dann Situationen, die ganz schön nerven können, wenn sie sich dann häufen. Ein solches Verhalten setzt sich dann in unschönen Clippingfehlern fort, wenn der KI-Verkehr zur Hälfte im Boden versinkt, oder wir bei einem Unfall plötzlich mitten im Gebüsch feststecken, das teilweise durch die geschlossene Tür ragt. Ein Zurücksetzen des Busses ist dann nicht auf der selben Strecke möglich, sondern wir können dann nur noch erneut aus dem Depot beginnen.

Selbstmordgedanken
Dumm nur, dass sich solche schweren Bugs auch an vielen anderen Stellen wiederspiegeln. So ist auch das Verhalten der Fahrgäste teils merkwürdig, da sie oftmals scheinbar Selbstmord begehen wollen und grundlos auf der Straße herum spazieren. Hier weicht uns auch niemand aus, wenn wir nicht bremsen, doch da die Personen sowieso bei Überfahren einfach verschwinden, ist das wohl auch nicht weiter schlimm. Ein Abzug in unserer Fahrerwertung gibt das jedenfalls nicht. Dafür wirkt sich die Unpünktlichkeit umso mehr aus und angesichts des Einstiegsverhaltens lässt sich eine Verspätung oft auch gar nicht vermeiden. Erstaunlicherweise ist die fiktionale Stadt Freyfurt wohl die einzige, in denen die Fahrgäste erst bei Verspätung auf den Bus warten, jedoch niemals einige Minuten zuvor an der Bushaltestelle stehen. Haben wir dann auch noch erst einmal die Tür geöffnet, tauchen aus dem Nichts plötzlich weitere Fahrgäste auf, die eine Reihe bilden. Da wir den Fahrpreis zudem fummelig mit der Maus in das IBIS-Gerät eingeben müssen, statt den Zehnerblock zu verwenden, dauert der Fahrkartenverkauf manchmal ganz schön lange. Hier macht die Konkurrenz ebenfalls einiges besser.

Bus-Simulator 2012 Screenshot

Achtung: Verletzungsgefahr
Kenner der qualitativeren Bussimulationen vermissen hier außerdem ein brauchbares Feedback-System, das uns Fahrfehler und mangelnden Komfort verdeutlicht. Rasen wir also einfach um die Kurve, oder fahren sogar gegen einen Baum, lässt das die Fahrgäste scheinbar kalt. Hier meckert niemand und aussteigen werden die Fahrgäste auch erst, wenn wir an der Haltestelle angelangt sind. Ein weiteres Manko ist dann das mangelnde Schadensmodell, denn selbst wenn wir mit voller Geschwindigkeit gegen ein Haus fahren würden, hören wir lediglich ein unrealistisches „Bums“ und der Bus bleibt sowohl physikalisch, als auch optisch völlig unversehrt. Nicht einmal einen Sprung in der Windschutzscheibe können wir da entdecken. Im Endeffekt können wir also fahren, wie wir wollen – Hauptsache wir kommen immer pünktlich. Doch immer hin bleibt nicht jeder Unfall komplett ohne Auswirkungen, denn bei einem Auffahrunfall mit einem anderen PKW, müssen wir zumindest 30 Sekunden warten, ehe die Fahrbahn wieder freigeräumt ist. Doch das finden wir dann leider immer noch etwas mager.

Stockender Verkehr
Doch als wäre das alles nicht bereits schlimm genug, entwickelt sich die Technik des „Bus-Simulator 2012“ zu einer reinen Bug-Parade. Denn auch die Grafikengine hat zahlreiche Schwächen und sorgt selbst auf High-End-Rechnern für starke Performanceprobleme bis hin zu Nachladern und Rucklern – egal, bei welchen Einstellungen und bei welchem Wetter. Eine Geforce GTX 560Ti als empfohlene Systemanforderungen sind für die High-Version also keine Übertreibung, obwohl das Spiel nicht einmal annähernd mit Grafikreferenzen mithalten kann. Da läuft dann ein „Battlefield 3“ selbst auf langsameren Rechnern flüssig, während die Grafik des „Bus-Simulator 2012“ um Längen hässlicher ist und einfach nicht so recht in die Pötte kommen will. Da hat das Spiel also noch zahlreiche starke Verbesserungen nötig, damit der Simulator endlich auch für Besitzer eines normalen Computers spielbar wird. Hätte sich doch bloß seit der 2009er-Version die Grafikengine ebenso verbessert, wie die Simulation des Busses selbst. Immerhin gibt es einen kleinen Trost: Die Regen- und Sturmeffekte wirken sehr realistisch und lassen selbst die Bäume im Wind physikalisch korrekt bewegen. Optisch kann sich das Spiel also zumindest von „OMSI“ stark absetzen und einen zwar altbackenen, aber immer noch hübschen Eindruck hinterlassen.

Bus-Simulator 2012 Screenshot

Ein Lenkrad muss her
Unterdessen gestaltet sich die Steuerung des Busses auch ein wenig schwierig, vor allem wenn es um Kurvenfahren geht. Mit der Tastatur können wir schließlich nur das Lenkrad drehen, doch lassen wir die Taste wieder los, fahren wir sofort gerade aus. Ein weiter Winkel lässt sich so kaum weich und flüssig fahren, sodass wir zwangsläufig früher oder später vor dem nächsten Baum landen. Mit einem Lenkrad könnte die Sache da schon anders aussehen, da wir so die Möglichkeit erhalten, die Lenkung weitaus präziser zu steuern. Leider können wir uns während der Fahrt allerdings ausschließlich mit der Maus umsehen, da TrackIR und ähnliche Techniken nicht nativ unterstützt werden. Damit wir dieses Maus-Feature allerdings auch nutzen könnten, ohne dabei unsere Arme zu verrenken, sind wir als Rechtshänder gezwungen, die Steuerung auf WASD umzulegen – und das gestaltet sich angesichts dessen, dass ausnahmslos alle Tasten bereits vorab belegt sind, als weniger einfach. Insbesondere auch deshalb, da uns das Spiel nicht auf Doppelbelegungen hinweist und wir so mühevoll die Tastenbelegung vollständig durchstöbern müssen. Kommt es dennoch zu einer Doppelbelegung führt der Bus einfach beide Funktionen gleichzeitig aus, was zu recht verrücktem Verhalten führen kann. Außerdem ist es mit der Einsteigerfreundlichkeit dann auch vorbei, da die Checkliste nicht auf Steuerungsänderungen eingeht und uns immer noch auffordert, die ursprünglichen Original-Tasten zu verwenden. Verwirrung pur also. Somit ist klar: Ohne Lenkrad macht der „Bus-Simulator 2012“ nur wenig Spaß.

Alles in allem ist die Simulation nun zwar weitaus besser, als die meisten anderen Astragon-„Simulationen“, doch von einem hochwertigen und qualitativen Spiel kann hier kaum die Rede sein. Richtige eingefleischte Hobby-Busfahrer werden da zwar dennoch ihre Freude dran haben, zumal sich der KI-Verkehr an Kreuzungen deutlich besser verhält, als in „OMSI“ und die Verkehrsregeln genauer eingehalten werden. Zudem hat die detaillierte Simulation der Busfunktionen durchaus ihren Reiz und sorgen für eine komplexe Einarbeitungszeit in alle Funktionen des Busses, die dennoch einen leichten Einstieg ermöglichen. Sollten es die TML Studios also jemals schaffen, alle groben Bugs zu beheben und die Performance deutlich zu verbessern, könnte der „Bus-Simulator“ tatsächlich zu einer guten und qualitativen Simulation werden. Bis dahin bleibt es bei einem durchschnittlichen Spiel, das wir in seinem jetzigen Zustand noch nicht empfehlen können.

Fazit:
Astragon veröffentlicht zum ersten Mal eine Simulation, die ihren Titel auch verdient hat, denn bei der Simulation des Fahrzeugs geht sie überraschend tief ins Detail. Leider trüben zahlreiche Bugs und Performanceeinbrüche den Spielspaß so sehr, dass es qualitativ kaum über „Durchschnittsniveau“ hinaus kommt.


13
Mrz

Game-Review: Railworks 3

Railworks 3 Cover

Türen schließen, Bremsen lösen, Richtungsregler in die obere Position, aufs grüne Signal warten und den Schubregler betätigen – ab geht’s auf Schienen, quer durch die Wildnis, um neue Städte zu erkunden, die Fahrgäste an den Zielort zu bringen und so manchen Kindertraum zum neuen Hobby-Beruf zu machen. In der Rolle eines aufstrebenden Lokführers dürfen wir die schwierigsten Bergstrecken, die rasantesten Hochgeschwindigkeitszüge und die schwersten Gütertransporte sicher an das Ziel bringen und lernen dabei das Fahren eines Zuges. Spannende Reisen warten dabei auf all diejenigen, die schon immer einmal im Führerhaus der modernsten Lokomotiven sitzen wollte und den Fahrtwind am liebsten bei 200 km/h im Nacken spürt. Doch Lokführer sein ist nicht immer ganz einfach…

Kritik:
Nachdem der berühmte „Microsoft Train Simulator“ nun allmählich in die Jahre gekommen ist und optisch nun wirklich keine besonderen Anreize mehr hat, dürfen sich die Hobby-Lokführer nun endlich auf die neueste Version des Train Simulators mit dem Titel „Railworks 3“ freuen. Einst vor wenigen Jahren als „Kuju Rail Simulator“ gestartet, wurde er damals noch stark kritisiert und konnte bisher nie die Popularität von Microsofts Konkurrenzprodukt erreichen. Nun jedoch dürfen wir uns über zahlreiche Verbesserungen, eine detailliertere Simulation und eine verbesserte Grafik in „Railworks 3“ freuen, die endlich auch den eingefleischtesten Lokführern gefallen wird.

Railworks 3 Screenshot

Mobilitätsgarantie?
Auf vielen verschiedenen Strecken auf der ganzen Welt dürfen wir dabei in die verschiedensten Züge und Lokomotiven schlüpfen, die uns in so ziemlich jede vergangene Zeitepoche der letzten hundert Jahre entführt. Sowohl normale deutsche Regionalzüge, als auch amerikanische Dieselloks und uralte Dampflokomotiven sind dabei fahrbar und in der deutschen Fassung des Spiels erhalten wir sogar erstmals einen lizensierten Inter City Express der deutschen Bahn, dank der wir im hohen Tempo über die Hochgeschwindigkeitsstrecken zwischen Hagen und Siegen rasen dürfen. Da kommt also jeder auf seine Kosten und spätestens bei den englischen Triebwagen ist auch eine etwas besondere Steuerung ohne Bremsen vorhanden, bei der der Spieler erst einmal genau umdenken muss. Leicht macht es „Railworks 3“ dem Spieler jedenfalls nicht in jedem Zug.

Schwerstarbeit im Kohlezug
Die Steuerung ist dabei seit je her recht einfach ausgefallen, können wir die Züge schließlich simpel komplett mit der Maus oder Tastatur steuern. Sowohl Richtungsregler, als auch Bremsen und Schub sind dabei über einen einzelnen Joystick auf dem Armaturenbrett des Führerhauses steuerbar und ziemlich exakt regelbar, wenn auch leider nicht stufenlos. So macht es uns nicht sonderlich viel Mühe, die modernsten Elektro- oder Diesellokomotiven auf die Strecke zu bringen und wir können auch sehr leicht das richtige Tempo halten. Das ändert sich dagegen recht schnell, wenn wir in das Führerhaus einer alten Dampflokomotive steigen und dabei genauestens auf Dampferzeugung, Kohleverbrauch, Sand und Wasser achten müssen, um es überhaupt nur im Schritttempo den nächsten Berg hinauf zu schaffen. Hier ist schon weitaus mehr Können erforderlich und jede Dampflok stellt für den angehenden Lokführer eine wahre Herausforderung dar. Mit ein bisschen Übung und Einarbeitung ist jedoch jeder Zug zu bewältigen – selbst der längste Dampfgüterzug.

Railworks 3 Screenshot

Bummelzüge bleiben auf dem Abstellgleis
Trotz der hohen Vielfalt an den verschiedensten fahrbaren Untersätzen, dürften aber vor allem die Spieler der Gegenwart von dem ein oder anderen Mangel an Zügen doch gelegentlich enttäuscht werden. Besonders die Bewohner des Ruhrgebiets und Niederrheins werden mit Enttäuschung feststellen müssen, dass die bekannten und häufig anzutreffenden 425er- und 422er-Baureihen der S-Bahn Rhein-Ruhr hier leider gar nicht anzutreffen sind. So dürfen wir uns also nicht in die hübschen roten Triebwagen der S-Bahn wagen und uns von den schwachen Bremsen herausfordern lassen. Diesbezüglich gibt es aber immerhin neue Hoffnung, da mit dem „Köln – Düsseldorf“-Addon noch in diesem Monat eine neue Strecke mitsamt Rollmaterial erscheint, das uns mitten durch Nordrhein-Westfalen schickt. Nichts desto trotz wirken die alten Abteilwagen mit ihren Hebelgriff-Türen dann doch etwas altbacken und längst nicht mehr zeitgemäß – erst recht, wenn wir im Spiel nicht einmal Doppelstock-Wagen der Regionalbahnen antreffen.

Railworks 3 Screenshot

Bahnfahrten rund um die Welt
Das ändert jedoch nichts daran, dass auch deutsche Spieler auf Grund des umfangreichen Streckenangebots gleich mehrfach auf ihre Kosten kommen, denn neben der bekannten Strecke von Hagen nach Siegen, finden wir sogar eine bergische Strecke, sowie das Prüfcenter Wegberg-Wildenrath vor. Dementsprechend haben wir auch die Möglichkeit, einen Prototyp auf dem Testgelände zu testen und dürfen uns mit besonders hohen Geschwindigkeiten auf die Schiene wagen. Schade ist dabei nur, dass die Strecke Hagen – Siegen nicht dem heutigen Stand entspricht und wir daher auch auf die aktuellen Züge der Privatbahn Abellio verzichten müssen. Insgesamt suchen wir Privatbahnen ohnehin vergeblich, was vermutlich auf die fehlenden Lizenzen zurückzuführen ist. Dennoch sind die Strecken originalgetreu nachgebaut und vor allem bergische Bereiche machen den Job des Lokführers nicht immer einfach. Ein wahrer Augenschmaus sind darüber hinaus die englischen Strecken, die mit ihren detaillierten Landschaften punkten und die diversen reinen Güterstrecken sorgen für ein spannendes Rangiererlebnis für Güterzug-Fans.

Railworks 3 Screenshot

Intelligentes Wertungssystem
Damit derartige Aufgaben allerdings nicht langweilig werden, hat „Railworks 3“ ein interessantes und motivierendes Karrieresystem erhalten, bei dem unser Können genauestens bewertet wird. Hier kommt es ganz darauf an, stets pünktlich zu sein, niemals die Geschwindigkeit zu überschreiten und uns auch genauestens an die Verkehrsregeln des Bahnverkehrs zu halten. Da müssen wir sogar darauf achten, niemals zu stark zu bremsen und auch den Komfort unserer Fahrgäste grundsätzlich sicherzustellen. Da wir allerdings Signale nicht immer im Voraus erkennen können und die Fahrpläne insgesamt recht knapp bemessen sind, ist das nicht immer ein leichtes Unterfangen und ein nahezu perfektes Fahren ist beinahe vorausgesetzt. Für geübte Lokführer stellt aber auch das kein Problem dar. Problematisch wird dies lediglich, wenn unvorhersehbare Verspätungen und Behinderungen in das jeweilige Szenario eingebaut wurden und spannende Vorfälle für Abwechslung im Bahnbetrieb sorgen. Dann wird das Einhalten des Fahrplans umso herausfordernder, die Aufgaben allerdings umso spannender. Schade nur, dass nicht jedes Szenario auch tatsächlich im Karrieremodus fahrbar ist.

Einsteigerfreundlichkeit
Anders, als jedoch in manchen Konkurrenzprodukten, finden sich die Spieler in „Railworks 3“ recht schnell zurecht und das Menü ist stets sehr übersichtlich – sowohl bei der Auswahl unserer Aufgaben, als auch während der Fahrt selbst. So macht es uns keine große Mühe, den Fahrplan einzublenden, die Entfernung des nächsten Signals, oder der nächsten Geschwindigkeitsbegrenzung festzustellen und können, so wir denn wollen, das Spiel gänzlich mit der Maus steuern. Natürlich geht die Steuerung per Tastatur wesentlich schneller, präziser und einfacher, doch ist hier zumindest die Einprägung diverser Tastenbelegungen nötig. Doch will man eine umfangreiche und realistische Simulation, ist man sicherlich bereit, diese kurze Zeit zu investieren, da „Railworks 3“ bei der Simulation auf jede Kleinigkeit achtet.

Railworks 3 Screenshot

Physik, unser Feind
Der Realismusgrad des Spiels wird natürlich dadurch gefördert, dass das Verhalten der Züge möglichst realistisch simuliert wurde und verschiedenste Faktoren bei der Fahrt eine Rolle spielen. Sowohl das Gewicht des Zuges im Falle von Gütertransporten, als auch die Schubkraft, die Bremskraft, sowie das Gefälle einer Strecke, sorgen für ein unterschiedliches Beschleunigungs- und Bremsverhalten, sodass jeder Zug und jede Strecke immer wieder eine neue Herausforderung darstellen kann. So fällt es uns im ICE schließlich deutlich leichter, zu beschleunigen und zu bremsen, als dies in den amerikanischen Diesellokomotiven, oder gar bei einem schwer beladenen Güterzug der Fall ist. Zudem haben die Entwickler darauf geachtet, möglichst jede Kleinigkeit zu simulieren – angefangen bei bis zu drei verschiedenen Bremsen des Zuges, bis hin zur Beleuchtung und den Scheibenwischer. Einziges Manko: Die Scheinwerfer des Zuges haben in Tunneln scheinbar keinerlei Auswirkung, sodass wir dennoch stockdüster durch die lange Konstruktion fahren müssen.

Railworks 3 Screenshot

Wir sehen den Horizont
Das ist dann auch schon eines der wenigen optischen Manko, denn die Grafik hat sich seit der ersten Version des damaligen „Kuju Rail Simulators“ deutlich verbessert. Dank der neuen Engine erscheinen die Züge nun noch plastischer und detaillierter und machen einen stets realistischen Eindruck. Ebenso sind nun auch alle Farben der deutschen Bahn korrekt, sodass wir keine grünen, statt roten Lokomotiven mehr zu sehen bekommen, wie dies einst in der ersten Version noch der Fall war. Bei der Landschaftsgestaltung unterscheiden sich unterdessen leider die Karten sehr deutlich, sodass manche englische Strecken da weitaus realistischer, detaillierter und stärker bewachsen ausgefallen sind, als andere. Dafür bekommen wir eine realistische Weitsicht geboten, bei der wir über Kilometer hinweg schauen können. Dumm nur, dass es uns da gelegentlich noch etwas schwer fällt, das nächste Signal bereits aus der Entfernung zu erkennen, was die Geschwindigkeitsregulierung mangels Rote-Signal-Erkennung manchmal etwas erschwert. Ebenso taucht während der Fahrt gelegentlich ein künstlich wirkender Unschärfeeffekt auf, weshalb die Grafik von „Railworks 3“ doch noch weit von einer Referenzgrafik entfernt ist. Nichts desto trotz ist das Spiel sehr hübsch anzusehen, was wir den gelungenen Wettereffekten und den stimmungsvollen Sonnenuntergängen zu verdanken haben. So kommt insgesamt eine gute Atmosphäre auf und das enorme Anti-Aliasing sorgt für zusätzliche grafische Qualitäten. So ist es sogar möglich, die Grafik in einer drei Mal so hohen Auflösung zu rendern, als sie überhaupt dargestellt wird – die optische Qualität verbessert dies ungemein, sofern der Rechner entsprechend leistungsstark ist. Hierfür sei dann aber ein High-End-Rechner durchaus empfehlenswert, während die Anforderungen ansonsten noch mäßig ausgefallen sind.

Railworks 3 Screenshot

Nachschlagewerk für Einsteiger
Angesichts der überwiegend positiven Aspekte des Spiels steht dem Bahnvergnügen also nichts mehr im Wege und gerade Einsteigern wird der Einstieg auch in schriftlicher Form sehr erleichtert. In einer Zeit, in der gedruckte Anleitungen fast schon der Vergangenheit angehören und wir oftmals bestenfalls ein kleines Inlay-Blatt vorfinden, ist es schon sehr erfreulich, eine umfangreiche gedruckte Anleitung in der Hülle zu entdecken, die uns bei der Inbetriebnahme unserer ersten Lokomotive schnell zur Hilfe ist. Doch gerade die zusätzlich beiliegenden Signalübersichten und Tastenbelegungstafeln werden selbst dem erfahrenen Lokführer noch nützlich sein, wenn wir es auf fremden ausländischen Strecken erst einmal mit komplexen Signalanlagen zu tun bekommen. Doch auch hier wurde, wie man sieht, auf viele Details geachtet, sodass ein möglichst realistisches Fahrvergnügen ermöglicht wurde. Da fehlt uns nur noch die Umsetzung des „Wupper Express“ von Graphics 15, die zu Microsoft Train Simulator-Zeiten das wohl umfangreichste Strecken-Addon darstellte.

Fazit:
Nach zahlreichen Verbesserungen seit der ersten Version ist „Railworks 3“ nun zum aktuell besten und modernsten Zugsimulator geworden und kann auch optisch so manche Konkurrenz abhängen.