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Dishonored 2
Leaving Lyndow

Archiv fürFebruar, 2017


19
Feb

Orwell

Privatsphäre war gestern. In der heutigen Welt ist die totale Überwachung allgegenwärtig und jegliche Kommunikation wird von der Regierung ausspioniert. Doch nicht alle Menschen sind mit diesem Vorgehen einverstanden. In der amerikanischen Stadt Bonton kommt es daher zu einem schwerwiegenden Terroranschlag, bei dem mehrere Menschen sterben. Die bisherigen Hinweise deuten darauf hin, dass der Anschlag aus Protest gegen die Überwachung stattfand und ein polizeibekanntes Mädchen taucht kurz zuvor am Tatort auf. Wie es die Ironie des Schicksals will, soll ausgerechnet das Überwachungssystem Orwell nun Hinweise über die Verdächtigen finden, ein Persönlichkeitsprofil erstellen und die Täter letztendlich überführen. Dumm nur, dass es längst einen Feind im eigenen System gibt…

Kritik:
Seit Edward Snowden und die Aufdeckung des NSA-Skandals ist die totale Überwachung ein allgegenwärtiges Thema. Nicht wenige Menschen befürchten seitdem, George Orwells Werk „1984“ würde endgültig zur Realität werden. Denn schon damals wurde deutlich, dass der Geheimdienst offenkundig in der Lage ist, jegliche Kommunikation zu überwachen. Doch was, wenn man einmal selbst in die Rolle des Überwachers schlüpfen kann?

Orwell

Totale Überwachung
Genau das machen wir in dem Indie-Game mit dem passenden Titel „Orwell“. Wir übernehmen hier die Kontrolle über ein mächtiges Überwachungswerkzeug des Geheimdienstes und sind mit diesem Programm in der Lage, das gesamte Leben von Zielpersonen auszuspionieren. Nach einem Terroranschlag sollen wir schließlich als investigativer Geheimagent, im (In-Game) Internet nach Hinweisen und Informationen suchen, die die Verdächtigen mit dem Anschlag in Verbindung bringen. Auf irgendeiner Webseite eine Angabe zu Social Media-Accounts gefunden – und schon gibt uns „Orwell“ mit einer Backdoor sofortigen Zugriff auf den Account. Finden sich dort anschließend Telefonnummern, E-Mail-Adressen und Chataccounts, dauert es auch hier nur wenige Sekunden und wir sind live in der Lage, die Kommunikation der Zielpersonen abzufangen. Und wenn dann auch noch das große Los gezogen und eine Hardware-ID eines Computers oder Smartphones gefunden wird, ist gar der Vollzugriff möglich. Doch in all diesen Überwachungsmöglichkeiten ist es unsere Aufgabe, die richtigen Informationen zu finden, diese ins Orwell-System hochzuladen und ein Persönlichkeitsprofil über unser Ziel zu erstellen.

Orwell

Auswertung von Daten
Da mag man sich mitunter natürlich fragen, wozu ein solch mächtiges und fast schon automatisiert funktionierendes System überhaupt einen realen Anwender benötigt. Das erklärt sich aber schnell ganz einfach: Unsere Aufgabe ist es nämlich auch, die Informationen nach Wahrheitsgehalt auszuwerten. Denn wir wissen: Nicht jeder sagt im Internet immer die Wahrheit. Manches Mal ist es auch einfach nur Angeberei gegenüber den eigenen Freunden. Und nicht selten finden sich gar völlig widersprüchliche Informationen im Netz, bei denen wir letztendlich entscheiden müssen, welche Hinweise tatsächlich der Wahrheit entsprechen. Die Oberfläche von „Orwell“ ist dabei ziemlich simpel und einfach gehalten. Statt aufwändiger und beeindruckender 3D-Grafik, gibt es lediglich eine 2D-Oberfläche eines Computerprogramms. Über die Reiter „Reader“, „Listener“ und „Insider“ können wir wahlweise auf den Browser, das Kommunikationsabhör-Tool oder die Backdoor eines Computers oder Handys zugreifen. Man fühlt sich also tatsächlich ein bisschen mächtig. Die Bedienung ist einfach und doch hat man das Gefühl, in die tiefste Privatsphäre eines Menschen eindringen zu können. Dieses mitunter beklemmende Gefühl bringt „Orwell“ fantastisch rüber.

Orwell

Fehler kosten Leben
Faszinierend wird das Spiel allerdings erst dadurch, dass unsere hochgeladenen Informationen und unsere Entscheidungen tatsächlichen Einfluss auf den Spielablauf haben und das manchmal ein bisschen rasanter, als es uns lieb wäre. Eine kleine Falschinformation ins System geladen und ein Verdächtiger wird zu Unrecht festgenommen oder Menschen könnten ums Leben kommen. Denn das „Orwell“-System zögert nicht lange, die aus dessen Sicht notwendigen Maßnahmen anhand der Informationen einzuleiten. Stufen wir einen Verdächtigen als gefährlich ein, obwohl dies gar nicht der Fall ist, kann das unangenehm enden. Mitunter ist es schon faszinierend und auch erschreckend zugleich, wenn wir einen durch uns ausgelösten Vorfall live beim Abhören eines Telefonats miterleben können. Doch an dieser Stelle wollen wir einmal nicht weiter spoilern, um den Spielverlauf nicht schon vorab zu verraten.

Orwell

Gegner im System
Der andere spannende Aspekt des Spiels ist die Tatsache, dass wir ausgerechnet gegen Verdächtige ermitteln, die ironischerweise gegen das eigene Überwachungssystem protestiert haben. Ohne tatsächliche Figuren steuern zu können, bieten die jeweiligen Protagonisten schon eine sehr intensive und aufregende Geschichte, die uns selbst dann in den Bann zieht, wenn wir ausschließlich ein Überwachungssystem steuern. Doch nicht jeder Verdächtige ist automatisch ein offenes Buch für „Orwell“. Manche sind mit ihren Angaben im Netz tatsächlich vorsichtig und werden selbst für uns zu einer harten Nuss. Kommt dann auch noch ein Hacker ins Spiel, der sich als Gegner unseres Systems entpuppt, wird es erst richtig spannend und „Orwell“ entfaltet sein volles Potential. Denn was passiert, wenn ein Hacker und Terrorist es tatsächlich schaffen würde, sich Zugang zum System zu verschaffen und Unschuldige als Terroristen einzustufen? In jedem Fall ist „Orwell“ eines dieser Spiele, wenn nicht gar das einzige Spiel, das uns tatsächlich darüber nachdenken lässt, ob wir nicht doch lieber ein paar Informationen weniger im Netz und in unseren Social-Media-Accounts preisgeben sollten.

Fazit:
Ein kurzes, aber sehr eindringliches und faszinierendes Spiel über die totale Überwachung, bei der wir selbst in die Rolle des Überwachers schlüpfen müssen und über die Fähigkeiten der NSA verfügen. Nach diesem Spiel wird so mancher nicht mehr bereitwillig all seine privaten Details in die Social-Media-Netzwerke laden.

Orwell Wertung


19
Feb

Dishonored 2

Fünfzehn Jahre nach dem Tod des Lordregenten hat sich eigentlich vieles in den Straßen von Dunwall verändert. Kaiserin Emily Kaldwin hat unlängst dafür gesorgt, dass die Menschen wieder in Freiheit leben können und die Rattenseuche seit einiger Zeit Geschichte ist. Doch das könnte sich schon bald ändern, als ein mysteriöser Thronräuber der mächtigen Kaiserin ihren Thron entzieht und die Macht über das Land übernimmt. In der Rolle von Kaiserin Emily oder ihres Vaters Corvo Attano liegt es nun an uns, die Macht zurückzuerlangen und sich gegen zahlreiche Widersacher mit übernatürlichen Kräften durchzusetzen. Doch noch ahnen wir gar nicht, welch große Bedrohungen fortan auf uns warten. Denn von mechanischen Soldaten, bis hin zu gespenstigen Hexen scheint keiner der vielen Feinde so richtig von unserer Welt zu sein…

Kritik:
Bereits der Vorgänger galt bei vielen Spielern und Kritikern als ein Meisterwerk. Nun geht die spannende Geschichte von „Dishonored“ in die zweite Runde und entführt uns einmal mehr in eine Welt aus Steampunk und Mystik, in der nichts unseren gewohnten Verhältnissen entspricht.

Dishonored 2

Mann oder Frau?
Und dabei macht „Dishonored 2“ bereits in einer der ersten Szenen deutlich, dass sich doch so manches seit dem Vorgänger geändert hat. So müssen wir bereits jetzt eine schwerwiegende Entscheidung treffen, die den gesamten Spielverlauf und auch das Gameplay grundlegend verändern kann. Denn hier entscheiden wir uns erstmals dafür, ob wir mit dem Helden aus dem Vorgänger, Corvo Attano das aufregende Abenteuer antreten wollen, oder es einmal auf neuartige Weise mit seiner Tochter Emily Kaldwin versuchen möchten. Und während vor allem Corvo mit seinen üblichen und bekannten Fähigkeiten aufwartet, hat Emily teilweise eine gänzlich andere Spielweise zu bieten. Denn ist Corvo noch relativ kampferprobt, entpuppt sich die schlanke Emily eher als ein schnelles und flinkes Wesen, das problemlos längere Strecken schnell überwinden kann. Aber vor allem speziellere Fähigkeiten, wie etwa das Verknüpfen des Schicksals zweier gegnerischer Figuren sorgt für interessante Kombinationsmöglichkeiten und ein ungewöhnliches Gameplay – vorausgesetzt der Spieler skillt die entsprechenden Fähigkeiten.

Dishonored 2

Kämpfer oder Assassine
Ansonsten hat sich allerdings das Basis-Spielprinzip nicht verändert. Noch immer ist „Dishonored 2“ eine gelungene Mischung aus schleichendem Stealth-Game und konfrontierender Action, bei der wir uns in jeder Situation selbst entscheiden können, wie wir das Spiel oder den nächsten Gegner meistern möchten. Ob wir uns von hinten anschließen und das Ziel erwürgen, es mit einem Pfeil betäuben oder frontal mit dem Schwert niederstechen – die Wahl liegt stets bei uns. Selbst eine Kombination aus verschiedenen Vorgehensweisen steht uns immer frei, etwa dann, wenn der eigentliche heimliche Schleichversuch einmal mehr schief gegangen ist. Denn schnell steht fest: Das versteckte Vorgehen ist doch manches Mal schwieriger, als einfach in den offenen Kampf zu ziehen.

Dishonored 2

Viele Wege führen zum Ziel
Zum Glück kann man an der Stelle glatt sagen, dass uns „Dishonored 2“ generell sehr viele Freiheiten lässt. So ist jeder Kartenabschnitt, auf dem wir unsere jeweilige Mission durchführen müssen, eine offene Welt. Wir können uns also frei bewegen und müssen nicht zwangsläufig mitten durch die Gegnermengen. Alternative und auch versteckte Wege gibt es derweil nämlich reichlich, sodass wir uns gut und gerne durch die anliegenden Häuser schleichen können, auf Dächer teleportieren oder mitunter auch durch tiefer liegende versteckte Zugänge in ein Gebäude kommen können. Diese zahlreichen unterschiedlichen Möglichkeiten machen die verdeckte Spielweise immerhin deutlich einfacher. Ganz zu schweigen davon, dass das Erkunden der Karte ohnehin oft sinnvoll ist, denn die zahlreichen Schwarzhändler in Dunwall und an anderen Orten sorgen erst dafür, dass wir uns unterwegs mit wichtigem Equipment und Waffen eindecken können. Das nämlich sollten wir dringend tun, ehe wir uns an das nächste größere Ziel wagen.

Dishonored 2

Detaillierte Steampunk-Welt
Außerdem gibt es in der Welt von „Dishonored 2“ ja ohnehin reichlich zu entdecken. Dazu gehören schließlich nicht nur die futuristisch wirkenden Eisenbahnen über unseren Köpfen und die mit Walöl betriebenen elektrischen Barrieren, sondern auch so manches Geheimnis in den kleinen Gassen abseits der Straße. Insgesamt muss man nämlich klar sagen, dass das Leveldesign des Spiels mehr als nur herausragend ausgefallen ist. Ob Ratten in der einen Ecke, Graffiti an der anderen oder einfach nur der Müll hinter den Gebäuden: Hier haben die Entwickler wirklich auf jedes noch so kleine Detail geachtet, um eine stimmungsvolle und glaubwürdige Spielwelt zu erschaffen, in der tatsächlich nichts fehlt. Manchmal erzeugt das Actionspiel dabei sogar eine höchst beklemmende, fast aussichtslose Atmosphäre. Und die technischen Errungenschaften wie mechanische Soldaten und andere futuristische Dinge sorgen für das perfekte Steampunk-Feeling.

Dishonored 2

Kein Versteck in der Menge
Hinsichtlich der Missionen muss man allerdings einige Abstriche im Vergleich zum Vorgänger machen, auch wenn selbst die Fortsetzung noch immer ihre großen Stärken hat. Doch interessante Aufgaben inmitten einer zivilen Menge suchen wir mittlerweile vergebens, sodass die klassische Maskerade in keiner der Missionen mehr zu unseren Hauptaufgaben gehört. Stattdessen sind wir meist maskiert auf den Straßen unterwegs und sollen wahlweise eine Zielperson ermorden oder sie auf andere Art und Weise von unseren Zielen überzeugen. Auch hier haben wir meist die Freiheit selbst zu entscheiden, ob wir tödlich oder nicht-tödlich vorgehen möchten. Bis die Missionen aber wirklich interessant werden, sind mitunter zu Beginn drei weniger spannende Aufgaben vergangen, die auch nicht unbedingt den zugänglichsten Einstieg ermöglichen. Davon sollten sich Spieler aber mitnichten abschrecken lassen, denn sind diese erst einmal hinter uns gebracht, kann „Dishonored 2“ seine ganzen Stärken voll entfalten.

Dishonored 2

Haus der Labyrinthe
In der vierten Mission zeigt sich nämlich zugleich auch eines der besten Kapitel des gesamten Spiels. In einer Art Haus der Labyrinthe müssen wir mittels Schalter die verschiedensten faszinierenden Räume aufdecken, neue Wege transformieren und schlussendlich den Weg zu unserer Zielperson finden – und das alles zwischen zahlreichen mechanischen Soldaten, denen wir nach Möglichkeit aus dem Weg gehen sollten. Diese zugleich auch vermutlich längste Mission des Spiels zeigt hier erstmals, was „Dishonored 2“ eigentlich tatsächlich drauf hat. Aber dabei soll es nicht bleiben, denn wenn wir einige Kapitel später plötzlich mittels Chronometer in die Vergangenheit blicken können, während wir zugleich die Gegenwart vor uns haben, bekommen selbst Sci-Fi-Fans einige faszinierende Spielmomente geboten. Denn das Hin- und Herwechseln zwischen den Zeiten entpuppt sich als einzigartiges Gameplay, das wir so noch in keinem anderen Spiel gesehen haben. Allein dafür lohnt sich „Dishonored 2“ allemal.

Dishonored 2

Entscheidungen
Allerdings soll es dabei nicht bleiben, denn die Entscheidungen, die wir in diesem Spiel treffen, haben echte Auswirkungen auf den weiteren Spielverlauf. So entscheidet das tödliche oder nicht-tödliche Vorgehen, also die Tatsache, ob wir am Ende einen hohen oder niedrigen Chaosfaktor erzeugt haben, über das tatsächliche Ende des Spiels. Das ist unterdessen aber längst nicht die faszinierendste Entscheidung, denn so manch andere eher subtile Entscheidung wird mitunter erst im Nachhinein wirklich ersichtlich. So hat schließlich auch unsere Spielweise in der Vergangenheit sichtbare Auswirkungen auf die Gegenwart. Abhängig davon, welche Gegner wir ermorden und wie wir mit der Hauptfigur interagieren, hat unsere Verbündete Meagan, die uns über das gesamte Spiel hinweg begleitet, plötzlich nur einen oder noch beide Arme. Und wir wissen womöglich gar nicht, durch welche konkrete Entscheidung dies zustande gekommen ist. Faszinierend – und zugleich wünschen wir uns mehr davon auch in anderen Spielen.

Dishonored 2

Gameplay durch Skills
Eine weitere wichtige Entscheidung, die wir im Laufe des Spiels treffen, ist allerdings die Art und Weise, mit der wir unsere Spielfigur mit neuen Fähigkeiten ausstatten. Fest steht: Wir werden in den insgesamt neun Kapiteln niemals genügend Runen sammeln können, um tatsächlich alle verfügbaren Fähigkeiten auch auszustatten. Das macht allerdings „Dishonored 2“ auch so spannend und sorgt für einen sehr hohen Widerspielwert. Denn während sich die möglichen Fähigkeiten von Emily und Corvo jeweils unterscheiden, so können wir das Spiel zugleich auch mehrmals mit unterschiedlichen Skills durchspielen und so immer wieder eine komplett andere Spielerfahrung erleben. Das macht „Dishonored 2“ vor allem für jene interessant, die Spiele gerne mehr als nur ein einziges Mal durchspielen (die Angabe der Spieldauer im Kasten unten bezieht sich hierbei auf das einmalige Durchspielen der Story, bei mehrmaligem Durchspielen vervielfacht sich diese Angabe).

Dishonored 2

Keine einwandfreie Technik
Schade ist derweil nur, dass das Spielerlebnis dieses eigentlich erstklassigen Spiels vor allem durch die Technik der PC-Version etwas getrübt wird, denn diese funktioniert derweil nicht immer ganz fehlerfrei. So hatten wir zu Beginn des Tests selbst mit seltsamen Grafikfehlern zu kämpfen, bei denen beispielsweise eine mysteriöse grüne Acht in der Mitte unseres Bildschirms erschien. Wodurch dieser Fehler ausgelöst wird, ist bisher nicht klar. Zum Glück ließ sich dieser aber durch die Installation des neuesten Grafikkartentreibers beheben. Damit ist ohnehin klar: Wer „Dishonored 2“ spielen möchte, sollte unbedingt vorher die neuesten Treiber installieren, da es sonst zu erheblichen Problemen kommt. Aber das längst nicht alles: So funktioniert auch die „adaptive Auflösung“ nicht richtig und sorgt ebenfalls für Grafikfehlern an den Bildschirmrändern. Ein Abschalten dieser Option hat den Fehler behoben und das Spiel ließ sich im Test auf aktueller Hardware trotzdem flüssig spielen.

Dishonored 2

Flackern der Schatten
Weitere durchaus sichtbare Fehler sind etwa das Flackern der Schatten, wenn wir vom Schiff aus auf die Landschaft schauen. Diesen Fehler konnten wir bisher immer noch nicht beheben, er stört aber zugleich auch das Spielerlebnis nicht allzu sehr. Über kleinere Texturfehler kann man unterdessen auch hinwegsehen. Und doch muss man schnell zu dem Entschluss kommen, dass „Dishonored 2“ damit insgesamt nicht mehr so recht zeitgemäß aussieht. Bot uns der Vorgänger einst noch überwältigende Grafik für seine damalige Zeit, entspricht die Grafik aus diesem Spiel hingegen nur noch dem Stand von vor einigen Jahren – und das, obwohl die Systemanforderungen ganz und gar nicht besonders niedrig sind. Denn Hardwareleistung frisst „Dishonored 2“ mitunter schon enorm. Insgesamt sind wir darüber wiederum verwundert, wenn wir beispielsweise die wirklich hübschen Wassereffekte sehen, die auf dem Meer eindeutig mit Einsatz von Tesselation dargestellt werden und damit besonders organisch erscheinen. Und auch Charakteranimationen können sich tatsächlich sehen lassen. Warum man diese Qualität dann nicht im gesamten Spiel fortgesetzt hat, sorgt für Verwunderung. Dennoch sollte man sich auf Grund dessen nicht vom Kauf abhalten, denn spielerisch macht „Dishonored 2“ sehr viel Spaß und gehört mit zu den besten Spielen des vergangenen Jahres.

Fazit:
Mit seinem dynamischen auf Fähigkeiten basierenden Gameplay, den enorm vielen Freiheiten und einer faszinierenden Steampunk-Welt kann „Dishonored 2“ seinem Vorgänger spielerisch mehr als nur gerecht werden. Schade nur, dass die Technik hier und da das Spielerlebenis trübt.

Dishonored 2 Wertung


16
Feb

Leaving Lyndow

Nach den vielen Jahren in der Gilde der Wissenschaftlichen Erkundungen ist es für Clara endlich so weit: Sie darf auf eine mehrjährige aufregende Expedition gehen und wird vielleicht sogar fremde Zivilisationen auf ihren Schiffsreisen kennenlernen. Doch das große Abenteuer ist auch mit einigen Herausforderungen verbunden, zu denen vor allem der große Abschied aus ihrer Heimatstadt gehört. Immerhin fällt es der Familie nicht leicht, das noch junge Mädchen endgültig gehen zu lassen und einige sind gar besorgt, dass sie auf dem gefährlichen Meer sterben könnte. Ganz zu schweigen von Clara selbst, der es ebenfalls nicht allzu leicht fällt, ihre Freunde zu verlassen und damit auch die vielen spaßigen Abende mit ihrem besten Freund zu verzichten. Aber für sie steht der Entschluss längst fest, denn mit der Expedition erfüllt sie sich ihren großen Traum…

Kritik:
Die Spiele-Landschaft ist für gewöhnlich voll mit brutaler Action und umfangreichen Rollenspielen. In eine ganz andere Richtung möchte allerdings „Leaving Lyndow“ – ein Indie-Abenteuer, das eher für einen kurzweiligen entspannten Abend sorgen möchte. Vergleichbar mit der Story eines Kurzfilms konzentriert sich das Spiel nämlich lediglich auf ein einziges Ereignis, nämlich den großen Abschied von der Familie und möchte damit eine intensive Atmosphäre aufbauen. Denn hier versucht man dem Spieler das Gefühl zu geben, selbst etwas zurückzulassen und sich in die emotionale Welt des jungen Mädchens hineinversetzen zu können. Dazu dienen nicht nur Briefe und ein paar Hintergrundinformationen vom Ableben ihres Vaters, sondern auch diverse Dialoge mit den Freunden und Familienmitgliedern. Insgesamt ist „Leaving Lyndow“ damit schon eine kleine Besonderheit unter den Unmengen an Spielen, die wir regelmäßig zu Gesicht bekommen.

Leaving Lyndow

Das melancholische Packen
Schon im ersten Abschnitt des Abenteuers kommt da sogar eine melancholische Stimmung auf, die nicht zuletzt am gelungenen und einfühlsamen Soundtrack liegt, der die irgendwie traurige, aber auch freudige Geschichte perfekt untermalen kann. Im Haus der Eltern müssen wir schließlich zunächst einige Dinge zusammensuchen und unseren Koffer packen, damit wir uns für die große Reise bereit machen können. Ein kleines Abschiedsgespräch mit der Mutter gehört selbstverständlich auch dazu. Und danach sind auch die anderen noch an der Reihe. Der Onkel etwa kann sich mit dem Abschied gar nicht anfreunden und hat doch große Sorge, dass die junge Clara sterben könnte. Und auch die vielen Freunde sind doch eher zwiegespalten, wenn es darum geht, ihre langjährige Freundin gehen zu lassen. Dieses Gefühl, unter allen Umständen den großen Traum erfüllen und doch insgeheim bei den Freunden und der Familie bleiben zu wollen, kann „Leaving Lyndow“ jedenfalls perfekt einfangen.

Leaving Lyndow

Wenig Gameplay
Doch reicht das allein tatsächlich bereits, ein gutes Spiel zu bieten? Hinsichtlich des Gameplays hat „Leaving Lyndow“ jedenfalls nicht allzu viel zu bieten. Das Abenteuer präsentiert sich insgesamt doch eher als eine Art Walking Simulator, bei dem wir durch mehrere Abschnitte der Welt spazieren und verschiedene Gegenstände einsammeln, oder Briefe und Dokumente lesen, um interessante Informationen zur Hintergrundgeschichte zu erfahren. Dazwischen warten lediglich einige durchaus gelungene Minispiele und Rätsel auf den Spieler, etwa wenn wir mit unserem kleinen Neffen einige Figuren einsammeln müssen oder in einer kleinen Erinnerung an vergangene Zeiten ein Musikstück auf einem speziellen Instrument nachspielen sollen. Hier hat man die relativ einfachen Rätsel hin und wieder auf durchdachte Weise eingebaut und zu einem wichtigen Teil der Story gemacht. Und dennoch: Das reicht noch nicht so recht, um tatsächlich zu begeistern, denn spielerisch ist das einfach zu wenig. Von der ohnehin sehr kurzen Spieldauer von gerade einmal knapp 30 Minuten einmal ganz zu schweigen.

Leaving Lyndow

Wunderschöne Fantasy-Welt
Dabei ist „Leaving Lyndow“ ja eigentlich sogar wegen seiner überaus hübschen Grafik und Gestaltung der Welt sehr atmosphärisch. Geradezu verträumt bunt sind da die hübschen Wälder und Wiesen mit ihren tollen Panoramaaussichten und dem beeindruckenden Blick auf den Mond. Der Detailgrad der Grafik kann sich dabei in jedweder Hinsicht sehen lassen und braucht sich vor den großen Titeln sicherlich nicht zu verstecken. Schon allein die ausgesprochen umfangreiche Vegetation mit ihren vielen Pflanzen, Blumen und Bäumen kann sich mehr als nur sehen lassen. Dazwischen süße Vögel, die zwischen den Baumkronen umherfliegen und die Verträumtheit der Szenerie noch einmal unterstreicht. Lediglich die Animationen der menschlichen Charaktere könnten sicherlich einen Tick hübscher ausfallen. Aber dennoch freuen wir uns angesichts der Tatsache, dass „Leaving Lyndow“ nur ein kleiner Einblick in die Welt des noch kommenden Open-World-Spiels „Eastshade“ bietet darüber, wie hübsch doch bereits jetzt die Welt gestaltet ist. Insgesamt würden wir aber dennoch den potentiellen Käufern dazu raten, auf das „große“ Spiel noch zu warten.

Fazit:
Der wunderhübsche und atmosphärische Walking Simulator bietet bereits jetzt einen kleinen Einblick in die zukünftige Welt von „Eastshade“. Spielerisch reichen die winzigen Rätsel und die extrem kurze Spieldauer von gerade einmal 30 Minuten allerdings noch nicht aus, um vollends zu begeistern.

Leaving Lyndow Wertung