09
Aug
Batman – The Telltale Series
Kritik:
Die Entwickler von Telltale Games sind mit ihren Adventures meist vor allem für eines bekannt: Besonders tiefgründige und spannende Geschichten zu erzählen, bei denen wir mit unseren Entscheidungen den genauen Handlungsablauf manipulieren können.
Korruption und Macht
Um genau solch ein Spiel handelt es sich natürlich auch bei „Batman – The Telltale Series“, welches einmal mehr in mehreren Episoden erscheinen wird. Erst vor kurzem ist mit „Reich der Schatten“ auch bereits die erste Folge erschienen und darin dürfen wir nicht nur gegen flinke Bösewichte, wie etwa die süße Catwoman kämpfen, sondern bekommen es auch noch mit eher klassischen Gegnern zu tun. Immerhin spielen wir Bruce Wayne auch gelegentlich in seiner privaten Rolle als Geschäftsmann, bei der er sich mit korrupten Gangstern, Politikern und der Presse abgeben muss. Und während er einen ganz bestimmten Bürgermeisterkandidaten unterstützt, in der Hoffnung, Gotham demnächst endgültig zum positiven verändern zu können, wird er auch schnell zur Zielscheibe von bisherigen Machthabern, die überhaupt kein Interesse daran haben, die Stadt in irgendeiner Weise umzukrempeln. Damit liefert uns Telltale bereits eine beeindruckende Auftaktstory um Korruption und Macht, die weit tiefgründiger sein könnte, als wir es von früheren Telltale-Spielen bisher gewohnt sind.
Eine selbstständige Fledermaus
Das Spielprinzip ist dabei allerdings das Gleiche geblieben: Wenn wir nicht gerade in Dialogen wichtige Entscheidungen treffen oder gewisse Orte nach Hinweisen absuchen, dürfen wir in Quicktime-Events gegen zahlreiche Gegner antreten. Erstaunlich ist dabei, dass Telltale dieses Mal ein bisschen mehr Komplexität in die Kämpfe hineingebracht hat, muss man doch schließlich nun ein paar Tasten mehr drücken, um den Gegnern auszuweichen, oder sie zu bekämpfen. Mitunter kommt es dabei auch mal vor, dass wir zwei Tasten gleichzeitig benötigen, um die richtige Reaktion zur passenden Zeit auszuführen. Bei früheren Telltale-Spielen war das nicht üblich und man beschränkte sich doch auf einzelne Tastenaktionen. Problematisch ist dabei allerdings, dass sich Batman offensichtlich gerne einmal selbstständig macht und es gar nicht immer große Auswirkungen hat, wenn wir die Quicktime-Events nicht meistern. Sind wir noch bei „The Walking Dead“ oder „Tales from the Borderlands“ gelegentlich gestorben, wenn wir nicht rechtzeitig die richtige Taste gedrückt haben, ist uns im Test doch häufig aufgefallen, dass Batman die entsprechende Aktion dennoch ausführt – selbst, wenn wir zu lange gebraucht haben oder gar die falsche Taste verwendeten. Gelegentlich kommt dabei tatsächlich die Frage auf, ob man ihm nicht gar gänzlich nur zuschauen könnte. Damit wird das Gameplay natürlich sogar noch zurückgefahren.
Die düstere Spürnase
Etwas spannender wird es hingegen, wenn „Batman – The Telltale Series“ einige neue Features einführt, die es zuvor so nicht gegeben hat. Dazu gehört etwa, dass man den Detektivmodus aus den früheren Arkham-Spielen etwas abgeändert übernommen hat und wir nun an Tatorten bestimmte Fundsachen und Ereignisse kombinieren müssen, um den Tathergang zu rekonstruieren. Ein ähnliches Feature gab es etwa schon in „Arkham Origins“, wo wir ebenfalls den Tathergang wiederherstellen mussten. Insgesamt hält man sich bei Telltale allerdings ein wenig simpler. Allerdings ebenfalls neu ist die Planung unserer Vorgehensweise mittels technischen Gimmicks, wie einer Kameradrohne. Erstmals können wir die Gegner und deren Überwältigungsart zuvor auswählen, ehe wir dann mit Quicktime-Events in den Nahkampf gehen müssen. So haben wir tatsächlich ein bisschen mehr direkten Einfluss auf das Spielgeschehen und können beispielsweise aussuchen, ob Batman einen Gegner vom Balkon aus angreifen, oder gegen das Geländer schmettern soll. Durchaus interessant.
Pseudo-Koop für Entscheidungsträger
Ein weiteres gänzlich neues Feature ist der sogenannte „Crowd Play“-Modus. Ein bisschen lehnt man sich dabei an den Koop-Modus an und sorgt dafür, das bis zu vier Freunde sich an den Entscheidungen unseres Helden beteiligen können. Vorab können wir dabei aussuchen, ob Entscheidungen tatsächlich anhand von bindenden demokratischen Wahlen gefällt werden, oder die Mitspieler lediglich als beratende Funktion dienen sollen. Hierzu besteht die Möglichkeit, seinen Freunden einen Zugangscode mitzuteilen, durch den diese dann unseren Spielverlauf aktiv per Stream verfolgen können und bei Entscheidungen dann per Multiple-Choice-Fragen mitbestimmen können, welche Handlung oder welchen Dialog wir zukünftig ausführen werden. Grundsätzlich ein nettes Feature, in der Praxis allerdings eher ein wenig lästig und den Spielverlauf störend. Da wäre es doch wesentlich spannender, zukünftig ein echtes Koop-Adventure, bei dem die Spieler allesamt eine eigene Figur steuern können, zu erleben. Dagegen spräche jedenfalls nichts.
PC-Version mit technischen Problemen
Ob ein solches Koop-Feature in der Praxis allerdings überhaupt sinnvoll einsetzbar ist, steht aktuell noch in den Sternen, denn auf dem PC kämpfen einige Spieler momentan eher damit, das Spiel überhaupt zum Laufen zu bekommen. Da sind wir übrigens keine Ausnahme, hatten wir nämlich ebenfalls massive technische Probleme. So lässt sich „Batman – The Telltale Series“ beispielsweise nur beim ersten Start tatsächlich spielen. Starten wir das Spiel anschließend zum zweiten Mal, bekamen wir einen schwarzen Bildschirm anstelle des Menüs zu sehen. Auch führten Änderungen an den Grafikeinstellungen spätestens nach Start einer Episode prompt zu einem Absturz des Spiels. Desweiteren klagen einige Spieler zudem über Probleme mit der Steam Cloud Synchronisation, die das Spielen offenbar ebenfalls unmöglich machen soll. Aktuell gibt es daher zahlreiche Spieler, bei denen „Batman – The Telltale Series“ zum momentanen Zeitpunkt selbst auf High-End-Systemen völlig unspielbar ist. Wir raten daher vom Kauf ab, bis ein entsprechender Patch nachgereicht wurde, der diese massiven Fehler behebt.
Hinweis zur Wertung
Auf Grund schwerwiegender technischer Probleme mit denen zahlreiche Spieler (darunter auch wir beim Test) zu kämpfen haben, sehen wir uns aktuell gezwungen, dies durch eine Abwertung deutlich zu machen. Sobald ein Patch nachgereicht wurde, der diese Fehler behebt, werden wir euch hier selbstverständlich auf dem Laufenden halten und die Wertung noch einmal überarbeiten. Wären die genannten Probleme nicht vorhanden, würde “Batman – The Telltale Series” rein hinsichtlich des Spielspaßes eine höhere Wertung erhalten.
Fazit:
Eigentlich handelt es sich beim neuen Batman-Abenteuer von Telltale um eines der spannendsten Spiele, die das Studio bisher veröffentlicht hat. Mit einer tiefgründigen Story über Macht und Korruption kann man von Beginn an fesseln und eine hohe Identifikation mit den Figuren aufbauen. Leider wird das Spielvergnügen auf dem PC allerdings aktuell durch massive technische Probleme getrübt.