30
Aug
F1 2016
Kritik:
Wie üblich bietet „F1 2016“ natürlich zahlreiche Spielmodi. Im Karrieremodus können wir uns mit dem eigenen Namen in einem beliebigen Team versuchen und bekommen einen realen Fahrer als Kollegen. Mit dem Ziel, endlich erster Fahrer des Teams zu werden, bestreiten wir eine direkte Rivalität mit eben diesem Kollegen, bei dem wir unsere Fähigkeiten gegen ihn unter Beweis stellen. Das ist unterdessen nicht immer einfach, vor allem wenn wir in einem Profiteam anheuern. Bei Mercedes, Red Bull oder Ferrari etwa fährt schließlich auch unser Teamkollege ziemlich weit vorne mit und ihn zu übertreffen, könnte bei so manchem Wetter vielleicht sogar eine Kunst werden.
Einfacher Beginn
Wer sich den umfangreichen Karrieremodus noch nicht zutraut, der hat aber natürlich auch die Möglichkeit, sein Glück in einem der vielen anderen Modi zu versuchen. So können wir unter anderem eine einzelne Meisterschaftssaison hinlegen, eine schnelle Runde fahren oder im Zeitfahren versuchen, unsere Fähigkeiten zu verbessern. Vor allem für das Training ist letzteres geeignet, wenn gleich die meisten Spieler diesen Modus vermutlich nicht primär nutzen werden, haben wir schließlich in der Karriere und im Meisterschaftsmodus immer noch genug die Möglichkeit, zu trainieren. Dabei können wir sogar festlegen, welche Renndistanz wir absolvieren wollen (auch die realistische, komplette Renndistanz ist möglich) und wie lange das Qualifying dauern soll. Einmal festgelegt, haben wir vor jedem Rennwochenende auch im Karrieremodus noch die Möglichkeit, diese Einstellung zu ändern.
Training endlich sinnvoll
Ein Rennwochenende besteht dabei natürlich aus den realitätsgetreuen Varianten: Wir dürften gleich zwei Mal zum freien Training auf die Strecke, versuchen uns anschließen im Qualifying und freuen uns dann anhand der Platzierung auf der sonntägliche Rennen. Interessant ist dabei, dass man die Trainingsphase nun endlich sinnvoll gefüllt hat und wir nicht nur nach Belieben im Kreis fahren dürfen. Das hindert den Spieler erstmals daran, das Training zu überspringen und tatsächlich gut zu nutzen. In Trainingssessions lernen wir unter anderem die Streckenklimatisierung, um später die Ideallinie besser halten und das DRS optimal einsetzen zu können. Beim Reifenmanagement lernen wir, unsere Reifen während dem Rennen möglichst zu schonen. Beim Qualifying-Tempo versuchen wir, bereits im Training die Zeitvorgaben für eine gute Qualifying-Position zu erreichen und bei den Team-Aufgaben geht es darum, bestimmte vom Konstrukteur vorgegebene Ziele zu erreichen. Je erfolgreicher wir sind, desto mehr Punkte erhalten wir, die wir dann in die Verbesserung unseres Fahrzeuges investieren können. So haben wir nicht nur endlich einen Grund, das Training zu absolvieren, sondern werden ganz automatisch auch noch besser im Rennen.
Achtung: Wand
Besser werden ist übrigens auch nötig, denn wer dachte, er könnte einfach nur aufs Gas treten, hat sich getäuscht. Obwohl wir diverse Fahrhilfen optional einschalten können, können wir den unterschiedlichen Schwierigkeitsgrad der Strecken tatsächlich spüren. Vor allem engere Strecken wie Monaco oder auch Australien sind gar nicht immer einfach, wenn es darum geht, auf der Strecke zu bleiben. Können wir in Bahrain beispielsweise problemlos mal leicht von der Strecke abkommen, bedeutet das in Monaco ein Schaden am Fahrzeug oder womöglich gleich ein komplettes Ausscheiden. Durch den realistischen Wendekreis wird aber auch schnell klar, wir schwierig es echte Formel 1-Fahrer dabei haben, die Streckenmarkierungen nicht zu übertreten und mit welcher Lebensgefahr sie in Monaco schweben, wenn sie einmal einen Fehler machen. Das sorgt für Spannung – auch beim Spieler.
Hölle Aquaplaning
Doch auch sonst hat es und die glaubwürdige Fahrphysik tatsächlich angeht. Schnell merken wir nämlich, welche Auswirkungen selbst kleinere Schäden am Fahrzeug auf die Steuerung haben können. Eine kleine Beule am Frontflügel und der Wendekreis kann plötzlich größer werden. Ein mittelgroßer Schaden und unser Auto neigt vielleicht schon nach rechts. Noch schwerer Schaden und wir werden spürbar langsamer. Aber auch platte Reifen, ein Verlust der Räder und vieles mehr ist möglich, was unser Können erfordert. Selbst die Unterschiede bei verschiedenen Reifen und Einstellungen sind während dem Fahren spürbar. Besonders schwierig wird es unterdessen bei Regen, wenn Aquaplaning dafür sorgt, dass wir unser Auto nicht mehr so leicht auf der Strecke halten können. Je mehr langgezogene Kurven, desto schwieriger wird auch hier die Steuerung. So bleibt „F1 2016“ aber auch über eine gewisse Zeit spannend.
Verbannung der Tastatur
Apropos Steuerung: Am Besten ist es dann doch, wenn wir „F1 2016“ vorzugsweise mit dem Gamepad-Controller oder lieber gleich einem Lenkrad steuern. Damit ist vor allem die Lenkung um einiges präziser möglich, als mit der Tastatur. Letzteres können wir zwar ebenfalls verwenden, ist aber bei Rennspielen generell nicht zu empfehlen. Gar nicht vorhanden ist hingegen die Steuerung per Maus, denn nicht einmal im Menü haben wir die Möglichkeit, das Spiel mit der Maus zu bedienen. Das ist nicht ganz zeitgemäß, aber letztendlich dann doch ausreichend. Ein kleines Problem gab es aber dennoch, denn das Spiel hat vor allem bei der Controllersteuerung wohl mit einigen Bugs zu kämpfen. Bei unserem Test mit einem Logitech Dual Action wurde der Controller zwar erkannt und wir konnten ihn auch konfigurieren, aber seit dem zweiten Start wird die Tastenbelegung nur noch mit „Fehler“ angegeben. Kurzes Minimieren und erneutes Maximieren des Spiels sorgt derweil allerdings dafür, dass wir den Controller dennoch verwenden können. Und auch eine erneute Änderung der Tastenbelegung ist möglich, auch wenn anhand der „Fehler“-Angabe nicht erkennbar ist, welche Funktion gerade welcher Taste zugewiesen wurde. Zum Glück funktionierte die Steuerung mit dem Controller aber dennoch im Test.
Neue Regeln für die Fahrer
Interessant ist derweil übrigens eine vollständige Umsetzung der neuen Formel 1-Regeln. Das betrifft unter anderem das Qualifying, welches nun in drei Phasen abläuft, bei dem nach jeder Phase die schlechtesten Fahrer ausscheiden. Gut gelungen ist dabei die Idee, dies nur beim vollen Qualifying umzusetzen, da dies im kurzen Qualifying kaum sinnvoll anwendbar ist. Wer aber als Profi-Rennfahrer Lust auf ein vollumfängliches Rennwochenende mit kompletter Qualifying-Länge hat, der bekommt hier auch die Regeln zu spüren. Ähnliches gilt für die Übernahme der DRS-Regeln, für die Beschränkung von Reifen und die Übernahme der Qualifying-Einstellungen ins Rennen. Ganz zu schweigen von etwaigen Strafen, wie etwa eine Durchfahrtsstrafe (Fahren durch die Box, ohne erlaubten Stop) bei einem Fehlstart oder einer Zeitstrafe wegen Abkürzens der Strecke. Das ganze dann passenderweise kommentiert über Funk durch unsere Kameraden in der Box, die unser Fahrverhalten stets im Auge behalten und sinnvolle Tipps geben. So fühlt man sich wie ein echter Rennfahrer.
Fahrer muss selbst ran
Übrigens: Die Durchfahrtsstrafen kommen mitunter gar nicht so selten vor, denn wir müssen in „F1 2016“ hin und wieder auch manuell ran. Das gilt auch für die Kupplungssteuerung beim Start des Rennens. Bevor die Ampeln also auf grün schalten, ist es unsere Aufgabe, die Kupplung gedrückt und den Motor im richtigen Drehzahlbereich zu halten. Sobald dann grün wird, lassen wir die Kupplung im richtigen Moment los und geben Gas. Spannend ist das deshalb, weil sich das Risiko für Fehlstarts damit enorm erhöht und wir uns beim Start wirklich konzentrieren müssen, um keine Strafe zu kassieren. Auch da hat man den Realitätsgrad nun ein wenig erhöht. Gut außerdem, dass wir nun die Geschwindigkeit zur Boxengasse selbst regulieren müssen und nicht mehr allzu weit automatisch gefahren werden.
Hübsches Nass
Grafisch und technisch kann sich das aktuelle Formel 1-Game übrigens sehen lassen. Dabei liefert man zwar keine grafische Referenz ab, aber vor allem die Streckengestaltung ist doch recht glaubwürdig und realistisch ausgefallen. Praktisch zu jeder Zeit haben wir das Gefühl, auf der echten Strecke unterwegs zu sein, weil jede Tribüne, jeder Zaun, jede Palme und jeder Baum an genau der richtigen Strecke liegt. Mit dem passenden Schattenspiel wird dabei so manche Strecke sogar ein bisschen atmosphärisch. Auch die Fahrzeugmodelle sind insgesamt gut und realistisch ausgefallen, obwohl man beim „Glanzeffekt“ nicht so sehr punkten kann, wie beispielsweise „Project Cars“. Dafür haben die Spiele eines gemeinsam: Besonders bei Regen sieht es besonders hübsch aus. Dann komme nicht nur schöne Wassereffekte und eine spiegelnde Straße zum Vorschein, sondern auch noch andere schöne Details. So sehen wir etwa jeden Tropfen auf unserem Auto und wenn es auf unsere Kamera regnet, bewegt sich die Flüssigkeit je nach Kurve in die eine oder andere Richtung. Schöner geht Regen nicht. Insgesamt hätte man aber vielleicht noch eine zusätzliche, bessere Anti-Aliasing-Funktion für die High-End-PCs einbauen und vielleicht die Charaktermodelle noch hübscher gestalten können. Aber immerhin: Im Gegensatz zum Vorgänger sehen wir unsere Kollegen, wie etwa den Mechaniker oder unsere Managerin tatsächlich auch mal, statt nur in Menüs zu wuseln. Damit lohnt sich ein Aufrüsten von der Vorjahres-Version allemal.
Fazit:
Mit der diesjährigen Version des offiziellen Formel 1-Spiels haben sich die Entwickler deutlich verbessert und endlich wieder den sehr vermissten Karrieremodus einbaut. Zusätzliche Verbesserungen wie ein manueller Start, sinnvolle Trainingseinheiten und ein motivierendes Technologiesystem runden das Spielerlebnis ab und knüpfen wieder gut an die hohen Qualitäten der 2013er Version an. Ein Muss für Motorsport-Fans.