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    Ein Sommer in New York – The Visitor

    Ein Sommer in New York – The Visitor

    Land/Jahr:
    USA 2009
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Thomas McCarthy
    Darsteller:
    Richard Jenkins
    Hiam Abbass
    Haaz Sleiman
    Danai Gurira
    FSK:
    ab 0 Jahre
    Dauer:
    104 Minuten
    Kinostart:
    14. Januar 2010
    Label:
    Pandastorm

    Besonders glücklich ist Walter in seinem Leben ja nicht. Seit zwanzig Jahren übt er denselben Job aus, der längst keine neuen Herausforderungen mehr für ihn zu bieten hat und besonders viel Gesellschaft hat er auch nicht um sich herum. Wie gut also, dass er nach einigen Jahren seiner Arbeit in Connecticut endlich wieder in sein altes Appartment zurückkehrt. Noch ahnt er nämlich nicht, was dort auf ihn zukommen soll: Gerade erst die Tür hereingekommen, findet er plötzlich auch schon einen schwarzen Mann in seiner Badewanne. Während Walter in Connecticut arbeitete, lebte dieser mit seiner afrikanischen Frau in dem Appartment, weil er sonst keine andere Unterkunft hat, die er sich leisten könnte. Das junge Pärchen mit den Namen Tarek und Zainab ist – wie sich später herausstellt – offensichtlich illegal in den USA und das Leben auf der Straße scheinen sie ihrer schrecklichen Vergangenheit in ihrem Heimatland vorzuziehen. Da kommt es ihnen natürlich schnell gelegen, dass Walter den beiden anbietet, doch vorübergehend weiter bei ihm zu wohnen, zumal Tarek offensichtlich einige Sympathien beim deutlich älteren Walter weckt. Und dem ist das unterdessen auch ganz recht, ist er seit dem Tod seiner Frau schließlich ziemlich froh, über jegliche Gesellschaft, die er bekommen kann. Noch dazu verstehen sich Walter und Tarek so gut, dass sie sich schon bald anfreunden und Walter seine Leidenschaft für’s Trommeln entdeckt, die ihm seine seit langem verschwundene Lebensfreude wieder gibt. Tarek ist also schnell zu einer großen Bereicherung für Walter geworden, der sein Leben endlich wieder genießen kann. Dumm nur, dass während einer Fahrkartenkontrolle in der U-Bahn plötzlich auffliegt, dass Tarekt illegal im Land ist und er somit schon bald abgeschoben werden soll. Zusammen mit Tareks Mutter setzt Walter nun alles daran, ihn von seinem drohenden Schicksal zu befreien…

    Ein schwieriges, tieftrauriges, aber leider auch alltägliches Thema: In einem Land, wie den USA – aber auch hier in Deutschland – leben eine ganze Menge illegaler Einwanderer, die irgendwie versuchen über die Runden zu kommen und ganz besonders nicht abgeschoben werden wollen. Nach ihrer meist schrecklichen Vergangenheit im Heimatland wollen sie nur eines: Ein glückliches Leben, als ganz normale Menschen – nur eben nicht in ihrer Heimat. Doch die Zeiten der Offenheit und Tolleranz sind noch längst nicht so angebrochen, wie es sich manche wünschen würden. Afrikaner sind noch heute in dem konservativen Land der Vereinigten Staaten, das nach 9/11 umso mehr Angst vor Ausländern hat, nicht besonders erwünscht. Ganz besonders dann nicht, wenn sie illegal hier sind. Niemand zögert also, sie wegen einer fehlenden Aufenthaltserlaubnis, wie Verbrecher wegzusperren und sie bei der nächsten Gelegenheit abzuschieben. Doch viele von ihnen sind ganz normale, nette Menschen von nebenan, die so gut integriert sind, dass es ihnen niemand ansehen würde, dass sie überhaupt Ausländer sind. Teilweise sind sie sogar richtig nette Menschen, die ihr Recht auf Leben in Anspruch nehmen wollen und nie eine Straftat begangen haben. Vielleicht sind sogar einige von ihnen besser, als die Einheimischen selbst. Doch das System ist nicht gerecht, ebenso wenig, wie die Politik. Das soll auch Walter bald feststellen, der sein Leben eigentlich längst satt hat und wie durch ein Schicksal plötzlich auf Tarek und seine Freundin trifft. Tarek ist einer dieser richtig netten illegalen Einwanderer, die keiner Fliege etwas zu leide tun würden. Doch auch Tarek soll bald genau das Schicksal erleiden, das schon viel andere Illegale vor ihm durchmachen mussten. “The Visitor” schafft es auf sehr traurige Weise, ein schwieriges politisches Thema, wie Einwanderungspolitik und Menschenrechte aufzugreifen. Präsentiert aus der Perspektive eines Einzelschicksals, dem man wegen seiner Traurigkeit und Verbittertheit eigentlich nicht zutraut, soviel Tolleranz zu besitzen. Richard Jenkins, der hier den älteren Walter darstellt, der mit seinem Leben nicht mehr viel anzufangen weiß, wurde hierbei nicht umsonst für den Oscar als besten Hauptdarsteller nominiert. Seine Leistungen in “The Visitor” sind so gut, dass Dialoge fast schon überflüssig werden. Jenkins schafft es jede einzelne Situation und jede einzelne Emotion bereits durch seine Mimik näherzubringen. So manches Mal kann man seine Handlungsweisen auch schon vorraus sehen, wenn er beispielsweise der Mutter von Tarek zuneigungsvoll hinterherblickt, beim Betreten seines Appartments plötzlich den Trommelklängen von Tarek lauscht, oder als Gefängnisbesucher eine Frau sieht, die mit ihrer kleinen Tochter den Vater besucht. In jeder einzelnen dieser Situationen ist seine Gefühlslage perfekt nachvollziehbar und so gut dargestellt, dass der Zuschauer schon fast beginnt, mitzufühlen. Authentischer hätte er es wohl kaum darstellen können. Unterdessen leister aber auch Haaz Sleiman, als Tarek hervorragende Leistungen ab. Er unterscheidet sich deutlich von Walter, da er trotz seiner Situation eher ein lebensfroher Mensch ist, der es in jeder Gelegenheit schafft, Walters Gefühlslage deutlich aufzumuntern. Noch dazu ist Tarek ein besonders talentierter Musiker, der sich seit seiner Kindheit für die Trommelei begeistern kann. Das verschafft dem Film ein hervorragendes Zusammenspiel und einen besonderen Kontrast zugleich. Während der Zuschauer nämlich beeindruckenden afrikanischen Trommelklängen lauschen kann, sorgt der Wechsel zwischen fröhlichen Trommeleien und trauriger Situation bzgl. der Stimmung von Walter und der Situation von Tarek für viel Tiefgang und tollen Kontrasten. Die Fröhlichkeit zu Beginn des Films schafft es nämlich hervorragend, die Ernsthaftigkeit der Situation noch deutlich hervorzuheben, sodass sich “The Visitor” ernsthaft, glaubwürdig und dramatisch mit der schwierigen Einwanderungspolitik auseinander setzen kann. Dass der Film zudem völlig vorurteilslos die Perspektive eines friedlichen illegalen Einwanderers zeigt, der einen freundlicheren Charakter zeigt, als so mancher Amerikaner (oder Deutscher), macht ihn zum ersten Film, der sich wirklich ernsthaft und objektiv mit dem Thema auseinandersetzt, ohne gleich in Ghetto-Klischees zu verfallen oder die Dramaturgie mit Actionszenen verbessern zu wollen. Insgesamt bietet “The Visitor” nämlich eine beeindruckende Natürlichkeit und Authenzität, die stellenweise an die Glanzzeiten der 80er Jahre-Tragikomödien erinnert.

    Fazit:
    Ein Drama, dass sich mit viel Glaubwürdigkeit, Ernsthaftigkeit, Objektivität und Tiefgang an das schwierige und umstrittene Thema der illegalen Einwanderung wagt – mit hervorragenden darstellerischen Leistungen und einer einfühlsamen Inszenierung.

    Trailer:
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